Auf einmal ist die Aktie in aller Munde – warum nicht schon früher?

Lam Research Symbolbild zum Aktiensplit
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Manchmal wundere ich über die Börse. Vor allem dann, wenn eine Aktie erst dann quasi überall analysiert, besprochen und empfohlen wird, wenn sie eine Rallye hingelegt hat. Warum erst dann? Und wem soll das nützen?

Wenn ich einen Mehrwert aus Börsenzeitschriften, anderen Finanzblogs oder Research von Analysten ziehen will, dann doch wohl dann, wenn eine Aktie eben noch nicht „entdeckt“ und deutlich angestiegen ist.

Gerade bei Aktien „unterm Radar“ ist das ein Mehrwert. Die großen Titel werden ja eigentlich immer besprochen. Aber wer kümmert sich um die „Hidden Champions“?

Mir gelingt das natürlich auch nur sehr selten. Am Beispiel Nvidia lässt sich das – finde ich – gut festmachen: Niemand braucht heute noch euphorisch darüber zu sprechen. Dafür ist die Aktie einfach viel zu bekannt. Aber was war vor 3 oder 5 Jahren? Diejenigen, die damals schon auf den Zug aufgesprungen sind, haben meinen größten Respekt. Ich habe damals leider keine Fahrkarte gelöst.

Dafür bin ich aber glücklicherweise bei einer anderen Aktie, die stetig neue Höchststände erzielt, schon vergleichsweise lang dabei. Und in Kürze steht nun auch dort ein Aktiensplit an, weil der Aktienkurs optisch schon sehr teuer ist.

Dabei ist es erst 4 Jahre her, dass ich die Aktie erstmals in mein Dividendendepot kaufte. Seitdem hat sie sich mehr als verdreifacht.

Natürlich gehe ich nicht davon aus, dass sich der Kurs von heute aus in den nächsten vier Jahren erneut verdreifachen wird. Aber eine „lediglich“ überdurchschnittliche Entwicklung wäre ja auch nicht verkehrt. Wie ich die Perspektiven nun einschätze, erfährst Du in diesem Beitrag.

Erst im August 2020 – also vor nun gut 4 Jahren – bin ich beim Zulieferer der Halbleiterindustrie Lam Research eingestiegen. Und seitdem habe ich sieben Mal nachgekauft. Hier habe ich über die Depotaufnahme ausführlich berichtet. Insgesamt habe ich 18 Aktien im Depot und aus einem Kaufpreis von 6.802,20 € hat sich ein Depotwert von rund 18.500 € entwickelt.

Im Chartbild ist allerdings deutlich zu sehen, dass die Aktie immer wieder Schwächephasen hatte und es immer wieder zu Kaufgelegenheiten kam. Das Halbleitergeschäft gilt als zyklisch und so ging es im Jahr 2022 auch ordentlich abwärts. Der steile Anstieg seit 2023 hat aus meiner Sicht vor allem mit dem KI-Hype zu tun:

Lam Research im 10-Jahres-Chart (in US-Dollar)
Lam Research im 10-Jahres-Chart (in US-Dollar)

Eine Einschätzung, wo sich Lam Research innerhalb der Halbleiterbranche einordnen lässt, habe ich in diesem Bericht vorgenommen.

Dividendenzahlung

Lam Research zahlt erneut eine Quartalsdividende von 2,00 US$ je Aktie. Für meine 18 Aktien ergibt das eine Brutto-Dividende von 36,00 US$. Sie wurde von flatex zum EZB-Referenzkurs von 1,0814 in Euro umgerechnet. Nach Abzug der Steuern (aufgrund von gezahlten Stückzinsen überwiegend ohne Kapitalertragsteuer) verbleibt eine Netto-Dividende von 27,17 €. Sie wurde mit Wertstellung 10.07.2024 überwiesen.

Dividendenzahlung Lam Research im Juli 2024

Annualisiere ich die Quartalsdividende, dann zahlt Lam Research eine Jahresdividende von 8,00 US$. Bei einem Aktienkurs von 1.059 US$ ergibt das eine Dividendenrendite von 0,8%. Da Lam Research seine Dividende üblicherweise jährlich erhöht, dürfte bei einem heutigen Kauf die tatsächliche Jahresdividende höher liegen. Bleibt es beim bisherigen Turnus, dann wird die Quartalsdividende mit der Oktober-Zahlung wieder höher sein.

Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) profitiert von meinem Einstandskurs. Für die 18 Aktien habe ich insgesamt 6.802,20 € bezahlt. Rechne ich die Quartalsdividende mit identischem Wechselkurs auf eine Jahresdividende hoch, dann liegt diese bei 133,16 €. Das entspricht einem YoC von 2,0%. Das ist zwar auch noch nicht prickelnd, aber angesichts der historischen Steigerungsraten befindet sich meine persönliche Dividendenrendite auf gutem Weg.

Aktiensplit

Die spannendste Nachricht der letzten Monate kam für mich bereits Ende Mai auf den Tisch: Lam Research wird einen Aktiensplit durchführen. Das Verhältnis wird 10:1 betragen. Wer also 1 Aktie im Depot hat, hat nach dem Aktiensplit 10 Aktien. Für mich wird es konkret eine Veränderung von 18 auf 180 bedeuten.

Das Ganze ist aber lediglich eine optische Maßnahme! Der Aktienkurs wird sich nämlich entsprechend zehnteln. Also dann statt 1.059 US$ „nur noch“ 105,90 US$ betragen. Damit verändert sich an der Marktkapitalisierung von Lam Research gar nichts und mein Depotwert bleibt auch unverändert.

So jedenfalls die Theorie. Denn Auswirkungen kurzfristiger Art kann es trotzdem geben. Einerseits könnten Anleger vor dem Split noch zugreifen, um von einem etwaigen Kursanstieg nach dem Split zu profitieren. Und dadurch, dass die Aktie optisch billiger wird, wird sie natürlich auch für Kleinanleger leichter handelbar. Zwar waren auch zuvor schon Bruchstücke über Sparpläne möglich, aber an der Börse werden nur ganze Stücke gehandelt. Und da ist es – man denke z.B. an die ganzen Reddit-User, die über Robinhood handeln – nach dem Split möglich, schon mit 200 Dollar 2 Aktien zu handeln. Bisher geht unter 1.000 US-Dollar nichts.

Der Aktiensplit wird nach Handelsschluss am 2. Oktober 2024 wirksam. Wer dann Aktien von Lam Research im Depot hat, wird dann am nächsten Tag (3. Oktober 2024) eine Verzehnfachung seiner Stückzahl sehen. So ist es jedenfalls beabsichtigt. Tatsächlich werden viele Broker wieder schlecht vorbereitet sein und erst später die Stückzahl korrigieren.

Wer also an einen Verkauf der Aktie denkt, sollte das berücksichtigen und entweder vor dem Splittermin kaufen oder davon ausgehen, dass die neuen Stück erst einige Tage später gehandelt werden können.

Und steuerlich sollte der Aktiensplit keinen Effekt haben. Es ist keine Ausgabe von Gratisaktien oder Sachdividende. Sondern einfach eine Neueinteilung des Grundkapitals des Unternehmens in eine kleinere Stückelung.

Perspektiven

Neben dem Aktiensplit hat Lam Research eine Maßnahme angekündigt, die einen größeren Effekt haben dürfte: ein neues Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 10 Mrd. US$. Das entspricht bei der aktuellen Marktkapitalisierung rund 7% aller ausstehenden Aktien. Nun kann man durchaus darüber streiten, ob Aktienrückkäufe im Interesse der Aktionäre sind, wenn die Aktie auf einem Allzeithoch notiert.

Sie sind aber deutlich flexibler zu handhaben als Dividenden. Denn da erwarten wir Aktionäre ja, dass sie jedes Quartal bezahlt werden, nicht sinken und einmal jährlich erhöht werden. Bei Lam Research hat das Management das Ziel ausgegeben, 75% bis 100% des Free Cash Flow an die Aktionäre zurückzugeben. Und mit dem zeitlich nicht eingegrenzten Aktienrückkaufprogramm lässt sich die Zielerreichung dann eben auch gut dosieren.

Und so bin zumindest ich nicht unzufrieden mit den Aktienrückkäufen. Die Aktie ist zwar optisch teuer und im Vergleich zur Vergangenheit auch höher bewertet. Aufgrund der Marktstellung von Lam Research bin ich aber überzeugt davon, dass wir noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht haben. Und damit wirken die Aktienrückkäufe zwar jetzt teuer, aber schon in der weiteren Zukunft wird es rückblickend hoffentlich nach einem günstigen Kaufniveau aussehen.

Lam Research hat zuletzt seine Ergebnisse für das 1. Quartal des laufenden Jahres veröffentlicht. Sie zeigten ein Umsatzplus von 0,9% auf 3,79 Mrd. US$ gegenüber dem 4. Quartal des letzten Jahres. Lam Research vergleicht sich traditionell nicht mit dem Vorjahresquartal, sondern mit dem Vorquartal. Der Gewinn je Aktie legte um 1,7% auf 7,34 US$ zu.

Zum Vergleich und zur Einschätzung dazu die Prognose: Sie lag bei einem Umsatz von 3,7 Mrd. US$ (+/- 300 Mio. USS) und einem Gewinn je Aktie von 6,90 US$ (+/-0,75 US$).

Damit übertraf Lam Research jeweils die Prognose und bewegte sich im oberen Bereich der Prognosespannweite.

Für das gerade zu Ende gegangene 2. Quartal 2024 liegt die Prognose nun bei einem Umsatz von 3,8 Mrd. US$ (+/- 300 Mio. USS) und einem Gewinn je Aktie von 7,20 US$ (+/-0,75 US$).

Wie so oft erscheint mir das sehr konservativ prognostiziert. Denn es würde einen Gewinnrückgang bei stagnierendem Umsatz implizieren. Sollte diese Prognose nicht übertroffen werden, dann würde das sicherlich Druck auf den Aktienkurs bewirken. Aber das Management ist erfahren genug, dass es die Erwartungen bremst, um sie dann doch zu übertreffen.

Und so fiel auch der Kommentar des CEO optimistisch, aber nicht überschäumend aus: man habe einen soliden Start in ein starkes Jahr hingelegt.

Insgesamt zeigt das Geschäftsmodell eine komplette Abhängigkeit von der Halbleiterindustrie. Das wird auch aus der Umsatzverteilung deutlich: 42% des Umsatzes werden in China erzielt, gefolgt von 24% aus Korea. Es folgen nur noch einstellige Anteile, angeführt von Japan und Taiwan mit je 9%. Lediglich 6% des Umsatzes kommen aus den USA.

Als Aktionär ist man zwar an einem US-Unternehmen beteiligt. Die Musik spielt aber woanders. Dessen muss man sich – auch im Hinblick auf politische Themen – immer bewusst sein, wenn man über Lam Research nachdenkt.

Kommen wir noch einmal zur Bewertung von Lam Research: 2023 erzielte das Unternehmen einen Gewinn je Aktie von 27,33 US$, 20222 waren es noch 37,31 US$. Das zeigt die Zyklik im Halbleitergeschäft. 2024 dürfte der Gewinn irgendwo zwischen den beiden Werten liegen.

Damit liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis deutlich jenseits von 30. Günstig ist definitiv etwas anderes. Und es gab Zeiten in den letzten Jahren, da ließ sich das Unternehmen für das 12-fache des Gewinns kaufen.

Gewachsen ist nämlich zuletzt nicht der Gewinn, sondern die Gewinnaussichten. Und das ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen. Schließlich sieht sich Lam Research als einen der Schlüsselakteure in der KI-Entwicklung. Denn aufgrund der notwendigen Rechenkapazitäten liegt der Fokus schon auf Geschwindigkeit und den Kosten. Und überall hat Lam Research mit seinen Technologien einen positiven Beitrag.

Aber Gewinnaussichten sind eben noch keine Gewinne. Verwirklichen sich die Erwartungen, dann wird der Aktienkurs von Lam Research weiter profitieren und die Gewinne exorbitant steigen. Es bleibt jedoch das Risiko, dass die Gewinnsteigerungen erst später als erwartet eintreten oder gänzlich neue Technologien zur Marktreife gelangen, die dann doch für Konkurrenz sorgen.

Aufgrund der hohen Bewertung steht für mich ein Nachkauf von Lam Research derzeit nicht mehr auf dem Programm. Mit demnächst dann 180 Aktien im Depot fühle ich mich auch ausreichend investiert. Der Depotanteil ist durch den Kursanstieg ohnehin seit Jahresbeginn von 2,6% auf 3,6% gestiegen. Da muss ich nicht mehr zusätzliches Kapital einsetzen.

Meinen letzten Bericht zu Lam Research vor drei Monaten hatte ich mit dem Wunsch nach einem Aktiensplit beendet und 5:1 vorgeschlagen. Herausgekommen sind dann sogar 10:1 und mein Wunsch umgesetzt worden.

Deshalb wage ich an dieser Stelle einen Wunsch zur Dividendenerhöhung. Sie steht nun an, denn schon die Oktoberdividende sollte höher sein. Hier gehe ich jetzt mal in die Vollen und erwarte eine neue Quartalsdividende von 2,50 US$. Das würde einer Dividendenerhöhung von 25% entsprechen und wäre tatsächlich ambitioniert. Nach dem Aktiensplit wäre das dann aber eine Dividende von 0,25 US$ und das wiederum kann ich mir optisch gut vorstellen. Angesichts des Dividendenvolumens von 263 Mio. US$ im letzten Quartal würde das auch nur einer Erhöhung um 65 Mio. US$ entsprechen. Angesichts von Aktienrückkäufen im letzten Quartal von 860 Mio. US$ wäre das wirklich verkraftbar.

Lassen wir uns überraschen, ob ich mit meiner Erwartung annähernd richtig liege. Natürlich wäre ich auch mit einer niedrigeren Erhöhung zufrieden. Aber ich kann mir vorstellen, dass ich mit meinem Tipp gar nicht so verkehrt liege…

Auf einen Blick:

Unternehmen:Lam Research Corp.
ISIN:US5128071082
Im Divantis-Depot seit:28.08.2020
Letzter Nachkauf am:13.07.2022
Stückzahl im Divantis-Depot:180
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:37,79 €
Gesamtkaufpreis:6.802,20 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:319,55 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

für diesen Beitrag verwendete Quellen:
Lam Research Corporation Announces $10 Billion Share Repurchase Authorization and a 10-for-1 Stock Split
Lam Research Corporation Reports Financial Results for the Quarter Ended March 31, 2024

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2 Gedanken zu „Auf einmal ist die Aktie in aller Munde – warum nicht schon früher?“

  1. Eine Frage, die den Markt in der nächsten Zeit bewegen dürfte, ist doch die:
    sinkt die Inflation( später Zinsen) weil
    a: keiner mehr die Preise anhebt oder
    b: die Nachfrage nachlässt. Für Fall b
    würde es doch auf Stagnation oder Rezession hindeuten. Dann könnte auch der Techbereich evtl zeitversetzt aber ziemliches Abwärtspotential haben.
    Bemerkenswert solche Tage wie gestern, wo Nasdaq100 – 2% intraday vs Gold + 2% parallel verläuft. S&P 500 fast unverändert.
    Wenn der Schalter umgelegt wird, dann geht es schnell.
    Trotzdem Glückwunsch Ben.
    Den Techbereich decke ich nur noch per ETF ab, der aber kontinuierlich aufgestockt wird. Weiterer Aufbau eher im Versorger/ Valuebereich und verstärkt ETF etwas breiter.

    Aber allgemein dürften die meisten doch mit dem Marktverlauf plus Aussichten sehr zufrieden sein.
    Die Hoffnung , wenn man nur den richtigen Social Media Kanal findet, um die „ Aktie“ unter dem Radar zu finden, habe ich mittlerweile auch aufgegeben.
    Solide Diversifizierung plus regelmäßigen Cash Input plus Dividendenreinvestierung und Geduld ist wohl das beste, was man machen kann.

  2. Ja, so war das, 2020 hiessen sie nicht „glorreiche 7“, sondern FAANG… nur stand das N damals für Netflix und nicht für Nvidia. Mit einem stupiden MSCI World ETF hätte man zumindest ein bisschen Nvidia gekauft.
    Wie dem auch sei, dein LAM Research ist mein Broadcom. Ursprünglich (u.a.) gekauft, weil sie für Tech eine anständige Dividende zahlten, heute ein „7-Bagger“, Dividenden YoC inzwischen über 4% und Split steht ebenfalls vor der Tür.
    Bei mir ist es dadurch aber tatsächlich so, dass 2 Depotwerte 25% meiner Gesamtperformance (in Euro) liefern, AbbVie und eben Broadcom. Darüber freue ich mich, frage mich aber auch, was wäre, wenn ich die zwei nun gerade nicht gekauft hätte?
    Ben, wenn dir mal langweilig ist, würde mich interessieren, wie es bei dir aussieht… Wieviel deiner Werte steuern 25%, 50% (oder so) der Gesamtperformance bei…
    Ansonsten, weiter so, eines der ganz wenigen substanziellen deutschsprachigen Finanzblogs!

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