Wie ich meine Nachkauf-Kurse ermittle – Leserfrage beantwortet

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Vor einiger Zeit erhielt ich von einem Leser eine E-Mail mit einer Frage, die auch in den Kommentaren immer wieder gestellt wird. Heute nehme ich mir die Zeit, sie ausführlich zu beantworten.

Zunächst die vollständige E-Mail:

Hallo Ben,

ich bin seit einiger Zeit ein aktiver Leser Deines Divantis-Blogs und habe Deinen Finanzrocker-Podcast gehört.

Es bringt einen riesen Spaß Deine Ideen zu lesen und nach zu vollziehen. Ich teile in großen Teilen Deine Anlagestrategie, aber ich habe da mal eine eher technische Frage, da Du auf eine extrem große Erfahrung zurückgreifen kannst. Ich handle erst seit 3 Jahren Einzelaktien.

Du hast für jede Aktie eine aktuelle Strategie:

·         Bei Kursschwäche nachkaufen oder 

·         Halten und Dividende kassieren

Meine konkrete Frage wäre:

Wie setzt Du Dir Nachkauf-Kurse? 

Hast Du eine Empfehlung für ein sinnvolles Tool, um Nachkauf-Kurse zu ermitteln?

Oder machst Du das eher nach Bauchgefühl? Wie ist dort Deine Handhabe?

Dies ist aktuell meine größte Herausforderung in meinem Depot.

Sebastian per E-Mail

Mögliche generelle Strategie

Es gibt Investoren, die verfolgen eine klare Strategie beim Kauf von Aktien. Sie dritteln beispielsweise ihr Investitionsvolumen für eine Aktie und kaufen zunächst mit dem ersten Drittel die Startposition. Dann kaufen sie erneut mit dem zweiten Drittel, wenn der Aktienkurs um 10% gesunken ist. Und das letzte Drittel wird investiert, wenn der Aktienkurs um 20% gesunken ist.

Das lässt sich natürlich beliebig abwandeln, die Nachkaufgrenzen erhöhen (z.B. auf 20% und 30%) oder auch statt zu dritteln zu vierteln. Möglich ist auch, mit steigenden Kursen zu arbeiten. Also bei einem Kursplus von 10% nachzukaufen.

All das ist sinnvoll, wenn man keine feste Erwartung an die Aktie hat und nach klaren Prinzipien investieren will. Mein Weg ist das nicht, ich bin individueller unterwegs. Wenn ich eine Aktie kaufe, dann will ich erst mal nicht, dass der Aktienkurs sinkt. Denn dann hätte ich lieber mit dem gesamten Kauf gewartet.

Bei festen, vorher definierten Grenzen nachzukaufen, ist für mich auch deshalb kein Weg, da ich jeweils individuell entscheiden will, ob das nicht aktuell das berühmte „fallende Messer“ ist, in das ich dann nicht greifen will.

Meine individuelle Betrachtungsweise

Ich setze mir beim Erstkauf keine Grenzen, zu denen ich nachkaufen möchte. Allein schon deshalb, weil für mich der Zeitfaktor auch eine Rolle spielt. Für mich ist es ein Unterschied, ob eine Aktie nach einer Woche oder nach einem Jahr 10% im Minus ist. Ist gerade eine Woche vergangen, dann bin ich vorsichtiger. Nach einem Jahr kenne ich die Aktie besser und kann genau auf den Kursverlauf zurückblicken. War die Aktie zwischenzeitlich im Plus und gibt es einen aktuellen Grund für den Kursrückgang? Und wie hat sich der Gesamtmarkt entwickelt? Diese Faktoren betrachte ich in meiner Entscheidung.

Ich setze mir trotzdem hin und wieder Kursmarken, bei denen ich nachkaufen möchte. Das ist dann der Fall, wenn eine Aktie tatsächlich wie ein Messer fällt. Dann schaue ich mir die Fundamentaldaten an und werfe einen Blick auf die Dividende und den Gewinn pro Aktie. Und aus beiden Faktoren berechne ich dann meinen „fairen Wert„. Fair ist für mich dann ein historisch niedriges Kursgewinnverhältnis und eine historisch hohe Dividendenrendite.

Und dann kommt es darauf an, ob die Aktie dringend haben will. Ist das der Fall, z.B. weil ich noch wenig Stücke von ihr im Depot habe, dann kaufe ich zu diesem fairen Wert nach. Habe ich aber keinen inneren Druck, die Aktie zu kaufen, dann mache ich einen Abschlag von meinem fairen Wert. Der Abschlag kann dann so groß sein, dass ich erst mal nicht an ein Erreichen glaube. Da arbeite ich gerne mit der Dividendenrendite und setze mir gerade Prozentzahlen. Wenn ein großer Standardwert wie Johnson & Johnson beispielsweise in einer irrationalen Übertreibung eine Dividendenrendite von 5% schaffen würde. Das wäre dann für mich ein Nachkaufkurs. In diesem konkreten Beispiel also aktuell bei 81 US$ – völlig entfernt vom derzeitigen Kursniveau.

Das Nachkaufvolumen

Anders als in der vorgestellten generellen Strategie habe ich keine festen Kaufbeträge und halte dann einen Teil des Kapitals für Nachkäufe zurück. Was ich aber mache: ich setze mir für jede meiner Aktien ein Maximallimit. Es berechnet sich prozentual von meinem Gesamtvermögen und ist deshalb mitwachsend. Und wenn es zu einem Nachkaufevent kommt, dann schaue ich, wieviel freies Limit ich noch habe und wie viel ich nun investieren will.

Ich habe dabei die folgenden Grenzen definiert:

BezeichnungLimitvergeben an:
Super-Limit4,5%Munich Re, Allianz, Johnson & Johnson
maximales Limit4%BlackRock, Microsoft, Procter & Gamble, Talanx
Zwischen-Limit3%3M, PepsiCo, Kimberly-Clark, MSCI Inc.
mittleres Limit2%VINCI, AT&T, IBM, Verizon, Coca-Cola, Terna, Unilever
unteres Zwischen-Limit1,5%Kellogg, General Mills, McDonald’s, Clorox, Medtronic, Red Eléctrica
unteres Limit1%Übrige 26 Werte des Depots
Bestandslimit0,25%Welltower, Paul Hartmann, Sydney Airport, Taylor Wimpey, Atlantia

Die Limitstufen haben sich im Laufe der Zeit mit wachsendem Vermögen entwickelt. Die Eingruppierung erfolgt unabhängig vom aktuellen Kurs, sondern anhand der Faktoren Marktkapitalisierung, Marktstellung und Robustheit. Sind die Limite überzogen, dann überprüfe ich, ob die Vergabe eines höheren Limits gerechtfertigt ist. Oder warte auf eine gute Gelegenheit, die Aktie vollständig oder teilweise zu verkaufen.

Zusammenfassung

Insgesamt bin ich einerseits mit meinem Limitsystem strukturiert unterwegs. Andererseits bin ich bei den Nachkursen sehr individuell und mehr aus dem Bauch heraus unterwegs. Aber auch die Bauchentscheidung geschieht nicht ohne Fundamentaldaten. Klare Regeln für die Kursermittlung habe ich aber nicht.

Und nun die Frage an Dich: Wie würdest Du die Leserfrage beantworten? Wie ermittelst Du Deine Nachkaufkurse? Oder handelst Du auch eher aus dem Bauch heraus? Schreib es in die Kommentare und lass uns darüber diskutieren!

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10 Gedanken zu „Wie ich meine Nachkauf-Kurse ermittle – Leserfrage beantwortet“

  1. Hi Ben,

    wieviele Positionen deines Dpots sind es denn, die unter das untere bzw. Bestandslimit fallen?
    Worauf ich hinauswill: warum sich den Aufwand machen, solch vergleichsweise kleinen Positionen zu überwachen, wenn ihr Einfluss auf die Portfolio-Performance doch sowieso marginal ist?

    Gruß,
    Jörg

    1. Hallo Jörg,

      ich habe das in der Tabelle konkretisiert, Danke für die Anregung! Da sich das Limit prozentual auf mein Gesamtvermögen bezieht, sind die Positionen zwar relativ klein. Für mich (ich denke da gerne in absoluten Zahlen) sind sie aber so groß, dass die Überwachung auf jeden Fall lohnt. Das ist im Übrigen auch Teil meiner Diversifikation.

      Viele Grüße Ben

  2. Eigentlich dürfte ich mich an dieser Diskussion gar nicht beteiligen, denn : Ich habe noch nie nachgekauft.
    Aber vielleicht kann man ja auch mal diesen Aspekt des nicht „Nachkaufens“ und die Gründe dafür etwas näher betrachten. Immerhin hat Ben das Thema ja zur Diskussion gestellt – beinhaltet dementsprechend auch ein Pro und Contra.
    Ich kaufe eine Aktie, wenn mir das Geschäftsmodell einen ruhigen Schlaf garantiert z.B. Nestle, Coca, LVMH, J & J oder in die Richtung gehende Aktien. Ich warte in der Regel nicht auf einen Rücksetzer und beobachte die Aktie nie über einen längeren Zeitraum. Ich kaufe sie, wenn sie mir einigermaßen günstig erscheint und ich die bilanziellen Daten gelesen habe. Wenn ich sie zu teuer gekauft habe, schert mich das überhaupt nicht, und ich würde sie niemals nachkaufen, wenn der Kurs niedriger ist ( verbilligen ).
    Wenn ich eine Aktie einmal im Depot habe und sie fällt in meine Kategorie „ Buy and Hold“, dann fasse ich sie nie wieder an. Warum auch ? Warum soll ich nachkaufen, was ich schon habe ? Um meinen Einstandskurs um wenige Prozentpunkte zu verbilligen ? Lächerlich. Man sollte sich mal ausrechnen, wie viel Kapital man reinstecken muß, um den Einstandskurs signifikant zu verbilligen ! Und verkaufen ( außer es passieren eklatante Dinge ) würde meiner Strategie widersprechen ( zumindestens einer meiner Strategien, habe da mehrere ).

    Es gibt dermaßen viele gute Aktien und neue Entwicklungen, die es zu beobachten / zu kaufen gilt – bei dem Gedanken wird mir schon ganz schwindelig und schwummerig im Kopf – dass man das Geld für einen etwaigen Nachkauf m.E. lieber woanders investieren sollte.
    Beispiel : Jemand hat eine Coca Cola für 48,50 USD gekauft, die Aktie fällt auf 43,00 USD. Wenn dieser Jemand keine anderen Alternativen hat, kann er durch einen Nachkauf seinen Einstand marginal senken. Das ist OK, wenn er damit zufrieden ist.
    Ich persönlich würde das Geld in andere Themen investieren, weil die Branche Getränke oder was auch immer für mich abgehakt ist, ich bin ja schon darin investiert. Das gilt dann für alle Aktien in meinem Depot. Ich habe z.B. LVMH für ca. 404 € ziemlich teuer eingekauft, ich hätte für ca. 290 – 330 € vor einiger Zeit nachkaufen können ( das würde nur Sinn machen, wenn es keine Buy and Hold Aktie wäre, sondern eine „Rein – und Raus Aktie“ ). Habe ich aber nicht, dafür habe ich in China investiert.
    Statt für einen Nachkauf stecke ich z.B. sporadisch das Geld u.a. ! ( = sozusagen als Spielgeld, aber in homöopathischer Dosierung ) in Turnarounds und in andere spekulative Aktiengelegenheiten. No risk, no fun.
    Allerdings nur als Beimischung, nicht als Hauptinvestment.
    Kurz gesagt : Ich bin in Europa und in den USA mit wirklich guten Unternehmen positioniert ( die ich nicht verkaufen würde ) und statt die bei Kursschwäche nachzukaufen, interessiere ich mich mehr für die Zukunftsaussichten einzelner Branchen ( KI, disruptive innovation, Zahlungsverkehr, FinTech, Robotik, Biotech im Medizinbereich u.a.m. ) für den Zeitraum 5 – 10 Jahren in spe und kaufe dort gezielt ein. China gehört definitiv dazu.
    Anstatt die Zeit, die draufgeht, um renommierte, großartige Unternehmen, die sich in meinem Portfolio befinden, dauernd ( womöglich noch bilanziell ) zu beobachten, verwende ich die lieber, um neue Trendsetter oder neue Branchen zu erkunden. Für evtl. neue spätere Zukäufe. Aber keineswegs für Nachkäufe, die Zeit und die Finanzen sind leider nur begrenzt.
    Muß man großartige Aktien wie Coca, J & J, P & G, LVMH etc. permanent beobachten ? Wohl kaum.
    Die von mir unter „ Kurz gesagt“ genannten Branchen ? Sehr wohl, und das kostet Zeit.
    Zeit, die sich auszahlen kann und wird.
    Während die Dickschiffe ( die bei Kursschwäche nachzukaufen sich m.E. absolut nicht lohnen ) eine Marktsättigung erfahren haben und nur moderat wachsen, dürfen in einem ausgewogenem Depot die Schnellboote nicht fehlen. Eine Square Inc. Aktie – und ich könnte hier noch eine Menge anderer Aktien aufzählen – macht höchstwahrscheinlich in einem Jahr mehr Prozente als Coca Cola und Consorten in 5 oder wahrscheinlich noch mehr Jahren. Dafür erfordern Schnellboote viel mehr Aufmerksamkeit und Risikobereitschaft, Dickschiffe kann man gemächlich nebenher laufen lassen, selbst wenn man schon 90 Jahre alt ist und nicht mehr genau weiß, was man gestern zu Mittag gegessen hat oder wie der im Wohnzimmer kreischende Wellensittich heißt.
    Ich schaue mir die alle ( in meinem Depot befindlichen Dickschiffe ) überhaupt nicht mehr an.
    Ich liebe die Coca Cola Aktie und andere. Aber nachkaufen ? Niemals.
    Die Performance lässt sich nur durch innovative Aktien pushen, es sei denn, man ist mit einer geringeren Rendite zufrieden.
    Ich finde, man sollte beide Kategorien berücksichtigen.
    Es ist aber leicht Reden von jemanden, der schon viele Qualitätstitel ( neben anderen nicht so glorreichen Titeln ) wie ich hat. Jemand, der sich im Depotaufbau befindet, sollte sich erst mal Stabilität ins selbige legen, bevor er sich auf KI, disruptive innovation, China etc. konzentriert. Das kann nämlich bei den heißgelaufenen Dingern ganz schnell nach hinten losgehen.
    Daher : Wer sich in diesem Metier nicht sonderlich auskennt, der sollte lieber nachkaufen. Das ist sicherer.
    In diesem Sinne…..

    1. Hallo Michael,
      Super Kommentar Und muss sagen ich fand mich darin wieder, denn meine Strategie ist deiner recht ähnlich. Einiziger Unterschied: Meine Dickschiffe werden in Tranchen gekauft, zu jeweils 1/3 der angestrebten Gesamtposition. So erhalte ich mir den für mich persönlich sehr wertvollen psychologischen Effekt, dass ich einen Kost Average Effekt im Kurs realisiere und nicht im Zweifelsfall genau zur falschen Zeit kaufe. Jetzt würde mich an dieser Stelle noch interessieren welche weiteren Werte in deine „Schnellboot-Kategorie“ fallen? Es wäre toll, wenn du einige deiner letzten Einstiege auflisten könntest. Danke dir schonmal im Voraus!
      Beste Grüße Stephan

  3. Lieber Michael 1,
    es sind Kommentare wie dieser deiner deretwegen dieser Blog zu meinen Lieblingen zählt.
    Große Klasse!

    PS: Trotzdem kaufe ich heute 20x Verizon nach…😆👍

  4. Hallo Stephan und Matthias,

    Matthias, dann viel Glück mit deinem Nachkauf, kann ja nie verkehrt sein und danke dir für dein Feedback.
    Sehe gerade die Frage von Sonny :
    Normalerweise bei guten Aktien ist das absolute Minimum 5.000 €, eher mehr. Unter 5.000 € nur, wenn die Finanzen knapp sind und ich dabei sein will.
    Bei Coca Cola bin ich nur mit 2.300 € rein, ist zwar ein erstklassiges Unternehmen, aber ich hatte noch diverse andere Aktien gekauft, da langte leider das Geld nicht mehr.

    Das mit dem dreifachen Tranchenkauf macht Heiko Thieme auch immer., zumindestens empfiehlt er diese Vorgehensweise.
    Zu den „Schnellbooten“ werde ich dir wahrscheinlich nicht viel Neues erzählen können, da ich auch die altbekannten Aktien besitze, die jeder kennt. Ich bevorzuge eher die hochkapitalisierten Unternehmen und nehme als Beimischung auch kleinere Firmen. Da besteht noch die Chance, dass die schnell wachsen ( obwohl die Großen auch schnell wachsen ).
    Im einzelnen habe ich folgende ( Tech ) Aktien zu diesem Thema im Depot :
    Apple
    Alibaba
    Baidu
    Tencent
    Nvidia
    Fanuc ( Robotik, Japan )
    Square ( Zahlungsverkehr, Konkurrent von Paypal etc. ), sehr spekulativ, muß man immer im Auge haben, neuer Player seit einigen Jahren, allerdings ist die Konkurrenz hoch, werde ich wohl nicht lange halten
    Zhongan Online P & C Insurance, Versicherung in China, rasantes Wachstum, hat aber jahrelang Minus gemacht. Bei Interesse mal im letzten Jahresabschluß die Boardmitglieder und Firmengründer ansehen, die 3 Ma‘s ( hatte ich in einem anderen Blogbeitrag bereits alles beschrieben mit Jack Ma etc. )

    Kaufen würde ich in der nächsten Zeit noch gerne :
    Invitae Corp. ( Biotech )
    Crispr Therapeutics ( BioTech )
    Illumina ( BioTech )
    Microsoft ( kaufe ich auf jeden Fall )
    Nio ( gerade zu teuer, heißgelaufen wie so vieles )
    BYD
    Samsung ( kaufe ich auf jeden Fall )

    Dazu müßte ich erst mal andere Aktien verkaufen, um wieder flüssig zu sein, was mir nicht leicht fällt. Denn ich tausche dann gute Unternehmen in zwar wachstumsstarke, aber auch risikoreiche Unternehmen, denn das sind die im zweiten Block ( außer MS, Samsung ) allemal.
    So ganz wohl ist mir bei diesem „Tausch“ nicht, aber man muß langsam mal rein in diese neuen Geschäftsfelder, die sehr zukunftsträchtig sind. Angefangen haben die meisten ( Amazon und Co. ) mit Minus, nur wenn die dann ertragsstärker sind, kosten sie auch gleich entsprechend mehr. Ein Vabancespiel.

    Als Turnaround ( allesamt „unten“ gekauft ) habe ich z.B. :
    General Electric auf Sicht von 3 – 5 Jahre ( z.Zt. echt mies gelaufen )
    Kraft Heinz ( die Dividende tröstet über die schlechte Performance hinweg )
    BAT
    Bristol-Myers Squibb ( gut gelaufen seit meinem Einstieg vor knapp einem Jahr in 07/2019 nach Bekanntgabe des Kaufes von Celgene mit entsprechend hohem Kursabsturz, jetzt Langfristinvestment )
    Tailored Brands
    Letzte Woche an der NYSE gekauft, kurz vor Chapter 11 stehend, aber wenn die ihre 1.450 Läden wieder eröffnen, geht‘s erst mal nach oben. Ist eine Wette auf Topp oder Flopp ( wenn 2. Corona- Welle in den USA kommt ), wahrscheinlich letzteres. Aber chapter 11 bedeuted ja nicht die Einstellung des Geschäftes. Es sind aber laut 13F Formular der SEC für Q1 ca. 323 Fonds, darunter Blackrock mit über 15 % und viele renommierte Fondsgesellschaften, Banken und Hedgefonds an der Firma zu insgesamt 66,5 % beteiligt, Rest Kleinanleger. Warum die Hedgefonds noch keinen kurzen Prozess gemacht haben, verstehe ich auch nicht ganz. Die sind in Q1 immer noch drin, obwohl die Firma schon seit längerem regelrecht abstürzt.

    So, dass war‘s im Wesentlichen, da kommen in Zukunft sicherlich noch diverse Unternehmen hinzu, die ich entweder kaufe oder erst mal analysiere.

  5. Interessante Diskussion. Jetzt muss ich auch noch meinen Senf dazu geben. Das mit dem Nachkaufen ist tatsächlich eine zweischneidige Sache. Michael I hat meiner Meinung nach teilweise Recht. Aber generell nicht nackaufen ist auch falsch. Durch das Nachkaufen also verbilligen, kann es tatsächlich passieren, dass man in Aktien investiert, welche im Kurs gefallen sind, was man dann irgendwann einmal merkt, dass es hier auch fundamentale Gründe gab und so hat man sich immer mehr Looser Aktien ins Depot gelegt.

    Auf der anderen Seite gibt es so starke Trendaktien, welche seit Jahrzehnten steigen. Nehmen wir als Beispiel mal eine Novo Nordisk. Wer die z.B. am 27.12.2000 zu EUR 3,64 gekauft hat, dachte vielleicht, nach fast 30% Kursrückgang ist das ein Schnäppchen, der hatte dann bis zum 26.07.2002 nochmals fast 40% Kursrückgang zu verdauen. Warum sollte man da nicht nachkaufen, wenn man von der fundamentalen Situation absolut überzeugt ist. Warum sioll ich mir andere, neuere Aktien ins Depot legen, wenn ich überzeugt bin, dass es ein Topwert ist zum Schleuderpreis? Wer so denkt hat jetzt eine Performance von über 2200% verschenkt.

    Oder mal ein anderes Beispiel. Ein Kasten Bier kostet EUR 16,- :Jetzt gibt es im Sonderangebot ein Bier das mir schmeckt für EUR 10,- für den Kasten. Also kaufe ich einen Kasten und stelle ihn in den Keller. 3 Tage später schließt ein Getränkmarkt und verramscht seine Kisten mit Bier. Das gleiche Bier kostet jetzt nur EUR 5,-. Und Orangensaft wird mit 5% Rabatt angeboten gegenüber den üblichen Preisen vor Ort.

    Es gibt natürlich noch viele andere und gute Getränke. Aber warum soll ich jetzt Orangensaft kaufen und nicht noch einen Kasten Bier?

    Warum in immer andere Aktien investieren? Soviele Topaktien gibt es überhaupt nicht auf der Welt. Ich hatte vor März schon SAP im Depot. Das Thema ist spannend, SAP halte ich für eine gute Firma und ich glaube, dass SAP auch zukünftig gute Geschäfte machen kann, Gewinne erwirtschaftet und seine Dividende tedentiell eher erhöhen wird als kürzen. Warum soll ich mir bei übertriebenen Kursrückgängen nicht noch ein paar Stücke ins Depot legen?

    Also habe ich eine Marktorder mit EUR 85,- in den markt gelegt. Die wurde innerhalb kürzester Zeit ausgeführt. as war nur ein Tagesverlaufkurs. Abends stand SAP schon wieder höher. Ich hatet aber zeitgleich noch weitere Kaufaufträge bei SAP eingegeben.
    Meine nächsten Kaufkurse wären EUR 69,24 / EUR 56,- / und EUR 43,99 gewesen. Leider oder gl+cklicherweise ist der Markt nicht so durchgedreht und die Kauflimitits wurden nicht ausgeführt.

    Ich habe insgesamt eine SAP auf 4 mal gekauft. fallende und steigende Kurse. Eine Novo Nordisk auf insgesamt 8 mal. Mal niedriger und mal höher. Microsoft auf 3mal- Aber imemr zu höheren Kursen. Bechtle auf 3mal, aber immer zu höherenKursen. usw.

    Warum soll ich die Topaktien nicht nachkaufen. Ist doch egal ob der Kurs höher oder tiefer steht, als der Erstkauf. Nur bestimmte Aktien, welche für mich suspekt sind, die würde ich nicht nachkaufen. Aber da würde ich nicht einmal einen erstkauf durchführen. Ben verzeihe mir, Tayler Wimpey hielt ich von Anfang an für sch………..

    Und auch nochmals an die Lufthansa und TUI Jünger. Hier hat man sich nicht nur mit dem Erstkauf die Finger verbrannt sondern mit jedem Nachkauf oder verbilligen, noch mehr Geld verbrannt. Aber das sind Aktien, die fasse ich schon vorher nicht einmal mit der Kneifzange an.

    Ich könnte hier noch stundenlang schreiben. Letztendlich würde ich einen Nachkauf nicht grundsätzlich verteufeln, aber man muss vorsichtig sein, was man nachkauft. Ein schlechtes Zeichen ist immer, wenn der breite Markt steigt, aber eine einzelne Aktie fällt und diese wird nachgekauft. Hier gibt es meistens fundamentale Gründe. Und letztendlich hat man noch mehr Leichen im Depot.

    Aber wenn der Markt wie dieses Jahr geschehen fällt, dann kann man versichert sein, dass jetzt nicht alles dauerhaft und für immer schlecht sein wird.Warum soll ich keine Aktien von Firmen nachkaufen, welche überhaupt nicht von Corona betroffen sind, aber ebenfalls in Sippenhaft genommen werden und mitfallen? Obwohl es sich möglicherweise um eine der besten Firmen handelt, Warum soll ich jetzt Geld in die zweitbeste, drittbeste Firma investieren, wenn es die beste im Sonderangebot gibt? Für mich unlogisch.

  6. Ach, ganz vergessen :
    Mensch und Maschine habe ich auch noch, ein bisher schnell wachsendes ( 20 – 25 % p.a ) Übrigbleibsel vom Neuen Markt aus dem Jahre 2000.

  7. Star:

    Es gibt weltweit glaube ich an die 180.000 Aktien. Davon wird es nicht wenige geben, die als „gute“ Aktien bzw. Unternehmen bezeichnet werden dürften. Das nur zum Thema, ob es genügend Toppaktien geben könnte. Nur, die richtigen herauszufinden, ist eben eine andere Sache.
    Ich hatte mal vor ca. 15 Jahren die Microsoft Aktie im Dow beobachtet ( leider nie gekauft ), die dümpelte nur so vor sich hin, da passierte kursmässig über Jahre absolut wenig. Das Gleiche könnte man auch von anderen Aktien sagen, die heute die reinsten Kursraketen sind.
    Ich habe mit meiner Meinung des „nicht nachkaufens“ nur ausdrücken wollen, dass ich das Kapital in andere vielleicht jetzt noch dritt / viertklassige Unternehmen reinstecke, die einem erfolgversprechenden Trend / Wachstumspfad folgen. Und das sind für mich – neben den üblichen Branchen – die Branchen, die ich weiter oben bereits aufgeführt habe. Lieber steige ich in solche Themen ein, als meinen Einstandspreis durch Nachkäufe womöglich noch zu erhöhen. Außerdem, wie schon erwähnt, wird durch Nachkäufe das Kapital entzogen. Strenggenommen gehe ich mit meiner Strategie ein weitaus höheres Risiko ein, als jemand, der in etwas „vertrautes“ nochmals investiert, und nochmal, da er von der Qualität überzeugt ist.
    Insofern gebe ich Star recht, lieber in die erstbeste als in die drittbeste Firma zu investieren, die Drittbeste kann schnell mal den Bach runtergehen.
    Ich analysiere die „drittbesten“ Unternehmen vor dem Kauf soweit es mir möglich ist und beobachte die auch laufend nach dem Kauf. Da ich nicht so hohe Summen setze, dafür aber mehr Unternehmen im Laufe der Zeit kaufe, bin ich in den gewünschten Märkten gestreut präsent. Die Welt ändert sich durch die Digitalisierung rasant, nicht in den „neuen“ Firmen dabeizusein, könnte sich als Fehler erweisen. Und wenn davon eine oder zwei Firmen pleite gehen, dann ist es eben so.

    Ich werde definitiv keine sich in den Startlöchern befindliche Microsoft oder Amazon erwischen, aber einige später gut laufende Unternehmen würden für mich ausreichen. Das ist allerdings viel Arbeit, sich mit diesem ganzen Themenkomplex zu beschäftigen. Da gibt es aber sehr spannende Unternehmen und auch das Thema an sich ist es.

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