Seit einiger Zeit finde ich die Aktie für einen Nachkauf deutlich zu teuer. Zum Verkauf kann ich mich bisher aber auch nicht durchringen. Denn sie deckt einige wichtige Felder in meinem Depot ab.
Zudem sind die fundamentalen Gründe, warum ich sie in mein Dividendendepot aufgenommen hatte, unverändert. Auch die politischen Rahmenbedingungen haben sich nicht verschlechtert.
Trotzdem ist die Bewertung in diesem Marktumfeld in meinen Augen zu hoch und die Depotposition relativ klein. Zuletzt hatte ich mich von solchen Aktien getrennt, um dann in größere Depotpositionen umzuschichten.
Im heutigen Beitrag liste ich noch mal alle Vorteile des Engagements auf und wäge dann ab, wie ich damit umgehen will.
Außerdem gibt es alle Details zur jüngsten Dividendenzahlung und zum Schluss eine vielleicht überraschende Entscheidung.
Durchweg positiv sind meine bisherigen Erfahrungen mit dem kanadischen Telekommunikationsunternehmen BCE. Hier habe ich es ausführlich vorgestellt.
Am Chart siehst Du, dass ich bei meinen beiden Käufen einen guten Zeitpunkt erwischt hatte, die Aktie nach einem steilen Anstieg nun aber wieder deutlich zurückgekommen ist:

Dividendenzahlung
BCE zahlt erneut eine Quartalsdividende von 0,92 CAD je Aktie. Für meine 35 Aktien beträgt die Brutto-Dividende damit 32,20 CAD. Die Umrechnung in Euro erfolgte durch maxblue zum Kurs von 1,4568. Die Quellensteuer ist – anders als bei anderen Brokern – unauffällig: maxblue hat erneut lediglich 15% Quellensteuer berechnet und sie vollständig auf die deutsche Kapitalertragsteuer angerechnet. Nach dem Steuerabzug verbleibt somit eine Netto-Dividende von 16,45 €. Die Dividende wird mit Wertstellung 18.01.2023 überwiesen.

Perspektive
Mit dem abgelaufenen Jahr habe ich nun für drei Kalenderjahre eine Performance für BCE. Sie ist durchaus unterschiedlich, unterm Strich aber immer noch positiv:
| Jahr | Total Return | Dividendendepot |
|---|---|---|
| 2020 | -0,73% | -1,36% |
| 2021 | +39,34% | +22,82% |
| 2022 | -4,77% | -6,98% |
| 2020-2022 | +31,72% | +12,68% |
Damit hat sich BCE in jedem Jahr besser als der Durchschnitt des Dividendendepots entwickelt: in schlechten Jahren wirkte die Aktie stabilisierend, im guten Jahr performte sie deutlich besser.
Diese Übersicht spricht aus meiner Sicht sehr deutlich für einen Verbleib der Aktie im Depot und – nur von diesen Zahlen her – auch klar für einen Nachkauf.
Dafür spricht auch, dass ich in der Telekommunikationsbranche nicht mehr so stark gewichtet bin (AT&T habe ich deutlich reduziert, Vantage Towers nach Übernahmeankündigung verkauft). Und diese Branche aber weiterhin für stabilisierend halte. Überdies ist BCE meine einzige kanadische Aktie im Depot und auch diese Diversifikation ist mir wichtig. Und zuletzt spricht auch der Zahlungsrhythmus der Dividenden (1,4,7,10) für die Aktie. Denn diese Monate (vor allem Januar und Oktober) sind ohnehin schon schwach vertreten. Und BCE hat eine Dividendenrendite von 6%.
Wie eingangs schon erwähnt, möchte ich kleine Depotpositionen perspektivisch zu größeren Positionen entwickeln. Denn die Beobachtung und quartalsweise Analyse der Ergebnisse ist aufwändig und lohnt sich eher bei größeren Abschnitten.
Aber ein Nachkauf macht für mich nur Sinn, wenn ich die Aktie nicht für überteuert halte. Und das ist bei BCE (leider) seit einiger Zeit der Fall.
Zuletzt hat BCE die Ergebnisse zum 3. Quartal 2022 berichtet. Das Jahresergebnis soll mit den Zahlen zum 4. Quartal am 2. Februar veröffentlicht werden.
Die letzten Geschäftszahlen (zum 3. Quartal 2022) waren erneut solide, aber nicht herausragend:
Konzernweit legte der Umsatz im Vorjahresvergleich um 3,2% zu. Der Nettogewinn sank jedoch um 5,2%, der adjustierte Gewinn je Aktie stieg gleichwohl um 7,3%.
Wie schon im Vorquartal legte der freie Cash-Flow erneut zu, er stieg um 13,4%.
Die Guidance für 2022 wurde erneut bestätigt. Sie sieht ein Wachstum beim Gewinn je Aktie von 2-7% vor. Ausgehend vom Vorjahres-Gewinn von 3,19 CAD je Aktie würde das einen Wert zwischen 3,25 und 3,41 CAD ergeben. Im Mittel wären das 3,33 CAD. Bei einem aktuellen Kurs von 62,94 CAD ergibt das ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,9.
Ein solches KGV empfinde ich als deutlich zu hoch. Jedenfalls gibt es genug andere Aktien, die attraktiver bewertet sind und deshalb eher für einen Nachkauf in Frage kommen. Zwar will ich eine Verizon aus anderen Gründen nicht nachkaufen, aber sie notiert beispielsweise bei einem KGV von weniger als der Hälfte.
Mit einem Marktwert von rund 1.500 € ist die BCE-Aktie aktuell eine meiner kleinsten Depotpositionen. Was also tun?
Für mich ist der 2. Februar der Tag der Wahrheit. Denn mit der Vorlage des Jahresergebnisses wird auch die neue Prognose für das Jahr 2023 bekannt gegeben. Und auf dieser Basis kann ich dann das KGV neu berechnen. Ich kenne dann den exakten Gewinn für 2022 und das erwartete Wachstum für 2023. Und – so war es zumindest im letzten Jahr – gibt BCE auch die neue Dividende für die folgenden vier Quartale bekannt. Im letzten Jahr gab es eine Erhöhung um 5,1%.
Um mir objektive Kriterien für meine Entscheidung, wie ich weiter mit der Position umgehe, zu schaffen, werde ich nach folgender Matrix agieren:
Ich kaufe nach, wenn der prognostizierte 2023er-Gewinn je Aktie im Mittel bei mindestens 3,50 CAD liegt und die Dividende um mindestens 6% erhöht wird.
Ich lasse die Position unverändert, wenn nur eines der beiden Kriterien erfüllt ist.
Ich verkaufe, wenn keines der beiden Kriterien erfüllt ist.
Mit einer solchen Dividendenerhöhung würde BCE einem Inflationsausgleich gerecht werden, denn für 2022 wird in Kanada insgesamt eine Inflation von 6,9% erwartet. Und der Gewinn je Aktie würde ausgehend von einer in der Mitte erreichten Prognose 2022 um 5% steigen.
Beides sind für mich realistische Szenarien, die jetzt nicht überaus ambitioniert sind. Aber mit diesen Vorgaben kann ich dann eine Entscheidung treffen, die nicht nur ein reines Bauchgefühl ist.
Auf einen Blick:
| Unternehmen: | BCE Inc. |
| ISIN: | CA05534B7604 |
| Im Divantis-Depot seit: | 27.07.2020 |
| Letzter Nachkauf am: | 19.10.2023 |
| verkauft am: | 08.05.2025 |
| ursprüngliche Stückzahl im Divantis-Depot: | 40 |
| Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 35,60 € |
| Gesamtkaufpreis: | 1.423,95 € |
| Insgesamt erhaltene Netto-Dividenden: | 315,47 € |
| Gesamtverkaufserlös: | 749,70 € |
| Verlust inkl. erhaltener Dividenden: | 358,78 € |
| Verlust in Prozent: | 25,2% |

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