Warum zu Buy-and-Hold immer auch ein „Check“ gehört

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Wir befinden uns in einer Börsenphase, die wir alle so noch nicht erlebt haben: Die Wirtschaft hat die Folgen von Corona noch nicht verarbeitet, die Lieferketten sind gestört, in Europa tobt ein Krieg, der mit Sanktionen und diese wiederum mit Energielieferstopps beantwortet. Gleichzeitig schießt die Inflation in die Höhe und die Notenbanken starten eine Zinswende, die in ihrer Dynamik und Vehemenz nicht zu erwarten war.

Aktien- und Anleihenmärkte erleben ein gleichzeitig ein deutliches Verlustjahr – auch das gab es so noch nicht.

Und wie gehst Du als Anleger mit der Situation um? Wenn Du lang genug an der Börse aktiv bist, dann kennst Du solche Situationen. Denn neu sind nur die Themen und sicher auch die Vielfalt. Aber Krisen und Unsicherheiten gab es schon immer. Genau davon lebt ja auch die Börse und dafür sind die Risikoprämien, nämlich die durchschnittliche Kursentwicklung nebst Dividendenzahlungen, auch höher als bei anderen Anlagearten. Aber eine höhere Prämie gibt es nur, wenn eben auch die Schwankungen und die Verlustgefahr größer sind.

Ich möchte deshalb die Gelegenheit nutzen und noch einmal beschreiben, wie ich mein Anlageverhalten einordne. Und wie ich auf veränderte Situationen reagiere.

Meine Anlagephilosophie mit dem Dividendendepot

Ich habe für mich nach vielen Jahren des Suchens festgestellt, dass ich mit einer langfristigen Anlagestrategie die höchsten Erträge erzielen kann. Um diese Langfristigkeit zu erreichen, setze ich auf Dividendentitel. In gewisser Weise manipulieren sie mich nämlich! Oder anders ausgedrückt: ich überliste mit ihnen meinen Spieltrieb.

Ich habe mir ein Ziel gesetzt, dass ich regelmäßige Erträge aus meiner Geldanlage erhalten möchte. Der für mich beste Weg dahin sind Dividenden. Also suche ich nach Aktien, die eine sichere Dividende zahlt und diese auch kontinuierlich steigert. Ich suche explizit nicht nach den höchsten Dividendenzahlern, sondern wünsche mir einen breiten Mix. Viele Aktien haben ein hohes Dividendenwachstum, dafür ist die Dividendenrendite zunächst relativ niedrig. Bei anderen Titeln ist die Dividendenrendite ziemlich hoch, dafür steigt die Dividende nur noch wenig.

Automatische Überprüfung durch Dividenden sichergestellt

Bei jeder Dividendenzahlung vergleiche ich die Zahlung mit dem Vorjahr bzw. Vorquartal und werfe einen Blick auf die Entwicklung des Aktienkurses und die letzten Geschäftszahlen. Damit überprüfe ich automatisch meine beim Kauf der Aktie angenommenen Motive. Und ich entscheide dann, ob alles unverändert bleibt (der absolute Regelfall), ich die Aktie nachkaufen möchte oder sie zum Verkaufskandidaten wird.

Was für mich Buy-and-Hold-and-Check bedeutet

Grundsätzlich kaufe ich keine Aktie, um sie nur für die nächsten Wochen oder Monate zu halten. Wenn ich nicht davon überzeugt bin, dass ich sie für Jahre oder Jahrzehnte im Depot halten kann, dann ist sie nicht für mich geeignet.

Ich schaue mir also an, ob das Unternehmen einen Burggraben hat, der für Wettbewerber nur schwer zu überwinden ist. Dieser Burggraben kann in herausragenden Produkten, einer großen Markenbekanntheit oder auch in einem großen Marktanteil bestehen.

Aber selbst der tiefste Burggraben kann überwunden werden. Nicht umsonst gibt es heute keine Burgen mehr, die noch von Rittern verteidigt werden. Und auch Marktführer können durch Disruptionen verdrängt werden. Ich denke da nur an Nokia, die bei den Handys die absolute Nr. 1 waren – bis dann der Siegeszug der Smartphones begann. Genauso gibt es viele Dinge aus meiner Kindheit oder Jugend, bei denen ich damals einen Burggraben gesehen hätte, wenn ich das Konzept schon gekannt hätte und mich schon mit Aktien beschäftigt hätte. Commodore hatte beispielsweise bei Heimcomputern in den 80er Jahren einen Marktanteil von mehr als 50% in Deutschland.

Ändern sich die Rahmenbedingungen, sei es durch veränderte Gewohnheiten, neue Wettbewerber, aber auch Fehlentscheidungen des Managements, dann kann das ein Anlass sein, dass ich mich auch wieder von einer Aktie trenne.

Und das ist nichts Schlimmes! Ich bin schließlich mit keiner Geldanlage verheiratet und setzte ja gerade auf börsennotierte Beteiligungen, weil ich für diese einen Marktpreis bekomme und es eine Exit-Möglichkeit gibt.

Beispiele

Bei meiner Analyse (dem regelmäßigen „Check“) schaue ich sowohl auf Faktoren innerhalb des Unternehmens als auch auf die Rahmenbedingungen. Und bei beiden Bereichen ist mir der langfristige Blick wichtig. Ich stelle mir die Frage, ob ein Ereignis vorübergehend ist und welchen Einfluss es auf die Zukunft hat.

Ein Beispiel war der Corona-Crash und die folgenden Dividendenaussetzungen einiger Unternehmen. Prinzipiell sind Dividendenkürzungen oder gar Aussetzungen für mich eine rote Ampel, die ich sehr kritisch sehe und die zunächst für einen Verkauf sprechen. Komplett ausgesetzt haben ihre Dividenden Unternehmen meines Dividendendepots, die mit Flugverkehr zu tun hatten: Der australische Flughafenbetreiber Sydney Airport und die italienische Flugsicherung ENAV. Da habe ich mich gefragt, ob ich mir eine Welt dauerhaft ohne Flugverkehr vorstellen kann. Die Antwort war ein klares Nein. Ich bin deshalb nicht ausgestiegen, da beide Unternehmen eine Monopolstellung haben und auch in Zukunft wieder prosperieren werden. Sydney Airport ist dann relativ bald von Private Equity-Investoren übernommen worden. ENAV wird nun in diesem Jahr erstmals wieder eine Dividende zahlen, ist aber noch vom Vor-Corona-Niveau entfernt. Meine Annahmen haben sich also als zutreffend erwiesen.

Es gibt aber auch Beispiele, bei denen ich mich von einem Unternehmen getrennt habe. Und zwar aus politischen Gründen. Das war bei dem Betreiber der U-Bahn von Hong Kong (MTR) der Fall oder ganz frisch auch bei dem britischen Windparkbetreiber Greencoat UK Wind. In Hong Kong hat die chinesische Regierung sich nicht an die Zusagen zum Sonderstatus gehalten und die Situation rund um Demonstrationen und Meinungsfreiheit war für mich nicht mehr einschätzbar. Das ist dann eine externe Veränderung, die dazu führt, dass die Aktie nicht mehr in mein Depot passt. In Großbritannien erleben wir gerade ein weiteres Stück des Niedergangs. Angefangen beim Brexit, gefolgt von unglaublich schlechten Premierministern (von Theresa May über Boris Johnson bis hin zu Liz Truss), dem stetigen Abwerten des Pfundes, explodierender Zinsen und kriselnder Pensionsfonds gibt es sehr viele Gründe, die mich an meinen Investments in Großbritannien zweifeln lassen. Als dann noch eine Steuer zur Begrenzung des Umsatzes von Betreibern erneuerbaren Energien eingeführt wurde, zog ich meine Konsequenzen und verkaufte.

Genauso gibt es Beispiele, bei denen ich vom Management des Unternehmens enttäuscht war. Und dann für mich entschieden habe, dass ich nicht mehr daran beteiligt sein möchte. So haben mich drei Prognosesenkungen in Folge von Kimberly-Clark verschreckt – wohlgemerkt in einem an sich freundlichen Gesamtumfeld.

Mir geht es bei solchen Entscheidungen nicht unbedingt um kurzfristige vermiedene Verluste. Genauso wie ich bei Käufen nicht vorhersagen kann, dass die Aktie dann steigen wird, kann ich bei Verkäufen nicht sicher sein, dass der Aktienkurs sinken wird. Aber ich habe kein gutes Gefühl mehr, wenn ich nicht mehr voll und ganz von dem Unternehmen überzeugt bin. Und bei einem schlechten Gefühl trenne ich mich.

Subjektive Entscheidungen

Wie Du bestimmt gemerkt hast, ist die Überprüfung bei mir häufig mit „weichen“ Faktoren verbunden. Es sind selten harte Zahlen, die mich zum Verkauf bewegen. Denn in der Regel schaue ich mir die Zahlen sehr genau an, bevor ich investiere. Und dann sind die auch Umsätze und Gewinne auch relativ sicher. Abweichungen im kleineren Prozentbereich kommen natürlich vor, ändern aber nichts an meiner Investmententscheidung. Denn dafür bin zu überzeugt vom Geschäftsmodell und verkaufe auch nicht wegen eines schwachen Quartals oder Jahrs.

Die politischen Rahmenbedingungen schätzt aber jeder Investor unterschiedlich ein. Was mir ein Störgefühl verursacht, ist für einen anderen Aktionär womöglich ein Grund zum Nachkauf. Und auch das ist absolut normal und richtig. Denn ohne diesen unterschiedlichen Einschätzungen würde kein Börsenhandel zustande kommen.

Mir ist es wichtig, in meinem Blog meine Entscheidungen transparent zu machen. Damit Du Dir ein Bild darüber machen kannst und Dir selbst eine Meinung bilden kannst. Denn ohne eigene Meinung wirst Du mit Einzelaktien auf Dauer keinen Erfolg haben können. Dann solltest Du besser in ETFs investieren und damit „mit dem Markt schwimmen“. Auch das wäre völlig okay.

Und da es sich ja um meine subjektive Einschätzung handelt und ich diese auch transparent mache, bist Du herzlich dazu eingeladen, darüber zu diskutieren. Ich treffe keine Entscheidungen, um mich dann bejubeln zu lassen! Und ich halte auch Kritik daran aus, hinterfrage mich und lasse die Erkenntnisse daraus womöglich in zukünftige Entscheidungen einfließen.

Konsequentes Handeln notwendig

Beim jüngsten Verkauf von Greencoat UK Wind hatte ich tatsächlich kurz zwei Gedanken: 1. Das ist aber schade, ich habe die Aktie ja gerade erst im letzten Jahr vorgestellt und in die Analyse auch viel Arbeit reingesteckt. 2. Wie kommt das jetzt bei den Lesern an, wenn ich hier Nachhaltigkeit propagiere und einen Windparkbetreiber verkaufe?

Genauso schnell standen für mich aber die Antworten fest: Meine ursprüngliche positive Einschätzung zur Zukunft von Erneuerbaren Energien in Großbritannien ist für mich derzeit nicht mehr haltbar. Ich kann die politische Situation und die Auswirkungen der neuen Steuer nicht abschließend bewerten. Und dann gab es nur ein klares Verkaufen für mich. Verbunden mit dem Willen, wieder in Greencoat UK Wind einzusteigen, wenn meine ursprüngliche Einschätzung für mich wieder verlässlich sein sollte.

Etwas Statistik zum Schluss

Komplettverkäufe von Aktien aus dem Dividendendepot sind bei mir nicht so häufig, wie sie vielleicht beim Lesen erscheinen. Denn natürlich bleibt Dir das als regelmäßigem Leser eher in Erinnerung als der Bericht über eine Dividendenzahlung.

Zum Start des Divantis-Blogs am 1.1.2017 habe ich mein Dividendendepot veröffentlicht. Es umfasste damals 33 Titel. Davon sind heute, also fast 6 Jahre später, immer noch 18 Titel im Dividendendepot, einer (AT&T) wechselte ins Optionsdepot. 2 Titel (Sydney Airport und Abertis) wurden übernommen. Ich habe mich also in 6 Jahren aktiv von 12 von 33 Unternehmen getrennt. Das sind 2 pro Jahr. Wenn ich mir die Namen der Unternehmen anschaue, dann bin ich bis heute mit den Entscheidungen zufrieden. Manchen Aktien (wie Kimberly-Clark, Kellogg oder Unilever) habe ich lange die Treue gehalten und dann wegen des Managements verkauft. Bei anderen passten die Rahmenbedingungen nicht mehr für mich.

In den letzten Jahren habe ich die Titelzahl im Dividendendepot deutlich erhöht, aktuell liegt sie bei 50. Schon aufgrund dieser höheren Anzahl wird es immer wieder vorkommen, dass ich mich von einzelnen Aktien trenne. Aber eins ist sicher: Mein Ansatz wird Buy-and-Hold-and-Check bleiben. Und ich werde weiter auf meine Dividendeneinnahmen achten. Und ich hoffe selbstverständlich, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt die besten Aktien ausgewählt habe und es keinen Anlass zu Verkäufen gibt. Würde ich die nämlich jetzt schon kennen, dann würde ich die Aktien auch jetzt schon verkaufen.

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15 Gedanken zu „Warum zu Buy-and-Hold immer auch ein „Check“ gehört“

  1. Da ich immer auf der Suche nach dem besten und effizientesten Content bin, um mit begrenzten Zeitressourcen
    den maximalen Lerneffekt zu erreichen, screent man natürlich, was im deutschsprachigen Raum im Internet so unterwegs ist in dem Gebiet.
    Etwa 9/10 davon sind eigentlich unbrauchbar, wenn man einen gewissen Kenntnisstand und Erfahrungsstand erreicht hat. Daher Kompliment an Ben, hier bin ich (u.a.) hängengeblieben.
    (auf Finanzblogroll.net immerhin auf Platz 4 zur Zeit.)
    Ich habe anfangs angefangen, Bens Depot selektiv nachzubilden und habe jetzt noch genau Coca, Pepsi, Cisco, BCE und Verizon mit Ben gemeinsam, mehr nicht. (bei zur Zeit etwa 60 Positionen nur Aktien) Das ist aber auch gut so.
    Jeder muss sehen, wohin die Schafherde rennt und dann seinen EIGENEN Kopf bemühen. Es geht nur mit Geduld, beobachten, lernen und seinen eigenen Stiefel fahren. Man muß sich wohl fühlen mit dem, was man tut.
    Auch Ben ist jemand, der sich permanent weiterentwickelt, (wie wir alle) und das kann man sehr gut hier nachlesen.
    Daher nochmal großes Kompliment und Dankeschön.
    apropos Spieltrieb. Der wird dann durch den Optionshandel aber doch ein bisschen bedient oder ?
    Perspektivisch werde ich aber im englischen Raum, obwohl ich über kein native english verfüge, dort nach ähnlichem suchen, habe aber noch nicht das richtige gefunden.(Tips anyone?)
    Natürlich gibt es Twitter, Instagramm, Reddit mit r/wallstreetbets und haste nicht gesehenen (facebook ist ja schon oldfashioned), Youtube hatten wir grade.
    aber man kann sich darin auch verlieren und den falschen folgen. Die Topseller von Wikifolio (inkl. investierter Follower) haben im Bärenmarkt auch alle ins Klo gegriffen. pardon.
    Es ist unökonomisch, weil man zu viel Zeit verliert, um die Spreu vom Weizen zu trennen.
    Aber das beste sind Kurstafeln, die lügen nie.
    Zinseszins aka Dividenden reinvestieren lügt auch nicht.
    Das beste für mich ist eben kaufen, Dividenden reinvestieren und neu kaufen und wieder Dividenden bekommen und wieder neu investieren und so weiter.
    gucken, das es brauchbare Firmen sind und dann geht es schon fast von alleine vorwärts. Grüße.
    -Bemerkenswert ist noch auffällige Diskrepanz zwischen der Entwicklung von Uranaktien weltweit und der Entscheidung in D , aus der Atomenergie auszusteigen.
    -Hab mir gestern noch 24 x Pembina Pipelines Corporation neu ins Depot geholt.
    -Ach DANKE an die Mitleser, von Euch kann man mindestens genauso viel lernen!
    Grüße

  2. Knapp 50% sind also weg… dazu noch Teilverkäufe. Ein Teilverkauf ist aber auch ein Verkauf…. Nebenher hattest du immer wieder mal über Gewinnmitnahmen bei bestimmten Titeln philosophiert. Zusätzlich kommen noch Nebendepots… die kein Buy and Hold Ansatz enthalten. Damit bist du mittlerweile doch sehr weit vom Buy and Hold Ansatz entfernt. Die Frage ist, wie gut man als Kleinanleger beim checken wirklich sein kann.

    Langes halten und eine sinnvolle Diversifikation sind meiner Meinung nach die Erfolgsfaktoren. Dieses ständige handeln und anpassen sind soweit ich weiß in erster Linie eher Rendite schmälernd.

    1. Fred,

      ich finde Deine Kommentare immer wertvoll, weil Du sehr kurz und pointiert kommentierst.

      Ich gebe Dir Recht, dass 50% „Verkäufe“ für jeden ein Warnsignal sein müsste. Da wird wohl irgendetwas mit der Aktienauswahl nicht stimmen.
      Auch bei langem Halten und Diversifikation gebe ich Dir Recht, denn Kursabschläge sind kein Grund für einen Verkauf.

      Meine schlechteste Aktie ist die GE, die ich für ca. 40 EUR gekauft habe, ca. 1999 rum. Heute steht sie bei 70 EUR. Nur doof, dass Sie einen 8:1 Split durchführten. Heute also die gekaufte Aktie ca 9 EUR Wert ist. Und GE war ein damals „scheinbar“ solides Unternehmen – mit heute 0,07% Dividende!
      Ich habe mich nie davon getrennt, weil die Transaktionskosten so groß waren und die Hoffnung siegte. Wohl fühlte ich mich nicht dabei. Und ein Check ist nicht schwerer als ein Kaufgrund. Man sollte diesen (heute weiß ich es) immer aufschreiben.

      Aus meiner Sicht ist ein „sich-wohl-fühlen“ wichtiger als ein stupides Festhalten an seiner Buy-and-Hold Strategie.

      1. Hallo Hai,

        man sollte halt nicht sein Wohlfühlfaktor von einzelnen Underperformern abhängig machen. Habe auch die GE eingesammelt, als diese Heftigst runtergeprügelt wurde. Fand das interessant auf Grund der einzelnen Sparten, wie Medizintechnik… habe mit vereinnahmten Dividenden/ Wabtech Spinn Off einen kleinen Gewinn… teilweise war es aver auch wieder rot im Depot. Ich lasse aber laufen… mein Zeitorizont ist halt für immer. Ich kaufe halt nur wenn ich überzeugt bin, dass sich die Unternehmen anpassen können. Z.B. eine General Mills, Procter oder Microsoft, habe ich auch und bin durch schwierige Zeiten gegangen. Mitllerweile sind das Vervielfacher. Ich hätte sie austauschen können… die Garantie das ich ein besseres Unternehmen gepickt hätte, habe ich aber nicht. Man sollte sich nicht so vereinnahmen lassen. Lieber an Kostolanys Schlaftabletten denken. ;) Lieber den Fokus darauf richten, dass es jetzt schon nen ordentlichen Discount auf Aktien gibt und wie man in 5, 10… Jahren davon profitieren kann. Hin und Her macht nunmal Taschen leer.

        1. Fred, diese Aussagen schätze ich an Dir:
          1. „Ich kaufe halt nur wenn ich überzeugt bin“
          2. “ die Garantie das ich ein besseres Unternehmen gepickt hätte“
          3. „Man sollte sich nicht so vereinnahmen lassen.“
          4. „Hin und Her macht nunmal Taschen leer“

          Ich kann alle 4 Aussagen nur unterstreichen.
          Punkt 2. habe ich auf die harte Tour gelernt, ebenso wie Punkt 3. „Jugendsünden“ ;)
          Jeder muss für sich selbst entscheiden, wo er investiert sein will.
          Punkt 4. scheint heute ja obsolet zu sein, früher kostete ein Kauf 20, 30 oder 40 EUR. Man musste überlegen, was kaufst Du Dir dafür. Die geringen Gebühren können zu 2. und 3. verführen. Ich warne davor.
          Punkt 1 ist essentiell.

          Wohlfühlen hat nichts mit „hohen Dividenden“ zu tun, sondern, dass man total gelassen an die Sache rangeht und gut schlafen kann – keinen verpassten Chancen hinterhertrauern, sondern die selbst definierten Regeln einhalten. Ein Check der Regeln und der Aktien halte ich dennoch für geboten. Vielleicht kann sich die Firma ja nicht mehr an die Umwelt anpassen. ;) Bei Kursübertreibungen wäre ich auch vorsichtig (30% in 2 Wochen).

          btw. Wann kommt Roche endlich wieder auf 300 EUR runter? Und wo finde ich Zahlen zu EUROAPI?

          1. Zahlen zu Euroapi hab ich auf die Schnelle vollumfänglich bei Morningstar gefunden. Einfach Suchfunktion und go.
            Roche wird wohl nicht mehr so schnell, wenn überhaupt unter 300 zu bekommen sein. Der Chart zeigt nur nach oben. Es ist halt Goldstandard in der Pharmabranche und man diversifiziert in SFR. . Oder Du wartest auf den nächsten Split. Wenns für ne ganze nicht mehr reicht, mach doch Sparplan,
            War`n Scherz. Nicht böse sein
            Grüße

            1. Thomas, Danke.

              Ich kaufe seltenst unter 2000 EUR, eher mehr und das Geld wäre da. ;)
              Ein Split (z.B. 1:2) macht Sie ja auch nicht billiger *grummel*.
              Aktiensparpläne … der war gut. Bin doch Gegner davon …

  3. Hallo Ben,
    für mich ist Divantis auch einer der besten Aktienblogs/-foren, die ich kenne, wenn nicht sogar der beste. Ich erhalte hier von Dir, aber auch von vielen Mitforisten, interessanten und hilfreichen Input. Aus meiner Sicht bewegt sich die Anzahl Deiner Verkäufe in einem sehr überschaubaren Rahmen, was mir sehr gefällt. Zudem achtest Du ja generell immer auch sehr darauf, möglichst wenig Transaktionskosten zu haben. Du lieferst immer eine Begründung, die kann man dann nachvollziehen oder man ist vielleicht doch anderer Meinung. So ist das nunmal im Leben. Dein Options- und Zitronendepot sind mir zu „kompliziert“ bzw. habe ich keine Zeit und Lust, mich da intensiv einzuarbeiten. Generell denke ich, dass wir als Börsianer in den letzten Jahren sicherlich verwöhnt wurden. Selbst der Coronacrash war nach wenigen Monaten schon wieder fast vergessen. Aktuell könnte uns allen aber ein längerer Zeitraum mit fallenden oder stagnierenden Kursen bevorstehen. Das macht nervös und je länger der Zeitraum dauert, desto schwieriger wird es sicherlich werden, seinen Prinzipien in der Aktienanlage immer treu zu bleiben. Ich denke mit Schrecken an den Salamicrash Anfang des Jahrtausends zurück, glaube aber, dass mein Depot diesmal besser aufgestellt ist (mal sehen, wie ich darüber in einem Jahr denke :-)
    BG, Matthias66

  4. Das „Check-Thema“ kann natürlich jeder behandeln, wie er möchte. Meines Erachtens gehört eine gewisse Überprüfung aber dazu, um die Bleienten auszusortieren. Eine solche war bis vor wenigen Jahren Unilever in meinem Depot: Das Gesamtzahlenwerk beim Kauf war eigentlich in Ordnung, Umsatz und Gewinn hatte ich intrinsisch bereits weiter nach oben extrapoliert. Tja, und bei einem „Check“-Termin fiel mir dann eben auf, dass da keine Musik mehr drin war, sondern der Konzern stagnierte. Daraufhin habe ich mich von der Position getrennt, was in der ex post Betrachtung wohl kein Fehler gewesen ist bzw. Alternativen einfach interessanter waren.

  5. @Peter P.
    Hallo,
    Da es mich doch zur richtigen Einordnung der Größenverhältnisse interessiert,
    hab mir die Mühe gemacht, mal ein paar Zahlen zu Erdgas und Wasserstoff und Deutschland zusammenzukratzen.
    mal sehen, das es nicht zu dröge und unübersichtlich wird.
    1.)Verbrauch Energie Deutschland gesamt in einem Jahr ( 2021 )
    gesamt 12.265 Petajoule (PJ)
    davon 3.961 PJ Mineralöl das sind 32.3 Prozent
    davon 3.288 PJ Erdgas das sind 26.8 Prozent
    davon 1.044 PJ Steinkohle das sind 8,5 Prozent
    davon 1.128 PJ Braunkohle das sind 9,2 Prozent
    davon 754 PJ Kernenergie das sind 6,1 Prozent
    davon 1.947 PJ erneuerbare Energien das sind 15.9 Prozent (mit leicht sinkender Tendenz)
    (Zwischensumme gesamt Fossil ohne Kernenergie 76,8 Prozent am Gesamtverbrauch)
    2.) jetzt kann man die 3.288 Petajoule Erdgas erst in Terawattstunden umrechnen, dann in Gigawattstunden und dann in Megawattstunden,
    das schenke ich mir an der Stelle.
    2a.) zuletzt (2020) betrug der Anteil von Russland am Erdgasimport 65% !! das ist jetzt weg.
    2b.) lediglich etwa 6% der importierten Menge produziert Deutschland immerhin selber (überwiegend in Niedersachsen).
    3.) in 2021 sind 70,3% (von allen Heizungsarten) /653.000 stck Gasheizungen gesamt neu verbaut worden.
    es existieren gesamt etwa 19.6 Millionen Wohnungen, die mit Erdgas beheizt werden. Bei etwa durchschnittlich 2 Bewohnern entspricht das etwa der Hälfte der Gesamtbevölkerung der BRD.
    4.) der von Dir (Peter ) verlinkte Artikel auf Iberdrola (die größte Anlage zur Erzeugung grünen Wasserstoffs für die industrielle Nutzung in Europa
    in Puertollano) spricht von 20 MW (Megawatt) WasserstoffElektrolyse. Das ist die Leistung von etwa 4 Windrädern. (immerhin)
    5.) Zwei Denkrichtungen, Wasserstoff zum Erdgasersatz durch Direktverbrennung und Wasserstoff zur Stromerzeugung.
    6.) mich interessiert jetzt erstmal nur der Erdgasersatz. So wie ich es nach längerem Lesen verstehe, wird Erdgas mit Wasserstoff vorläufig nur gestreckt. Wie Biodiesel zum Beispiel. Versuchsweise mit 10% oder 20% Wasserstoffanteil.
    Bisher alles nur experimentell. Nicht geklärt die Reaktivität im gesamten Gasleitungsnetz oder dann in den Häusern/Haushalten. Einspeisungspunkte? Sicherheitsaspekte.Explosionsgefahr. Brennertechnologie. Weiß nicht, was meine private Gasheizung sagen würde, wenn ich da plötzlich 20% Wasserstoff mit reinblasen würde.
    7.) ohne den Hauptträger Erdgas geht trotzdem keine Lampe an. Kein Erdgas kein Nix
    8.) Wo um alles in der Welt sollen diese Mengen an Wasserstoff herkommen?
    Ich weiss nicht, ob das alles so realistisch ist, was uns da so alles so erzählt wird.
    Hinweise auf Denkfehler meinerseits gerne zurück.
    Grüße

    1. Hallo Thomas,

      Ich habe mir die Zahlen angesehen, die stimmen in etwa. Ich selbst rechne in kWh, in 2021 haben wir in Deutschland knapp 900 Milliarden kWh gas verbraucht.

      zu 2a) Ich schaue nur nach vorne, zur Zeit bekommen wir kein Gas aus Russland.

      zu 2b) Wir haben in Deutschland so viel Gas in großen Tiefen und in der Nordsee, um uns in den Übergang der Energiewende bis 2050 komplett selbst zu versorgen.

      zu 3) Dies war politisch gewollt, eine Gasheizung ist umweltfreundlicher als andere.

      zu 4) Es ist die erste Wasserelektrolyseanlage mit 20 MW Leistung in Betrieb genommen. Dies macht man, um Erfahrungen zu sammeln und Mitarbeiter einzuarbeiten. Diese 20 MW-Module werden industriell produziert, werden einfach transportiert und vor Ort montiert und in Betrieb genommen. Diese Module können in beliebiger Anzahl nebeneinander angeordnet werden, bis zu GW Leistung.

      Hier ein Link zu Nucera:
      https://thyssenkrupp-nucera.com/green-hydrogen-solutions/

      Du kannst Dir eine Broschüre herunterladen.

      zu 5) Bei 100% Wasserstoff wird in beiden Fällen neue Anlagen erforderlich sein.

      zu 6) Der Übergang von Erdgas zu Wasserstoff wird allmählich erfolgen. Teile des Erdgasnetzes werden zur Zeit für den Übergang auf Wasserstoff umgerüstet, für industrielle Kunden.

      Für private Kunden wird geprüft, wie nach und nach der Anteil zum Erdgas erhöht werden kann, ohne Risiko.

      zu 7) Das sehe ich nicht so.

      zu 8) Wasserstoff wird nicht nur als Ersatz für Erdgas benötigt, sondern auch für die Mengen an anderen fossilen Brennstoffen, die Du oben aufgeführt hast.

      Wir benötigen neben Wasserstoff auch Methan, Ammoniak, Kerosin und Benzin und Diesel, aus Wasserstoff hergestellt.

      Hierfür müssen wir weltweit Allianzen finden, bei der Schnelligkeit unserer Politiker werden wir hier hinten anstehen.

      Lass nicht den Kopf hängen.

      Viele Grüße

      Peter

    2. Ich arbeite selbst in diesem Bereich als Ingenieur. 80% was man liest ist Propaganda um mehr Fördergelder zu bekommen. Eine Elektrolyseanlage ist aufwendig und kostet viel an Wartung. Energiepreise werden weiter steigen. Jetzt werden einige Linke Politiker Hurra und nach mehr Staatskontrolle schreien. Der Kommunismus winkt. USA aber kann es schaffen. Haben viel Potential mit Sonnenenergie.

      1. Ich sehe Energie jedenfalls in den nächsten Jahren als ein heißes Eisen im Sinne von Potential an.
        Auf der Liste dessen, was die Menschheit wirklich braucht, liegt Energie ganz weit oben. Wie es ohne ist, müssen wir leider in Reality östlich von Polen beobachten. Und wir lernen gerade, das sie nicht so selbstverständlich ist, wie einen Stecker in die Steckdose zu stecken.
        Im Zuge der Konzentration auf Value und der laufenden Sektorrotation liegt Energie zur Zeit ganz oben.
        noch vor Pharma.
        interessante Markteinschätzung dazu hier.
        https://www.godmode-trader.de/artikel/was-marktbreite-und-sektorrotation-ueber-die-aktienmaerkte-verraten,11406070
        ganz klares Bild auch hier:
        https://finviz.com/groups.ashx
        Hab mir mit bescheidenen Mitteln noch ein paar APA Corp. geholt. Man kann zu den fossilen Dino´s (Exxon usw) eine gespaltene Meinung haben, aber WENN jemand das Know How für erneuerbare Energien, die auch wirtschaftlich funktionieren erwirbt und es dann auch realisieren kann, dann sind diese Dinos (BP, Shell auf jeden Fall mit dabei. Und diese Firmen halten halt den Laden am laufen.
        Enphase wäre für mich auch mal dran, aber die sind schon so furchtbar gut gelaufen ….

  6. Hallo Ben,

    Dank für die Präzisierung der Strategie. Finde die rationale Begründung für emotionale Entscheidungen super.

    Und an die Folgekommentare u.a. Thomas noch die Bemerkungen: da war das Bild mit den Schafen, denen man nicht hinterher laufen sollte. Hm. Hmhm. Aber genau so funktioniert doch die Börse! Viele Schafe in einer Richtung lassen den Kurs doch steigen. Da kann ich es besser wissen mit der Richtung, was mir aber erst dann was nutzt, wenn die Schafe umkehren – wenn sie schlau geworden sind….

    Wichtiger Hinweis, den ich mir ( als jemand, der auch gerne eine Buy and hold Strategie verfolgt), auch immer mal wieder vornehme: Transaktionen sind auch für Kleinanleger viel billiger geworden. Nicht umsonst, aber schon so deutlich, dass sich Trägheit nicht mehr so lange entschuldigen lässt.

    Zum Thema Wasserstoff: das ist keine Primärenergie. Also keine, die irgendwie vom Baum fällt, wenn man den schüttelt. Oder die man bekommt, wenn man den Baum fällt, weil der groß genug ist, man einen neuen pflanzen kann, der ausgewachsen ist, wenn die Pellets aus dem Baum verheizt sind. Auch keine Primäre Energie, wie Erdöl, das seit Millionen Jahren gemütlich in der Erde liegt und jetzt bloß noch verbrannt oder verstromt werden muss. Oder wie Sonne und Wasser und Wind, die nicht nur primär, sondern auch noch „erneuerbar“ sind.
    Man MUSS wegen dieser blöden Naturgesetze (da können wir wählen, wen wir wollen) immer eine Primärenergie nehmen, um Wasserstoff draus zu machen. Gleiches gilt übrigens auch für die Elektrizität, die wächst auch nicht auf dem Baum und Blitze einfangen klappt nicht, da ist mehr Windenergie im Gewitter.

    Also Gemach! Erstmal anständig Strom aus Wasser, Wind und Sonne herstellen und währenddessen lernen, wie Elekrolyseanlagen stabiler laufen können (auch Autos waren vor wenigen Jahrzehnten noch deutlich störanfälliger als heute!), andere Verfahren technisch, hoffentlich auch mit Fördermitteln, entwickeln, zum Beispiel mit thermischer Wasserspaltung – und alles wird gut.

    Dauert aber. Und es wird noch viel Geld in die Sackgassen gesteckt werden, weil die nämlich hinter der Kurve liegen und nicht gleich sichtbar sind. Da gehen erst Fördergelder drauf und dann Startups pleite.

    Nur einige dann nicht (wie im Healtsektor Biontec), die dann angegiftet werden und deren Gewinne dann weggesteuert werden……

    NochnThomas

    PS: übrigens aus Kalifornien, wo man sieht, dass der Dollar gerade heftig überbewertet ist.

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