Norwegischer Versicherungstitel zieht davon: +85% in 2 Jahren

Protektor Forsikring Symbolbild
4.4
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Seit ziemlich genau zwei Jahren habe ich die norwegische Aktie nun in meinem Dividendendepot. Und anlässlich der jüngsten Dividendenzahlung habe ich mir die Performance für diesen Zeitraum im Vergleich zu meinen anderen Depotwerten ausgewertet.

Und war einigermaßen überrascht: direkt hinter Novo Nordisk platziert sie sich auf den zweiten Platz. Ist es Zufall, dass Dänemark und Norwegen damit die Top-Positionen einnehmen?

Ich nehme das Ranking jedenfalls zum Anlass und schaue mir die aktuellen Geschäftsergebnisse und die Bewertung der Aktie genauer an. Lohnt sich womöglich sogar noch ein Nachkauf? Oder ist es besser, auf einen Kursrückgang zu warten? Und deutet sich ein solcher überhaupt an?

Wie ich diese Fragen beantworte, erfährst Du in diesem Beitrag.

Die bisher einzige norwegische Aktie in meinem Depot ist der Versicherer Protector Forsikring. Ihn habe ich hier ausführlich vorgestellt.

Die Entwicklung des Aktienkurses ist in den letzten Jahren überzeugend: Im Tief war die Aktie im Corona-Crash 2020 für 2 € zu haben, derzeit notiert sie bei 19 €. Mein Einstieg im Bereich zwischen 10 und 12 € war im Nachhinein günstig:

5-Jahres-Chart Protector Forsikring in Euro
5-Jahres-Chart Protector Forsikring in Euro

Dividendenzahlung

Protector Forsikring zahlt nun eine Dividende von 5 NOK je Aktie. Sie ist als Sonderdividende deklariert. Das hört sich erst mal gut an, allerdings gab es im letzten Jahr im Februar eine Sonderdividende von 6 NOK. Damit ist das eine Senkung um 16,7%. Für die 400 Aktien in meinem Depot ergibt das eine Brutto-Dividende von 2.000 NOK. Die Quellensteuersituation bei Norwegen ist zunächst nachteilig. Denn es werden einerseits 25% Quellensteuer abgezogen. Und auf der anderen Seite die deutsche Kapitalertragsteuer nebst Solidaritätszuschlag berechnet.

Der Quellensteuerabzug lässt sich auf 15% vorab reduzieren, wenn man ein entsprechendes Formular bei der DKB einreicht. Das richtig ausgefüllte Formular ist dann für das laufende Jahr plus zwei weitere Kalenderjahre gültig.

Die Bruttodividende wurde zum Kurs von 11,3696 in Euro umgerechnet. Nach Abzug der Steuern verbleibt dann eine Nettodividende von 85,54 €. Sie wird mit Wertstellung 16.02.2024 verbucht.

Dividendengutschrift Protector Forsikring im Februar 2024

Die Errechnung der Dividendenrendite ist bei Protector Forsikring nicht so einfach, da sich die Dividendenzahlungen schlecht vorhersagen lassen. Es macht deshalb lediglich Sinn, die drei Dividendenzahlungen des Jahres 2023 heranzuziehen und die jetzige Senkung zu berücksichtigen: im letzten Jahr wurden im Mai und im Juli jeweils 2 NOK gezahlt. Zusammen mit den 5 NOK jetzt ergibt das eine Jahresdividende von 9 NOK. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 220 NOK errechnet sich eine Dividendenrendite von 4,1%. Bei einem heutigen Kauf, gibt es aber keine Garantie, innerhalb der nächsten 12 Monate tatsächlich diese Dividendenrendite zu erzielen. Sie kann höher oder niedriger sein.

Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) profitiert erheblich vom gestiegenen Aktienkurs. Denn mein Einstand liegt „nur“ bei 4.327,29 €. Rechne ich mit den 9 NOK Dividende, dann erhalte ich – bei unterstelltem identischen Umrechnungskurs – eine Jahresbruttodividende von 316,63 €. Das entspricht einem YoC von 7,3%.

Perspektiven

Trotz der hohen Quellensteuer habe ich bereits 8,6% netto meines Kaufpreises über die Dividenden zurück erhalten. Dazu ein ordentliches Kursplus, so dass ich insgesamt auf eine Performance von +85% komme.

Für 2 Jahre Haltedauer ist das natürlich deutlich mehr als ich kalkuliert hatte. Die Versicherungstitel sind aber alle in dieser Zeit gut gelaufen. Jedoch ragt Protektor Forsikring in meinem Depot dabei heraus. Lediglich Novo Nordisk konnte eine bessere Performance hinlegen. Talanx folgt auf Platz 3 und die Munich Re auf Platz 5.

Die Depotgewichtungen meiner Versicherungstitel sehen aktuell so aus:

TitelDepotanteil
Munich Re10,42%
Allianz6,22%
Talanx2,06%
Protector Forsikring1,55%

Damit kommen diese 4 Versicherungstitel exakt auf 20,25% Depotgewichtung. Und – soviel kann ich schon mal vorweg nehmen – das ist auch der Grund, warum ich keinen Nachkauf bei Protector Forsikring tätige. Die Branche hat einfach schon genug Gewicht in meinem Depot.

Wäre das jedoch nicht der Fall, dann würde ich bei Kursrückgängen der Aktie durchaus aufmerksam und schauen, dass ich mir noch ein paar Stücke dazu lege.

Denn die Positionierung von Protector Forsikring gefällt mir weiterhin.

Für das Ergebnis von Protector Forsikring sind die Eigenanlagen wichtiger als bei anderen Versicherungen. Das Portfolio ist im Vergleich zu konservativen Versicherern wie Munich Re oder Allianz eher aggressiv aufgestellt. Wobei die Risiken zuletzt leicht reduziert wurden. Die Aktienquote liegt zum Jahreswechsel bei 16,0% (Vorjahr: 17,8%) und auch das High-Yield-Portfolio wurde um rund 10% reduziert. Es sorgte gleichwohl für eine Durchschnitts-Verzinsung des gesamten Anleihenportfolios von 5,8% (Vorjahr: 6,0%).

Aber auch im klassischen Versicherungsgeschäft ist Protector Forsikring dynamisch unterwegs. Das Prämienvolumen legte im vergangenen Jahr um 47% zu. Angeführt vom britischen Markt, in dem es sich mit +84% nahezu verdoppelte. In den nordischen Staaten konnten – im Vergleich dazu bescheidene – 20% Plus erzielt werden. Erzielt wird das Wachstum durch Versicherungsvermittler. Protector Forsikring zahlt dafür Provisionen, spart sich aber einen hohen eigenen Mitarbeiterbestand und ist damit flexibler aufgestellt.

In der Gewinn- und Verlustrechnung halten sich die Erträge aus dem Versicherungs- und dem Investmentgeschäft in etwa die Waage. Im Ergebnis steht ein Gewinn je Aktie von 18,3 NOK nach 16,7 NOK im Vorjahr (+9,6%). Bei einem Aktienkurs von 217,50 NOK ergibt das ein aktuelles Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,8.

Das sieht optisch niedrig aus, vor allem wenn man aus anderen Branchen deutlich höhere Kennzahlen gewohnt ist. Allerdings sind die Bewertungen im Versicherungsbereich in der Regel niedriger und gerade bei Protector Forsikring haben wir in der Vergangenheit lediglich einstellige Werte gesehen.

Es ist damit im aktuellen Kurs sehr viel Optimismus enthalten. Und das birgt auch immer die Gefahr von Enttäuschungen. Deshalb würde ich hier auch nur zu niedrigeren Kursen zugreifen wollen.

Ebenfalls zu bedenken ist, dass die Dividendenzahlungen stark schwanken. Mal werden Quartalsdividenden gezahlt, mal aber auch nicht. Und wie jetzt auch zu sehen, wird die Sonderdividende auch mal niedriger als im Vorjahr angekündigt. Dahinter steckt das Konzept des Managements, immer dann, wenn es möglich ist, eine Ausschüttung vorzunehmen. Aber eben auch dann, wenn ein Quartal schwache Ergebnisse (vor allem im Investmentbereich) gebracht hat, darauf zu verzichten. Die Aktie ist deshalb kein Langweiler-Papier und auch nicht geeignet, kalkulierbare Erträge zu erbringen.

Auf mittlere Sicht, bei mir jetzt eben 2 Jahre, sieht es dann aber tatsächlich ordentlich aus. Und das ist auch der Grund, warum die Aktie ihren festen Platz in meinem Depot hat.

Aber aufgrund der genannten Gründen nun mit dem Vorsatz, sie dauerhaft zu halten und nicht mehr aufzustocken. Eine Ausnahme wäre lediglich, wenn ich eine andere Versicherungsaktie im Gegenzug reduzieren würde. Aber dazu habe ich auch keinen Anlass.

Auf einen Blick:

Unternehmen:Protector Forsikring
ISIN:NO0010209331
Im Divantis-Depot seit:04.02.2022
Letzter Nachkauf am:28.04.2022
Stückzahl im Divantis-Depot:400
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:10,82 €
Gesamtkaufpreis:4.327,29 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:373,55 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

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10 Gedanken zu „Norwegischer Versicherungstitel zieht davon: +85% in 2 Jahren“

  1. Also, was läßt sich sagen, die meisten großen chinesischen Versicherer
    Ping An, China Life, China Reinsurance usw. wären trotz hoher Dividende ein eiliger und sicherer Gang zur Toilette gewesen.
    Bei den Europäischen Versicherern liegt Protector Forsikring auf Sicht von einem Jahr(Kurs) mit +50% auf dem traumhaften 2. Platz.
    Positiv auffällig noch Talanx mit auch etwa +50% in einem Jahr direkt hinter Protector auf Platz 3.
    Hannover Rück, Münchner Rück „nur“ etwa +25% ein Jahr, Allianz „nur“ +12%
    aber das sind absolute Luxus-Probleme.
    Alle anderen Europäer wie z.Bsp. Axa, Vienna Insurance, Aegon, Swiss Life, Swiss Re und wie sie alle heißen, fahren so gemütlich
    im Bereich +5 bis +15% so vor sich hin.

    bei den Nordamerikanern ein etwas differenziertes Bild,
    Positiv auffällig Progressive etwa +30%, Aflac und AIG +15% Manulife +23%
    ärgerlich, weil ich mich Mitte des letzten Jahres beim Aufräumen von Aflac und Manulife getrennt hatte. So blöd kanns gehen.
    Wer sich stärker für den Bereich interessiert, müßte stärker ins Detail gehen.
    Mein persönlicher Favorit als Dividendenaristokrat Old Republic plus 10% ein Jahr ist o.k. im allgemeinen Marktumfeld.
    Berkshire Hathaway ist eine andere Liga.

    Bei den Versicherern in Japan sind Tokio Marine, Sompo Holdings, Okasancurities Group und MS & AD Insurance Grp absolute Highlights
    und ich stelle fest, man kann nicht alles haben und die immer quälende Frage, ob es jetzt noch Sinn macht, in Japan hinterherzulaufen.

    Also ein Top Pick von Ben, Kompliment.

    Ansonsten sind nach wie vor, wenn man Sektorenweise vorgeht, Information Technology und Healthcare nach wie vor die Top Treiber der Depots der Anleger.
    Versicherer als Vertreter der Financials so im oberen Mittelfeld. Wer bei den kleineren Nordamerikanischen Regional-Banken kein Pech hatte
    (hab mich selbst von US Bancorp getrennt und war hier richtig), liegt hier auf lange Sicht gut und (relativ!) sicher dabei.
    Basic Materials kann man glaube ich gut antizyklisch kaufen, kaufe zur Zeit Glencore aktiv nach, weil günstig.
    Real estate an der Börse zur Zeit schwierig.
    Richtig langweilig sind Utilities, da bewegt sich fast überhaupt nichts außer bei einigen Müllentsorgern. Hab hier ein paar gute Dividendenzahler, denke aber nicht an Ausbau in dem Sektor
    und weil alle so denken, passiert hier wahrscheinlich auch nichts.

    weiß nicht, ob Ben bei seiner MüRück mal einen kleinen Teil (etwa 10%) vom Tisch nehmen sollte, weil die schon so groß geworden ist,
    aber das ist nur ein Gedanke.

    hier zum Anschauen mal noch zwei allgemeine und durchaus informative Übersichten.

    https://www.msci.com/research-and-insights/visualizing-investment-data/regional-breakdown-of-market-sectors-over-time
    https://www.statista.com/topics/1009/global-stock-exchanges/#topicOverview

    und wenn die Zinsen über zwei Jahre tatsächlich dann mal sinken, sind es doch all about gute Aussichten für Aktien.
    Nun ja Grüße und schönen Sonntag.

    1. Hallo Ben
      Das Formular bei der DKB für vorabziehende Quellensteuer für Norwegen von 15% bin ich der Meinung, ist nicht kostenlos. Bin ich mit dieser Meinung falsch?
      Wenn ich aber richtig liege, verstehe ich nicht ganz, wieso Du die Quellensteuer in Norwegen nicht selber und direkt zurück forderst. Dies geht heute noch einfacher als in der Schweiz, nämlich alles Online. Dazu muss man sich einmalig registrieren bei: info.altinn.no (in norwegischer und englischer Sprache)
      Am 20.01.2024 habe ich mich registriert und danach das Formular ausgefüllt und online abgeschickt. Bereits am 08.02.2024 kriege ich per Email die Abrechnung und den Bescheid, dass die Rückvergütung in 2 Wochen vorgenommen wird.
      Den einzigen Nachteil ist, ich kriege die Rückvergütung erst nach Einreichung des Formulars bei welchem Du alle norwegischen Dividenden aufführen kannst, dies aber kostenlos.
      Für weiter Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.

  2. Hallo Beat,

    na – großartiger Tipp!

    Erlaube mir nur eine Frage.

    Ich melde per Formular, dass Dividenden gezahlt wurden.

    Welche Fristen gelten? Meldung jeder einzelnen Dividende innerhalb einer Frist oder sogar bspw. mehrerer Dividenden am Ende eines Jahres …

    Ich selbst bin recht dick in Norwegen investiert (Aker, Aker Solution, Salmar).

    Gruß Frank

    1. Hallo Frank
      Ich habe über Fristen bis jetzt noch nichts gelesen. Im Januar 2024 habe ich alle meine norwegischen Aktien angegeben, da ich wie Du sehr gut in Norwegen investiert bin.
      Gruss Beat

    2. Hallo Frank,

      bis vor kurzem galten noch: 3 Jahre rückwirkend, kann man die Dividende rückfordern.
      Da ich jährlich die Dividenden zurückfordere, interessiert mich das nicht. Ich mache Norwegen komplett meist im Januar/Februar des nachvolgenden Jahres. Cash ist immer wieder schön. :)

      Die Vorabreduktion bei der DKB kostete 11,90 und seit 1.1.: 30 €. Würde ich nicht machen, da ebenso einfach wie bei der Schweiz, Österreich oder Finnland. Ansässigkeit bestätigen lassen und der Rest geht online. Das wäre mir keine 30 € wert.

  3. @Frank und alle anderen interessierten Leser
    bezüglich der norwegischen Quellensteuer ist der online Weg über Altinn hier sehr schön (auch für DAU`s gut verständlich) step by step erklärt.
    https://aktienbaum.de/aktien/quellensteuer-norwegen/
    die entsprechenden Dividendenabrechnungen üblicherweise als pdf sollte man auch auf seinem Rechner haben.
    Notwendig vorab die Ansässigkeitsbescheinigung vom deutschen Finanzamt.

    Grüße
    nur Info ohne Gewähr

    1. Tobs,
      Ja, schlimmer geht immer.
      Nicht alles, was billig ist, ist auch gut.
      Deutsche Industrie (außer Rüstung) und deutsche Immobilienfonds zur Zeit ein No.
      Das einzige, was zur Zeit geht, ist USA und Japan.
      Die Chinesen kaufen Eimerweise, Säckeweise und ganze Schiffsladungen voll von japanischen Aktien.
      Indien kann man sinnvoll außer ein paar ADR`s wohl nicht kaufen.

    2. Hallo,
      in manchen Quellen steht, Bayer reduziere die Dividende auf das „gesetzliche Minimum“. Was ist eigentlich damit gemeint ? Wie errechnet sich das „gesetzliche Minimum“ ?
      BG, Matthias66

      1. Hallo Matthias,

        das gesetzliche Minimum bei Bayer sind 0,11 €.
        Das gesetzliche Minimum in D wird aus einem gesetzlichen Mindestanteil des Grundkapitals ermittelt, sollte das Unternehmen Gewinne machen; ähnlich in der CH.
        Bei Verlusten kann die Dividende auch ganz ausfallen.

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