Warum ich trotz all der Kritik an dieser Aktie festhalte

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Unter den Tech-Werten gibt es ein Musterbeispiel für einen Abwärtstrend. Einstmals der unangefochtene Platzhirsch hat das Unternehmen den Anschluss an die Zukunft weitgehend verpasst und befindet sich seit Jahren im Rückwärtsgang.

Immerhin werden die Aktionäre mit jährlichen Dividendenerhöhungen bei Laune gehalten. Auch wenn sie in diesem Jahr nur homöopathisch ausfiel.

Warum ich trotz all der Kritik an der Aktie festhalte und die Hoffnung auf eine positive Zukunft nicht aufgebe, erfährst Du in diesem Beitrag.

Das Beitragsbild zeigt schon, dass ich von der IBM-Aktie spreche. Sie habe ich hier in mein Depot gekauft.

Dividendenzahlung

IBM zahlt nach der Erhöhung beim letzten Mal erneut eine Quartalsdividende von 1,63 US$ je Aktie. Für die 25 Aktien in meinem Depot bedeutet das eine Brutto-Dividende von 40,75 US$. Sie wurde von Trade Republic (hier alle Infos zum Depot *) zum Kurs von 1,1832 in Euro umgerechnet. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Brutto-Dividende von 25,64 €. Sie wurde mit Wertstellung 10.09.2020 überwiesen.

Dividendengutschrift IBM im September 2020

Perspektiven

Fast 3 Jahre habe ich IBM nun im Depot. Die ersten Aktien habe ich für 131,54 € gekauft, ein halbes Jahr später stockte ich noch einmal für 120,41 € auf.

Und heute kostet die Aktie gerade noch 103 €. Also bisher war das definitiv kein gelungenes Investment. Da können auch die gut 10 € kassierten Nettodividenden pro Aktie nichts ändern.

Während des Investmentzeitraums flammten immer mal wieder kleinere Hoffnungen auf, dass IBM den Turnaround schaffen könnte. Bisher wurden diese Hoffnungen jedoch jedes Mal wieder enttäuscht.

Warum es jetzt anders sein soll? Das kann ich nicht belegen. Ich gehe sogar davon aus, dass die Historie enttäuschender Quartalszahlen noch nicht zu Ende ist.

Aber irgendwann könnte ein Boden gefunden sein. Und dann werden die Bereiche, in denen IBM noch mit Chancen auf dem Markt agiert (Cloud, Künstliche Intelligenz, Red Hat), den Ton angeben.

Nach den letzten Quartalszahlen war wieder ein Hoffnungsschimmer zu sehen und die Aktien legten im Tagesverlauf 6,6% zu. 6 Wochen später ist nicht nur der Tagesgewinn Geschichte, sondern die Aktien sind gute 6% billiger als vor den Quartalszahlen.

Klar, der Gesamt-Umsatz sank erneut. Aber bei Red Hat legte er im Jahresvergleich um 17% zu, der Cloud-Umsatz stieg gar um 30%.

Und damit wuchs der Cloud-Bereich sogar stärker als bei meinem größten Techwert Microsoft (+17%). Will IBM den Rückstand auf die Marktführer Amazon (AWS) und Microsoft (Azure) aufholen, sind aber noch mehrere Jahre solche überdurchschnittlichen Wachstumsraten notwendig.

Ich habe mich einst vor allem wegen der Dividende für IBM entschieden. Die Aktien sollten eine Ergänzung zu Microsoft sein, die ja eine deutlich geringere Dividende zahlen. Und in der Kombination ist das Investment dann irgendwo doch aufgegangen: Microsoft hat sich mittlerweile nahezu verdreifacht und IBM zahlt fleißig weiter eine Dividende mit einer Rendite von mehr als 5%. Aber natürlich nützt mir das nichts, wenn der Aktienkurs stetig sinkt. Da will ich mir nichts schön reden.

Glücklicherweise ist mein IBM-Engagement nicht so riesig, dass ich deshalb in keine anderen Aktien investieren kann. Und deshalb habe ich auch die Geduld, der Aktie einfach noch ein paar Jahre zu geben. Die Dividende stimmt und es gibt Unternehmensbereiche, die ernsthaft wachsen. Ich bleibe investiert, ein Nachkauf kommt für mich derzeit aber nur in anderen Aktien in Frage.

Auf einen Blick:

Unternehmen:IBM
ISIN:US4592001014
Im Divantis-Depot seit:04.12.2017
Letzter Nachkauf am:18.04.2018
Stückzahl im Divantis-Depot:25
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:125,66 €
Gesamtkaufpreis:3.141,45 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:402,18 €
Aktuelle Strategie:Bei nächster Gelegenheit Verkaufen

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11 Gedanken zu „Warum ich trotz all der Kritik an dieser Aktie festhalte“

  1. Hallo,

    ich bin mit 70 Anteilen auch in IBM investiert und teile grundsätzlich deine Gründe, die Aktien weiter zu halten. Definitiv habe ich zu hoch gekauft, aber das sehe ich gelassen, da mein Fokus auf den Erträgen liegt und ich IBM vor einem langfristigen Anlagehorizont betrachte. Den aktuellen Kurs sehe ich nur als eine Momentaufnahme. – Die vergangenen Jahre unter CEO Ginni Rometty waren nicht wirklich erfreulich, wenn man sich die Umsatzzahlen, die Verschuldung und den Kursverlauf anschaut. Aber ich glaube, dass dies nur die halbe Wahrheit ist, wenn man jetzt für IBM die Ausgangssituation für die Zukunft analysiert.

    IBM ist im Bereich Hybrid Cloud mit RedHat Marktführer und dies ist meiner Meinung nach eine Nische in der IBM in der Zukunft weiter stark wachsen wird. Deals mit Verizon, Adobe, Bank of America, Bank of Santander etc. sind jedenfalls ein Hoffnungsschimmer, dass IBM eben nicht komplett abgehängt und ein Dinosaurier ist. Dazu kommen die Bereiche Künstliche Intelligenz und Quantencomputing, wo IBM ebenfalls nicht schlecht aufgestellt ist.

    Die Corona Krise kam zur Unzeit, nachdem gerade der neue CEO Arvind Krishna das Ruder übernommen hatte (er ist in der Cloud Sparte von IBM gewesen), aber ich gebe ihm und IBM Zeit, die Weichen für so einen großen Konzern in die richtige Richtung zu stellen. In der Zwischenzeit reicht mir die substantielle Dividende.

    IBM gehört nicht zu meinen Kern-Werten und hat sicher so einige große Baustellen zu bewerkstelligen, aber das Wachstum im Cloud-Segment und das neue Management sind mM nach positive Faktoren.

    Würdest du eigentlich auf aktuellem Niveau nachkaufen?

    Viele Grüße,
    Susanne

    1. Hallo Susanne,

      ich stimme Deinen Überlegungen voll zu! Nachkaufen würde ich IBM trotzdem aktuell nicht, da ich schon zu lange auf den Turnaround warte. Und froh bin, „nur“ mit 25 Aktien investiert zu sein. Die Dividendenrendite von 5,4% ist natürlich prima. Wenn aber der Kurs stetig zurückgeht, dann nützt die ja auch nichts. Ich würde deshalb eher dann nachkaufen, wenn es nachhaltig wieder aufwärts geht. Auch wenn dann die Dividendenrendite z.B. nur noch bei 4% wäre. Aber dann wüsste ich wenigstens, dass die lang erwartete positive Entwicklung nun eingesetzt hat.

      Viele Grüße Ben

  2. Lieber Ben,

    warum ist Microsoft im Gegensatz zu IBM erfolgreicher? Hat das nicht auch damit etwas zu tun, dass einfach der Cash-Flow gleich wieder in die Firma fließt? In einer Branche, wo die Burggräben stets neu gesetzt werden müssen, muss immer viel Geld investiert werden. Kannst Du die Frage beantworten ob sich nicht Dividende und Technologieinvestition einfach widersprechen?

    Schönes Wochenende wünscht

    Frank

  3. Frank, interessante Frage, die du da stellst.
    IT – oder Techaktien vs Dividende ist genauso widersprüchlich wie eine Öltank – Innenreinigung ohne Gasmaske durchführen zu wollen. Besagte Unternehmen unterliegen einem extremen Zeitdruck, um neue Technologien auf den Markt zu bringen, da die Verfallzeit für bestehende Technologien sehr kurz ist. Dauernd benötigen wir neue Computer, neue Handys, Software, digitale Zahlungsmodalitäten, computergesteuerte Programme, weil sich alles innerhalb eines oder zwei Jahren wieder ändert. Dafür muß viel Geld in Forschung und Entwicklung ( F & E ) ausgegeben werden, um den Anschluß nicht zu verlieren und den Burggraben zu erhalten. Schnelligkeit, Innovationen und Flexibilität ist das Einzige was bei solchen Unternehmen zählt.
    Nehmen wir hingegen ein etabliertes Produktionsunternehmen aus der Lebensmittel / – oder Tabakindustrie :
    Die Maschinen laufen über Jahre, ohne dass sie ausgewechselt werden müßen. Die F&E Kosten sind daher niedriger als bei Tech – Unternehmen. Das nur ganz kurz dazu.
    Ich finde es daher verständlich, daß Tech – Unternehmen wenig / keine Dividende zahlen, um die hohen Entwicklungskosten zu finanzieren. So gesehen ist es für mich schon ein Widerspruch, wenn Tech / IT – Unternehmen hohe Dividenden auszahlen bei gleichzeitiger Erfordernis technologisch immer und schnell die nötigen Innovationen liefern zu müssen.

    1. kommt auf die Ausschüttungsquote an. Auch eine 3M, Parker Hanifin, Chemie im Allgemeinen benötigen viel F&E und Engineering. Fabriken benötigen Maintenance, investments, Personal, Logistik etc. Was macht Microsoft so viel toll neues? MS office immer das selbe. Windows ist aufgeblasen worden. Schon vor 20 Jahren gab es sowas wie ein SharePoint und Datenbanken. die Weiterentwicklung haben die Kunden schmerzlich über die Jahre als Versuchskaninchen bezahlt.

  4. Was ich bei IBM bedenklich finde, ist dass sie sich ihre hervorragende Kundenbasis (Großkonzerne die auf dem Mainframe festhängen) so schön selbst kaputt gemacht haben über die letzten Jahre durch den stetigen Versuch, noch stärker zu melken um damit spannende Übernahmen zu finanzieren.
    In vielen Großkonzernen gilt daher mittlerweile die Devise „bitte mit jedem strategischen Partner außer IBM und Oracle“ (Oracle hat das gleiche Spiel gespielt, siehe Java, MySQL, Oracle DB, …). So werden Cloud-Allianzen mit Microsoft, Amazon und Google geschmiedet – aber keine mit IBM.
    Bei vielen Unternehmen steht schon der „Redhat Carve Out“ an, weil man weiß das IBM hier auch nur die Melkpraktik anwenden wird – und Linux gibt es mittlerweile auch von Ubuntu, AWS, Google, Docker, …
    Darauf würde ich also nicht zu viele Hoffnungen setzen.
    Dazu kommt, dass IBM ein enorm schlechtes Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital hat. Das Unternehmen hat sein ganzes Geld in Aktienrückkäufe (es ist sein größter Aktionär mit > 60 %) und Dividenden gesteckt. Die Zukäufe wie z.B. Redhat, die noch dazu völlig überteuert waren stehen jetzt als 60 Mrd. „Goodwill“ in der Bilanz. Das ist drei Mal so viel wie das Eigenkapital oder auch knapp die Hälfte des gesamten Anlagevermögens. Wenn man das abschreiben müsste sind also sechs Jahresgewinne in Folge „verpufft“ (vgl. Kraft Heinz, die hatten das gleiche Problem nach der überteuerten Fusion).
    Aus meiner Sicht leider offensichtlich dass das Unternehmen trotz der „günstigen“ Bewertung nicht vom Fleck kommt.

  5. Danke Tim!

    @caffeine

    MS hat nicht mit Windows oder Office gepunktet sondern mit Azur, weil die in diesen Bereich eben viel Geld und Innovation gepumpt haben. Selbstredend hat MS auch viele Rohrkrepierer vorzuweisen, aber im Vergleich zu anderen Tech-Schmieden ist das normal. Das ist es ja eben – das Geld ist hier innovationssüchtig und nicht für behäbige Banker gedacht ;-)

    By the way – eine gute Balance zwischen Div-Rendite und Zukunftstechnologie sehe ich bei Veolia und Duke Energy.

    Gruß Frank

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