Diese Aktie klettert auf einmal und keiner merkt es

Medtronic Symbolbild
4.4
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Bei der letzten Quartalsdividende vor drei Monaten war die Aktie am Boden. Anders kann man es nicht ausdrücken. Sie notierte unterhalb des Corona-Crashs und hatte sich innerhalb von zwei Jahren halbiert.

Das Management hatte zu diesem Zeitpunkt eine Prognose veröffentlicht, die von der Börse als unrealistisch abgetan wurde – ich hatte ausführlich darüber berichtet.

Nun, gerade einmal drei Monate später, sieht es wieder rosiger aus. Die Aktie hat 2023 tatsächlich noch im Plus beendet und seit der letzten Quartalsdividende um 22% zugelegt. Und das ist nicht nur der Jahresendrallye zu verdanken. Denn die Prognose wurde nicht nur bestätigt, sie konnte sogar angehoben werden.

Und das hat offensichtlich einige Zweifel verfliegen lassen! Wie sich die Perspektiven nun darstellen und ob die Aktie ihren Aufwärtstrend nun fortsetzen kann, beleuchte ich in diesem Beitrag.

Nach 2 negativen Börsenjahren (2021: -2%, 2022: -18%) hat Medtronic mit +5,9% tatsächlich noch ein positives Jahr 2023 geschafft.

Das Unternehmen aus der Gesundheitsbranche ist die Nr. 1 bei Herzschrittmachern, hat aber auch noch viel mehr zu bieten hat. Die Aktie habe ich hier ausführlich vorgestellt. Leider hat das US-Unternehmen seinen steuerlichen Sitz in Irland und das ist für deutsche Anleger nachteilig. Denn die Quellensteuer wird nicht auf die deutsche Kapitalertragsteuer angerechnet!

Aktuell notiert die Aktie nun wieder auf dem Niveau meines ersten Kaufs im Jahr 2017. Die Nachkäufe erfolgten allerdings zu höheren Kursen. Doch der Langfristchart sieht gerade vielversprechend aus:

Medtronic 10-Jahres-Chart (in US-Dollar)
Medtronic 10-Jahres-Chart (in US-Dollar)

Dividende

Medtronic zahlt erneut eine Quartalsdividende von 0,69 US$ je Aktie. Für die 100 Aktien in meinem Depot ergibt das eine Brutto-Dividende von 69 US$. Sie wurde von maxblue zum Kurs von 1,1001 in Euro umgerechnet und nach Abzug und Nichtanrechnung der irischen Quellensteuer verbleibt eine Netto-Dividende von 30,50 €. Sie wird mit Wertstellung 16.01.2024 überwiesen.

Dividendengutschrift Medtronic im Januar 2024

Annualisiere ich die Quartalsdividende, werden in einem Jahr 2,76 US$ Dividende gezahlt. Bei einem Aktienkurs von 87,42 US$ entspricht das einer Dividendenrendite von 3,16%. Die nächste Dividendenerhöhung sollte jedoch wieder im Juli erfolgen, so dass die tatsächliche Jahresdividende bei einem heutigen Kauf etwas höher liegen dürfte.

Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) ist bei Medtronic etwas niedriger als die aktuelle Dividendenrendite. Das liegt daran, dass ich aktuell mit meiner Position im Minus bin. Mein Einstand für meine Gesamtposition liegt bei 8.701,82 €. Nehme ich die Quartalsdividende und rechne sie mit dem gleichen Wechselkurs modellhaft auf eine Jahresdividende hoch, dann erhalte ich einen Brutto-Betrag von 250,88 €. Das ergibt ein YoC von 2,88%.

Perspektiven

Medtronic hat mir in den letzten Jahren nicht wirklich Freude gemacht. Ich erinnere mich noch gut, dass ich Mitte 2021 eigentlich aussteigen wollte. Damals war die Aktie bei rund 130 US$. Aber wie das oft so ist: in einen Aufwärtstrend zu verkaufen ist schwer. Und wenn es dann rasant abwärts gehet, ärgert man sich, nicht höher verkauft zu haben. Und hofft auf ein Ende des Kursverfalls.

Aussteigen wollte ich eigentlich wegen der Quellensteuerthematik, die ich nicht auf Dauer und langfristig ertragen möchte. Und daran hat sich auch nichts verändert.

Insofern gibt es für mich nach der jüngsten Bodenbildung durchaus Hoffnung, dass sich der Aktienkurs wieder in den dreistelligen Bereich zurückkämpft. Und dann werde ich die Situation neu bewerten.

Aktuell sehen die Geschäftszahlen aus meiner Sicht gar nicht so schlecht aus, wie das Kursniveau suggeriert.

Medtronic hat ein abweichendes Geschäftsjahr, das ich Mai gestartet ist. Und die Jahresprognose bezieht sich auf den Zeitraum von Mai 2023 bis April 2024. Veröffentlicht wurden zuletzt die Zahlen zum 2. Quartal, das im Oktober endete.

Dort wurde ein Umsatzanstieg um 5,3% (organisch 5,0%) auf 8,07 Mrd. US$ berichtet. Der Gewinn je Aktie erreichte 1,25 US$, was jedoch aufgrund Währungseinflüssen ein Minus von 2% bedeutete.

Die Prognose wurde bereits nach dem 1. Quartal angehoben und auch jetzt legte man die Latte noch einmal etwas höher. Der Umsatz soll organisch nun um 4,75% wachsen (zuvor: 4,5%). Und der Gewinn je Aktie nicht mehr 5,08-5,16 US$ erreichen, sondern 5,13 bis 5,19 US$. Das wäre zwar immer noch ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr (5,29 US$), aber er wird stetig kleiner.

Im Vergleich der Quartalsergebnisse wirst Du jedoch erkennen, dass zum Erreichen der Prognose noch ein gewisser Weg der Unsicherheit vor uns liegt:

20232024
Q11,131,20
Q21,301,25
Q31,30
Q41,57
Gesamt5,295,13-5,19
Medtronic „non-GAAP diluted EPS“ in US$

In der Addition liegt Medtronic zum Halbjahr damit 2 Cent über dem Vorjahr. Laufen die nächsten beiden Quartale lediglich so wie die Vorjahresquartale, dann wird Medtronic die Prognose noch weiter anheben und am Ende sogar übertreffen.

Medtronic ist damit immer noch – trotz des Rallye des Aktienkurses – nicht überbewertet. Bei einem Kurs von 87,42 US$ wird Medtronic beim Mittelwert der Prognose mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17 bewertet.

Zum Vergleich: vor drei Monaten waren es 14! Wer da mutig war, hat wahrlich ein Schnäppchen gemacht. Und sich zusätzlich eine deutlich höhere Dividendenrendite als YoC gesichert (0,8%-Punkte mehr), die den Quellensteuerabzug auch leichter verschmerzen lässt.

Das Bild bei Medtronic verbessert sich aus meiner Sicht zunehmend. Ein Gewinnwachstum im laufenden Geschäftsjahr ist im Bereich des Möglichen und wäre ein wichtiges Zeichen. Denn wer investiert schon gerne in ein schrumpfendes Geschäftsmodell?

Im Herzmuskel-Bereich, dem wichtigsten Umsatztreiber, wuchs Medtronic zuletzt organisch um 4,8%. Das ist zwar weniger als im Gesamtkonzern, aber angesichts der Bedeutung für das Unternehmen sehr wichtig. Am dynamischsten entwickelte sich mit einem Zuwachs von 9,7% (davon 6,7% organisch) der Diabetes-Bereich. Er stellt allerdings auch den kleinsten Geschäftsbereich dar. Ich setze für dieses Thema ohnehin voll auf Novo Nordisk. Trotzdem ist es natürlich beachtlich, wenn Medtronic auch in diesem Wachstumsmarkt mitmischt.

Nun zu Jahresanfang 2024 bin ich bei Medtronic weiterhin an der Seitenlinie. Ein Investment drängt sich nicht auf, ein Verkauf allerdings auch nicht. Ich kann mir sogar in diesem Jahr schon wieder dreistellige Kurse vorstellen, es sind schließlich nur 10-15% Zuwachs dafür nötig. Aber ob sie dann auch gehalten werden können, wird sich zeigen, wenn die Prognose für das neue Geschäftsjahr 2025 veröffentlicht wird. Und das sollte dann mit dem Jahresergebnis 2024 im Mai erfolgen.

Bis dahin sehe ich keinen Handlungsbedarf bei der Aktie.

Da Medtronic auch diverse Kostensenkungsmaßnahmen eingeleitet hat, bin ich für das Geschäftsjahr 2025 optimistisch. Und gespannt, wie sich das dann in konkreten Wachstumzielen ausdrücken wird. Und wenn der Aktienkurs bis dahin tatsächlich weiter steigt, dann wird sich auch mein Depotanteil von aktuell 1,7% automatisch erhöhen.

Auf einen Blick:

Unternehmen:Medtronic
ISIN:IE00BTN1Y115
Im Divantis-Depot seit:01.06.2017
Letzter Nachkauf am:25.09.2019
Stückzahl im Divantis-Depot:100
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:87,02 €
Gesamtkaufpreis:8.701,82 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:601,50 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

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4 Gedanken zu „Diese Aktie klettert auf einmal und keiner merkt es“

  1. wenn man sich nur mal die 6 größten Companys aus dem Sektor „Medical Devices“ ansieht,
    das sind nach Größe sortiert Abbott Laboratories, Stryker Corp., Medtronic Plc, Boston Scientific Corp., Dexcom Inc. und Edward Lifesciences Corp. und die letzten 5 Jahre betrachtet,
    dann gibt es hier zwei grundlegende Erkenntnisse.
    Erstens, in dem Sektor kann man als Investor gutes Geld machen und
    leider zweitens Medtronic liegt hier auf dem letzten Platz.
    Man hat zwar Dividenden erhalten (ohnehin sehr wenig), aber kursmäßig liegt man auf Sicht von 5 Jahren bei plus minus null.
    Dexcom hätte mit etwa +350% den Vogel abgeschossen.
    alle anderen liegen kursmäßig zwischen +150% und +200% (Stryker) bei gleichem Startzeitpunkt.
    Die jüngste Erholung von medtronic sieht chartmäßig bei allen anderen genauso aus, also kein besonderer Verdienst von medtronic rein markttechnisch betrachtet.

    Für mich daher medtronic weiter nicht interessant.

    Auch auf dem maximalchart (seit etwa 2010) bzw Marktauftritt liegt medtronic hinten.
    Edward lifesciences würde ich auch außen vor lassen.
    fairerweise muß man ergänzen, das Dexcom, Boston scifi und Edward auch keine Dividenden zahlen.
    abgeräumt hätte man aber mit Boston scifi und Dexcom

    meine Favoriten wären Abbott labs, ( die ich aber dummerweise schon wieder verkauft habe) und Stryker.

    schönen Sonntag

  2. Hallo Ben,

    die Doppelbesteuerung bei Dir beträgt ca. 40 Euro pro Jahr.
    Darf ich fragen, warum Du die Einzelbelege nicht über 4 bis 5 Jahre sammelst und dann eine Rückerstattung in Irland beantragst?
    Sicher gibt es dafür einen Grund, den ich bislang aber leider noch nicht erfasst habe.

    Viele Grüße
    Christoph

  3. Die Rückbetrachtung des Sektors „Mediacl Device“ ist richtig. Aber es stellt sich die Frage, werden die Gewinner von gestern auch die Gewinner von Morgen sein? Ich bin erstmalig im Novemeber 2011 zu EUR 25,81 bei Medtronic eingestiegen. Seither habe ich 5mal nachgekauft. Das vorletzte mal im April 2023 zu EUR 81,02 und das letzte mal im November 2023 zu EUR 68,56. Der Mittelkurs für meine156,65 Aktien liegt bei EUR 57,86. Das ist ein Plus mit 37,98%. Die Nettodividende lag letztes Jahr bei 2,68%. Alles nicht der Hammer. Deshalb habe ich meinen lfd. Sparplan mit dem letzten Einzelkauf im November 2023 beendet.
    Mich stört eigentlich hauptsächlich auch die Quellensteuerthematik. Aber ein Verkauf kommt für mich trotzdem nicht in Frage. Medtronic hatte ich zwecks Diversifikation gekauft und die Aktie hat trotz allem einen Chart über 37 Jahre von links unten nach rechts oben und zahlt jedes Jahr eine steigende Dividende. Daran hat sich auch weiterhin nichts für mich geändert. Stryker und Abbottt Laboratories habe ich aus den gleichen Gründen wie Medtronic gekauft und im Depot. Nur habe ich da auf beide auch noch einen Sparplan laufen.

    Mit Sicherheit hat es bessere Aktien gegeben. Aber vielleicht muss Medtronic auch den deutlich stärken Kursverlauf seit 2011 bis Februar 2020 erst einmal verdauen. Letztendlich kann der Kurs nur soviel steigen, wie die Gewinne zulegen. Mir als Langfristaktionär ist das komplett egal. Ich bin dabei und solange die Gewinne und Dividende steigen, bleibe ich dabei.

    Medtronic hat ein interessantes Produkt für Diabetis und das sind die Insulinpumpen. Da fertigt die Firma in welcher ich beschäftigt bin Teile dafür. Allerdings liefern wir das nicht an Medtronic direkt sondern an die ConvaTec-Tochter Unomedical, dem weltweit größten Hersteller von Infusionssets.

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