Was Dich hier erwartet:
Eine Frage, die vermutlich genauso alt ist, wie an der Börse gehandelt wird, richtet sich danach, wieviel Geld man an der Börse anlegen sollte. Und wie viel Geld eben nicht. Konkret: Wie viel Cash ist sinnvoll?
Die einfachste Antwort ist wahrscheinlich: Das kommt darauf an! Die hilft Dir aber nicht weiter und deshalb versuche ich in diesem Beitrag zu beschreiben, wie meine Cash-Quote aussieht und worauf es mir dabei ankommt.
Die Berechnung der Cash-Quote
Die erste Frage ist schon, wie man die Cash-Quote überhaupt vernünftig berechnet. Natürlich kann man einfach auf sein Konto schauen und sieht dort einen Kontostand. Gilt das schon als Cash? Und wovon berechne ich dieses Cash dann? Von meinem Aktiendepot? Von meinem Wertpapierdepot? Von meinem Gesamtvermögen? Und was rechne ich in das Vermögen hinein?
Was für mich zum Cash zählt
Ich teile mein Geld in die Mittel für meine laufenden Kosten und in den Anlagebereich auf. Dazu nutze ich verschiedene Girokonten, um diese Trennung auch optisch klar und deutlich vorzunehmen. Die Konten für meine laufenden Kosten berechne ich nicht in meine Cash-Quote ein. Lediglich das Geld, das ich anlegen möchte, zählt für mich.
Meine Barmittel habe ich unterschiedlich angelegt. Ein Großteil liegt auf dem Tagesgeldkonto bei rabodirect zu 0,10% (Anmerkung April 2021: inzwischen ist der Zinssatz auf 0,01% reduziert worden). Das zählt voll zur Cash-Quote. Und für einen anderen Teil habe ich mir eine Festgeldtreppe bei Weltsparen (hier die Infos dazu*) gebaut. Ich habe dabei ein Jahr lang jeden Monat ein Festgeldkonto bei einer schwedischen Bank eröffnet und die gleiche Einzahlung getätigt. Das Festgeld ist immer auf 1 Jahr befristet und ich erhalte Zinsen von durchschnittlich 0,70%. Nachdem ich das 12 Monate am Stück gemacht hatte, wird nun monatlich wieder der gleiche Betrag fällig. Und ich kann dann entscheiden, ob ich den Betrag brauche oder neu für einen festen Zeitraum anlege.
Dieses Geld zählt für mich auch in die Cash-Quote, obwohl es eben bis zu 12 Monate fest angelegt ist. Andere würden womöglich nur einen Teil davon ansetzen.
In welchen Bezug ich dieses Cash setze
Wenn ich von der Cash-Quote spreche, dann bezieht sich die bei mir auf den Anteil an Barmitteln bezogen auf den aktuellen Wert meines Aktien- und Rentendepots. Aktien und Renten-ETFs sind Wertpapiere, die ich bei meinen Online-Brokern kaufe und verkaufe und dort im Depot liegen habe. Und nur darauf bezieht sich mein Cash.
Würde ich jetzt auch noch meine Immobilien und anderen Vermögensgegenstände mit einberechnen, dann wäre das sicher nicht falsch. Aber es nützt mir nichts, da diese Bereiche nicht so schnell liquidierbar sind. Bei meinen Aktien und Renten-ETFs kann ich auf Knopfdruck verkaufen und damit meine Cash-Quote unmittelbar erhöhen. Und ich kann ebenfalls auf Knopfdruck investieren und die Cash-Quote damit senken.
Die konkrete Quote
Die Frage des Artikels lautet ja, welche Cash-Quote sinnvoll ist. Und da kann ich nur für mich antworten: Genau die Quote, mit der ich mich wohl fühle!
Ich bin vor allem Aktieninvestor und liebe es, in Dividendenaktien zu investieren. Am liebsten wäre ich voll investiert und würde überhaupt kein Cash vorhalten. Denn die Verzinsung ist so niedrig, da erwarte ich mir von Aktien deutlich höhere Erträge.
Da die Börse aber keine Einbahnstraße ist und ich schon so viele Crashs miterlebt habe, halte ich erst mal überhaupt eine Cash-Quote für sinnvoll. Denn nur sie lässt mich Chancen wahrnehmen und gibt mir die Möglichkeit, jederzeit Aktien zu kaufen. Ich muss mir also nicht erst eine Aktie raussuchen, die ich verkaufe. Ich kann kaufen und muss mir um die Bezahlung keine Gedanken machen. Natürlich alles im Rahmen, aber da bin ich diszipliniert genug.
Ich weiß auch, dass ich mich damit in einer privilegierten Situation befinde. Erst mit einem größeren Vermögen bin ich selbst in diese Konstellation gekommen. Früher war ich eigentlich immer voll investiert und habe dann für vermeintliche Chancen Wertpapierkredite (das habe ich hier beschrieben) genutzt.
Meine Cash-Quote liegt heute bei 17,6%. Das ist kein Wert, den ich fest vorgegeben habe. Er hat sich aus meiner Sorge um die hohe Marktbewertung ergeben.
An sich halte ich in normalen Marktphasen eine Cash-Quote von 10% für ausreichend. Damit kann ich flexibel reagieren und verliere nicht so viel Performance aufgrund der schlechten Verzinsung.
Derzeit befinde ich mich eher auf dem Ausbau der Cash-Quote. Es geht in Richtung 20-25%.
Fazit aus dem Corona-Crash
Der Corona-Crash im März war der erste Crash, bei dem ich hinsichtlich meiner Cashposition völlig entspannt war. Ich konnte nachkaufen, ohne Sorge zu haben, dass ich bei einem weiteren Rückgang nicht noch einmal nachkaufen könnte. Das Problem war nur, dass ich befürchtete, dass es noch deutlich weiter nach Unten gehen würde bzw. ich nicht mit so einer schnellen Erholung gerechnet habe. Deshalb hat mir die Cashposition auch gar nicht so viel genützt. Jedenfalls unter Investmentgesichtspunkten. Ich hätte sie – im Nachhinein betrachtet – voll abbauen und alles investieren sollen. Dann hätte ich aber nicht mehr ruhig geschlafen.
So hat mir die Cash-Quote neben ruhigen Nächten aber auch die Gewissheit gebracht, dass ich keine Aktien verkaufen muss. Egal was passiert, ich kann investiert bleiben. Und damit hat sie mittelbar auch ihren Zweck erfüllt. Denn mein Depot konnte voll an der Erholung teilhaben und die Verluste weitgehend wieder wett machen.
Und so lautet mein Fazit tatsächlich: Sinnvoll ist eine Cash-Quote, mit der Du Dich wohl fühlst. Auch in der schlimmsten Marktphase!

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