Eine Dividendenkürzung ist ein Alarmsignal, keine Frage. Aber notwendig ist dann auf jeden Fall ein zweiter Blick: Was sind die Hintergründe und ist es womöglich nur eine vorübergehende Maßnahme?
Bei diesem Unternehmen war es auch so: Mehr als 10 Jahre in Folge jedes Jahr erhöht. Und dann im Corona-Jahr auf einmal die Dividendenkürzung. Gefallen hat mir das nicht. Schließlich haben viele andere Unternehmen ihre Historie fortführen können.
Aber es war mir klar, dass es vor allem politische Gründe waren. Und dass diese auch bald wieder verschwinden sollten. Und die Bremsspuren im Geschäftsmodell, schließlich wird ein Großteil mit Mobilität verdient, sollten sich auch langsam wieder auflösen.
Im Nachhinein war es die richtige Entscheidung, voll investiert geblieben zu sein. Und da die Perspektiven so positiv waren, habe ich dann vor einem guten Jahr sogar noch mal nachgekauft.
Heute kann ich mit Freude auf die Entwicklung schauen und liebäugele sogar mit dem nächsten Nachkauf. Alle Details dazu erfährst Du in diesem Beitrag.
Die Dividendenkürzung musste ich seinerzeit beim französischen Infrastrukturunternehmen VINCI verkraften. Die Aktie habe ich hier ausführlich vorgestellt.
Und es war nicht nur die Ausschüttung vom Corona-Crash betroffen, sondern auch der Aktienkurs. Zuvor hatte VINCI eine stetige Aufwärtsentwicklung gezeigt. Und die Erholung hat lange gedauert. Erst in diesem Jahr konnte ein neues Allzeithoch erreicht werden:
Dividende
VINCI zahlt nun eine Dividende von 1,05 € je Aktie. Letztes Jahr im November wurden 1,00 € gezahlt – somit ist das eine Erhöhung um 5,0% oder 0,05 €. Für die 140 Aktien in meinem Depot bedeutet das eine Brutto-Dividende von 147,00 €. Wie üblich zieht der DKB-Broker (anders als die anderen Banken!) nur 12,8% Quellensteuer ab und rechnet sie voll auf die deutsche Kapitalertragsteuer an. So erhalte ich eine Netto-Dividende von 109,27 €. Sie wurde mit Wertstellung 16.11.2023 überwiesen.
Nachdem im April bereits 3,00 € Dividende bezahlt wurden, sind damit in diesem Jahr 4,05 € ausgeschüttet worden. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 109,38 € entspricht das einer Dividendenrendite von 3,7%.
Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) liegt übrigens bei 5,1% (4,05 € x 140 Aktien = 567 € bei einem Einstand von 11.226,01 €).
Perspektiven
Die Dividendenerhöhung ist optisch nicht so hoch wie zuvor ausgefallen. So wurde die April-Dividende noch um 33,3% erhöht. Das liegt aber an einer Besonderheit: Die April-Dividende ist die Schlussdividende für das abgelaufene Geschäftsjahr. Bei ihr steht also schon fest, wie gut (oder auch schlecht) VINCI performt hat.
Die November-Dividende ist hingegen eine Zwischendividende und damit quasi ein Abschlag auf die Dividende für das laufende Geschäftsjahr. Und deshalb bin ich mit der jetzigen Erhöhung auch insgesamt zufrieden. Sie signalisiert eine weitere Steigerung im nächsten April und führte für 2023 zu einer Dividendenerhöhung von zusammen gerechnet 0,80 € oder 24,6%. Und das kann sich dann wirklich sehen lassen!
Die Dividendenhistorie für die letzten Jahre – für mich zählt das Jahr der Dividendenzahlung – sieht damit so aus:
2017 | 2,16 € |
2018 | 2,51 € |
2019 | 2,71 € |
2020 | 1,25 € |
2021 | 2,69 € |
2022 | 3,25 € |
2023 | 4,05 € |
Damit zeigt sich, dass das Corona-Jahr 2020 ein Ausreißer geblieben ist. VINCI hatte damals auf politischen Druck hin seine Dividende kürzen müssen. Inzwischen liegen wir jedoch deutlich über dem Niveau der Vor-Corona-Jahre.
Ähnlich zur Dividende haben sich auch Umsatz und Gewinn entwickelt. Inzwischen lässt sich festhalten: der Laden brummt.
Nach den ersten 9 Monaten des Jahres 2023 berichtete VINCI über einen Umsatzanstieg von 12%, beachtliche 10,4% entstammen einem organischen Wachstum. Spannenderweise geht der Umsatz in Frankreich in Relation immer weiter zurück. Er wuchs nämlich „nur“ um 5% und steht jetzt noch für 43% des gesamten Umsatzes.
Das ist zwar noch ein großer Klumpen. Aber eben nicht mehr die Mehrheit und inzwischen auch näher an der 40% als an der 50%. Auch wenn VINCI das – wohl aus politischen Gründen – nie offiziell geäußert hat. Die Marschrichtung ist klar: die großen Wachstumsprojekte finden außerhalb Frankreichs statt.
Beispielhaft berichtet VINCI davon, dass ein 29,99%-großer Anteil an 13 mexikanischen Flughäfen, der Ende letzten Jahres akquiriert wurde, nun zum Umsatzwachstum beigetragen hat. So stieg der Umsatz des Bereichs Concessions um 19% und der Autostraßen um 5%. Bei den Flughäfen ging es jedoch 49% nach Oben. Ohne Akquisitionen lag der Umsatzzuwachs auch noch bei 27%. Und – besonders erfreulich – 12% über den ersten 9 Monaten des Jahres 2019 (das letzte Vor-Corona-Jahr). Die Flughäfen in Portugal, Serbien, Mexiko und der Dominikanischen Republik verzeichneten Rekordpassagierzahlen. Und auch in Japan zeigte sich eine weitere Erholung.
Der Umsatzanstieg zog sich aber durch alle Geschäftsbereiche, insbesondere auch im Energiesektor und im Baubereich konnten hohe Zuwächse erzielt werden. Lediglich der unbedeutende Immobilienbereich (Umsatz von 836 Mio. € bei 50,6 Mrd. € Gesamtumsatz) stand mit einem Minus von 24% unter Druck. Ein Thema, das wir ja auch schon seit einiger Zeit bei deutschen Immobilienaktien beobachten konnten.
Ebenfalls positiv zu werten ist, dass die Nettoverschuldung gegenüber dem Ende des letzten Geschäftsjahres konstant geblieben ist. Die Relation zum Umsatz hat sich damit weiter verbessert. Und schließlich konnte die Jahresprognose bestätigt werden: trotz deutlich gestiegener Finanzierungskosten wird weiterhin ein leicht erhöhter Nettogewinn erwartet.
Und der Free Cash Flow wird nun sogar höher als ursprünglich geplant erwartet. Bisher lautete die Prognose „am oberen Ende einer Range von 4 bis 4,5 Mrd. €“, nun ist die Formulierung „mindestens 4,5 Mrd. €“. 2022 lag er allerdings noch bei 5,4 Mrd. €.
Trotzdem dürfte einer Dividendenerhöhung im nächsten April nach dieser Prognoseanhebung nichts im Wege stehen. Publiziert wird das Jahresergebnis dann am 8. Februar 2024.
VINCI kommt in der Börsenberichterstattung eher selten vor. Umso positiver nehme ich die Entwicklung wahr.
Zu meiner Zielposition von 150 Aktien fehlen mir noch 10 Stück. Eigentlich hätte ich Lust, diese Stücke jetzt einfach zu kaufen. Denn ich bin weiterhin von den Perspektiven überzeugt und empfinde die Aktie auch noch nicht als so teuer.
Wenn ich allerdings sehe, dass ich erst vor 11 Monaten exakt 94,27 € je Aktie bezahlt habe, dann müsste ich jetzt 16% mehr dafür bezahlen. Und dafür bin ich dann irgendwie zu geizig. Abgesehen davon, dass ich in letzter Zeit einige Aktien nachgekauft habe und mir deshalb eine Verschnaufpause ganz gut tut.
Aber sollte der Kurs – warum auch immer – noch mal unter die 100 € sinken oder das Jahresergebnis deutlich besser als prognostiziert ausfallen, dann stehe ich bereit. Und deshalb kann es sein, dass ich die April-Dividende dann schon mit 150 Aktien erleben werde. Es ist aber kein Muss für mich – ich bin da total entspannt.
Auf einen Blick:
Unternehmen: | VINCI |
ISIN: | FR0000125486 |
Im Divantis-Depot seit: | 25.08.2016 |
Letzter Nachkauf am: | 11.06.2024 |
Stückzahl im Divantis-Depot: | 150 |
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 81,79 € |
Gesamtkaufpreis: | 12.268,60 € |
Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 2.027,08 € |
Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
Hi Ben,
Übrigens vielen Dank für die Aufnahme des YoC! Immer (meistens) eine tolle Motivation. :-)
Viele Grüße,
Chrischaan