Das nennt man dann wohl eine Fahnenstange: Wenn es im Kurschart so steil bergauf geht, dass der Strich nahezu gerade nach Oben zeigt.
Dies bei dieser deutschen Aktie nach der Dividendenzahlung zu sehen, überrascht mich dann allerdings. Das Kursniveau selbst halte ich für angemessen, aber der Zeitpunkt und die Intensität des Aufschwungs passen irgendwie nicht.
Was zu dem neuen Allzeithoch geführt hat und wie sich meine Depotposition dadurch entwickelt hat, erfährst Du in diesem Beitrag. Und ich teile meine Einschätzung zu der Frage, ob sich jetzt noch ein Einstieg lohnt.
Mit knapp 50 € hat der deutsche Versicherungskonzern Talanx, den ich hier ausführlich vorgestellt habe, allein im Mai einen Total Return von 14,3% erzielt. Da kann keine andere Versicherung in meinem Depot (Munich Re, Allianz und Protector Forsikring) mithalten.
Auf Talanx setze ich schon seit vielen Jahren und bis zum Corona-Crash war die Aktie auch ein richtig gutes Investment. Doch erst jetzt konnte sie das damalige Hoch überwinden. Im letzten Jahr hatte ich meine Position von ursprünglich 520 Aktien auf 150 Aktien reduziert. Gerade der zweite Verkauf war im Nachhinein etwas unglücklich, denn kurz danach machte das Management eine folgenschwere Ankündigung. Dazu gleich mehr in den Perspektiven.
Im 10-Jahres-Chart wird die Entwicklung der Aktie deutlich:
Dividendenzahlung
Talanx zahlt erstmals eine Dividende von 2,00 € je Aktie. Gegenüber dem Vorjahr (1,60 €) ist das eine Erhöhung um 25%. Für die 150 Aktien in meinem Dividendendepot bedeutet das eine Brutto-Dividende von 300,00 €. Nach Abzug der Steuern erhalte ich eine Netto-Dividende von 220,88 €. Sie wurde mit Wertstellung 09.05.2023 ausbezahlt.
Perspektiven
Diese Dividendenerhöhung hat mich quasi auf dem falschen Fuß erwischt. Ich hatte Talanx bei mir als Langweiler mit stetigen kleinen Dividendenerhöhungen im Cent-Bereich verbucht. Und deshalb auch die Erholung in 2021 (knapp 40% Plus) genutzt, um meine Position in 2022 zu reduzieren. Ich brauchte das Geld für andere Investitionen und mir fehlte einiges an Dynamik bei Talanx.
Umso überraschender war für mich dann im letzten Herbst die Ankündigung, dass die Ausschüttungsquote deutlich erhöht werden sollte. Und zwar nicht nur einmal, sondern dauerhaft. Damit war die konkrete Dividendenhöhe von 2,00 € nun keine Überraschung mehr, aber 25% Erhöhung ist natürlich eine Ansage.
Als breit aufgestellter Versicherungskonzern mit einem klassischen Erstversicherungsgeschäft und seiner Rückversicherungstochter Hannover Rück erreichte Talanx im letzten Jahr erneut ein Konzernergebnis von mehr 1 Mrd. € (exakt 1.172 Mio. € nach 1.011 Mio. € – ein Plus von 15,9%). Die Erstversicherung steuerte davon 46% hinzu.
Talanx ist zwar ein deutscher Versicherungskonzern. 83% der Prämieneinnahmen des letzten Jahres kamen allerdings aus dem Ausland.
Das Unternehmen ist aktuell auf einem imposanten Wachstumspfad. 2023 soll das Konzernergebnis auf rund 1,4 Mrd. € steigen. Das wäre wieder ein zweistelliges Wachstum. Nach dem 1. Quartal sieht sich Talanx auf gutem Weg dorthin. Das Konzernergebnis legte schon um 31% zu und die Prognose wurde „klar bestätigt“.
Bis 2025 hat sich Talanx ambitionierte Ziele gesetzt: 25% Ergebnissteigerung gegenüber 2022, Eigenkapitalrendite gruppenweit über 10% sowie eine Dividendensteigerung auf 2,50 € bis 2025.
Offenbar hat der Kapitalmarkt erst jetzt so richtig realisiert, dass Talanx es mit diesen Zielen ernst meint und offenbar auch in der Lage ist, sie zu erreichen. Anders kann ich mir die jüngste Kursentwicklung nicht erklären.
Wenn Du Dir nun die Frage stellst, ob sich ein Einstieg noch lohnt, dann ist das natürlich zuerst eine sehr individuelle Betrachtung. Hast Du bereits Versicherungen in Deinem Depot und wie sieht die Depotgewichtung aus? Brauchst Du dann noch eine weitere Aktie wie Talanx? Und wenn Du noch keine Versicherung hast, dann stellt sich die Frage, ob es unbedingt Talanx sein soll? Bei einem Kurs in der Nähe meines Einstands (unter 30 €) würde ich das bejahen, aber bei 50 € bin ich nicht mehr so euphorisch. Allerdings sind auch andere Versicherer in letzter Zeit ordentlich gelaufen.
Deshalb sehe ich aktuell keinen guten Einstiegszeitpunkt in diesem Sektor. Der wäre Ende letzten Jahres gewesen als absehbar war, dass die Zinsen weiter steigen. Davon haben die Portfolien der Versicherer profitiert und die Aktienkurse entsprechend reagiert.
Ich sehe aber auf der anderen Seite auch keinen Grund zum Ausstieg. Denn Talanx ist weiterhin gut aufgestellt. Das Kapitalanlageergebnis dürfte mit den gestiegenen Zinsen gut aussehen. Und die Inflation sorgt für höhere Versicherungsprämien.
Für mich persönlich ist Talanx damit eine Halteposition. Ich habe durch die Teilverkäufe im letzten Jahr und die erhaltenen Dividenden schon mehr erlöst als ich für die 150 Aktien seinerzeit bezahlt habe. Das hilft mir natürlich, entspannt die weitere Entwicklung zu begleiten. Und eine Dividende von 2,50 € in absehbarer Zeit ist für meine Dividendenerträge ein schöner Baustein.
Insofern sage ich zu Talanx: Auf die nächsten erfolgreichen Jahre!
Auf einen Blick:
Unternehmen: | Talanx |
ISIN: | DE000TLX1005 |
Im Divantis-Depot seit: | 07.09.2015 |
Letzter Nachkauf am: | 26.01.2016 |
Stückzahl im Divantis-Depot: | 150 |
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 27,07 € |
Gesamtkaufpreis: | 4.060.17 € |
durch Teilverkauf am 28.3.2022 realisierter Gesamtgewinn (Kurs & Dividenden): | 3.480,63 € |
durch Teilverkauf am 22.8.2022 realisierter Gesamtgewinn (Kurs & Dividenden): | 2.091,80 € |
Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 1.655,19 € |
Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
3000€ Dividende bei 150 Aktien a 2,00€, bitte korrigieren. :-)
Da war eine Null zu viel – Danke für den Hinweis! Schade eigentlich… ;)
was nicht ist, kann ja noch werden ;-)
habe übrigens festgestellt, das man mit dem Bing (die Suchfunktion von Msft) – Chat,
der neuerdings bei mir im Suchfeld (Windows 11) voreingestellt ist,
(also die KI von Msft) und quasi sofort und direkt ansprechbar ist,
sehr gut Aktienkennzahlen lernen kann und erklärt bekommt. Vor her hat man sich bei Google alles einzeln mühsam zusammengesucht, aber der Bing chat beantwortet einem Frage für Frage.
Da es ja gefühlt über 100 verschiedene Kennzahlen zur Bewertung von Aktien gibt und vielleicht nicht alle hier alle Kennzahlen sofort auf Kommando wissen und bewerten können,
ist das sicher ein hilfreiches Tool zum Lernen oder schnell mal was fragen. Kommt natürlich auf die präzise Fragestellung an.
@Aktienkennzahlen aus der KI
Da gibt es ja gerade eine aktuelle Podcastfolge. Ich denke, die Datenqualität ist fragwürdig und oft eher unterirdisch. Was ist die Quelle und von wann die Daten, mit welcher Methode wurden sie berechnet müsste ja alles immer dabei stehen zur Einschätzung der Verlässlichkeit.
Als Quellen kommen zB in Frage irgendein windiger Internetblog oder der aktuelle Unternehmensbericht oder …. Selbst bei einfachsten Zahlen wie der Dividendenrendite oder P/E finden sich bei seriösen Anbietern unterschiedliche Werte. Das würde ich mit Vorsicht genießen.
Is it a tool or a toy?
„ Im letzten Jahr hatte ich meine Position von ursprünglich 520 Aktien auf 150 Aktien reduziert“
Ich verstehe es nicht. Da hast Du eine ordentliches Position bei der sich ein Dividenden Reinvest lohnen würde und Du stutzt das zarte Pflänzchen.
Lass die Positionen doch mal in Ruhe wachsen, dazu gehört eine Seitwärtsbewegung manchmal dazu.
Sehe ich genauso wie Garry Bibb. Ich verkaufe nahezu niemals. Ich versuche einfach nur Werte zu kaufen an die ich glaube. Und dann verkaufe ich nicht, vorausgesetzt es hat sich nichts grundsätzliches geändert. Ja und da gehören auch Seitwärtsphasen oder Kursrückgänge dazu. Wenn sich grundsätzlich nichts geändert hat, kaufe ich in den Phasen zu. Der Aktienkurs ist mir sch……….egal. Hauptsache das operative Geschäft geht aufwärts. Also mehr Umsatz, mehr Gewinn und mindestens eine stagnierende Dividende ohne Kürzungen. Das mag ich überhaupt nicht. Im Idealfall wird die Dividende jedes Jahr erhöht.
Hat sich bei Talanx etwas geändert? Ich habe Hannover Rück, Munich Re und Allianz im Depot. Hier kaufe ich unentwegt zu.
Hat Dir der Teilverkauf etwas gebracht? Haben sich die vom Talanx Erlös gekauften Werte besser entwickelt als Talanx?
Vielleicht stehe ich hier mit meiner Meinung alleine, aber ich versuche mich als Miteigentümer der Firmen zu sehen von welchen ich die Aktien halte. Verkauft man als Eigentümer permanent seine Firmen? Also in dem Familienbetrieb in welchem ich seit Jahren arbeite (450 Beschäftigte) verkauft der Firmeneigentümer eigentlich seine Firma auch nicht. Angefangen habe ich mit einem Umsatz von 8 Mio EUR, mittlerweile macht das Unternehmen 120 Mio Umsatz. Der Wert des Unternehmens hat sich seither vervielfacht. Verkauft jetzt der Firmeneingentümer? Wie kann man langfristig am Erfolg eines Unternehmens partizipieren, wenn man permanent verkauft? Microsoft und Novo Nordisk sind mittlerweile bei mir 500% im Plus. Und eine Apple folgt kurz dahinter. Das erreicht man nicht, wenn man nach einer Kursverdoppelung verkauft.
Ich galube einfach der Mehrzahl der Börsenteilnehmer fehlt einfach die Gelassenheit und die Geduld. Das viele handeln ist mit Sicherheit nicht erfolgreicher. Übrigens heute war ich bei der Bechtle HV in NSU. Der Kurs sieht sch…… aus, knapp 50% vom Hoch im Minus. Na und. Das operative Geschäft läuft, Dividende wurde um 18,5% erhöht. Naja bei Kursen von knapp 70 EUR war Bechtle vielleicht auch etwas teuer. Ich glaube an Bechtle und sollte sich im operativen Geschäft nichts ändern, dann sind meine nächsten Kaufkurse 30,- / 25,- / 20,- EUR. Keine Ahnung bis zu welcher Kursmarke der Kurs fällt. Ich verkaufe auf jeden Fall nichts.
Ich glaube etwas weniger handeln ist in der Summe mehr. Den optimalen Kauf oder Verkaufszeitpunkt erwischt man eh nicht. Naja vielleicht müssen manche Marktteilnehmer erst noch etwas älter werden, dann kommen Sie vielleicht zu dem gleichen Ergebnis.
Muss natürlich heißen: Übrigens heute war ich bei der Bechtle, NSU bei der Hauptversammlung in HN
Zum Thema Geduld fällt mir immer der schöne Spruch ein: Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
Man muß die Zeit einfach in Ruhe ihre Arbeit machen lassen.
Nach diesem Interview mit Oliver Bäte
https://www.nzz.ch/wirtschaft/allianz-chef-baete-im-interview-zu-zinswende-und-china-risiken-ld.1737980
kommen Versicherer ohnehin besser mit der Zinswende zurecht als Banken, wie man eigentlich glauben sollte.
Und profitieren auch ordentlich davon.
Möglicherweise wird man zum Ende des Bärenmarktes ohnehin etwas hibbeliger, je länger das alles dauert.
Immer kommt irgendwas in die Quere, Die Inflation bleibt länger als geglaubt, die Anhebung der Schuldenobergrenze in den USA, die an sich eigentlich ein Non-Event ist, aber medial wirtschaftlich sehr gut verwertet werden kann, wird uns auch noch bis Mitte Juni auf jeder Zeitungsseite begegnen.
Aber irgendwann wird das alles auch wieder zu Ende sein, die Zinsen stagnieren und fallen dann auch wieder.
Bäte rechnet übrigens mit einem längerfristigen Zins-Sockel von 3%, aber damit können wir als Aktionäre wohl ziemlich gut leben können.
Bullenmarkt kann jeder, aber im Bärenmarkt einfach wie mit dem Staubsauger gute Titel einsammeln,
das ist eine der wesentlichen Vorarbeiten zum späteren Erfolg.
Ich glaube, seit Ben 2020 seinen Job als Banker an den Nagel gehängt hat und quasi mehr oder weniger von seiner Substanz lebt und im Prinzip kaum in Bezug auf das vorhandene relevante Neuzuflüße mehr kommen,
der Markt außerdem seit dem bekanntermaßen in einer schwierigeren Phase ist,
versucht er verstärkt durch kluges Handeln, so gut wie er es versteht, Wachstum zu erreichen,
aber es sieht rückblickend eben auch nicht immer so gut aus.
Ja, rückblickend sind wir aber alle schlauer…
Wie immer, kann und soll keine Kritik sein.
Besser machen ist gar nicht so einfach.
Grüße@all
Hallo Thomas,
ja, so ungefähr ist es – gut zusammengefasst. Ich habe das ja auch im Artikel beschrieben, dass ich das Geld für andere Investitionen brauchte. Nach dem ersten Teilverkauf hatte ich mir eine weitere Givaudan-Aktie gekauft, die war allerdings der berühmte Griff ins Klo. Der zweite Teilverkauf diente einer Start-up-Beteiligung. Im Nachhinein hätte es natürlich andere Aktien gegeben, die ich besser zu diesen Zeitpunkten verkauft hätte. Aber das ist müßig, da niemand eine Glaskugel hat und die zukünftigen Kurse kennt. Die Entscheidung muss man dann in diesem Moment treffen. Nachträglich kann man sich zwar reflektieren. Aber ich bin mit mir im Reinen. Ich habe die beiden großen Versicherer Allianz und Munich Re bisher nie verkauft und sie laufen auch nicht schlechter als Talanx zuletzt. Insofern muss ich eben auch auf die Branchenaufteilung achten und will nicht zu versicherungslastig in meinem Depot sein.
Viele Grüße Ben
Hi Ben,
jeder lebt sein Leben und das ist auch gut so.
Zum Thema Erwerbseinkommen.
Wieder so ein crazy – (im Prinzip aber gar nicht so crazy) Gedankengang.
Die eigene Arbeitskraft ( jedenfalls meine) beträgt als zu verzinsendes Kapital etwa 1 Mio €.
Wie komme ich darauf?
1 Mio € mit 3% verzinst ergibt pro Jahr 30 000 € Zinsen das sind pro Monat 2.500 € Einkommen
netto. Wenn ich aufhören würde mit arbeiten, würde ich dieses Kapital auf die Müllhalde schmeißen, es sei denn ich hätte sicher was besseres. Außerdem habe ich nette Kollegen, bin jetzt älter und gechillt, habe fast 25 Jahre Betriebszugehörigkeit, da kommt man klar mit allen Anforderungen im Job. Der soziale Aspekt (quatschen und frotzeln mit Kollegen) ist für mich nicht zu unterschätzen. Außerdem arbeite ich nur noch 28 h die Woche, das ist kein Stress mehr.
Den Blog könntest Du bestimmt gut nebenbei noch weiter führen. Aber wenn Du einem geregelten Job nachgehen würdest, hättest Du plötzlich wieder diese 1 Mio Kapital auf der Habenseite, die für Dein persönliches Growth Networth arbeiten würde.
Es würde wieder Wachstum entstehen. Die Inflation holt sich sowieso schon ihren Teil.
Außerdem wächst das Arbeitskommen mit der Inflation auch mit, fast von allein.
Ganz sicher von seinen Aktien kann man also ohnehin erst ab 1 bis 1,5 Mio leben. Die Wünsche und Ansprüche wachsen dämlicherweise mit dem Vermögen genauso mit.
Wie gesagt, nur so Gedanken.
Als Ergänzung zu Thomas Einwurf, ab 1 Mio in Aktien kann man davon leben.
Das hängt sehr von den gehaltenen Titeln und anderen Einkommen ab.
Ja man kann die Kapitalertragssteuer senken, wenn man unter 10.000 sonstiges Einkommen hat (also Nichtveranlagung) oder bis ca 18000 durch Günstigerprüfung ankreuzt (18000 sind glaube ich 25% Grenzsteuersatz).
Nimmt man 1 Mio und realistische 3% Dividenden sind das 30.000 EUR – oder 2500 EUR monatlich (vereinfacht hier netto, weil Hochdividendenwerte mit drin und die Dividenden würden gleichmäßig im Monat anfallen).
Für jemand der noch 20 Jahre bis zur Rente hat wird das knapp – für eine Familie sehr knapp – eigentlich zu wenig. Miete, Strom, Heizung und Lebensmittel etc. fallen ja immer an. Und wehe ein Titel fällt aus …
Wegen dem „knapp“, mir wäre es zu wenig, da meine Ansprüche dummerweise höher sind und die Risiken für mich zu hoch.
Mit eigener Immobilie spart man sich die Miete, es drohen aber Wartung und Reparatur. Ein einziger Heizungstausch macht das Kostrukt „failed“.
Verkauft man Positionen, um zusätzlich Geld freizumachen fehlen dessen Dividendeneinkommen in den späteren Jahren.
Als Rentner sieht es anders aus, da es (Zusatz)-einkommen ist. Ein langsamer Abverkauf der Positionen gefährdet (im richtigen Maße) nicht die Zukunft – die ja endlich ist. Aber so rosig wird es auch nicht, wenn zwei davon leben müssen, Medikamente und Pflege anfallen, etc. pp. Dann sind die 1 Mio. schneller weg als man sich umdrehen kann.
Ich würde die Grenze schon etwas höher ansetzen, „ab wann man davon leben kann“.
Einige Gedanken zum Leben vom Aktiendepot egal welcher Größe:
Die Grundlage das dies funktioniert ist immer die Freiheit Aktien zu besitzen und das einem diese auch gelassen werden. In den westlichen Demokratien ist dies aktuell der Fall. Aber wer noch 20 oder mehr Jahre bis zur Rente und dann danach hoffentlich nochmals 20-30 Jahre hat, kann noch viel erleben. Deswegen sollte man glaub ich nie nur ein Standbein (z.B. Dividenden aus noch so einem großen Depot) haben. Und die eigene Arbeits- und Schaffenskraft ist definitiv ein ganz wichtiger Faktor. Das heißt nicht, dass man in einem Angestelltenverhältnis bleiben muss, wie es wahrscheinlich Thomas gemeint hat. Aber man sollte die eigene Ressource immer gut kultivieren. Das gefällt mir bei Ben, dass er die finanzielle Unabhängigkeit für eigene, produktive Projekte nutzt (zumindest habe ich das so aus deinen Beiträgen gelesen) und seine Arbeitskraft meiner Meinung nach dadurch wertvoller macht weil er nicht nur in einem spezialisiertem Job bleibt. Je mehr man erlebt und kritisch über die Zukunft nachdenkt, versteht man warum ein Warren Buffett sagt, dass das beste Investment man selbst ist.
Versteht mich nicht falsch, ich bin kein Pessimist (sonst würde ich nie in Aktien investieren). Aber nachdenken über verschiedene Zukunftsszenarien versuche ich schon. Es gibt ja die ein oder andere kritische Stimme über die vielen verschiedenen Investmöglichkeiten die Ben nutzt (Business-Angel, Immobilien, Aktien,…). Ich denke, dass ein direktes (im Sinne man kennt sich, macht einen direkten Vertrag miteinander ohne viele Mittler wie Depotbanken, Verwahrstelle, …) Investment in Unternehmen (Business-Angel) oder Immobilienbesitz (selbstgenutzt oder als Kapitalanlage), krisenresistenter ist, als allgemeiner und oft anonymer (Stichwort Sammelverwahrung) Aktienbesitz. Auch wenn es evtl. nicht so hohe Renditen abwirft. Theoretisch sind Aktien Sondereigentum, ich weiß, wenn aber mal ein Mittler ausfällt, könnte es einige Zeit und evtl. auch Kosten benötigen bevor man wieder zu seinem Recht kommt.
Ich weiß nicht ob dies auch deine Gedanken beim Diversifizieren sind Ben, aber diesen romantischen Gedanken, ich hab ein großes Depot, mir kann nichts passieren, möchte ich so nicht 100% folgen.
Ich hoffe, dass wir diese kritischen Szenarien nie erleben. Aber sie im Blick zu haben ist bestimmt nicht falsch (auch wenn man sich nie im Vorfeld vollends dafür vorbereiten kann).
Als positiven Abschluss ;-) wünsche ich allen ein frohes und schönes Pfingstfest!
PS: Übrigens kann ich die nicht-monetären Gründe für die Arbeit gut verstehen.
FROHE PFINGSTEN Foristen! ;-)
Lieber Chrischaan, die „Diskussion“ zwischen BörsenHai, Thomas und dir zu obigem Thema hat mich ins Nachdenken gebracht. Kurz zu meiner Situation: Bis 2024 werde ich (als Ü50er) ein stabiles Depot aus 50 Einzeltiteln etabliert haben (circa 40 davon gute Dividendenzahler), gewürzt um einen Div-ETF (A2JAHJ). Soweit so gut. Dieses Depot könnte man durch weitere Investitionen vergrößern (nachkaufen) oder ausbauen (neue Titel). Grundsätzlich wäre ich dann jedoch erstmal glücklich.
Die eigene Immobilie ist abbezahlt, eine vermietete Immobilie dürfen wir uns auch glücklich schätzen, abzuzahlen.
Ich lese aus Eurer drei Zeilen heraus, dass alternative Investitionsmöglichkeiten ergänzend Sinn machen könnten. Ich frage mich jedoch: Welche?
P2P lag mir nicht, Krypto, Optionen etc. sind nicht mein Ding. Anleihen: Ich weiß nicht recht…
Offen gefragt: Durch welche alternativen nachhaltigen Invests ergänzt Ihr Immobilien und Aktien/ETFs?
PS an Florian: Schwamm drüber! Ganz ehrlich? Ich konnte mich fast nicht erinnern, dir zu einem Indonesien-ETF was geschrieben zu haben. Für mich waren die zwei „Sargnägel“ zu Asien-Invests: a) die mangelhaften Aktionärsrechte bei China-Titeln, von außen (aus dem Ausland) kommend und b) die Kursrendite der letzten 10 Jahre zu allem, wo „Emerging Markets“ drauf steht (der A1JX51 liegt über die letzten 5 Jahre bei unter 1,8% Kursrendite!). Tatsächlich wurde ich kürzlich (nur kurz!) schwach und schaute mir nochmal einige China-Titel an, liess es jedoch bleiben (Gottlob!).
„Thank god, it’s Tuesday!“, ab morgen früh sind die Börsen wieder geöffnet, lieber Thomas! ;-)))
(ich sammele wohl etwas ABT und WPC ein)
Lieber Matthias,
ich kann nur für meinen Kommentar antworten. Und der bezog sich konkret auf „Leben vom vorhandenen Kapital“. Und nur in diesem Zusammenhang gilt dann auch mein Gedanke. Wenn du sogar schon Immobilien hast (egal ob für Einnahmen oder zur Reduzierung der Ausgaben) ist dies ja schon eine wesentlich Diversifizierung im Anlagebereich. P2P oder Krypto mag ich nicht so und sind im Zusammenhang meines Kommentares wahrscheinlich noch kritischer als Aktien.
Der wichtigste Gedanke aber war meiner Meinung der von Thomas. Die eigene Arbeits- oder Schaffenskraft mal als Kapital zu betrachten. Diesen Gedanken finde ich sehr wichtig. In unserer Familie gibt es Fälle in der Vergangenheit in der durch politische Motivation das geschaffene Kapital auf einmal weg war. Dies kann aber auch passieren indem andere Abläufe die zwischen Kapital und mir stehen nicht mehr funktionieren (temporär oder im schlimmsten Fall dauerhaft). Dann ist die Investition in sich selbst auf einmal das einzige was bleibt.
Lieber Thomas,
ich gebe dir recht, dass jede Gesellschaftsform an der Spitze durch Konzentration des Kapitals geprägt sein wird. Auch bei noch so kritischen Stimmen dagegen leuchtet das ja immer wieder durch. Dennoch sind wir hier nicht in dieser Ebene. Und ob dann der kleine Mann immer die gleichen Rechte hat wie der Bonze…
Danke an alle für den regen Austausch. Ich empfinde viele Kommentare als wirklich gute Anregung.
Viele Grüße!
Schließe mich den Argumenten der Buy and Hold – Fraktion an. Das war für mich das wichtigste Learning an der Börse, und zum Beispiel ist es mir gerade die Woche wieder mit NVIDIA vor Augen geführt worden. :-)
Ich verkaufe nur sehr selten. Siemens Energy war eine der letzten Positionen, die ich, damals nach Einbuchung zur Depotbereinigung, verkauft hatte, und spaßeshalber habe ich mir gerade den Kurs angesehen, das Unternehmen hat sich wohl gut entwickelt in der letzten Zeit…
Auf der anderen Seite mag es gute Gründe geben, warum man sich einmal von Aktien trennt – das muss letztlich jeder für sich entscheiden.
Frohe Pfingsten.
1Steven1
Hallo Chrischaan,
wieder paar Gedanken zurück, weil Pfingsten zwar als Feiertage ganz nett ist,
aber börsenmäßig so langweilig ist;-)
Nein, angestellt sein im Sinne von abhängig beschäftigt sein meine ich nicht zwingend.
(Obwohl versicherungstechnisch in allen Aspekten vorteilhaft/Kranken-, Pflege-,Rentenversicherung usw.)
Wer selbständig ist, eine Firma führt oder besitzt oder eine Teilhaberschaft daran,
allerhöchsten Respekt. Es gibt in Deutschland allein etwa jeweils eine halbe Million Personengesellschaften
eine halbe Million Kapitalgesellschaften und knapp zwei Mio Einzelunternehmen. Das ist das Rückgrat unserer Wirtschaft.
GBR, stille Beteiligungen und so weiter.
Nein, ich meine nur, das man seine eigene Schaffenskraft als theoretisches Kapital für sich arbeiten lassen sollte.
Dandymäßigen Müßiggang (den ich um Himmelswillen Ben gar nicht unterstelle) muß man sich eben leisten können und
man verschenkt dann eben auch viel an möglichen Einnahmen.
Gedanken zum Aktienmarkt im gesellschaftlichen Zusammenhang.
Ein wesentliches Merkmal ALLER Gesellschaftsformen ist, das sich an der Spitze der jeweiligen Machtpyramiden, egal ob echte Demokratie, sogenannte Demokratie, Despotismus, Nepotismus, Sozialismus, Kapitalismus, Kommunismus etc.,
also an der Spitze der Regierungen vereinfacht gesagt, IMMER eine hohe Reichtumskonzentration anzutreffen ist.
Nicht ganz zufällig besitzen Putin(Russland), Xi Jinping(China), Kim Jong Un (Nordkorea) beispielhaft und Familien + unterwürfige Clans ein nicht unbeträchtliches Vermögen an der jeweiligen Gesellschaft. Die Liste ließe sich x-beliebig fortsetzen.
Auch wenn es im jeweiligen Land nicht erwünscht ist, darüber zu reflektieren, es ist aber so. Im Osten Deutschlands saßen die obersten Genossen der SED auf dem meisten Westgeld, das sie der Substanz Ostdeutschlands abgepresst und mit Hilfe der Stasi zusammengeraubt haben.
Immer wenn ich ein Bild/Foto vom Parteitag der KP Chinas sehe, vom obersten Volkskongreß mit ihren 3000 Abgeordneten, dann denke ich hier im Bild sitzen (mit Familienanhang) etwa 20% des konzentrierten Vermögens der chinesischen Volkswirtschaft.
Kim Jong Un aus Nordkorea wird über Vehikel mehr Aktien an westlichen Gesellschaften besitzen als alle Leser von Finanzblogs in Deutschland zusammen. (kann mich täuschen, wird aber so sein).
Warum hole ich soweit aus?
Aktienmärkte sind die effizienteste und sicherste Möglichkeit, große Vermögen (konkurrierende Vermögen) sicher, schnell und zuverlässig zu verwalten und schnell fluide hin und her zu verschieben, auch global.
Warum gibt es Aktienbörsen in China und in Russland zum Beispiel? Es gibt Aktienbörsen NICHT, weil die Börsenmakler so schön sind oder
soviel an soziale Einrichtungen spenden oder unter der Verwaltung des Kultusministeriums stehen, sondern WEIL ALLE Regierungen sie AUCH DAZU und zu allererst dazu benötigen, auch ihr EIGENES Vermögen zu verwalten und zu organisieren.
Wie wir gelernt haben, waren auch für Patrick Graichen und wie wir jetzt auch wissen, für den grünen Staatsekretär Udo Philipp mit seinen Firmenbeteiligungen die eigene Vermögensvermehrung ein nicht unwesentlicher Motivationsgrund für ihr Handeln und tun.
Die Regierungen überall auf der Welt erzählen die unterschiedlichsten Storys, warum gerade sie die richtigen sind,
aber das eigentliche Ziel ist immer die Selbstbereicherung. Wird der Fairness halber bei den anderen deutschen Staatssekretären übrigens genauso sein.
Dieses Verhaltensmuster ist so zuverlässig, stabil, durchschaubar und berechenbar, so das ich mir als Fazit um die allgemeine Zukunft der weltweiten Aktienmärkte KEINE Sorgen mache.
Ansonsten wären Standbeine für ein gechilltes Dasein neben Aktien long die eigene lastenfreie, kostenmäßig beherrschbare Immobilie, Gold und etwas Bares.
Ansonsten, wer noch Langeweile hat am WE
hier ein interessantes Video vom geistigen Head der Stock3 AG Harald Weygand mit einem Rundumblick auf die Märkte.
Interessanterweise ist er sehr bullish für den Dax.
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