Die Zeit an der Börse ist für viele Aktien gerade nicht die Beste. Das merkst Du wahrscheinlich auch, wenn Du in Dein Depot schaust.
Auch bei mir sind viele Aktien auf Jahressicht im Minus und eigentlich alle Aktien sind ein Stück von ihren All-time-Highs entfernt. Manche mehr, manche weniger.
Eine Aktie jedoch, die glücklicherweise auch noch zu meinen größten Positionen zählt, markiert neue Höchststände. Sie zahlt die höchste Dividende ihrer Unternehmensgeschichte aus (okay, das machen viele andere Aktien auch) und erreichte im Mai ein neues All-Time-High (das ist eher ungewöhnlich). Davon ist sie jetzt eigentlich nur durch den Dividendenabschlag entfernt.
Warum es sich aus meiner Sicht gerade jetzt lohnt, einen Blick auf das Unternehmen zu werfen und wie die Dividende weiter steigen soll, erfährst Du in diesem Beitrag.
Nachdem ich mich von der spanischen Red Eléctrica getrennt und die australische Spark Infrastructure übernommen wurde, ist die italienische TERNA mein letzter Stromnetzbetreiber im Depot. Hier habe ich sie ausführlich vorgestellt.
Der Blick auf den Langfristchart zeigt deutlich, dass TERNA mir einige Freude bereitet:
Dividende
TERNA zahlt zweimal im Jahr eine Dividende. Im Juni gibt es die Schlussdividende für das letzte Geschäftsjahr, im November dann eine Zwischendividende für das neue Geschäftsjahr. Die Schlussdividende wurde erneut um 8,0% erhöht. Sie liegt nun bei 0,1929 € je Aktie (zuvor: 0,1786 €). Für die 2.000 Aktien in meinem Depot ergibt das eine Brutto-Dividende von 385,80 €. Leider wird davon eine italienische Quellensteuer abgezogen, die nur teilweise auf die deutsche Kapitalertragsteuer angerechnet wird. So verbleibt eine Netto-Dividende von 244,79 €. Sie wurde mit Wertstellung 22.06.2022 überwiesen.
Die Aktien habe ich im Depot bei der DKB liegen. Die DKB bietet, ähnlich wie bei französischen Aktien, eine Vorabbefreiung der Quellensteuer an. Dazu muss ich jährlich ein Formular bei meinem Finanzamt unterschreiben lassen und der DKB gegen eine Gebühr von 11,90 € (dann für alle italienischen Aktien gültig) einreichen. Ich habe das bisher, trotz guter Vorsätze, aus Bequemlichkeit noch nicht gemacht. Selbst schuld!
Perspektive
Im Zusammenhang mit TERNA hatte ich schon den Begriff der Planwirtschaft in den Mund genommen. Und wie das nun mal so ist mit Plänen, werden sie angepasst, wenn sie zu ambitioniert waren.
Das Management hatte vor einiger Zeit einen Mehrjahresplan 2021 bis 2025 kommuniziert. Der wurde nun – im 2. Jahr seiner Laufzeit – etwas nach Unten angepasst. Vorgesehen ist nun eine Steigerung der Erträge von jährlich mehr als 4%. Das EBITDA soll jährlich um mehr als 3% steigen (vorher: >4%). Der Gewinn je Aktie soll nicht mehr jährlich um mehr als 5% steigen, sondern nur noch um rund 3%.
Die Dividende soll aber weiterhin bis 2023 um jährlich 8% steigen. In 2024 und 2025 soll sie mindestens so hoch wie 2023 sein. Die Payout-Ratio soll in den beiden letzten Jahres des Planes etwa 75% betragen.
Bei der Dividende können wir also mit einer weiteren Erhöhung rechnen. Die November-Dividende sollte auf 0,106 € angehoben werden. Das ergibt dann eine Gesamtdividende von 0,2989 € in diesem Jahr. Und im nächsten Jahr (wieder +8%) können sich die Aktionäre auf einen Betrag von 0,3228 € freuen.
Bei solchen Beträgen, mein Einstandskurs liegt bei 4,70 € je Aktie, kann ich auch die italienische Quellensteuer gut verkraften. Meine Dividendenrendite auf meinen Einstand wird im nächsten Jahr schon 6,9% betragen.
Wer zum All-Time-High im Mai eingestiegen ist (8,294 €) muss sich noch etwas gedulden, bis es in diese Regionen geht. Aber auch die 3,9% sind nicht zu verachten.
Aber Dividende ist wirklich nicht alles, denn TERNA ist auch bekannt dafür, den italienischen Aktienmarkt outzuperformen. Im letzten Jahr ist das der Aktie erstmals seit ich sie im Depot habe, nicht gelungen. Das ist aber Klagen auf hohem Niveau: TERNA schaffte 2021 einen Total Return von 18,8%, während der italienische Aktienmarkt (FTSE MIB) sogar 23% zulegte. Den Rückstand hat die Aktie in diesem Jahr dafür schon wieder mehr als wett gemacht. Mit einem Plus von 9% lässt sie den Index (-22%) weit zurück.
Grund für diese Performance ist sicherlich, dass TERNA gerade in unsicheren Zeiten mit seinem regulierten Geschäft und seiner Monopolposition ein Hort der Sicherheit ist. Und auch die Lösung von russischem Gas könnte für TERNA einen positiven Effekt haben.
Italien ist bisher ähnlich abhängig von russischen Gaslieferungen wie Deutschland. Schon nach der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 wurden alle Atomkraftwerke abgeschaltet und es gibt kaum Kohlekraftwerke. Rund 60% des elektrischen Stroms wird deshalb in Gaskraftwerken erzeugt.
Der Gasanteil am nationalen Energie-Mix ist in Italien zudem mit 42% so hoch wie in kaum einem anderen Land. Im EU-Durchschnitt liegt er bei lediglich 25%. Die meisten Italiener heizen mit Erdgas heizen und kochen am Gasherd.
Wenn sich das nur ein wenig ändert, dann bedeutet das direkt eine spürbare Erhöhung der Stromdurchleitung durch TERNAs Netz.
Davon war natürlich im letzten Jahr noch nichts zu sehen: 2021 stiegen die Umsätze um 4,6% und das EBITDA um 2,4%. Der Gewinn je Aktie stieg um 0,5%. Damit wurden die ursprünglichen Planzahlen relativ deutlich verfehlt. Das erklärt womöglich auch die Underperformance gegenüber dem Aktienmarkt im letzten Jahr. Auffällig war für mich auch, dass die Netto-Verschuldung relativ stark (+9%) gewachsen ist.
In diesem Jahr hat TERNA bisher die Zahlen für das 1. Quartal bekannt gegeben. Und die waren besser als das Gesamtjahr 2021. Der Umsatz stieg um 4,7%, das EBITDA legte 2,9% zu. Und auch die Netto-Verschuldung sank deutlich (-13%). Und nach der Plananpassung liegt TERNA nun wieder auf Höhe der Planzahlen.
Apropos Verschuldung: TERNA hat sich zu 86% mit festen Zinssätzen refinanziert, sie haben eine durchschnittliche Restlaufzeit von 5 Jahren. Steigende Zinsen werden also sicher spürbar sein, aber das wird sich gut über die nächsten Jahre verteilen.
TERNA ist weiterhin in allen relevanten Nachhaltigkeitsindizes vertreten und hat im Februar auch den ersten nachrangigen Green Bond für institutionelle Investoren im Volumen von 1 Mrd. € platziert. Er zahlt 2,375% Zinsen ohne feste Laufzeit und ist erstmals nach 6 Jahren seitens TERNA kündbar.
TERNA fügt sich weiterhin in allen Aspekten sehr gut in mein Dividendendepot ein. Die Performance stimmt, die Dividenden werden jährlich erhöht und die Aktie ist nachhaltig.
Mit der relativen Stärke in diesem Jahr ist der Depotanteil erstmals auf fast 4% gestiegen. Mein ursprünglicher Plan war ja, den Anteil auf 3,5% auszubauen – im November letzten Jahres lag er noch bei 2,7%!
Das – und nur das – ist der Grund, warum ich TERNA nicht mehr nachkaufe. Jedenfalls nicht auf diesem Kursniveau. Mir ist der Depotanteil einfach schon groß genug. Ich halte aber auch nichts davon, jetzt einen Teil zu verkaufen, um auf die 3,5% zu reduzieren. Da freue ich mich lieber über die gute Performance, die ja dann auch meinen Depot insgesamt hilft.
Und ein guter Teil der aktuell hohen Aktienkurse ist sicher auch dem Ukraine-Krieg und der Energiekrise geschuldet. Deshalb warte ich entspannt, ob sich der Aktienkurs nicht auch wieder „normalisiert“.
Auf einen Blick:
Unternehmen: | Terna |
ISIN: | IT0003242622 |
Im Divantis-Depot seit: | 01.12.2015 |
Letzter Nachkauf am: | 15.12.2022 |
Stückzahl im Divantis-Depot: | 2.100 |
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 4,84 € |
Gesamtkaufpreis: | 10.154,95 € |
Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 2.840,90 € |
Aktuelle Strategie: | Bei Kursschwäche nachkaufen |
Hallo Ben!
Seit diesem Jahr habe ich die Reduzierung der ital. Quellensteuer. Da gibt es einen kleinen Stolperstein…
Ich habe die Formulare per Ausfüllhilfe der DKB ausgefüllt. In diesem Formular wird allerdings zwischen Zinsen und Dividenden unterschieden. Füllt man alles aus, so berechnet die DKB dann 2x die 11,90€.
Rückgängig kann man das nicht machen, nur für die folgende Zeit dann formlos kündigen.
Daher rate ich allen, auf das Formula extra den Verweis zu schreiben…das nur die Reduzierung für italien. Dividenden beantragt werden soll. Sofern man keine ital. Zinspapiere hält.
LG Basti