Dies ist mein 33. Beitrag über den US-Konzern, der aktuell mein größter Verlustbringer im Dividendendepot ist. Viele dieser Beiträge waren optimistisch und lange Zeit sah es auch gut aus bei der Aktie.
Als Dividendenaristokrat zeigte sie ein ordentliches Wachstum und verfügt über ein Portfolio marktführender Produkte. Doch mittlerweile reiht sich ein Kostensenkungsprogramm an das nächste und regelmäßig gibt es Berichte über neue Schadensersatzklagen.
Und während ich vor einem Jahr noch beherzt zugriff und meine Depotposition weiter ausbaute, ist nun mein positive Einstellung einer nüchternen Einschätzung gewichen.
Und die führt dazu, dass ich mir konkret Gedanken dazu mache, mich vollständig oder teilweise von der Depotposition zu trennen.
Denn realistisch betrachtet ist die derzeit 6% Dividendenrendite in Gefahr. Und damit auch der Status als Dividendenaristokrat.
Warum ich mittlerweile ins Lager der Skeptiker gewechselt bin, erfährst Du in diesem Beitrag.
Seit Start des Divantis-Blogs begleitet mich die Aktie von 3M – erstmals kaufte ich sie im Januar 2017! Mit kontinuierlichen Nachkäufen (zuletzt im Juni 2022) habe ich insgesamt rund 13.500 € in das Unternehmen investiert.
3M selbst habe ich hier ausführlich vorgestellt. Im Langfrist-Chart siehst Du, dass die Aktie nun ziemlich genau wieder auf dem Niveau notiert, von dem sie vor 10 Jahren gestartet ist. Und Du siehst, dass jeder einzelne meiner Käufe oberhalb des aktuellen Aktienkurses geschah:

Dividende
3M zahlt erneut eine Quartalsdividende von 1,50 US$ je Aktie. Sie war erst im letzten Quartal um 0,7% erhöht worden. Für die 85 Aktien in meinem Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 127,50 US$. Sie wurde vom Smartbroker zum Kurs von 1,07542 in Euro umgerechnet. Nach Abzug der Steuern (nur Quellensteuer, da ich einen gefüllten allgemeinen Verlusttopf habe) verbleibt eine Netto-Dividende von 100,77 €. Sie wurde mit Wertstellung 12.06.2023 überwiesen.

Perspektiven
Vor drei Monaten hatte ich vor allem auf die Kursentwicklung Bezug genommen. Und auch da schon über einen Ausstieg laut nachgedacht. Abgehalten hatten mich jedoch die Dividendenrendite von (damals) 5,7% und der angekündigte Spin-Off der Gesundheitssparte.
Nun liegt die Dividendenrendite bei rund 6%, denn die Aktie ist hat die 100 US$-Marke erreicht. Diese Marke ist zwar – so heißt es gerne – psychologisch wichtig, aber für mich ist sie keine Stop Loss-Marke. Und 3M hat schon getestet, wie es unterhalb im 90er Bereich ausschaut.
Mir machen inzwischen die Rechtsrisiken größere Sorgen. Denn egal wie die Klagen ausgehen, am Ende wird 3M einen großen Batzen Geld in die Hand nehmen müssen. Und der wird den Free Cash Flow belasten.
Der Free Cash Flow ist schon in den letzten 5 Jahren nicht gewachsen. Die Payout-Ratio der Dividende ist deshalb bereits im oberen Bereich und ließ keine nennenswerten Dividendenerhöhungen mehr zu.
Derzeit werden 3,3 Mrd. US$ für Dividendenzahlungen aufgewandt, bei einem Free Cash Flow von rund 4,0 Mrd. US$.
Die möglichen Schadensersatzzahlungen wird 3M über neue Schulden finanzieren können. Niemand kann heute seriös einschätzen, wie hoch diese Zahlungen (und damit die neuen Schulden) sein werden. Analysten bewegen sich in einer Range von 30 bis 150 Mrd. US$. Selbst wenn es nur 20 Mrd. US$ wären, dann müssten sie aktuell – je nach Laufzeit – zu mindestens 4% finanziert werden. Das wären dann schon 800 Mio. US$ zusätzlicher Zinsaufwand pro Jahr. Wohlgemerkt in einem Szenario, das unterhalb der Analystenschätzungen liegt.
Bei gleichbleibender Dividende würde die Payout-Ratio bezogen auf den Free Cash Flow damit über 100% steigen!
Eine Lösung ohne Dividendenkürzung wäre natürlich die Steigerung des Free Cash Flows. Aber wie soll das gelingen? 3M hat bereits 19 Mrd. US$ Schulden und die Zinsen sinken noch nicht.
Mit Vorlage der Zahlen zum 1. Quartal hat das 3M-Management ein neues Kostensenkungsprogramm bekannt gegeben. Jetzt sollen weitere 6.000 Arbeitsplätze wegfallen. Zusätzlich zu den 2.500 im Januar angekündigten Stellenstreichungen. Das hilft zwar kurzfristig, aber ob 3M damit auch innovativ bleiben kann? Denn das war ja die große Stärke in der Vergangenheit: Zehntausende von Patenten, die selbst entwickelt wurden.
Die Prognose für 2023 gibt für mich jedenfalls keinen Anlass zur Freude. Danach soll der Umsatz um 2 bis 6% sinken. Selbst der „angepasste“ organische Umsatz sinkt voraussichtlich um bis zu 3%. Der „angepasste“ Gewinn je Aktie sinkt auf 8,50 bis 9,00 US$. Und der „angepasste“ operative Free Cash Flow soll 5,8 bis 6,3 Mrd. US$ erreichen. Von diesem Wert sind dann aber noch die Investitionen abzuziehen, um den Free Cash Flow zu bestimmen.
Nüchtern betrachtet ist die Situation bei 3M auf Kante genäht. Und das spiegelt der Aktienkurs natürlich auch wider. Einzelne Meldungen über Vergleichsschlüsse zur Regelung einzelner Klagen sind dann zwar kurzfristig hilfreich. Nur kommt dann ein paar Tage später ein neuer Aspekt zum Vorschein, der wiederum für Schadensersatzklagen sorgt.
Das so große Portfolio von 3M zeigt hier dann auch einen großen Nachteil: es gibt kaum ein Gebiet, in dem nicht ein Inhaltsstoff oder eine Chemikalie verwandt wurde, die auch von 3M hergestellt wurde. Und damit wird der Konzern erst einmal mitverklagt. So funktioniert die Klageindustrie in den USA und das ist für mich als Anleger kaum mehr einzuschätzen.
Ich frage mich nun ernsthaft, warum ich mir das noch antue. Nachdem ich mich bereits von einigen Underperformern getrennt habe, ist 3M aktuell meine Depotposition mit dem größten absoluten Verlust. Und mir fehlt die Phantasie, dass es in absehbarer Zeit wieder aufwärts geht.
Denn wo soll der Turnaround denn herkommen? Es wird keine Megaerfindung oder Markteroberung geben, die den Konzern plötzlich in einem besseren Licht dastehen lässt.
Kosten werden reduziert, Strukturen gestrafft und Unternehmensteile verkauft oder abgespalten. So eine Restrukturierung dauert lange und ihr Erfolg ist ungewiss. Und die Rechtsrisiken bleiben trotzdem bestehen.
Natürlich ist 3M ein Dividendenaristokrat mit langer Historie. Und kein Manager wird leichtfertig als derjenige in die Geschichte eingehen wollen, der diese Story beendet hat. Aber wenn es sein muss, dann ist eben auch eine Dividendenkürzung ein Instrument, das zu einer erfolgreichen Restrukturierung dazu gehört.
Und deshalb ist 3M für mich ein Beispiel, in dem die Dividende in ihrer Höhe alles andere als sicher ist. Wenn Du in die Aktie investierst, solltest Du Dir klarmachen, dass 6% Dividendenrendite auch ganz schnell nur noch 2% sein können.
Für mich ist 3M – wie schon vor 3 Monaten – weiterhin ein Verkaufskandidat. Ich habe sie gedanklich zu den Aktien genommen, die ich verkaufe, wenn ich woanders ein neues Investment eingehen will. Und das kann dann im Ergebnis ein Teil- oder ein vollständiger Verkauf werden.
Zeitdruck habe ich keinen. Denn einerseits gibt es ja noch die hohe Dividende. Und andererseits rückt das Jahresende auch näher. Und dann soll es ja den Spin-Off der Gesundheitssparte geben. Der eigenständige Geschäftsbereich Health Care soll dann zu einem weltweit führenden, diversifizierten Technologieunternehmen im Gesundheitswesen werden, das die Bereiche Wundversorgung, Mundpflege, IT im Gesundheitswesen und biopharmazeutische Filtration abdeckt.
Hier erhoffe ich mir dann doch noch etwas größere Nachfrage nach 3M-Aktien. Und da 3M selbst 19,9% des Spin-Offs als Finanzbeteiligung im eigenen Bestand halten will, würde die Aktie auch von einer erfolgreichen Börseneinführung profitieren.
Sollten die Rechtsrisiken bei 3M verbleiben und nicht in den Spin-Off gehen (so hat es Johnson & Johnson im Wesentlichen mit Kenvue gemacht), dann wäre das für mich auch eine interessante Option: ein vollständiger Wechsel von 3M in den Gesundheits-Spin-Off.
Und wenn ich vorher bei 3M aussteigen sollte, dann kann ich ja immer noch gegen Jahresende die neuen Aktien kaufen…
Auf einen Blick:
| Unternehmen: | 3M |
| ISIN: | US88579Y1010 |
| Im Divantis-Depot seit: | 12.01.2017 |
| Letzter Nachkauf am: | 21.06.2022 |
| Stückzahl im Divantis-Depot: | 85 |
| Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 159,43 € |
| Gesamtkaufpreis: | 13.551,77 € |
| Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 1.918,69 € |
| Aktuelle Strategie: | verkaufen |

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