Auf die Dividendenerhöhungen ist Verlass, auf den Aktienkurs bisher nicht

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Größer können die Unterschiede in der Berichterstattung kaum sein: Während in deutschen Börsenzeitschriften die stetigen Dividendenerhöhungen des Unternehmens hervorgehoben werden und die Aktie als solider Titel gepriesen wird, ist die Sicht im Heimatland deutlich kritischer.

Ich lese sonntags gerne die Neue Zürcher Zeitung in meiner Readly-App und fand dort vor Kurzem einen ganzseitigen Artikel zum Management des Pharmakonzerns. Er berichtete davon, dass der Konzernchef eigentlich abgelöst werden sollte, nun aber wohl eine zweite Chance erhält.

Hintergrund ist die inzwischen fünfjährige Stagnation im Aktienkurs, während die Branche selbst floriert. Das führte immerhin zu einer deutlichen Gehaltskürzung des CEOs – gleichzeitig soll abgewartet werden, ob die jetzige Reorganisation bald Früchte trägt.

Mir hat der Artikel aus dem Herzen gesprochen. Denn ich bin tatsächlich seit diesen fünf Jahren in der Aktie investiert und hatte mir von dem damaligen Chefwechsel auch deutlich mehr erwartet.

Wie ich die Situation aktuell einschätze, wie die Dividendenerhöhung ausgefallen ist und ob die Aktie immer noch ein Nachkauf für mich ist, erfährst Du in diesem Beitrag.

Mit meinem Einstieg 2018 in das Schweizer Pharmaunternehmen Novartis (hier) habe ich seitdem in jedem Jahr einen Nachkauf getätigt. Bis auf 2022 – das letzte Jahr war nun mein erstes „abstinentes“ Jahr. Und bei Blick auf den Chartverlauf war zumindest das auch gut. Denn die Aktie notiert aktuell auf dem Stand der beiden Tiefstwerte des vergangenen Jahres. Also selbst bei optimalem Markttiming hätte ich nichts gewonnen gehabt.

10-Jahres-Chart von Novartis in CHF
10-Jahres-Chart von Novartis in CHF

Dividendenzahlung

Novartis zahlt in diesem Jahr eine Dividende von 3,20 CHF. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Erhöhung um 0,10 CHF. Das ist eine Erhöhung um 3,2%. Damit hat Novartis die Dividende im zweiten Jahr in Folge um diesen Satz erhöht, zuvor lag die Steigerung jeweils nur bei 0,05 CHF. Gleichzeitig ist es die 26. Erhöhung in Folge seit dem Börsengang 1996.

Für die 80 Aktien im Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 256 CHF. Sie wurde von der ING zum Kurs von 0,983152 in Euro umgerechnet. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Netto-Dividende von 141,78 €. Sie wurde rückwirkend mit Wertstellung 13.03.2023 überwiesen.

Dividende Novartis im März 2023
Dividende Novartis im März 2023 Steuer

Wie ich mir die Quellensteuer zurückhole, habe ich hier berichtet. Mit diesem kleinen Zusatzaufwand sind die Steuerabzüge dann auch nicht höher als bei einer deutschen Aktie.

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Meine Schweizer Aktien habe ich im Depot bei der ING. Dort erhalte ich zu jeder Dividendenzahlung automatisch und kostenfrei den Tax Voucher dazu. Er ist notwendig, um die einbehaltene Quellensteuer aus der Schweiz zurückzufordern.

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Tax Voucher ING zur Novartis Dividende 2023
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Perspektiven

Mein Ziel für meine Novartis-Postion war immer ein Bestand von 100 Aktien. Bei 80 Stück bin ich nun seit 2021 stehen geblieben. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich auch nicht das Gefühl habe, dass ich hier irgendwas verpasst hätte.

Novartis ist ein Schwergewicht und mit seinen Produkten breit aufgestellt. Unter der Ägide des nun seit 5 Jahren amtierenden CEOs Vas Narasimhan steht allerdings eine Fokussierung auf dem Programm. So schrumpfte Novartis von einem breiten Gesundheitskonzern zu einem reinen Pharmaunternehmen. Dazu gibt es ein hartes Sparprogramm mit dem Abbau von 8.000 Arbeitsplätzen und Kostensenkungen von 1,5 Mrd. US$ ab 2024.

Novartis konzentriert sich infolgedessen auf fünf therapeutische Kernbereiche (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Immunologie, Neurowissenschaften, solide Tumoren und Hämatologie). Dort verfügt das Unternehmen über insgesamt 6 Marken mit einem Umsatzpotenzial von mehreren Milliarden US$.

Problematisch ist aber, dass bald wichtige Medikamente ihren Patentschutz verlieren. Und so könnte Novartis trotz der Umstrukturierungen ab 2025 eine Phase stagnierender oder leicht rückläufiger Umsätze drohen. Im letzten Jahr stieg der Umsatz noch um 4%. Insbesondere aufgrund der Restrukturierungskosten ging das operative Ergebnis allerdings um 13% zurück. Der Kerngewinn je Aktie sank um 6% auf 6,12 US$. Hilfreich waren insofern die massiven Aktienrückkäufe von rund 10 Mrd. US$. Weitere 5 Mrd. US$ sollen noch umgesetzt werden.

Trotz der Dividendenerhöhung wurden „lediglich“ 61% des freien Cashflows ausgeschüttet. Und das ist dann auch der Grund, warum Novartis weiterhin als solide gilt.

Für mich ist Novartis inzwischen zu einer Halteposition geworden. Ich beobachte die Entwicklung von der Seitenlinie und bin bei einer Dividendenrendite von 4,3% relativ entspannt.

Trotzdem mache ich mir Gedanken, ob mein Geld nicht besser in einem anderen Pharmakonzern aufgehoben wäre. Mein Schwergewicht in dem Sektor Novo-Nordisk ist allerdings aktuell schon wieder ziemlich teuer. Dort hatte ich im August 2022 nachgekauft und die Aktie ist seitdem um 30% gestiegen. Novartis ist übrigens in diesem Zeitraum um 8% gesunken…

Für dieses Jahr ist auch noch der Spin-Off von Sandoz angekündigt. Womöglich könnte seine Ausgestaltung und vor allem die steuerliche Wirkung für deutsche Anleger zu einer Verkaufsentscheidung bei mir führen. Aber das ist noch Zukunftsmusik.

Ich schätze an Novartis die Verlässlichkeit in der Dividendenzahlung und -steigerung und auch die Diversifizierung den Schweizer Franken. Insofern gibt es tatsächlich auch einige Punkte auf der Habenseite und gute Gründe, die Aktie nicht zu verkaufen.

Spannend bleibt auch die weitere Entwicklung der Chefposten bei Novartis. Nachdem dem CEO offenbar eine zweite Chance eingeräumt wurde, steht Anfang 2025 die Ablösung des Verwaltungsratspräsidenten Jörg Reinhardt an, dessen Amtszeit dann die satzungsmäßige Höchstdauer von 12 Jahren erreicht. Und das könnte dann – je nach Nachfolgeentscheidung – auch wieder für Dynamik im Management sorgen.

Auf einen Blick:

Unternehmen:Novartis
ISIN:CH0012005267
Im Divantis-Depot seit:09.04.2019
Letzter Nachkauf am:08.09.2023
Stückzahl im Divantis-Depot:100
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:77,39 €
Gesamtkaufpreis:7.739,36 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:623,34 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

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7 Gedanken zu „Auf die Dividendenerhöhungen ist Verlass, auf den Aktienkurs bisher nicht“

  1. @Ben,

    ich kann Deine Gedanken gut nachvollziehen. Novartis ist seit 2016 in meinem Depot und bei der Abspaltung 2020 habe ich verkauft und dann zurückgekauft. Es drohte ja damals die deutsche Steuer … nix war klar damals.

    Ich kann Dir nur empfehlen, halten. Novartis ist kursmäßig geringfügig übertrieben kein Hit, aber zahlt klaglos Dividende mit einer gesunden Ausschüttungsqoute. Und genau so lange werde ich die Aktie behalten und den Erlös für andere Aktien nutzen. Deiner Habenseite ist nichts hinzuzufügen.
    Ich habe in den 2010er Jahren oft „brachliegende“ Aktien verkauft und in „bessere“ investiert. Im Endeffekt war das Ergebnis ernüchternd – ein Nullsummenspiel. Soweit zu meiner Lernkurve von damals.

    1. @Ben,

      warum meine Einstellung? Ich habe auf die schnelle Dein Depot herangezogen und ein wenig auf die Kurs-„Performance“ geschaut – ohne Berücksichtigung der Kaufzeitpunkte.
      Einige Deiner Positionen haben über Jahre kein Wachstum: 3M seit 2018 gefallen, BayWa seit 2019 gestiegen aber kein Gewinn zu 2015, BASF (da sage ich mal nix dazu ;) ), BB Biotech zu 2017 keine Steigerung, BCE ist zurückgekommen zu 2015 keine Steigerung, ENAV …, MedTronic, Omega Healthcare, Sekisui House, Transurban, Verizon. Das sind alles keine Titel, die durch stetiges Kurs-Wachstum auffallen – zumindest aus heutiger (!) Betrachtung.

      Es gab aber sicherlich einen Grund diese Aktien für das Dividendendepot (!) zu kaufen. Dieser Grund ist doch entscheidend für: Halten, Kaufen, Verkaufen. Und nur dieser Grund ist entscheidend.
      Deswegen empfehle ich jedem, den Grund das Kaufes auch schriftlich niederzulegen. Auch mein Depot hat die sogenannten „Langeweiler“. Ich habe sie alle als „Dividendenzahler“ klassifiziert, damit schaue ich (fast) nicht mehr auf den Kurs, denn ein Verkauf wäre 1:1 oder negativ. Selbst eine BASF bringt mir jedes Jahr eine 4-stellige Nettodividende – damit wäre der Kursverlust mehr als ausgeglichen, aber unter dem Strich wäre es ein Verlustgeschäft unter Berücksichtigung der Inflation. Ich habe einen (Teil-)Verkaufskurs von 65 EUR angesetzt und solange kassiere ich die Dividende und nutze sie um in andere Papiere zu investieren.
      @Novartis: Halten, Dividenden kassieren.

      Jede Performancebetrachtung hängt sehr von den Einstiegskursen ab, dessen muss man sich bewusst sein.
      Ich führe eine eigene Excel mit Dividendenwachstum, Dividendenhöhe, Kurswachstum seit Kauf, erwartete Dividende innerhalb 10 Jahren, Gesamtperformance etc. und es sind 5 Papiere, die überall grün sind: Broadcom, Munich Re, Mitsui, Itochu, Texas Instruments.
      Apple, ASML, Danaher, Microsoft, etc. fallen durch das Raster weil deren Dividendehöhe zu gering ist. Selbst Swiss Life ist (noch!) nicht im Club.
      Bevor jemand fragt, die Grenzen zwischen tiefgrün, grün, gelb etc. sind von mir willkürlich gewählt. Gesamtperformance pro Jahr (des Haltens) von 7% oder höher ist „schwach grün“ und ab 15% tiefgrün. BASF ist übrigens bei „orangen“ 2,8%. Alles hängt aber von dem Kaufzeitpunkt ab und dem „aktuellen Kurs“!

      Dass das Alles nicht „die Lösung ist“, zeigt mein Verkauf von P&G an (zu viele Schulden) und Re-Invest in Kimberley Clark (damals in den 2010nern). Danach stieg P&G erst richtig. Vielleicht lag es ja an mir … ich war Bremser des Kurses, weil Kimberly danach ruhte. :)

      Viel Text, wenig Erkenntnis.
      Ein Mix aus Wachstum und „Langeweilern“ lässt mich auf alle Fälle gut schlafen und ich renne keinen Kursen hinterher. Ich gebe aber zu, auch ein FOMO (Fear of missing out) überfällt mich immer wieder. Feste Regeln zu „Wann investiere ich“ helfen mir da sehr.

      1. Hallo Börsenhai,

        ich habe eine ähnliche Vorgehensweise wie Du. Meine Excel-Tabelle ist noch ein wenig umfangreicher, bei ausländischen Aktien habe ich den Aktienkaufkurs in Landewährung aufgeführt, ebenso die Performance in Landeswährung. Hier sieht man, ob die Aktien zu günstigen oder ungünstigen Wechselkursen gekauft wurden.

        „Meine“ Aktien sollten innerhalb von 10 Jahren den Kurs und die Dividende verdoppeln, die Steigerungsrate pro Jahr beträgt somit 7,4%. Die Gesamtperformance Kurssteigerung plus Dividende sollte bei 10% liegen, gegen mehr habe ich keine Einwände. Damit liege ich im langjährigen Schnitt deutlich über der Inflationsrate.

        In einer weiteren Tabelle habe ich die Aktien nach Dividendenrenditen aufgeführt, in
        keine Div, bis 1%, bis 2%, bis 3% bis 4% und über 4%.
        Ich werte hier aus, pro Spalte die Dividende, Prozentualer Anteil an der Gesamtdividende.
        In der Regel zahlen Aktien mit hohem Wachstum eine geringe Dividende, Aktien mit geringem Wachstum eine höhere Dividende. Bei den letzteren ist es sehr sinnvoll, diese bei niedrigen Kursen einzukaufen. Es gibt Dividendenzahler mit relativ hoher Dividende, gutem Dividenden- und Kurswachstum, wer suchet der findet.

        Über meine prozentualer Aufteilung nach Sektoren habe ich vor Kurzem berichtet.

        Und nun zu Novartis:

        In 2002 haben wir bei Einführung des EUR Schweizer Aktien in Zürich gekauft, Kurse in CHF. Bei Bekanntwerden der Schieflage haben wir die UBS-Aktien sofort verkauft, noch für über 60 EUR.

        BB Biotech, Nestle, Novartis und Roche halten wir seitdem, ohne weiteren Zukäufen.

        Die Wertzuwächse seitdem mit aktuellen Kursen:

        BB Biotech +290% in CHF / +540% in EUR
        Nestle +255% in CHF / +465% in EUR
        Novartis +35% in CHF / +135% in EUR
        Roche +115% in CHF / +400% in EUR

        Wenn man bei Novartis den Aktiensplit Alcon zum Kurs hinzurechnet, liegt die Performance bei ca. +45% in CHF und ca. +160% in EUR. Die langjährige Inflationsrate in der Schweiz liegt bei 1%, im Euroraum um ein mehrfaches höher.

        In 2021 haben wir die hälfte der Novartis-Aktien verkauft und dafür Swiss Life gekauft. Swiss Life hat ein sehr ordentliches Kurs- und Dividendenwachstum.

        Einen schönen Sonntag noch

        Peter

  2. Hallo,

    ich habe Novartis auch im Depot und kaufe mir immer mal wieder ein paar Stücke nach. Mein letzter Kauf war 2021.
    Letztes Jahr habe ich mir zum ersten Mal die Quellensteuern zurück geholt, das hat gut funktioniert und ich habe dafür KEIN Voucher benötigt.

    Viele Grüße
    Michael

  3. Hallo Ben,

    Heute kamen die spin off Daten von Novartis heraus. Es wird 5 zu 1 abgespalten werden. Bei dir geht es glatt auf.
    Wie wirst Du damit umgehen?
    Die Sandoz Aktie wird als Sachdividende ausgeschüttet. Das Verfahren kenne ich von letztem Jahr bei ABB. Der Aktienwert wird versteuert und die alten Aktien bleiben mit dem alten höheren Einstandskurs drin.
    Am Ende ist es bis auf den Zeitpunkt neutral, außer es sind Altbestände.

    Viele Grüße
    Carsten

    1. Hallo Carsten,

      ich habe mich jetzt eingelesen und werde in den nächsten Tagen einen Artikel zu dem Spin-Off veröffentlichen. Übrigens war der ABB/Acceleron-Spin-Off steuerlich anders strukturiert als jetzt bei Novartis/Sandoz. Bei ABB fiel die Schweizer Verrechnungssteuer von 35% an, jetzt bei Novartis nicht. ABB hat deshalb zusätzlich eine Barkomponente als Dividende ausgeschüttet, die genau die Höhe der Steuern abdeckte. Damit war das für die Aktionäre im Ergebnis steuerfrei, da sie den Steuerabzug nicht bemerkt haben. Jedenfalls habe ich das so dem Emissionsprospekt entnommen.

      Viele Grüße Ben

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