Was Dich hier erwartet:
Die größten Titel in meinem Dividendendepot waren lange Zeit die deutschen Versicherungskonzerne Munich Re, Allianz und Talanx. Mittlerweile haben sich durch die gute Kursentwicklung Microsoft und Johnson & Johnson dazu gemischt.
Die Versicherungsbranche ist für mich eine wichtiger Anlagebereich. Die Geschäfte sind langfristig ausgerichtet, einigermaßen kalkulierbar und die Ausschüttungen attraktiv.
Nachdem ich mir eben mit diesen Ausschüttungen auch noch eine Position in Swiss Re-Aktien aufbauen konnte, stellte sich mir die Frage, was ab 2022 kommt. Die Dividenden aus den Versicherungen sprudeln weiter und ich möchte sie gerne in diesem Sektor wieder anlegen.
Bei meinen Recherchen bin ich auf eine vergleichsweise kleine Versicherung gestoßen, die mein Portfolio sinnvoll ergänzt. Ihr Schwerpunkt liegt in Skandinavien und Großbritannien und sie verzeichnet stetiges Wachstum. Und mit den Dividendenzahlungen differenziere ich meine Fremdwährungen weiter.
In diesem Beitrag stelle ich Dir meinen jüngsten Neuzugang ausführlich vor.
Geschäftsgegenstand
Protector Forsikring ist eine relativ junge norwegische Versicherung, die sich selbst als Herausforderer der Branche einstuft. Sie wurde erst 2004 gegründet und will mit innovativen, digitalisierten Produkten eine kosteneffiziente Alternative gegenüber den „großen Tankern“ der Branche sein. Dabei steht der Kunde im Fokus, die Schadensabwicklung soll neue Maßstäbe setzen.
Ausgehend vom Heimatmarkt Norwegen erfolgte 2011 der Markteintritt in Schweden, ein Jahr später folgte Dänemark. Und seit 2015 ist Protector Forsikring in Finnland und Großbritannien tätig.

Protector Forsikring sieht sich bereits als Kostenführer unter den Versicherungen und will auch zum Qualitätsführer werden.
Schwerpunkt der Versicherungen sind Industrieversicherungen. Hauptkunden sind öffentliche Körperschaften und größere Unternehmen. Mit über 600 Kommunalkunden ist Protector Forsikring der sektorale Marktführer in Skandinavien.
Aktuell beschäftigt das Unternehmen rund 420 Mitarbeiter in Büros in Oslo, Stockholm, Kopenhagen, Helsinki, Manchester und London. Der Vertrieb geschieht über Versicherungsmakler.
Die Investor Relations-Seiten von Protector Forsikring findest Du hier.
Geschäftszahlen
Im Corona-Jahr 2020 rutschte Protector Forsikring in die roten Zahlen, aus denen es aber 2021 direkt wieder hinausging. Verdient wurden 15 NOK je Aktie.
Hier zeigte sich auch eine Besonderheit des Versicherungsgeschäfts: die höheren Schäden in einem Jahr werden zu Prämienerhöhungen im nächsten Jahr. 2021 hob Protector Forsikring die Prämien um 4-5% über der Inflationsrate für Schadensfälle an. Insgesamt stiegen die Prämieneinnahmen in 2021 um 8%.
Und gleichzeitig spielen die Kapitalmärkte eine entscheidende Rolle für das Jahresergebnis. Denn die Assets Under Management steigen auch bei Protector Foriskring kontinuierlich und erreichten zum Endes Jahres 2021 den bisherigen Höchststand von 14,31 Mrd. NOK. Daraus erzielte das Unternehmen mit 954,5 Mio. NOK eine Rendite von 6,8%.

Gleichzeitig besteht eine Abhängigkeit von diesem Ergebnis, denn das Gesamtergebnis lag bei 1,204 Mrd. NOK nach Steuern. Damit stammen 62% des Ergebnisses aus dem Kapitalanlageergebnis. Fairerweise muss man sagen, dass das Verhältnis bei anderen Versicherungen ähnlich ist.
Management
Die Darstellung des Managements ist zurückhaltend. CEO ist Henrik Høye, der bereits seit 2007 bei Protector Forsikring tätig ist und zuvor für den Aufbau des öffentlichen Sektors verantwortlich war. Seit 2019 CFO ist Ditlev de Vibe Vanay, der diese Position bereits von 2005 bis 2015 inne hatte. In der Zwischenzeit hatte diese Position Vibeke Krane inne, die als einzige Frau dem Vorstand angehört. Sie wechselte dann auf die Position der Personalchefin.
Der Aufsichtsrat besteht aus 7 Personen, darunter 2 Arbeitnehmervertretern. Ihm gehören insgesamt 3 Frauen an. Der Aufsichtsratsvorsitzende Jostein Sørvoll ist bereits seit 2006 im Amt.
Insgesamt scheint es eine große Kontinuität im Management zu geben, was ich für so ein junges Unternehmen als positiv werte.
Aktienkurs
Protector Forsikring ist seit Mai 2007 an der Börse Oslo gelistet.
Im März 2020 – mitten im Corona-Crash – wurde die Aktie für nur 22 NOK gehandelt. Derzeit notiert sie rund 100 NOK höher. Bei 82,5 Mio. ausgegebenen Aktien liegt die Marktkapitalisierung bei rund 10 Mrd. NOK, das entspricht etwa 1 Mrd. €. Damit erfüllt die Aktie meine Anlagekriterien hinsichtlich ihrer Größe.

Der Free Float der Aktie liegt bei rund 80%, die beiden größten Aktionäre halten jeweils rund 10% der Aktien. Sie stellen auch jeweils ein Mitglied im Aufsichtsrat, was für eine langfristige Betätigung spricht.
Aufgrund der Wichtigkeit des Investmentportfolios für das Jahresergebnis ist die Aktie stark von der Entwicklung des Aktienmarktes abhängig. In guten Börsenjahren profitiert sie überdurchschnittlich, in Schwächephasen leidet sie mit. Dafür erhält man auf lange Sicht eine attraktive Dividendenrendite. Wer sich getraut hätte, im Corona-Crash einzusteigen, hätte 2 Jahre später schon mehr als 80% als Brutto-Dividende zurückerhalten.
Aktienkauf
Ich kaufte am 4. Februar 2022 100 Aktien von Protektor Forsikring zum Kurs von 12,38 € an der Börse Stuttgart in mein Depot bei der DKB. Ich zahlte dafür 13,29 € Kaufprovision und damit insgesamt 1.251,29 € für diesen Aktienkauf.

Die Order habe ich bei der DKB platziert, da diese auf Antrag eine Quellensteuerreduzierung für norwegische Aktien anbietet. Bei der Börse Stuttgart wurde ich zudem fairer innerhalb des Spreads zugeteilt als dies bei einem Direktanbieter wie Tradegate der Fall gewesen wäre (ich habe einige Minuten mit verschiedenen Limits hin und her probiert).
Dividendenhistorie
Protector Forsikring ist sehr dividendenfreundlich aufgestellt. Im letzten Jahr wurden in mehreren Tranchen insgesamt 8,01 NOK als Dividende bezahlt. Für dieses Jahr sind (bisher) 10,00 NOK angekündigt. Daraus ergibt sich eine Dividendenrendite von 8%.
Die Dividenden werden in Norwegischen Kronen (NOK) ausbezahlt und unterliegen damit für einen Aktionär aus dem Euro-Raum einem Währungsrisiko.
Das Management überprüft quartalsweise die für Versicherungen relevante Solvency II-Rate und schüttet oberhalb der 180%-Marke Kapital aus. Damit sollen zwischen 20 und 80% des Nettogewinns als Dividenden an die Aktionäre gehen.
Die letzten Dividendenzahlungen und die Ankündigung für April 2022:
| exDividende | Zahltag | Betrag |
| 08.04.22 | 15.04.22 | 7,00 |
| 09.02.22 | 16.02.22 | 3,00 |
| 03.11.21 | 10.11.21 | 1,67 |
| 14.07.21 | 21.07.21 | 1,67 |
| 04.05.21 | 12.05.21 | 1,67 |
| 09.04.21 | 16.04.21 | 3,00 |
Bei der Dividende ist die Quellensteuersituation von norwegischen Aktien zu berücksichtigen. Eine Vorabreduzierung wird von der DKB und vom S-Broker angeboten. Dadurch entspannt sich der Abzug etwas (Details zum Vorgehen hat Armin im ersten Kommentar unter diesem Beitrag ausgeführt!). Ich werde die Unterschiede bei der Dividendenzahlung im April 2022 darstellen. Nach meinem Kauf im Februar werde ich bei der Februar-Dividende den vollen Quellensteuersatz haben. Meinen Antrag stelle ich jetzt aber beim Finanzamt und sende ihn dann zur DKB. Das kostet mich 11,90 € einmalige Gebühr für 3 Kalenderjahre.
Nachhaltigkeitsfaktor
Protector Forsikring räumt der ESG einen hohen Stellenwert ein und hat 5 Nachhaltigkeitsziele definiert, die bereits Ende 2024 erreicht sein sollen.

Im Aufsichtsrat ist mit Randi Helene Røed die Nachhaltigkeitsverantwortliche der norwegischen Lotterie vertreten. Sie dürfte in ihrer Tätigkeit einen Fokus auf ESG richten.
Weitere Strategie
Mit Protector Forsikring habe ich ein junges, dynamisches Unternehmen in einer reifen Branche in mein Depot aufgenommen. Für mich ist das eine spannende Beimischung zu den etablierten Versicherungen Munich Re, Allianz, Talanx und Swiss Re.
Ich nehme dabei auch größere Schwankungen in Kauf und lasse mir das in guten Phasen mit hohen Dividenden bezahlen. Langfristig gehe ich von einer weiteren Steigerung des Unternehmenswertes und damit auch des Aktienkurses aus.
Aus meinen bisherigen vier Versicherungen erziele ich eine Nettodividende von rund 2.500 € p.a. Diesen Betrag möchte ich in 2022 in Protector Forsikring investieren und dann in 2023 neu entscheiden, ob ich das wiederhole.
Mit den bisher gekauften 100 Aktien habe ich die Hälfte des Jahresbudgets investiert. Die zweite Tranche plane ich für den März, um dann im April bereits voll von der Dividendenzahlung zu profitieren.
Im Ziel wäre dann meine Position Protector Forsikring auf einem Level mit Swiss Re. Das halte ich für ausreichend, da beide Versicherungen doch deutlich stärker in ihren Geschäftsergebnissen schwanken als die drei großen deutschen Konzerne. Und für mich ist ja immer wichtig, dass ich mit meinem Depot ruhig schlafen kann. Deshalb ist Protector Forsikring eine Beimischung, die einen Renditepush geben kann, aber keine dominante Stellung erhalten wird.
Auf einen Blick:
| Unternehmen: | Protector Forsikring |
| ISIN: | NO0010209331 |
| Im Divantis-Depot seit: | 04.02.2022 |
| Letzter Nachkauf am: | 29.04.2024 |
| Stückzahl im Divantis-Depot: | 450 |
| Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 11,75 € |
| Gesamtkaufpreis: | 5.287,14 € |
| Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 614,63 € |
| Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |

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