Die Dollarschwäche sollte zu einer deutlichen Prognoseanhebung führen

Eine US-Dollarnote trinkt eine Dose Coca-Cola, während im Hintergrund ein steigender Aktienkurs dargestellt ist.
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In den letzten Tagen haben wir eine dramatische Schwäche des US-Dollars erlebt. Der Euro stieg zum US-Dollar auf ein Drei-Jahres-Hoch und wir erlebten die stärkste Aufwertung des Euros zum Greenback innerhalb eines Tages seit 2015.

Für die Dividenden aus dem Dollar-Raum ist das natürlich keine gute Nachricht. Die Überweisungen in Euro werden deutlich sinken.

Positiv ist allerdings, dass US-Konzerne, die stark globalisiert sind, nun deutlich höhere Umsatzerlöse in ihrer Heimatwährung verbuchen können. Und damit sind Prognoseanhebungen und steigende Jahresergebnisse fast schon vorprogrammiert.

Was das für die Aktienkurse bedeuten kann und wie ich mich nun als Anleger bei einem solchen Profiteur der Dollar-Schwäche aufstelle, erfährst Du in diesem Beitrag.

Direkt nach dem Wahlsieg von Donald Trump tendierte der US-Dollar zur Parität zum Euro. Das hat sich nun nach dem Zoll-Irrsinn komplett verändert. Und die Auswirkungen auf The Coca-Cola Company sind interessant. Die Aktien des wohl bekanntesten Getränkeherstellers der Welt habe ich erstmals 2007 in mein Depot gekauft, 2008 dann meine heutige Position erreicht. Hier habe ich das Unternehmen ausführlich vorgestellt.

Coca-Cola erzielt Umsätze in der ganzen Welt und die Wechselkurse spielen traditionell eine wichtige Rolle.

Beim Chartbild betrachte ich bei US-Aktien den Chart in der Heimatwährung, um eben diese Verschiebungen im Euro-Dollar-Verhältnis bei der Bewertung der Aktie auszublenden. Und man sieht deshalb auch gut, wie positiv der Aktienkurs in den letzten Wochen reagiert hat:

10-Jahres-Chart der Coca-Cola-Aktie in US-Dollar
10-Jahres-Chart der Coca-Cola-Aktie in US-Dollar

1.886,76 € hatte ich insgesamt für meine damals 50 Coca-Cola-Aktien bezahlt. Gekauft hatte ich sie in 5 einzelnen Transaktionen zu je 10 Stück, die sich über einen Zeitraum von 12 Monaten zwischen Juli 2007 und Juli 2008 hinzogen. 2012 kam es dann zum bisher letzten Aktiensplit und aus den 50 Aktien wurden 100 Stück. Seitdem liegt mein Einstandspreis bei 18,87 € je Aktie.

Die im Chart eingezeichneten Käufe und Verkäufe beziehen sich auf eine zwischenzeitlich einmal eingegangene Trading-Position in einem gesonderten Depot, die ich mich Erfolg im Jahr 2022 wieder auflösen konnte.

Dividendenzahlungen

Coca-Cola zahlt erstmals eine Quartalsdividende von 0,51 US$ je Aktie (zuvor: 0,485 US$). Das ist eine Erhöhung um 5,2%. Für die 100 Aktien in meinem Dividendendepot ergab das eine Brutto-Dividende von 51,00 US$. Flatex rechnete die Dividende zum Kurs von 1,0815 in Euro um. Nach Abzug der Steuern erhielt ich eine Netto-Dividende von 35,12 €. Sie wurde mit Wertstellung 01.04.2025 überwiesen.

Dividendengutschrift Coca-Cola im April 2025

Annualisiere ich die Quartalsdividende, werden in einem Jahr 2,04 US$ Dividende gezahlt. Bei einem Aktienkurs von 71,87 US$ (Schlusskurs am Dividendenzahltag) entspricht das einer Dividendenrendite von 2,8%. Die nächste Dividendenerhöhung sollte jedoch wieder im April 2026 erfolgen, so dass die tatsächliche Jahresdividende bei einem heutigen Kauf noch etwas höher liegen dürfte.

Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) ergibt sich vor allem aus meinem Einstandskurs und der langen Haltedauer. Für die 100 Aktien habe ich 1.886,76 € bezahlt. Unterstelle ich die gleiche Quartalsdividende mit dem jetzigen Wechselkurs viermal im Jahr, dann erhalte ich eine Jahresdividende von 188,63 €. Das ergibt dann ein YoC von 10,0%. Nehme ich allerdings den Wechselkurs vom 11.04.2025, also nur 10 Tage nach dem Dividendenzahltag, dann reduziert sich die Jahresdividende auf 179,80 € und der YoC liegt dann nur noch bei 9,5%. Immer noch ein hoher Wert, aber eben nicht mehr zweistellig.

Perspektiven

5,4% letztes Jahr, 5,2% dieses Jahr. Das sind ordentliche Erhöhungen, mit denen ich absolut zufrieden bin. Und die Anzahl der Jahre der ununterbrochenen Dividendenerhöhungen steigt nun auf 62!

Und für mich selbst hat die Dollarschwäche, zumindest bezogen auf meine Coca-Cola-Aktien, auch nicht so eine hohe Relevanz. Natürlich ist es schade, wenn meine Rendite sinkt. Und es ist ja auch noch nicht ausgemacht, dass bei 1,14 das Ende der Schwächephase erreicht ist. Auch 1,20 oder 1,25 wären jetzt nicht wirklich ungewöhnlich.

Bei meinem ersten Kauf am 17.07.2007 lag der Wechselkurs sogar bei 1,3771. Ein Teil der positiven Kursperformance geht also tatsächlich auch auf die Entwicklung des Wechselkurses. Wenn das Pendel nun zurückschlägt, dann muss ich das akzeptieren. Am Unternehmen, an dem ich mich seinerzeit beteiligt habe, ändert es aber nichts.

Woran ist mich auch erinnere, ist die Einschätzung vom amtierenden US-Präsidenten, die ich damals hatte. Das war nämlich George W. Bush und er war während seiner Amtszeit wahrlich nicht unumstritten. Gerade mit dem Irakkrieg seinem damaligen Verhalten gegenüber den Bündnispartnern sahen ihn viele als jemanden, der die Welt „schlechter gemacht“ habe, und demokratische Standards untergraben habe.

Warum ich das schreibe, dürfte klar sein: Trotz dieser Einschätzung habe ich damals in ein US-Unternehmen wie Coca-Cola investiert. Und die Entwicklung des Unternehmens und der Aktie in den folgenden 18 Jahren hat die Richtigkeit bestätigt. Ein solches global aufgestelltes Unternehmen sollte man unabhängig von der politischen Situation im Heimatland betrachten.

Und genauso sehe ich das heute auch wieder: Ich habe massive Kritik an Donald Trump und sehe durch sein Handeln eine große Rezessionsgefahr – gerade in den USA. Langfristig wird das aber einem Unternehmen wie Coca-Cola nichts ausmachen. Auch wenn es eine schlechtere Phase geben sollte und womöglich auch Verbraucher eine Zeitlang zu anderen koffeinhaltigen Zuckergetränken greifen, weil sie keine US-Produkte kaufen wollen. Das geht vorbei und die lange Unternehmensgeschichte von Coca-Cola hält viele Gelegenheiten parat, in den man Zweifel haben konnte. Und es war immer falsch auf diese Zweifel zu hören!

1.476,12 € habe ich jetzt an Netto-Dividenden von Coca-Cola erhalten. Weitere 324,19 € kommen durch den Veräußerungsgewinn von Anfang 2022 hinzu. Macht in Summe 1.800,31 € und damit fehlen nur noch 86,45 € bis ich mein ursprünglich eingesetztes Kapital wieder zurück habe. Das fühlt sich sehr gut an.

Genauso gut ist aus meiner Sicht die absehbare Entwicklung für das laufende Jahr. Quartalsergebnisse gibt es noch nicht, sie sollen am 29. April mittags veröffentlicht werden. Dort dürfte der Wechselkurseffekt aber noch nicht so stark ausgeprägt sein, deshalb wird die Prognose umso interessanter. Ich erwarte eigentlich schon eine erste vorsichtige Anhebung.

Zuletzt berichtete Coca-Cola über das Ergebnis für 2024 und veröffentlichte da auch die Prognose für 2025. In 2024 legte das verkaufte Volumen um 1% und der Umsatz um 3% zu. Organisch wuchs der Umsatz sogar um 12%.

Der Gewinn je Aktie ging leicht auf 2,46 US$ zurück, auf vergleichbarer Basis legte er um 7% auf 2,88 US$ zu.

Bemerkenswert ist aus meiner Sicht, dass Coca-Cola sogar im Schlussquartal die Preise um 9% anheben konnte. Im gesamten Jahr waren es 11%. Ich hatte eigentlich erwartet, dass diese Preiserhöhungen längst zu einem Ende gekommen waren. Und andere Hersteller, insbesondere PepsiCo, konnten das nicht so umsetzen.

Beim Gewinn je Aktie berichtete Coca-Cola, dass 9 Prozentpunkte Gegenwind durch negative Wechselkurse enthalten waren. Im Schlussquartal sogar 11 Prozentpunkte.

Und das ist nun das große Potenzial für eine erhebliche Gewinnsteigerung in 2025. In der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika führte der starke US-Dollar zu einem Währungsminus von 16%. Aufgefangen wurde dies durch Preiserhöhungen von 17%. In Lateinamerika wurden die Preise sogar um 21% erhöht und die 14% Währungsverluste damit noch deutlicher überkompensiert.

Ich erwarte, dass die Preiserhöhungen in 2025 zumindest nicht zurückgenommen werden. Der schwächere US-Dollar dürfte damit erhebliche positive Auswirkungen haben.

Für das Jahr 2025 erwartet Coca-Cola (bisher) ein organisches Umsatzwachstum von 5-6%. Und sie erwartet einen Gegenwind von 3-4% aus Währungskursen. Dabei sind allerdings schon gehedgte Positionen einberechnet. Das dürfte sich drehen, wenn auch – aufgrund der Absicherungen – nicht in vollständiger Höhe.

Währungsneutral rechnet Coca-Cola mit einem Gewinnwachstum von 8-10%. Das führt nach bisheriger Erwartung zu einem vergleichbaren Wachstum (nach Währungsschwankungen) von 2-3% gegenüber 2,88 US$ in 2024. Und dieser Wert erscheint mir aus heutiger Sicht als deutlich zu gering.

Durchaus denkbar ist hingegen ein Gewinnwachstum von 8%. Das ist der untere Bereich der währungsneutralen Prognose und enthält einen Abschlag für die Währungssicherungen. Diese Annahme würde dann zu einem Gewinn je Aktie von 3,11 US$ in 2025 führen.

Bei einem Aktienkurs von 71,43 US$ (Schlusskurs vom 11.04.2025) entspricht das einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23. Das ist für einen solchen Qualitätstitel wie Coca-Cola nicht teuer. Aber leider auch nicht besonders günstig.

Und das ist der Nachteil an der Börse: Aktienkurse reagieren unter Umständen ziemlich schnell auf sich verändernde Rahmenbedingungen. Und für Coca-Cola verändern sie sich gerade in die positive Richtung. Bei der letzten Quartalsdividende im Dezember lag das KGV noch bei 22. Da war der Gewinn zwar niedriger, aber eben auch der Aktienkurs gute 10 US$ günstiger.

Für mich ändert sich deshalb an meiner Einschätzung insgesamt wenig: Coca-Cola ist eine Aktie, die ich dauerhaft in meinem Depot halte. Die Dividenden werden vermutlich in diesem Jahr etwas niedriger ausfallen, aber immer noch – bezogen auf meinen Einstand – hoch sein. Mein Ziel ist weiterhin, meinen kompletten Einstand zurückzuerhalten. Das wird voraussichtlich in diesem Dezember passieren. Und ab dann werde ich die Dividenden über einen Sparplan reinvestieren.

Für Spontankäufe ist die Aktie aktuell kein Schnäppchen. Und noch einmal kaufen, um die Aktien dann 18 Jahre liegen zu lassen, möchte ich nicht. Dazu bin ich inzwischen zu alt und setze eher auf andere Titel, deren Dividendenwachstum noch dynamischer ist. Ich will damit nicht sagen, dass ich mich mit Ende 40 nun zu alt für die Coca-Cola-Aktie fühle. Aber mir fehlt die Geduld, mit einer deutlichen Anzahl nachzukaufender Aktien noch einmal so lange durchzuhalten wie ich es mit meiner Bestandsposition schon getan habe.

Aber das ist natürlich eine sehr individuelle Einschätzung, die bei jedem Anleger anders ausfällt. Wäre ich gerade Anfang 30 und noch nicht in Coca-Cola investiert, dann würde die absehbare weitere Dollarschwäche sicherlich zum Aufbau einer Position nutzen. So wie ich es 2007 trotz des damaligen US-Präsidenten getan habe.

Auf einen Blick:

Unternehmen:The Coca-Cola Company
ISIN:US1912161007
Im Divantis-Depot seit:17.07.2007
Letzter Nachkauf am:31.07.2008
Stückzahl im Divantis-Depot:100
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:18,87 €
Gesamtkaufpreis:1.886,76 €
erzielter Gesamtgewinn aus verkaufter weiterer Position:324,19 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:1.476,12 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren, später Dividende reinvestieren

für diesen Beitrag verwendete Quellen:
Coca-Cola Reports Fourth Quarter and Full Year 2024 Results

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4 Gedanken zu „Die Dollarschwäche sollte zu einer deutlichen Prognoseanhebung führen“

  1. @Ben,

    eine sehr gute Zusammenfassung. Die Gewinne der amerikanischen Unternehmen werden nicht leiden.
    Jedenfalls nicht die soliden Unternehmen, weltweit aufgestellt – und das ist Coca Cola.

    Aber vielleicht sollte man den Trend: „Raus aus amerikanischen Aktien“ folgen? Tun doch alle!
    (war Spaß, weil die großen Player auf dem Markt hebeln, die müssen (!) verkaufen)

    Einfach erinnern: Woher kommt der Spruch „Never bet against America“? Weil Sie 75% der Zahlungsströme kontrollieren. Hustet Amerika, hat Europa eine Grippe (Banken, Industrie auf allgemeinen Märkten).
    Und aus meiner Wahrnehmung wird es nicht besser. Und ja, es gibt einzelne europäische Unternehmen, da kommen auch die US-Unternehmen nicht umhin. Sind aber wenige.
    Alternativen .. bleibt nur Fernost – mit allen Risiken der Bilanzierung und grauen Nebeln.

    Auch Ende vierzig würde ich dennoch in KO investieren. Ein Highflyer wird es nicht, aber kaputt macht man auch nichts. Also, wer noch keine Position hat: Kursrücksetzer sind Möglichkeiten

  2. Sehe ich auch so. KO eine meiner ältesten.
    Einfach liegenlassen. Wer gar keine Idee für Sparpläne hat, KO wäre ne gute Idee.
    Hab nicht nachgesehen, aber die hatten bestimmt in der Hektik der letzten Tage ein relativ niedriges Handelsvolumen.
    Aus Sicht der am Aktienmarkt konservativ oder defensiv aufgestellten Amerikaner ist sowieso alles gar nicht so schlimm. Nur aus europäischer Sicht etwas schlimmer. Mit Pech müssen wir EUR/USD 1,25 aushalten, aber das ist normale Bandbreite.
    Gestern BP ordentlich aufgestockt, Leider war schon die 4 vorne dran.
    Und hoffentlich behält die ING nicht wieder alle Dividenden bis nach den Osterfeiertagen

    Nun ja, Grüsse

  3. Wechselkursschwankungen kann man meines Erachtens entspannt sehen.

    Erstens: Sollte der Wechselkurs bei einem Investment ohnehin eine untergeordnete Rolle spielen. Wenn ich in eine Cola oder Pepsi meinetwegen investiere, dann vermutlich deswegen, weil ich solche Papiere 10+ Jahre halten will. Daher fehlte es doch – wenn man es mal nackt besieht – bereits zum Kauf-Zeitpunkt an einer vernünftigen Anknüpfungs-Tatsache für eine solche weitreichende Prognose. Von daher muss man das meines Erachtens ohnehin recht nihilistisch oder rheinisch „et kütt wie et kütt“ sehen.

    Zweitens: Auch wenn die Dividenden umgerechnet in Euro niedriger ausfallen, so kann ich mehr Anteile am Unternehmen erwerben. Die allermeisten von uns kaufen ständig zu. Das wiegt meines Erachtens besonders mit langfristiger Perspektive schwerer als ein entgangener Wechselkur-Vorteil, wenn ich doch unterstelle, dass sich das Geld im Unternehmen langfristig höher verzinsen wird als die mir zur Auszahlung gebrachte Dividende. Die Basis für den Compounding-Faktor ist dann also größer, weil ich eben mehr Anteile vom Unternehmen bekomme. Solche Vorteile sind eben nur „unsichtbar“ im Gegensatz zu einer höheren Dividendenauszahlung in EUR und verwöhnen nur den, der sehr lange an seinen Papieren festhält und unbeirrt weiter zu kauft.

  4. Was wirst du in Zukunft ändern? Wenn du jetzt schon zu alt für $KO bist, welche Aktientypen kaufst du dann vermehrt?

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