Was Dich hier erwartet:
Die Dividendenzahlung meines jüngsten Kaufs einer Schweizer Aktie nehme ich zum Anlass, Dir Schritt für Schritt zu zeigen, wie einfach Du die Quellensteuer aus der Schweiz zurückholen kannst.
Mit dieser Anleitung sparst Du bares Geld und kannst selbst ganz entspannt Schweizer Dividendenaktien kaufen.
Eine Dividendenabrechnung aus der Schweiz
Jeder Aktionär von Schweizer Aktien kennt das leidige Thema der Quellensteuer. Als Beispiel dient die Partners Group Holding AG aus meinem Depot. Sie zahlt eine Dividende von 25,50 CHF pro Aktie aus. Von dieser Dividende werden zunächst 35% Quellensteuer abgezogen. Das sind 8,93 CHF. 15% (=3,83 CHF) werden jedoch auf die deutsche Kapitalertragsteuer angerechnet. Die übrigen 20% (=5,10 CHF) sind erst mal verloren. In diesem aktuellen Beispiel hat der Smartbroker die Schweizer Dividende zum Kurs von 1,0546 in Euro umgerechnet und dann nach Abzug der Steuern und teilweisen Anrechnung der Quellensteuer eine Netto-Dividende von 13,16 € ausgezahlt.

Das passiert bei allen Schweizer Aktien gleichermaßen. Und je mehr Schweizer Aktien Du im Depot hast, umso sinnvoller ist es, die Schweizer Quellensteuer zurückzuholen.
3 Jahre sammeln
Die Erstattung der Quellensteuer aus der Schweiz kannst Du in einem Antrag für insgesamt drei Jahre beantragen. Ich habe das zuletzt Mitte 2019 für alle meine Dividendenerträge mit Schweizer Aktien der Jahre 2017, 2018 und 2019 gemacht. Ich hatte insgesamt 7 Dividendenzahlungen in diesen drei Jahren aus der Schweiz (3x Swiss Re, je 2x Givaudan und Novartis). Den Antrag für 2017-2019 kannst Du noch bis Ende 2020 stellen.
Du kannst den Antrag natürlich auch nur für ein einzelnes Jahr oder für zwei Jahre stellen. Das bietet sich dann an, wenn Du besonders hohe Schweizer Dividenden hast und das Geld schnell wieder zurückhaben willst. Ich werde meinen nächsten Antrag allerdings erst im Jahr 2022 stellen und dann die Jahre 2020, 2021 und 2022 abdecken. Und bis dahin versuchen, durch weitere Käufe die Schweizer Dividendenerträge zu steigern. Die Erstattung für 2020 kannst Du bis zum Ende des Jahres 2023 beantragen.
Tax-Voucher beschaffen
Für jede Quellensteuererstattung benötigst Du einen sogenannten Tax-Voucher. Manche Banken liefern den automatisiert zu jeder Dividendenabrechnung mit, andere nur auf Anforderung und wieder andere lassen sich das extra vergüten. Deshalb mein Tipp an dieser Stelle: Bereits beim Kauf von Schweizer Aktien an den Tax-Voucher denken und notfalls vor der Dividendenzahlung einen Depotübertragung veranlassen. Bei der ING * ist der Tax Voucher kostenlos und direkt bei der Dividendenabrechnung dabei. Er sieht so aus:

Beim Smartbroker kannst Du ihn gratis per E-Mail anfordern. Das funktioniert auch zuverlässig und hat bei mir problemlos geklappt.
Das Ausfüllen des Antrags
Der „Antrag auf Rückerstattung der schweizerischen Verrechnungssteuer von Dividenden und Zinsen“ ist leicht auszufüllen. Es ist das Formular 85, das Du auf der Seite der Eidgenössischen Steuerverwaltung findest. Entweder gibst Du dort in der Suche „Formular 85“ ein oder Du klickst Dich durch das Menü Verrechnungssteuer Stempelabgaben / Verrechnungssteuer / Dienstleistungen / Formulare Wohnsitz im Ausland. Dann scrollst Du zur Nummer 85 für Deutschland.
Willst Du die Erstattung für Dividenden bis einschließlich 2019 beantragen, dann musst Du Dir zuerst den Snapform Viewer installieren. Das geht über diesen Link bzw. am Ende der Formularseite. Und dann wählst Du das Formular aus und kannst es offline an Deinem PC ausfüllen.
Im Antrag gibst Du dann neben Deinen persönlichen Daten (Name, Anschrift, Telefon, E-Mail und Bankverbindung) an, für welche Jahre Du den Antrag stellst.
Die meiste Arbeit macht dann die Tabelle, in der Du die einzelnen Dividendenerträge aufschlüsseln musst. Bei mir sah das dann so aus:

Die Summenbildung erfolgt automatisch. Insgesamt habe ich so für die drei Jahre 127,15 CHF Rückerstattung beantragt.

Auf der zweiten Seite des Formulars sind dann noch bis zu zehn Fragen durch Ankreuzen zu beantworten. Meine Antworten:

Das Einreichen des Antrags
Das Formular habe ich dann zweimal ausgedruckt und an mein Finanzamt in meinem Wohnort geschickt. Ein Formular kam dann postwendend mit Stempel und Unterschrift zurück.
Dann habe ich alle im Antrag angegebenen Dividendenabrechnungen mit den Tax-Vouchers ausgedruckt. Und den ganzen Stapel (Antrag mit Anlagen) dann an die
Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV
Eigerstrasse 65
3003 Bern
Schweiz
geschickt.
Die Erstattung der Quellensteuer
Die Eidgenössische Steuerverwaltung gibt auf ihrer Internetseite an, dass sie rund 300.000 Anträge pro Jahr prüfen muss und die Bearbeitung deshalb mehrere Monate dauern kann.
In meinem Fall habe ich die Abrechnung und Erstattung schon nach drei Wochen nach meinem Versand erhalten.

Die Schweiz erstattet die Quellensteuer ausschließlich in CHF auf ein beliebiges Konto mit IBAN. Ich habe dafür mein Depot-Verrechnungskonto bei der ING angegeben. Von den erstatteten 127,25 CHF hat die ING „Fremdspesen“ in Höhe von 25 CHF einbehalten. Der übrige Betrag wurde dann zum damals (im Juni 2019) fairen Kurs von 1,1177 umgerechnet, so dass ich mich über eine Gutschrift von 91,39 € freuen konnte.
Neuigkeiten für Erstattungen ab 2020
Ich habe mich jahrelang schwer getan, den Antrag zu stellen. Mir war das einfach zu viel Arbeit, mich damit zu beschäftigen. So habe ich bares Geld verschenkt. Inzwischen weiß ich, dass es gar nicht so viel Arbeit ist!
Für Dividenden ab 2020 wird das Verfahren weiter vereinfacht. Die Antragstellung erfolgt dann elektronisch, der Snapform Viewer ist nicht mehr erforderlich. Ich habe mich bereits in dem Portal registriert und es macht den Eindruck, dass zur Beantragung die deutsche Steueridentifikationsnummer ausreicht. Du brauchst also keinen Stempel Deines Finanzamts mehr. Jetzt gibt es wirklich keinen Grund mehr, auf die Erstattung zu verzichten.


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