Als Langfristanleger machen mir kleinere Kursrücksetzer oder auch mal die ein oder andere schlechte Meldung keine schlaflosen Nächte. Wenn ich einmal von einem Unternehmen überzeugt bin und es den Weg in mein Dividendendepot geschafft hat, dann habe ich den notwendigen Weitblick, um mich nicht irritieren zu lassen.
Zu meinen Annahmen, warum ich eine Aktie kaufe, gehört in der Regel ein entsprechendes Wachstum. Das Geschäftsmodell hat eine gute Marktstellung und sowohl Erträge als auch Dividenden steigen.
Und mindestens einmal im Jahr, nämlich anlässlich der Dividendenzahlung, überprüfe ich den Fortbestand meiner Annahmen.
Fällt so eine Dividendenzahlung komplett aus, ist das natürlich auch ein Überprüfungsansatz. Das ist bei der heute besprochenen Aktie glücklicherweise nicht der Fall. Aber trotzdem gibt es Einiges, das mir aktuell nicht gefällt.
Ob es zu einer Veränderung meines Anlageverhaltens führt und wie ich meine Entscheidung fälle, erfährst Du in diesem Beitrag.
Siemens Healthineers habe ich seit dem Börsengang im Dividendendepot, bin also ein Investor der ersten Stunde. Damals zahlte ich 28 € je Aktie, 2019 legte ich noch mal zu 36 € nach. Bis letztes Jahr hatte ich damit 150 Aktien im Bestand, dann reduzierte ich meine Position um ein Drittel.
Dividendenzahlung
Siemens Healthineers zahlt in diesem Jahr erneut eine Dividende von 0,95 € je Aktie. Im letzten Jahr war sie noch um 0,10 € erhöht worden, nun bleibt sie konstant. Das entspricht für die 100 Aktien im Dividendendepot einer Brutto-Dividende von 95,00 €. Aufgrund meines erteilten Freistellungsauftrags überweist mir der S-Broker – nach Anrechnung von Quellensteuern aus den Dividendenzahlungen von Realty Income, die dort wegen des Freistellungsauftrags nicht verrechnet wurden, – mit Wertstellung 23.04.2024 eine Netto-Dividende von 95,00 €.
Die Dividendendenrendite von Siemens Healthineers liegt bei einem Aktienkurs von 51,30 € und einer Dividende von 0,95 € bei derzeit 1,9%. Eine nachhaltige Dividendenpolitik ist noch nicht erkennbar, so dass das Risiko bleibt, dass die Dividende bei einem heutigen Kauf im nächsten Jahr nicht bei 0,90 € liegen wird.
Meine persönliche Rendite auf meinen Einstand (Yield on Cost) sieht etwas besser aus: Für meine 100 Aktien habe ich 3.206,43 € bezahlt. Somit erhalte ich auf einen Einstand von 32,06 € eine Dividende von 0,95 €. Das entspricht einem YoC von 3,0%.
Perspektiven
Fangen wir mal mit den Fakten an: Die Dividende nicht zu erhöhen, ist eine Enttäuschung. Denn bei einer vergleichsweise niedrigen Dividendenrendite ist ein Dividendenwachstum für mich wichtig.
Der zweite Nackenschlag ist die Verschiebung der Hauptversammlung und damit auch des Zahltermins der Dividende von Februar in den April. Was auf den ersten Blick nicht dramatisch wirkt, ist aus meiner Sicht jedoch kein gutes Zeichen. Denn die gesamte Siemens-Familie bilanziert zum Stichtag 30. September und hat ihre Hauptversammlung deshalb immer im Februar. Siemens Healthineers scheert da jetzt einfach aus und liefert keine Begründung dafür. Und auf meine Nachfrage an die Investor Relations-Abteilung habe ich nicht einmal eine Antwort erhalten.
Warum das schlimm ist? Weil hier den Aktionären Geld vorenthalten wird! Bei einer Zahlung im Februar hätten die Aktionäre (und auch ich) mit dem Geld bereits zwei Monate arbeiten können. So bleibt es auf dem Konto von Siemens Healthineers und sorgt dort für Zinsen. Bei einer Gesamtausschüttung von 1,06 Mrd. € sind das locker 5 Mio. €. Noch mehr sparen könnte der Konzern übrigens, wenn er gleich die Dividende komplett einbehalten würde.
Was mich daran vor allem ärgert, ist die aktionärsunfreundliche Politik. Es gibt einfach Dinge, die man nicht macht. Und dazu gehört so eine Aktion. Wenn es dafür nachvollziehbar Gründe geben würde, dann würden sie auch kommuniziert. So ist klar, dass sich da einfach ein kleiner Kreis überlegt hat, wie noch etwas im Cashmanagement optimiert werden kann. Und sich womöglich intern auch noch für die Idee feiern lässt.
Damit ist dann nämlich auch die gestiegene Vergütung für den Aufsichtsrat und dessen Vergrößerung um 4 Mitglieder (jedes einfache Mitglied erhält eine Grundvergütung von 130.000 € p.a.) für die nächsten Jahre gegenfinanziert.
Und auch die Vergütung des Vorstands ist im letzten Geschäftsjahr weiter gestiegen. Dazu heißt es dann im Vergütungsbericht „Da die Vergütung des Vorstands eng mit dem Erfolg des Unternehmens verknüpft ist, spiegelt sich das Ergebnis dieses Geschäftsjahres auch unmittelbar in der Vergütung der Vorstandsmitglieder wider.“
Es muss sich demnach um ein gutes Geschäftsjahr gehandelt haben. Beim Umsatz sah das auch so aus: er stieg um 1,2%. Rechnet man die COVID-19 Antigen Schnelltests heraus, die im Vorjahr noch für einen Zusatzumsatz sorgten, dann liegt der Umsatzzuwachs sogar bei 8,3%. Trotzdem sank das bereinigte unverwässerte Ergebnis je Aktie gegenüber dem Vorjahr auf 2,02 € (Vorjahr: 2,29 €). Ein Minus von 11,8%.
Also kein Anlass für Luftsprünge und erst recht keine Managementleistung, die einer positiven Erwähnung bedarf. Aber – man kann hier sicherlich mein Unverständnis herauslesen – trotzdem gab es mehr Geld für den Vorstand. Für die Aktionäre jedoch – wie gesagt – eine konstante Dividende bei späterer Auszahlung.
Die Pressemitteilung von Siemens Healthineers spricht leider auch nur davon, wie herausragend die Umsatzentwicklung bei der übernommenen Varian (+14,8%) und den Segmenten Imaging (+10,9%) und Advanced Therapies (+7,8%) war. Der Gewinnrückgang sei im Wesentlichen auf den geringeren Beitrag aus Antigen-Schnelltests zurückzuführen.
Die Prognose für das neue Geschäftsjahr sieht ein Umsatzwachstum von 4,5% bis 6,5% vor. Und für das bereinigte Ergebnis je Aktie wird eine Bandbreite von 2,10 € bis 2,30 € erwartet. Die Prognose wurde mit den Zahlen zum 1. Quartal bestätigt.
Insgesamt belastet Siemens Healthineers auch das gestiegene Zinsniveau. Die große Übernahme von Varian wurde ja auch fremdfinanziert und das bedingt nun höhere Finanzierungskosten. Im 1. Quartal hat sich das Finanzergebnis z.B. von -25 Mio. € auf -51 Mio. € im negativen Sinne verdoppelt.
Positiv auf das Ergebnis für das laufende Geschäftsjahr dürfte jedoch der starke US-Dollar sorgen. Bisher rechnet Siemens Healthineers mit einem sich abschwächenden US-Dollar, der bis zu 0,10 € negativ zum Ergebnis je Aktie beiträgt. Schaut man sich die aktuelle Entwicklung allerdings an, dann ist der US-Dollar in den letzten Wochen deutlich stärker geworden. Und wenn es wirklich so kommt, dass die EZB die Zinsen schon deutlich vor der Fed senken wird, dann dürfte sich dieser Trend verfestigen. Und damit ein positiver Effekt für Siemens Healthineers eintreten.
Zusammenfassend begeistern die Zahlen von Siemens Healthineers nicht. Ein angenommenes Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich für 2024 ist nur halb so hoch wie in 2023. Wirkliche Dynamik sieht anders aus. Und offenbar konnte Siemens Healthineers die Inflation auch nicht zu wesentlichen Preiserhöhungen nutzen. Denn dann wäre die Gewinnmarge besser.
Für mich kehrt deshalb aktuell Ernüchterung ein. Bisher war ich immer sehr entspannt mit der Aktie, da ich einerseits einen niedrigen Einstand habe und durch die Dividendenerhöhungen meinen YoC kontinuierlich steigern konnte. Das ist nun durch die ausgebliebene Erhöhung nicht mehr der Fall. Und für das neue Geschäftsjahr fehlen auch überzeugende Argumente, die Dividende nicht das zweite Jahr in Folge auf dem Niveau zu lassen.
Insgesamt erscheint mir die Aktie auch sehr hoch bewertet. Sie wird – Pi mal Daumen – aktuell mit dem 25-fachen des Jahresgewinns gehandelt. Das ist aus meiner Sicht nicht gerechtfertigt, da ich eine Gewinndynamik nicht erkennen kann.
Ich bin deshalb nicht mehr überzeugt von meinem Investment und kann mir gut vorstellen, dass ich mich in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten von der Aktie trennen werde.
Nicht, weil ich einen Kurssturz erwarte. Und auch nicht, weil es unerträglich ist, weiterhin Aktionär des Unternehmens zu sein. Sondern weil mir aktuell einfach die Gründe fehlen, neu in die Aktie zu investieren. Und mir einige „softe“ Faktoren negativ aufstoßen. Und ich mein Geld lieber in andere Unternehmen investieren, von denen ich eine größere Überzeugung habe.
Im letzten Jahr hatte ich die Position um ein Drittel reduziert, da war ich noch unschlüssig. Nun wächst die Überzeugung, dass ich hier auf lange Sicht nicht zufrieden sein werde. Womöglich investiere ich einen Teil des Erlöses direkt in den Mutterkonzern Siemens und baue damit meine dortige Position noch etwas aus. Und auch Medtronic gefällt mir auf dem aktuellen Bewertungsniveau deutlich besser.
Generell finde ich es nicht schlimm, sich auch mal von einer Position im Depot zu verabschieden. Es ist ja kein ständiges Rein oder Raus, das ich hier betreibe. Immerhin liegt der Erstkauf nun schon sechs Jahre zurück und auch der Nachkauf ist schon fünf Jahre her. Da kann sich durchaus auch mal die Perspektive verändern. Wenngleich Siemens Healthineers sicher kein schlechtes Unternehmen ist – aus meiner Sicht gibr es inzwischen aber welche, die besser zu mir passen.
Wie siehst Du das? Bist Du in Siemens Healthineers investiert und bleibst das auch? Hat Dich die Verschiebung der Hauptversammlung um zwei Monate auch gestört? Oder ist Dir das egal, solang die Dividende irgendwann kommt? Schreib gerne einen Kommentar und lass uns diskutieren!
Auf einen Blick:
Unternehmen: | Siemens Healthineers AG |
ISIN: | DE000SHL1006 |
Im Divantis-Depot seit: | 16.03.2018 |
Letzter Nachkauf am: | 08.08.2019 |
Stückzahl im Divantis-Depot: | 100 |
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 32,06 € |
Gesamtkaufpreis: | 3.206,43 € |
durch Teilverkauf am 15.3.2023 realisierter Gesamtgewinn (Kurs & Dividenden): | 1.211,42 € |
Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 410,60 € |
Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
Hi Ben, ein Grund für die Verschiebung der HV könnte hierin begründet liegen
https://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/spaetfolgen-der-siemens-aufspaltung-die-langwierige-abnabelung-der-healthineers-von-siemens/29558920.html
würde da erstmal keine Böswilligkeit unterstellen.
Hallo Thomas,
vielen Dank für den Link! Der Artikel ist sehr aufschlussreich, das habe ich tatsächlich alles nicht gewusst. Die Auflösung dieser Doppel-Strukturen ist natürlich positiv zu sehen. Aber warum wird es nicht offen kommuniziert? Warum muss man sowas in der Wirtschaftswoche suchen und finden?
Viele Grüße Ben
Ich bleibe inestiert. Langfristig sehe ich im Bereich Healthcare großes Wachstumspotential aufgrund der demografischen Entwicklung. Die Gründe für die Verschiebung der HV waren mir bekannt – sie sind im Artikel oben auch gut dargelegt, das will ich nicht nochmals wiedergeben. Allerdings mußte man schon etwas suchen, um das herauszufinden – die Kommunikation ist also tatsächlich verbesserungswürdig.
… bekommen Sie gelegentlich Rückmeldungen der
Unternehmen zu Ihren Einschätzungen, sehr geehrter Ben?
Vielen Dank und viele Grüße, ne.
Ich habe damals nicht in Siemens Healthineers investiert. Ich mag eigentlich keine solche Spinn Off´s und bin deshalb immer skeptisch und bleibe da fern. Ich war und bin weiterhin bei Stryker, Merck, Abbott Laboratories und Medtronic investiert. Ist so alles im ähnlichen Bereich mit Laborbedarf, Medizintechnik, Geräte usw. Wenn man jetzt nur als Vergleich auf die Erstnotiz von Siemens Healtineers schaut, hat sich Stryker, Merck und Abbott besser entwickelt. Medtronic hinkt da deutlich hinterher. Wenn man als Vergleich jetzt noch den DAX hinzufügt muss man aber feststellen, dass die geschmähte Siemes Healthineers seit Erstnotiz in der reinen Kursentwicklung den DAX outperformt hat. Da der DAX aber ein Performanceindex ist, bei welcher die Dividende als reinvestiert gilt und wir somit Äpfel (DAX Kursverlauf mit reinvestierter Dividende) mit Birnen (Siemens Healthineers reiner Kursverlauf ohne reinvestierte Dividende) vergleichen und die Birnen immer noch deutlich besser abgeschnitten haben, sollte es eigentlich keinen Grund zum Jammern für die Aktionäre der ersten Stunde geben. Noch deutlicher wird es, wenn wir aus dem Kurverlauf der Siemens Healtineers ebenfalls einen Performanceverlauf machen, bei welchem die Dividende ebenfalls mit verrechnet wird. Da schlägt dann die Siemens Healtineers deutlich den DAX nahezu um 100%. Die Dividende wurde jetzt mehrfach in Folge erhöht, nie gkürtzt, ja und dieses Jahr leider nicht erhöht.
Ich weiß zwar nicht wie es weitergeht, aber Alles in Allem für Aktionäre der ersten Stunde, ist das Jammern auf hohem Niveau. Auch wenn mich jetzt wieder manche auslachen, den DAX zu schlagen, gelingt nur wenigen. Siemens Healtineers hat es geschafft. Der MSCI World wäre in diesem Zeitraum etwas besser gelaufen. Ist das jetzt schlecht oder gut von Siemens Healthineers. Klar es gibt bessere Werte aber auch deutlcih schlechtere. Und wenn man ein Depot mit der Gesamtperformance von Siemesn Healtineers hat, sollte man nicht unzufrieden sein. Die wenigsten schaffen das.
Hallo, ich bleibe investiert. Aus meiner Sicht hast du dir die Performance durch das Hin und Her vermasselt. Ich habe für 28,00 Euro gekauft und seit dem einfach laufen lassen. Performance +86,21% und persönliche Dividendenrendite 3,39%. Damit bin ich zufrieden.
Hi
Hat jemand ein account bei Trade Republic ?
Kann man dort ebenfalls ( fast ) alle aktien handeln ? Speziell Schrodinger zb ?
Ich habe die Aktie seit ca. 3 Jahren im Depot und werde sie auch im Depot liegen lassen. Die Übernahme von Varian war teuer und kostet Integrationszeit ,alles andere wäre Wolkenkuckucksheim.
Von der Aktie bin ich langfristig weiter überzeugt. Die Dividende fließt jedes Jahr per Sparplan wieder in die gleiche Aktie,das erhöht zusätzlich die Rendite. Lieber laufen lassen und die Steuern auf den realisierten Gewinn nicht dem Staat zukommen lassen.
Danke Ben für diesen Artikel.