Seit Wochen bin ich hin- und hergerissen: soll ich es wagen und meine Position in der Aktie aufstocken? Es locken derzeit 13,5% Dividendenrendite und das Abwärtspotenzial scheint mir deshalb durchaus begrenzt.
Dagegen spricht nur, dass der Aktienkurs immer noch einen deutlichen Abwärtstrend hat. Und Griffe in das fallende Messer soll man bekanntlich lassen.
Aber wo ist ein realistischer Boden? Denn schließlich handelt es sich nicht um irgendeinen Small Cap, sondern um eines der größten Unternehmen Kanadas mit einem erheblichen Marktanteil in seiner Branche.
Haben wir es hier womöglich also mit einer historischen Kaufgelegenheit zu tun oder droht der Totalabsturz? Dieser Thematik versuche ich mich in diesem Beitrag zu nähern und etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Die Frage, die mich mit meiner Depotposition seit einiger Zeit umtreibt, lässt sich auf einen Punkt bringen: Ist es ein Sterben auf Raten oder nur eine Krise, die das Unternehmen überwinden kann?
Denn schließlich handelt es sch um das kanadische Telekommunikationsunternehmen BCE (hier habe ich es ausführlich vorgestellt), dass vor der Privatisierung der Monopolist in Kanada war.
Der Kurschart in der Heimatwährung des kanadischen Dollars sieht dramatisch aus: Seit dem Allzeithoch im April 2022 geht es stetig bergab:

Dividendenzahlung
BCE zahlt erneut eine Quartalsdividende von 0,9975 CAD je Aktie. Für die 40 Aktien in meinem Depot beträgt die Brutto-Dividende damit 39,90 CAD. Die Umrechnung in Euro erfolgte durch maxblue zum Kurs von 1,5801. Nach dem Steuerabzug (die kanadische Quellensteuer wird bei maxblue automatisch reduziert!) verbleibt eine Netto-Dividende von 18,81 €. Die Dividende wurde von maxblue mit Wertstellung 17.04.2025 überwiesen.

Annualisiere ich die Quartalsdividende, werden in einem Jahr 3,99 CAD Dividende gezahlt. Bei einem Aktienkurs von 29,67 CAD (Schlusskurs vom 15.04.2025) entspricht das einer Dividendenrendite von 13,5%.
Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost – YoC) bezieht sich auf meinen Einstand. Für die 40 Aktien habe ich insgesamt 1.423,95 € bezahlt. Nehme ich die Brutto-Quartalsdividende von 39,90 CAD und vervierfache sie, dann erhalte ich innerhalb eines Jahres 159,60 CAD brutto. Umgerechnet mit EZB-Wechselkurs vom 15.04.2025 (1,5711) ergibt das 101,58 €. Und damit ein YoC von 7,1%. In diesem deutlich niedrigeren YoC gegenüber der aktuellen Dividendenrendite zeigen sich die Kurs- und Währungsverluste, auf denen ich sitze.
Perspektive
Ich starte bei neuen Depotpositionen gerne mit einer kleineren Größe, um die Aktie dann besser zu beobachten und ein gutes Gefühl für die Nachkäufe zu bekommen. So war es auch bei BCE, wobei meine Nachkäufe im Nachhinein noch viel zu teuer waren.
Und rein vom Aktienkurs her betrachtet wäre es spätestens jetzt an der Zeit, die Position auf eine angemessene Größe zu bringen. Denn aktuell liegt der Marktwert meiner 40 BCE-Aktien nur noch bei 750 € oder 0,15% des Depots. Da macht es eigentlich keinen Sinn, die Aktie, die ich nun schon seit fast 5 Jahren im Depot habe, unverändert zu lassen. Entweder zugreifen, den Einstand damit verbilligen oder verkaufen. Und genau das sind auch meine Gedanken, die ich beim regelmäßigen Blick auf die Kurse habe.
Ich habe mich trotzdem für eine andere Strategie entschieden: das aktuelle Kursniveau sehe ich aufgrund der sehr hohen Dividendenrendite als einigermaßen abgesichert an. bei 29 oder 30 CAD ist die Verlockung einfach sehr groß, sich diese Dividendenrendite zu sichern. Und auch im Vergleich zu kanadischen Staatsanleihen bietet sich bei 13-14% Dividendenrendite ein angemessener Mehrertrag. Und erklärtermaßen bleibt die Dividende zumindest in 2025 konstant.
Selbst wenn man eine Halbierung der Dividende unterstellen würde – und davon ist seitens des Managements keinerlei Rede -, würde ein heutiger Kauf immer noch zu einer Dividendenrendite von gut 7% führen. Es ist also einiges an Puffer vorhanden!
Nach meinem letzten Beitrag zu BCE im Januar hatte ich tatsächlich den Gedanken: Verpasse ich hier als Langfristanleger womöglich eine seltene Gelegenheit, mir so eine hohe Dividendenrendite zu sichern? Bei Omega Healthcare Investors hatte ich schließlich vor einigen Jahren bei zweistelliger Dividendenrendite meine Position verdoppelt und bin damit bis heute sehr gut gefahren.
Bei BCE habe ich mich dann jedoch entschieden, auf Short Puts zu setzen. Damit verkaufe ich einem Dritten das Recht, mir 100 Aktien von BCE zu einem festgelegten Kurs (Strike) zu verkaufen. Ich erhalte dafür eine Prämie, die ich nicht zurückzahlen muss und die Option hat eine festgelegte Laufzeit. Ich habe in diesem Jahr verschiedene solcher Short Puts auf BCE verkauft. Die Fälligkeiten habe ich so verteilt, dass von März bis Oktober immer eine Option fällig ist. Als Strike habe ich meistens 30 CAD, aber auch mal 29, 28 oder 27 CAD gewählt. Die März- und die April-Optionen sind bereits verfallen. Insgesamt habe ich für diese Optionen 810,00 CAD Optionsprämien eingenommen (genaue Aufstellung im Optionsdepot). Aber das Geld ist mir noch nicht sicher, so lang Optionen offen sind. Meine Strategie dahinter ist, bei einem weiteren Kursverfall die offenen Optionen notfalls auch zurückzukaufen.
Sollte der Aktienkurs aber über den Strikes bleiben, dann will die Optionsprämien in BCE selbst reinvestieren. Bisher könnte ich 20 BCE damit kaufen, was schon mal der Hälfte meiner Depotposition im Dividendendepot entspricht. Die Idee ist nun, weitere Short Puts zu verkaufen bis die gesammelten Prämien für 100 BCE-Aktien ausreichen. Um das Risiko im Griff zu halten, warte ich aber jeweils auf den Verfall der aktuellen Option, bevor ich eine weitere Option mit längerer Laufzeit verkaufe. Somit wird das Procedere noch etwas weitergehen. Ein weiterer Vorteil davon ist, dass ich die Optionsprämien ebenfalls in CAD erhalte und sie auf einem Währungskonto verbucht werden. Ich kann damit das Währungsrisiko für den späteren Kauf von BCE ausblenden. Und natürlich habe ich jederzeit die Möglichkeit, keine neuen Optionen zu verkaufen und meinen Plan zu ändern und z.B. schon bei 30 oder 40 Aktien zuzugreifen.
Über allem steht der Gedanke, dass sich meine Beschäftigung mit der BCE-Aktie für mich auszahlt. Denn das ist bei rund 20 € Quartalsdividende netto kaum der Fall – von den Kursverlusten ganz zu schweigen.
Aber bei dem aktuellen Kursniveau, das auch den Strikes der Optionen entspricht, fühle ich mich relativ wohl mit BCE.
Daran ändert auch die politische Situation mit Donald Trump nichts, der Kanada zu einem Bundesstaat der USA machen will. Und deshalb erheblichen Druck ausübt. Bis vor kurzem hätte das BCE relativ egal sein können. Denn Kanada weiß sich den Zollankündigungen durchaus zu widersetzen.
Allerdings hat BCE im November letzten Jahres die Übernahme von Ziply Fiber für 7 Mrd. CAD, davon 5 Mrd. CAD (=3,65 Mrd. US$) in Cash (der Rest als Übernahme von Schulden) bekanntgegeben. Und damit erwirbt BCE 1,3 Millionen Glasfaserstandorte in den USA und wird selbst zum drittgrößten Glasfaserprovider in Nordamerika mit 9 Millionen Standorten.
Negative Auswirkungen aus der zukünftigen Zwitterstellung Kanada-USA gibt es für BCE bisher nicht. Aber man kann sich schon fragen, ob es womöglich zu den Giftpillen Trumps gehört, kanadische Investoren in den USA zu benachteiligen. Es muss ja nicht direkt eine Enteignung sein, es könnten z.B. auch Sondersteuern drohen.
Das gilt es jedenfalls zu beobachten und bringt vermutlich auch weiterhin Unsicherheit in den Aktienkurs.
Zuletzt veröffentlichte BCE sein Ergebnis für da sJahr 2024 und gab einen Ausblick auf das Jahr 2025. Das Ergebnis lag im Rahmen der zuletzt prognostizierten Erwartungen.
Der operative Umsatz ging um 1,1% zurück. Das angepasste Nettoergebnis gab um 5,2% nach. Daraus folgte ein adjustierter Gewinn je Aktie von 3,04 US$ (Vorjahr: 3,21 US$). Der Free Cash Flow war mit 2,888 Mrd. CAD um 8,1% geringer als 2023.
Diese Ergebnisse geben keinen Anlass für Jubelstürme und sind der Hauptgrund, warum der Aktienkurs sein Allzeithoch schon lange hinter sich gelassen hat. Aber sie sind dann auch nicht so schlecht, dass sie diesen Kursrückgang rechtfertigen.
Die Prognose für 2025 sieht bei der Umsatzentwicklung eine Range zwischen -3% und +1% vor. Der adjustierte Gewinn je Aktie soll um 8 bis 13% sinken. Positiv zu werten ist, dass der Free Cash Flow wieder um 11 bis 19% wachsen soll.
Im 4. Quartal wurde den Aktionären erstmals angeboten, statt einer Bardividende eine entsprechende Anzahl von BCE-Aktien als Sachdividende zu erhalten. 34% der Aktionäre haben davon Gebrauch gemacht und damit BCE einen Liquiditätsabfluss von 308 Mio. CAD erspart. Das ist als positiv zu werten. Auf der anderen Seite ist die Dividende natürlich weiterhin viel zu hoch. Sie wird nicht verdient und übersteigt auch den freien Cash-Flow. Und die Sachdividende führt zu einer Verwässerung aller Aktionäre und schiebt das Problem nur auf die lange Bank. Denn schon für die nächsten Quartalsdividenden sind dann eben noch mehr Aktien dividendenberechtigt.
Trotzdem halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass das Management das Problem in den Griff bekommt. Es sind zahlreiche Maßnahme zur Kostenreduzierung eingeleitet worden und die Investitionen werden zurückgefahren. Entweder gelingt es BCE, die Dividende in absehbarer Zeit auch wieder zu verdienen. Dann wäre ein wichtiger Schritt erreicht. Oder es kommt zu einer Dividendenkürzung. Dann gibt es quasi einen Neustart. In vergleichbaren Fällen, ich denke hier insbesondere an AT&T in den USA, hat eine Dividendenkürzung nach einiger Zeit zu einem Wiedererstarken des Aktienkurses geführt.
Deshalb bin ich mit der aktuellen von mir verfolgten Strategie zufrieden: die 40 BCE-Aktien im Dividendendepot bleiben dort stehen, damit ich die Aktie gut beobachte. Und sie bringen ja auch weiterhin regelmäßige Ausschüttungen. Und durch die Short Puts „verdiene“ ich mir das Kapital, um weitere BCE-Aktie zu kaufen. Natürlich immer mit dem Risiko, dass der Aktienkurs weiter nachgibt und ich Optionsverluste erleide. Aber das Risiko wird auch ordentlich vergütet und so passt es für mich.
In drei Monaten zur nächsten Quartalsdividende gibt es dann wieder ein Update von mir. Ich bin selbst gespannt, wo die Aktie dann stehen wird und wie sich meine Optionen entwickelt haben. Spannend wird es am 8. Mai: dann kommen die Ergebnisse für das 1. Quartal 2025. Und vielleicht auch einer ersten Einschätzung des Managements zum Geschäft in den USA. Denn die Übernahme von Ziply Fiber soll erst im 3. Quartal vollzogen sein. Gibt es hier womöglich noch eine Überraschung und der Deal platzt? Lassen wir uns überraschen!
Auf einen Blick:
| Unternehmen: | BCE Inc. |
| ISIN: | CA05534B7604 |
| Im Divantis-Depot seit: | 27.07.2020 |
| Letzter Nachkauf am: | 19.10.2023 |
| verkauft am: | 08.05.2025 |
| ursprüngliche Stückzahl im Divantis-Depot: | 40 |
| Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 35,60 € |
| Gesamtkaufpreis: | 1.423,95 € |
| Insgesamt erhaltene Netto-Dividenden: | 315,47 € |
| Gesamtverkaufserlös: | 749,70 € |
| Verlust inkl. erhaltener Dividenden: | 358,78 € |
| Verlust in Prozent: | 25,2% |


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