23. Dividendenerhöhung in Folge – aber sie könnte höher sein

Givaudan Beitragsbild
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2 Jahre fehlen noch, dann zählt das Unternehmen zu den Dividendenaristokraten. Und im Gegensatz zu manch deutschem Wert, bei dem die Dividende dann auch mal überraschend gestrichen wurde, gehe ich hier fest davon aus, dass es auch dazu kommen wird. Denn die Dividendenpolitik ist keineswegs aggressiv, die Erhöhungen sind homöopathisch und damit auch gut für das Management planbar.

Die Aktie selbst gehört zu meinen Basisinvestments. Das Unternehmen blickt auf eine 250-jährige Geschichte zurück und die produzierten Stoffe sind elementar für unseren Wirtschaftskreislauf. Der Markt selbst ist durch ein Oligopol geprägt. Beste Voraussetzungen also für eine nachhaltig positive Entwicklung ohne größere Aufs und Abs.

Trotzdem hat die Aktie natürlich auch Schwächephasen. Eine solche scheint nun seit einigen Monaten überwunden und die Aktie befindet sich wieder im Aufwärtstrend.

Ob das nun eine gute Gelegenheit für Neuinvestoren ist, noch auf den Zug aufzuspringen oder ob es besser wäre, noch mal auf die nächste Korrektur zu warten, weiß ich natürlich auch nicht. Aber meine Gedanken dazu erfährst Du in diesem Beitrag.

Die Aktie, um die es heute geht, hat schon immer den höchsten absoluten Kurswert in meinem Dividendendepot: Givaudan. Der Schweizer Duftstoffhersteller ist ursprünglich ein Spin-Off von Roche gewesen, aber seit bald 25 Jahren eigenständig börsennotiert. Und hat sich in dieser Zeit bis zum Weltmarktführer entwickelt. Das Unternehmen habe ich hier ausführlich vorgestellt.

Im 10-Jahres-Chart siehst Du meine Kaufzeitpunkte – ich habe dreimal jeweils 1 Aktie gekauft. Meine beiden ersten Käufe waren vergleichsweise günstig, während ich den dritten Kauf in 2022 dann in 2023 mit Verlust wieder aus dem Depot geworfen habe. Seit November 2023 geht es nun wieder aufwärts:

Givaudan 10-Jahres-Kurschart in CHF
Givaudan 10-Jahres-Kurschart in CHF

Dividendenzahlung

Givaudan hat seine Jahresdividende von 2016 bis 2022 jedes Jahr um 2 CHF erhöht. 2023 gab es dann erstmals nur 1 CHF mehr und auch in diesem Jahr wurde nur um 1 CHF erhöht. Die Dividende steigt damit auf 68 CHF. Das entspricht einer Erhöhung von 1,5%. Für die 2 Aktien in meinem Depot ergibt das eine Brutto-Dividende von 136 CHF. Sie wurde von der ING zum Kurs von 0,980044 in Euro umgerechnet. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Netto-Dividende von 75,57 €. Sie wurde von der ING rückwirkend mit Wertstellung 27.03.2023 überwiesen. Vermutlich wegen der Osterfeiertage hat es dieses Jahr allerdings besonders lange gedauert, bis die Abrechnung in meiner Post-Box war.

Dividendengutschrift Givaudan im März 2024 ING

Wie ich mir die Quellensteuer zurückhole, habe ich hier berichtet. Mit diesem kleinen Zusatzaufwand sind die Steuerabzüge dann auch nicht höher als bei einer deutschen Aktie.

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Meine Schweizer Aktien habe ich im Depot bei der ING. Dort erhalte ich zu jeder Dividendenzahlung automatisch und kostenfrei den Tax Voucher dazu. Er ist notwendig, um die einbehaltene Quellensteuer aus der Schweiz zurückzufordern. Eröffne jetzt hier Dein kostenloses Depot und profitiere von dem Service.

Die aktuelle Dividendenrendite von Givaudan liegt bei einem Aktienkurs von 3.947 CHF bei 1,7%. Bei einem heutigen Kauf dürfte sie noch etwas höher liegen, da auch im nächsten Jahr mit einer Dividendenerhöhung zu rechnen ist. Wenn es allerdings wieder nur 1 CHF werden, dann macht das prozentual bei der Dividendenrendite eigentlich auch keinen Unterschied.

Meine persönliche Dividendenrendite auf meinen Einstand (Yield on Cost) ist deutlich besser. Für die beiden Aktien habe ich 3.994,19 € bezahlt. Die Brutto-Dividende von 136 CHF sind umgerechnet 138,77 € und ergibt einen YoC von 3,5%. Dieser prozentuale Vorteil gegenüber der aktuellen Dividendenrendite resultiert aber weniger aus den Dividendensteigerungen als vielmehr aus dem gestiegenen Aktienkurs gegenüber meinem Einstand.

Perspektiven

Aktuell hat Givaudan wieder das Kursniveau meines Nachkaufs vor zwei Jahren erreicht. Damals fand ich es einen guten Preis, habe dann allerdings festgestellt, dass mir die Aktie zu sperrig ist und wieder von 3 auf 2 Aktien reduziert. Das ist für mich auch weiterhin der größte Nachteil an Givaudan. Völlig unabhängig vom Geschäftsmodell und dessen Situation. Bei 4.000 € Kurs für 1 Aktie ist es eben nicht möglich, mal für 1.000 € nachzukaufen und damit die eigene Position langsam zu erhöhen. Oder die Dividende einfach nur zu reinvestieren. Und da es sich um eine Schweizer Aktie handelt, ist es auch nicht möglich, darauf einen Aktiensparplan laufen zu lassen. Denn noch immer wird der Handel von Schweizer Aktien in der EU reglementiert. Das schränkt das Angebot bei den meisten Brokern erheblich ein.

Der Duftstoffmarkt ist weiterhin hochattraktiv. Denn nur wenige große Unternehmen teilen den Markt unter sich auf und kaufen kleinere Unternehmen regelmäßig auf. Die Margen sind hoch und das wird von der Börse mit insgesamt hohen Bewertungen für alle in dem Markt aktiven Unternehmen honoriert.

Aufgrund des starken Schweizer Frankens und ging der Umsatz von Givaudan im abgelaufenen Geschäftsjahr allerdings um 2,8% auf 6,9 Mrd. CHF zurück. Das EBITDA blieb dabei – schon das zweite Jahr in Folge – konstant bei 1,47 Mrd. CHF. Immerhin stieg die EBITDA-Marge von 20,9% auf 21,3%. 2021 hatte sie aber noch bei 22,5% gelegen.

Der freie Cashflow (Cashflow aus operativer Tätigkeit nach Investitionen und Zinszahlungen) legte deutlich von 479 Mio. CHF auf 920 Mio. CHF zu. Und war damit auch höher als 2021 (843 Mio. CHF). Und auch der Nettogewinn stieg um 4,3% auf 893 Mio. CHF.

In der verbesserten EBITDA-Marge zeigt sich nun, dass es Givaudan zunehmend gelingt, die inflationsbedingt höheren Produktionskosten vollständig durch Preiserhöhungen zu kompensieren. Das war das Credo des Managements seit Einsetzen der Inflation. Spannend ist es jedenfalls zu erleben, wie lang es dann doch dauert, diese Preiserhöhungen vornehmen kann.

Darin zeigt sich dann offenbar der Unterschied zum B2C-Geschäftsmodell großer Nahrungsmittelhersteller, die sofort Preiserhöhungen an die Verbraucher weitergegeben haben. Die eigenen Lieferverträge (B2B) mit z.B. Givaudan sahen demnach wohl längere Laufzeiten und geringere Preisanpassungsmöglichkeiten vor.

Nun gelingt es Givaudan, die Preise sukzessive zu erhöhen. Ob das dann auch in den Quartalsergebnissen einer Coca-Cola oder PepsiCo als höhere Kosten zu sehen sein wird, werde ich in jedem Fall beobachten.

Wie schon fast traditionell notiert die Givaudan-Aktie auf einem ambitionierten Niveau. Aufgrund des jüngeren Kursanstiegs ist es sogar noch deutlich höher als vor einem Jahr. Der Gewinn je Aktie lag 2023 bei 96,81 CHF (2022: 92,83 CHF; 2021: 89,03 CHF). Bei einem Aktienkurs von zuletzt 3.947 CHF entspricht das einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 40. Vor einem Jahr lag es noch bei 33.

Ich halte das weiterhin für sehr, sehr teuer. Vor allem weil das Gewinnwachstum nur schwach ist.

Ich sehe für noch nicht investierte Anleger deshalb aktuell keinen überzeugenden Grund, gerade jetzt in Givaudan zu investieren. Ich bin zwar weiterhin von der Attraktivität der Branche überzeugt. Aber es fehlt an einer großen Dynamik, die die Bewertung rechtfertigt.

In meinem Depot gibt es z. B. mit Microsoft, Novo Nordisk oder MSCI Inc. Unternehmen, die ähnlich hoch bewertet sind. Sie wachsen jedoch auch stetig mit zweistelligen Raten – seit Jahren. Und die Dividendenerhöhungen sind ebenfalls deutlich höher.

Nun kann man diese Aktien wahrlich nicht miteinander vergleichen. Dazu sind die Branchen und die Geschäftsmodelle viel zu unterschiedlich. Was ich aber sagen will: bei anderen Unternehmen ist eine hohe Bewertung auch mit einer entsprechenden Wachstumsstory verbunden. Bei Givaudan ist es lediglich der geringe Wettbewerb in der Branche.

Im letzten Jahr hatte ich angekündigt, dass ich mein Givaudan-Engagement in diesem Jahr erneut hinterfragen würde, wenn die Dividendenerhöhung wieder nur bei 1,5% liegt. Und das ist in der Tat ein Punkt, der mir missfällt. Allerdings sehe ich in den Geschäftsergebnissen auch wenig Anlass für eine größere Erhöhung. Und der Verschuldungsgrad von Givaudan ist mit 2,9 (Nettoverschuldung zu EBITDA) auch schon hoch genug.

So bleibt mir für heute die Erkenntnis, dass ich Givaudan gerne in meinem Depot habe und damit einen wichtigen Teil der Wertschöpfungskette unserer täglichen Nahrungsaufnahme abdecke. Die Bäume wachsen allerdings nicht in den Himmel und meine Entspannung rührt zum Großteil daher, dass ich einen niedrigen Einstand in den Büchern habe.

So zähle ich Givaudan weiterhin zu meinen Basisinvestments, die mein Depot stabilisieren und über die ich mir keine großen Gedanken machen muss. Die großen Werttreiber stellen jedoch andere Aktien dar.

Auf einen Blick:

Unternehmen:Givaudan
ISIN:CH0010645932
Im Divantis-Depot seit:18.01.2017
Letzter Nachkauf am:12.04.2022
Stückzahl im Divantis-Depot:2
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:1.997,10 €
Gesamtkaufpreis:3.994,19 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:483,23 €
Realisierter Verlust aus Teilverkauf am 30.03.2023:863,48 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

für diesen Beitrag verwendete Quellen:
Ganzjahresresultate 2023
Generalversammlung 2024

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6 Gedanken zu „23. Dividendenerhöhung in Folge – aber sie könnte höher sein“

  1. Allein schon aus geostrategischen Gründen scheint ein gewisses (produktives) Engagement im CHF angebracht. Auch wenn der Euro zur Zeit ggü. CHF leicht anzieht, kann sich das auch wieder ändern.
    Die Schweizer haben als eine der ersten Notenbanken angefangen Zinsen zu senken, und wenn die EZB nachzieht, gehts wieder in die andere Richtung(könnte so kommen)
    Wenn man sich den Goldpreis als Fieberkurve für „ geostrategische“ Unruhen ansieht, dann kann man sich nur die Augen reiben. Ein Drittel des Weges auf dem Weg von 2000 zu 3000 USD die Unze ist schon erreicht. Wer das vor einem halben Jahr prognostiziert hätte, dem hätte man einen Vogel gezeigt. Aber man konnte Israel genau wie die Ukraine kaum kommen sehen. Israels Teilrückzug aus Chan Junis kann man auch nur damit erklären, das sie auf den Iran warten (müssen)
    Der Nahe Osten kommt nicht zur Ruhe und die USA werden vor den Wahlen zunehmend entscheidungsschwächer.
    Habe neben Roche jetzt neu UBS( auch Oligopol) und neu Zurich Insurance im Original reingenommen und werde die auch ziemlich sicher lange halten.
    Wunder sind aus der Schweiz nicht zu erwarten, aber Stabilität. Das ist schon mal wert. Schöne Woche @ all
    Und schade, das es für die Schweiz keine Sparpläne gibt. ADR kämen für mich nicht in Frage.

    1. Ich möchte entgegen der Alternative von ADR wie von Andreas als Hinweis in diese Diskussion eingebracht ausdrücklich darauf hinweisen das mit ADR richtig auf die Nase fallen kann obwohl des dem eigentlichen Unternehmen ggf. finanziell noch blendend gehen kann. Vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine hielt ich jahrelang von zahlreichen russischen Unternehmen erfolgreich ADR´s die sowohl von der Kursentwicklung als auch von den Dividendenausschüttungen meine Erwartungen mehr als erfüllt hatten. Und dann? Ich habe inzwischen mehrere Ordner Post von meinem Broker und anderen Stellen erhalten, sogar die Unternehmen selbst haben versucht mit mir in Kontakt zu treten. Zusammenfassend kann ich als „Aktionär“ dieser ADR´s nur sagen: Euch gehört nicht einmal eine Schraube dieser Unternehmen, sondern es handelt sich nur um eine Verbriefung eines Anrechtes.
      Ich persönlich werde in meinem Leben nie wieder einen ADR anfassen. Seine persönlichen Schlüsse muss natürlich jeder selbst ziehen. Aber ich musste aufgrund der Idee von Andreas auch die möglichen Schattenseiten einer solchen Investition aufzeigen die heißen: Kein Anteil am Unternehmen selbst und Abhängigkeit von Dritten was bei mir zum jetzigen Zeitpunkt zum fast Totalverlust geführt hat und Dividenden gibt es auch keine mehr…..

      1. nochmal zu ADRs, es kann sein das US Bürger Europäische Aktien sehr oft als ADRs kaufen, auch aus steuerlichen Gründen, da kann es Sinn machen, da kommt es historisch her. Wenn Amerikaner zum Beispiel Shell oder BP kaufen, kaufen die das als ADR.
        https://www.dividend.com/portfolio-management-channel/how-does-taxation-of-adr-stocks-affect-investors/
        und die haben das auch erfunden (daher der Name „American Depositary Receipt“)
        die ADRs die es für uns hier in D zu kaufen gibt, sind quasi bloß nachgemacht, ohne den rechtlichen Rahmen/Schutz des US Rechts hinter sich zu haben.
        Nur Meinung, für mich wäre das auch nichts. Im Zweifel das Original oder gar nicht.

        1. Hallo @all,

          Inhaberaktien können in den USA nicht gehandelt werden und Institutionelle tun sich einfacher (Lagerland), Handelsplatz. Es ist nicht rein die steuerliche Betrachtung, sondern auch die Gesetzgeber in US.

          Das Original ist auf alle Fälle sicherer, aber manchmal kann man manche Aktien nur sehr schwer handeln (z.B. TSMC).

  2. Die Bilanz und Gewinnkennzahlen schauen von Givaudan zwar besser als bei den Mitbewerbern (Symrise, IFF oder DSM Firmenich) aber speziell Symrise wäre ja evtl eine Alternative?

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