Was ist der Hexensabbat und wie funktioniert das Ausüben von Optionen? – Divantis Academy

Divantis Academy
3.3
(47)

Im heutigen 3. Teil der Serie zum Optionshandel erkläre ich einen Begriff, den Du als Aktienanleger sicher schon einmal gehört hast. Der „Hexensabbat“ gehört zum Ausübungsprozess einer Option und in diesem Beitrag erfährst Du alle Details dazu. So lernst Du die Grundlagen des Optionshandels und das Wissen hilft Dir, die Entwicklung von Aktienkursen besser zu verstehen.

Du profitierst also auch, wenn Du keine Optionen handelst. Denn am Hexensabbat lassen sich einige Schnäppchen machen oder manchmal ist es auch besser, an der Seitenlinie zu bleiben.

Kurzer Rückblick auf die ersten beiden Teile der Serie

Im ersten Teil der Serie zum Optionshandel habe ich Dir in Grundzügen die Funktionsweise von Optionen erklärt und einen Schwerpunkt auf die Short-Strategien gelegt. Ich habe Dir erläutert, wie Du den Kauf von Aktien optimieren kannst und wie Du während der Haltezeit einer Aktie zusätzliche Erträge generieren kannst. Hier kannst Du den 1. Teil noch einmal vollständig nachlesen.

Im zweiten Teil der Serie zum Optionshandel habe ich Dir beschrieben, wie sich die Optionsprämie zusammensetzt. Du hast gelernt, welchen Einfluss der Aktienkurs, die Volatilität und der Zeitwert haben. Und wie Du von der sinkenden Restlaufzeit profitieren kannst. Hier kannst Du den 2. Teil noch einmal vollständig nachlesen.

Der Ausübungsprozess einer Option

Jede Option hat ein Laufzeitende. Denn nur darauf lässt sich der Zeitwert berechnen. Und kein Verkäufer einer Option würde sich unendlich binden wollen.

Es gibt allerdings unterschiedliche Ausübungsvarianten einer Option und auch unterschiedliche Laufzeitenden.

Die unterschiedlichen Laufzeitenden

Es gibt drei Arten von Optionen und ihren Laufzeitenden:

– die wöchentlichen Optionen („Weekly Options“ oder „Weeklys“)

– die monatlichen Optionen („Monthly Options“)

– die quartalsweisen Optionen („Quarterly Options“)

Die wöchentlichen Optionen werden nur bei sehr liquiden Aktien angeboten. Ihr Handelsvolumen wiederum ist geringer als bei den anderen Optionen. Das führt dazu, dass der Spread oftmals nicht so günstig ist. Der Zeitwert spielt bei diesen Optionen naturgemäß eine geringere Rolle. Sie eignen sich bei unseren Strategien gut dazu, wenn Du eine Aktie kurzfristig kaufen möchtest, aber noch eine Optionsprämie vereinnahmen willst. Dann nimmst Du eine Weekly Option mit einem Ausübungspreis nahe (oder etwas darüber) am aktuellen Aktienkurs und am folgenden Freitag kann die Aktie schon in Deinem Depot sein. Ebenso kannst Du natürlich wöchentliche Calls auf Deine Bestände verkaufen.

Die monatlichen Optionen sind der Standardfall von Optionen. Sie enden am dritten Freitag des Monats. Ihr Handelsvolumen ist hoch und die Spreads dadurch niedrig. Einfach deshalb, weil sich die meisten Marktteilnehmer auf diese Optionen konzentrieren. Angeboten werden die Optionen nicht nur für den laufenden Monat, sondern auch für die Folgemonate. Du kannst also auch eine monatliche Option wählen, die in drei Monaten endet.

Die quartalsweisen Optionen sind eher selten und enden am letzten Handelstag des Kalender-Quartals. Auf manche Aktien werden nur die quartalsweisen Optionen angeboten. Da Du nur viermal im Jahr mit diesen Optionen handeln kannst, sind sie für unsere Optionsstrategien allerdings ungeeignet. Du bist viel zu lange gebunden und die Entwicklung von Aktien ist über diesen Zeithorizont zu unbeständig.

Die Ausübungsvarianten

Es gibt Optionen auf amerikanische und europäische Aktien. Und es gibt eine amerikanische und eine europäische Ausübungsvariante einer Option. Das hat nichts miteinander zu tun! Was ist aber der Unterschied?

Bei der europäischen Ausübungsart kann der Käufer der Option sein Recht nur zum Fälligkeitstermin ausüben. Als Verkäufer bist Du also geschützt davor, dass während der Optionslaufzeit eine Ausübung stattfindet. Das ist z.B. beim Verkauf von Calls wichtig, wenn dazwischen ein Dividendentermin liegt und Du die Dividende in jedem Fall erhalten möchtest.

Im Gegensatz dazu – Du kannst es Dir schon denken – hat der Käufer der Option bei der amerikanischen Ausübungsart, das Recht, die Option jederzeit während der Laufzeit auszuüben. Üblicherweise wird er dieses Recht aber nur dann ausüben, wenn der aktuelle Aktienkurs sehr weit vom Ausübungskurs entfernt ist. Und wenn der Zeitwert in der Optionsprämie nur noch eine geringe Rolle spielt. Denn mit der Ausübung ist die Optionsprämie ja für den Käufer „verloren“.

Die Optionsprämien für den Verkäufer sind bei den amerikanischen Varianten etwas höher, da er ja auch ein höheres Risiko trägt. Zu manchen Aktien gibt es beide Varianten von Optionen und da lassen sich die Prämienunterschiede gut sehen.

Wie Du den Unterschied erkennst

Zunächst kannst Du eigentlich immer davon ausgehen, dass Du eine Option mit der amerikanischen Ausübungsvariante handelst. Sie ist die Gebräuchlichste an den Terminbörsen und Standard bei Optionen auf Aktien oder ETFs.

Optionen auf Indizes sind hingegen meistens europäischen Typs.

Du bist auf der sicheren Seite, wenn Du als Verkäufer immer davon ausgehst, eine amerikanische Option zu verkaufen. Wenn Du Dir unsicher bist oder als Optionskäufer agieren willst (was ich im Rahmen dieser Serie nicht empfehle!), dann kannst Du Dich auf den Webseiten der Eurex oder der CBOE über die Bedingungen der einzelnen Optionen informieren.

Beispiel für die Ausübungsbedingungen einer Option an der EUREX
Beispiel für die Ausübungsbedingungen einer Option an der EUREX

Was passiert am Laufzeitende?

Das Heft des Handelns hat der Käufer einer Option in der Hand. Er entscheidet, ob er eine Option ausübt oder nicht. Dabei schaut er sich an, ob sich die zugrunde liegende Aktie für ihn in die gewünschte Richtung entwickelt hat. Der Käufer kann die Option manuell ausüben oder sie wird am Ende der Laufzeit automatisch ausgeübt, wenn die Option im Geld ist.

Dazu wird (vereinfacht) der Schlusskurs am letzten Tag der Optionslaufzeit genommen. Liegt er bei einem Put unter dem Ausübungskurs oder einem Call über dem Ausübungskurs, dann wird die Option ausgeübt. Ansonsten verfällt sie. Als Schlusskurs wird dabei ein vorher definierter Zeitpunkt genommen. Er ist an der EUREX je nach Herkunftsland der Aktie gestaffelt (Übersicht hier). Bei amerikanischen Aktien kann auch noch der nachbörsliche Handel mit einbezogen werden.

Lernerfolg und Kontrolle

Am letzten Handelstag einer Option kann es zu größeren Kursschwankungen kommen, da größere Spieler im Markt versuchen, die Aktienkurse so zu beeinflussen, dass ihre Optionen verfallen oder ins Geld kommen. Das kannst Du Dir ruhig einmal von der Seitenlinie aus ansehen. Und interessanter Weise sind an einem solchen dritten Freitag des Monats bei einigen Aktien die Schlusskurse ziemlich nah an einem geraden Kurs. Da schließt dann eine Aktie schon mal mit xx,99 € oder xx,01 €. Und dann weißt Du, dass bei xx,00 € ein beliebter Strike für Optionen gelegen hat.

Und was ist jetzt der Hexensabbat?

Viermal im Jahr, nämlich am dritten Freitag des dritten Monats im Quartal, kommt es zum Hexensabbat. An diesem Tag im März, Juni, September und Dezember spricht man vom „großen Verfallstag“, weil dort Futures und Optionen zugleich auslaufen. Über den Tag verteilt werden an der EUREX die Abrechnungspreise für die Aktienindizes und die Aktien festgestellt. Und um jeden Indexstand und jeden Aktienkurs wird womöglich mit großen Umsätzen „gerungen“. In den USA werden die Abrechnungspreise in der letzten Handelsstunde (15-16 Uhr Ortszeit) für Aktienoptionen, Aktienindexoptionen und Aktienindexfutures festgestellt. Der Hexensabbat findet an allen wichtigen Börsen weltweit am gleichen Tag statt. Als Privatanleger halte ich mich an diesen vier Tagen des Jahres mit Aktienkäufen oder -verkäufen generell zurück.

Was Dich in den nächsten Teilen der Serie zum Optionshandel erwartet

In weiteren Teilen der Serie werde ich Dir anhand von Beispielen gelungene Optionsstrategien für Dividendeninvestoren zeigen. Dann werden wir uns dem optimalen Broker für den Optionshandel zuwenden, ich werde weitergehende Fachliteratur vorstellen und schließlich Möglichkeiten zur Risikominimierung suchen.

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8 Gedanken zu „Was ist der Hexensabbat und wie funktioniert das Ausüben von Optionen? – Divantis Academy“

  1. Hallo Ben,

    vielen Dank für Deinen 3ten Beitrag zu diesem Thema.

    In den Kommentaren wurde unter anderem der „Global X NASDAQ 100 Covered Call ETF | QYLD“ erwähnt, welcher, soweit ich das verstehe, sich genau mit diesen Strategien beschäftigt und wirtschaftet.

    Hast Du Dich oder ein Leser mit diesem Fonds einmal beschäftigt? Was haltet ihr von dem ETF?

    Auf Basis dieser Strategie sind wann die höchsten Gewinne bzw. Prämien zu erwarten? Kann eine hierauf gezahlte Dividende sowohl in einem bullischen als auch in einem bärischen Markt stabil sein?

    Vielen Dank,

    1. Hallo Andrew,

      ich habe mir den ETF angesehen. Die Strategie ist ähnlich der von mir vorgestellten Strategie. Wobei er „nur“ mit Covered Calls arbeitet. Die Ausschüttungsrendite erscheint mir mit 11,5% auch attraktiv. Und ich habe auch eine Möglichkeit gefunden, wie man den Fonds kaufen kann: Man kann nämlich bei Interactive Brokers (z.B. über BANX) auch einen Short Put auf den ETF verkaufen. Und sich dann ins dortige Depot einbuchen lassen.

      Ich werde den ETF auf meine Watchlist nehmen und dann evtl. nächstes Jahr ins Depot nehmen. Aber nur als Ergänzung und als Benchmark für meine eigene Optionsstrategie. Danke noch mal für den Hinweis!

      Viele Grüße Ben

    2. Hallo,
      ich habe einen Blick auf diesen ETF geworfen. Trotz der hohen regelmäßigen Ausschüttungen erschließt sich mir nicht, weshalb man nicht direkt in den NASDAQ 100 investieren sollte. Die Performance der letzten 3 Jahre spricht eher gegen den QYLD. Übersehe ich irgendwas?
      Grüße
      Daniel

  2. Hey Ben,

    danke für die verständlichen Erklärungen in dieser Serie, denen man leicht folgen kann! Die Beiträge sind dadurch sehr hilfreich für alle, die mehr über Optionen lernen möchten.

    Ich persönlich freue mich besonders auf die beiden Teile zu den Strategien für Dividendenstrategen und zur Risikominimierung.

    Schönes Wochenende!
    Tobias

  3. Hallo Ben,

    auch von mir vielen Dank für Deine interessanten Beiträge zum Thema Optionshandel!

    Zwei Fragen dazu von mir:

    1.) Verstehe ich richtig, dass ich immer in Positionen zu 100 Stück handeln muss? Das schränkt die möglichen Basiswerte ziemlich ein, wenn man begrenzte Mittel zur Verfügung hat…

    2.) Auf der Seite von Banx steht, dass die Abgeltungssteuer nicht abgeführt wird. Kennst Du (oder jemand sonst hier) einen Broker für Optionen, der sich auch um die Steuer kümmert?

    Ich freue mich schon auf die Fortsetzung Deiner Serie!

    Schönes Wochenende,

    Michael

    1. Hallo Michael,

      Optionen sind standardisierte Produkte, damit sie für alle Marktteilnehmer leicht handelbar sind. Du handelst deshalb mit 1 Option immer den Gegenwert von 100 Aktien. Wenn Du eine Aktie mit einem Strike von 30 € wählst (in meinem Depot z.B. BayWa oder Talanx), dann würde die Option bei einer Ausübung einen Gegenwert von 3.000 € haben. Optionen auf Aktien mit hohen Kurswerten (Amazon, Alphabet usw.) sind deshalb nur etwas für Anleger mit richtig großen Konten. Jedenfalls, wenn sie die von mir favorisierte Strategie einer vollständigen Bardeckung wählen.
      Ausländische Broker, zu denen auch Interactive Brokers über BANX gehört, führen keine Abgeltungssteuer ab. Das ist die Kröte, die man für die günstigen Gebühren und umfassenden Handelsmöglichkeiten schlucken muss. Ich kenne keinen deutschen Broker, der ein vergleichbares Gebührenmodell anbietet. Du kannst zwar z.B. auch bei der Consorsbank ein EUREX-Konto eröffnen und dann Optionen handeln. Jeder Trade kostet Dich aber mindestens 19,50 € Gebühren. Und das rechnet sich dann hinten und vorne nicht.

      Viele Grüße Ben

      1. Hallo Ben!

        Ich habe zum Thema Steuern bei Optionsgeschäften ein bisschen gegoogelt, und das Thema scheint leider nicht so einfach zu sein.

        Offenbar stellt für das Finanzamt bereits jeder Währungstausch ein potentiell steuerpflichtiges Devisengeschäft dar, also auch der für den Kauf von US-Optionen notwendige Tausch.

        Gehst Du in Deinen nächsten Beiträgen auch näher auf das Thema Steuern ein?

        Die Gebühren bei der Consorsbank sind also deutlich höher – aber über was für mögliche Gewinne beim Handel mit Optionen sprechen wir eigentlich? D.h bei den von Dir genannten Beispielen BayWa oder Talanx, was könnte man damit z.B. erwirtschaften?

        Vielen Dank nochmals für die interessanten Einblicke!

        Michael

        1. Hallo Michael,

          ja, das Thema Steuern werde ich auch noch behandeln. Und zum Thema Währungen: Du startest ja mit dem Verkauf einer Option. Dafür erhältst Du direkt eine Optionsprämie. Handelt es sich um eine US-Aktie, dann ist die Prämie in US$. Bei BANX Broker (bzw. Interactive Brokers) wird Dir dazu direkt ein kostenfreies US$-Konto angelegt und die Prämie gutgeschrieben. Verfällt die Option, musst Du dann auch keine Währung tauschen. Die eingenommene Prämie versteuerst Du mit dem Devisenwechselkurs des Verkaufstags der Option.

          Bei den Beispielen einer Prämie mit einem Strike von 30 € (BayWa oder Talanx) hängt die Optionsprämie vor allem von der Laufzeit und dem aktuellen Aktienkurs ab. Wenn Du relativ nah am Aktienkurs handelst und eine Laufzeit von ungefähr einem Monat wählst, dann kannst Du mit einer Optionsprämie zwischen 30 und 100 € rechnen. Ganz grob gesprochen. Und bei Gebühren von 19,50 € bei der Consorsbank macht das am unteren Ende überhaupt keinen Sinn, am oberen Ende eigentlich auch wenig. Bei 1,80 € mit den Sonderkonditionen bei BANX lohnt sich aber die gesamte Bandbreite der Optionsprämien.

          Viele Grüße Ben

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