Manchmal ist es kompliziert mit der Beziehung zwischen einzelnen Depotwerten und mir. In diesem Fall habe ich ein absolut überzeugendes Geschäftsmodell vor mir. Ein wachsender Markt mit einem Oligopol und überragenden Margen. Also genau das, was ich bei meinem Investment gesucht habe.
Nur leider stagniert der Aktienkurs im Ergebnis seit einigen Jahren. Das Unternehmenswachstum sorgt nur dafür, dass die Bewertung sinkt. Trotzdem ist sie immer noch auf einem ambitionierten Niveau.
Das könnte mir als Buy-and-Hold-Investor ja nicht so wichtig sein, wenn die Dividende stimmen würde. Doch leider lässt das Dividendenwachstum aus meiner Sicht zu wünschen übrig. Die Historie selbst ist ungebrochen und im nächsten Jahr wird das Unternehmen sogar zum Dividendenaristokraten.
Trotzdem bin ich weder mit der Dividendenrendite noch den durchschnittlichen Erhöhungen der letzten Jahre zufrieden.
Und so stellt sich mir die Frage, ob ich mich von dem Depotwert trenne. Wie meine aktuelle Einschätzung dazu ist, erfährst Du in diesem Beitrag.
Givaudan ist der Depotwert, der mir aktuell Gedanken bereitet. Das Schweizer Unternehmen blickt auf eine 250-jährige Geschichte zurück und ist als Duftstoffhersteller vor bald 25 Jahren ein Spin-Off von Roche gewesen.
Den Weltmarktführer habe ich hier ausführlich vorgestellt.
Im 10-Jahres-Chart siehst Du meine Kaufzeitpunkte – ich habe dreimal jeweils 1 Aktie gekauft. Meine beiden ersten Käufe waren vergleichsweise günstig, während ich den dritten Kauf in 2022 dann in 2023 mit Verlust wieder aus dem Depot geworfen habe. Die Erholung seit November 2023 dauerte rund ein Jahr an, dann ging es wieder abwärts. Und so notiert die Aktie derzeit auf dem Niveau, das sie auch schon 2020 hatte:

Dividendenzahlung
Givaudan hat seine Jahresdividende von 2016 bis 2022 jedes Jahr um 2 CHF erhöht. 2023 und 2024 gab es dann jeweils nur 1 CHF mehr. In diesem Jahr kehrt Givaudan zum alten Erhöhungssatz zurück und gewährt wieder 2 CHF mehr. Die Dividende steigt damit von 68 auf 70 CHF. Das entspricht einer Erhöhung von 2,9%. Für die 2 Aktien in meinem Depot ergibt das eine Brutto-Dividende von 140 CHF. Sie wurde von der ING zum Kurs von 0,956586 in Euro umgerechnet. Kapitalertragsteuer wurde mir diesmal nicht abgezogen, sondern „nur“ die Schweizer Quellensteuer. Hintergrund ist, dass mein Verrechnungstopf ausländischer Quellensteuer noch gefüllt ist und dieser angerechnet wurde. Somit verbleibt eine Netto-Dividende von 95,13 €. Sie wurde von der ING rückwirkend mit Wertstellung 26.03.2025 überwiesen.


Wie ich mir die Schweizer Quellensteuer zurückhole, habe ich hier berichtet. Mit diesem kleinen Zusatzaufwand sind die Steuerabzüge dann auch nicht höher als bei einer deutschen Aktie.
Die aktuelle Dividendenrendite von Givaudan liegt bei einem Aktienkurs von 3.980 CHF (Kurs vom Tag der Hauptversammlung am 20.03.2025 – direkt vor dem Dividendenabschlag) bei 1,8%. Bei einem heutigen Kauf dürfte sie noch marginal höher liegen, da auch im nächsten Jahr mit einer Dividendenerhöhung zu rechnen ist.
Meine persönliche Dividendenrendite auf meinen Einstand (Yield on Cost) ist deutlich besser. Für die beiden Aktien habe ich 3.994,19 € bezahlt. Die Brutto-Dividende von 140 CHF sind umgerechnet 146,35 € und das ergibt einen YoC von 3,7%. Dieser prozentuale Vorteil gegenüber der aktuellen Dividendenrendite resultiert aber weniger aus den Dividendensteigerungen als vielmehr aus dem gestiegenen Aktienkurs gegenüber meinem Einstand.
Perspektiven
Givaudan begleitet mich seit dem Start des Divantis-Blogs im Januar 2017. Damals kaufte ich zunächst eine Aktie, zwei Jahre später kam die zweite Aktie hinzu. Diese beiden Stücke halte ich bis heute. Aber – anders als in den Vorjahren – bin ich mir aktuell nicht sicher, ob sie eine Zukunft in meinem Dividendendepot haben.
Denn wenn ich mir die Entwicklung so anschaue, dann liegt die Aktie derzeit auf dem Niveau, dass sie vor fünf Jahren auch schon hatte. Klar, in der Zwischenzeit ist sie mal deutlich gestiegen und auch wieder stark gesunken. Aber unterm Strich ist es dann eben doch eine Nullbewegung seit 2020.
Das wäre zu verkraften, wenn sich die Dividende in der Zwischenzeit dynamisch entwickelt hätte. denn die Dividendenrendite war ja seit jeher eher niedrig. Leider hat sich da aber auch nicht viel getan. 2020 wurden 62 CHF ausgeschüttet, jetzt sind es 70 CHF. Das sind gerade einmal 12,9% mehr innerhalb von 5 Jahren. Als Euro-Anleger hat man zumindest noch einen Währungsvorteil in dieser Zeit und dadurch auch noch mal gute 10% Plus bei der Dividende erzielt. Aber 25% Steigerung in 5 Jahren – mit dem Risiko, dass sich der Währungsvorteil wieder abbaut – sind gerade mal 4,5% pro Jahr.
Bezogen auf die letzten 5 Jahre bin ich also nicht zufrieden mit meiner Depotposition. Trotzdem weist mir Portfolio Performance immer noch einen internen Zinsfuß für Givaudan seit Anfang 2017 von 10,6% p.a. aus. Und das ist auch der Grund, warum ich die Aktien immer noch im Depot habe. Aber faktisch zehrt diese Auswertung vor allem von dem günstigen Einkauf 2017.
Am Geschäft von Givaudan selbst liegt die schwache Entwicklung der Aktie übrigens nicht. Für den Zeitraum von 2021 bis 2024 erzielte das Unternehmen ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum von 7,2%.
Im letzten Geschäftsjahr stieg der Umsatz dabei auf vergleichbarer Basis um 12,3%, in Schweizer Franken jedoch „nur“ um 7,2%. Die Währungsstärke war hier unternehmerisch ein Nachteil.
Das EBITDA stieg um 19,8% an, die EBITDA-Marge verbesserte sich dabei von 21,3% auf 23,8%. Das führte zu einer Steigerung des Nettogewinns um 22,1% mit einer Nettogewinnmarge von 14,7%. Der Free Cash Flow legte um 25,9% zu und entsprach 15,6% des Umsatzes.
Die Dividendenerhöhung von 2,9% ist zwar die 24. Dividendenerhöhung in Folge. Aber angesichts der Umsatz- und Gewinnsteigerung erscheint sie mir dann doch sehr niedrig. Zumal Givaudan weiterhin das Ziel eines fünfjährigen Umsatzwachstums von 4% bis 5% anstrebt und es für den aktuellen Zeitraum mit ziemlicher Sicherheit überschreiten wird.
Das Geschäftsmodell empfinde ich weiterhin als spannend. Givaudan konnte für den Bereich „Riechstoffe & Schönheit“ besonders von einem Wachstum in der Luxusparfümerie (+18,4%) und bei Konsumgütern (+13,5%) profitieren. Im Bereich „Geschmack & Wohlbefinden“ wurde ein hohes zweistelliges Wachstum bei Snacks, Getränken und Milchprodukten erzielt.
Wenn also Konsumgüterkonzerne wie PepsiCo oder Kosmetikkonzerne wie L’Oréal in ihren Geschäftszahlen von steigenden Kosten berichten, dann ist Givaudan einer der Profiteure davon.
Der Gewinn je Aktie erreichte 2024 einen Wert von 118,17 CHF (Vorjahr: 96,81 CHF). Und das ist aus meiner Sicht der springende Punkt. Bei einem Aktienkurs von 4.000 CHF, dem Niveau von 2020 und auch jetzt, entspricht das einer Bewertung mit dem 34-fachen.
2020 erzielte Givaudan hingegen einen Gewinn je Aktie von 80,59 CHF und war damit damals mit dem 50-fachen bewertet.
Es zeigt sich damit ein deutlicher Bewertungsrückgang. Natürlich kann man nun im Nachhinein sagen, dass die 50 auch einfach übertrieben waren. Aber wie sieht es in drei oder vier Jahren aus? Stehen wir dann womöglich bei einer Bewertung mit dem 20-fachen und stellen fest, dass die heutige 34 übertrieben war?
Möglich ist das durchaus und es muss noch nicht mal ein Absinken des Aktienkurses damit verbunden sein. Es reicht einfach ein weiteres Gewinnwachstum, das dann im Aktienkurs aber nicht abgebildet wird.
Bisher honoriert die Börse das Oligopol auf dem Duftstoffmarkt. Die wenigen großen Unternehmen kaufen regelmäßig kleinere Unternehmen auf und die Margen sind für alle Konkurrenten mehr als auskömmlich.
Ich vergleiche Givaudan gerne mit Unternehmen wie Microsoft, Novo Nordisk oder MSCI Inc., die ebenfalls hoch bewertet sind und mit zweistelligen Raten stetig wachsen. Im Unterschied zu Givaudan wächst dort aber auch die Dividende entsprechend stark.
Und als Buy-and-Hold-Anleger ist das für mich ausschlaggebend. Wenn ich schon so viele Jahre an einem Unternehmen beteiligt bin, dann will ich auch spürbar steigende Ausschüttungen und damit verbunden eine ordentliche Dividendenrendite auf meinen Einstand. Anders als bei den drei genannten Unternehmen ist das bei Givaudan aber bis heute nicht der Fall.
Das alles ist jetzt aber keine komplett neue Erkenntnis für mich. Nur wird mir das immer wieder bei der Dividendenzahlung bewusst. Und nun habe ich mich entschieden, zumindest mal die Voraussetzungen für eine Veränderung zu schaffen. Dazu werde ich die Givaudan-Aktien zeitnah in ein Depot übertragen, bei dem ich einen gefüllten Aktienverlusttopf habe. Wahrscheinlich werde ich die beiden Aktien sogar in unterschiedliche Depots übertragen. Dadurch kann ich dann flexibel entscheiden, welche Aktie ich verkaufe und welche steuerlichen Auswirkungen das hat. Sollte ich sie dann wirklich verkaufen, berichte ich darüber in jedem Fall in meinen Monatszusammenfassungen.
Auf einen Blick:
| Unternehmen: | Givaudan |
| ISIN: | CH0010645932 |
| Im Divantis-Depot seit: | 18.01.2017 |
| Letzter Nachkauf am: | — |
| Stückzahl im Divantis-Depot: | 1 |
| Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 1.703,59 € |
| Gesamtkaufpreis: | 1.703,59 € |
| Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 289,18 € |
| Realisierter Gewinn aus Teilverkauf am 30.03.2023 und am 04.04.2025: | 1.302,20 € |
| Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
| für diesen Beitrag verwendete Quellen: |
| Ganzjahresresultate 2024 |


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