Rekordjahr nach Kapitalerhöhung – musste deshalb die Finanzchefin gehen?

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Eine Kapitalerhöhung im letzten März drückte die Aktie ziemlich ins Minus. Bei einem ursprünglichen Aktienkurs von 41 € wurden die Aktien zu 28 € platziert. Und der Aktienkurs passte sich diesem Preis überraschend schnell an.

Ich war also zunächst nicht wirklich glücklich über die Kapitalerhöhung, nahm aber trotzdem daran teil. Weil ich die langfristigen Perspektiven positiv einschätze.

Und was danach passierte, hätte wahrscheinlich nicht mal das Management der Gesellschaft erwartet: die Prognosen mussten aufgrund sehr guter Ergebnisse mehrfach angehoben werden.

Und der Aktienkurs kletterte wieder in Richtung des vorherigen Niveaus.

Das war ein perfektes Timing für mich als Aktionär. Der Aufsichtsrat war darüber aber – absolut verständlich – offenbar nicht so erfreut. So interpretiere ich jedenfalls, dass die Finanzchefin jüngst ihren Hut nehmen musste.

Hätte sie ihre Zahlen besser im Griff gehabt, wäre es nie zu dieser so billigen Kapitalerhöhung gekommen!

Warum ich mich auch noch über eine deutlich höhere Dividende freuen kann und wie es nun mit der Aktie weitergeht, erfährst Du in diesem Beitrag.

Ich war schon immer der Meinung, dass die Prognosen der Deutschen Beteiligungs AG und ihre Quartalsergebnisse an einem wenig aussagekräftigen Bewertungsmodell kranken. Die Private-Equity-Gesellschaft habe ich hier ausführlich vorgestellt.

Der Blick auf den Chart zeigt die viel zu günstige Kapitalerhöhung im letzten Jahr:

Deutsche Beteiligungs AG 5-Jahres-Chart
5-Jahres-Chart der Deutsche Beteiligungs AG

Hier hatte ich darüber berichtet, mein Bestand stieg dadurch um 37 Aktien.

Dividendenzahlung

187 Aktien der Deutschen Beteiligungs AG sind nun erstmals dividendenberechtigt. Nachdem es im letzten Jahr nur 0,80 € Dividende gab (davor: 1,50 €), beträgt sie dieses Mal wieder ansehnliche 1,60 €. Das ist eine Erhöhung um 100%. Für mich ergibt sich eine Brutto-Dividende von 299,20 €. Nach Abzug der Steuern ergibt das eine Netto-Dividende von 220,29 €. Sie wurde mit Wertstellung 22.02.2022 überwiesen.

Deutsche Beteiligungs AG Dividendengutschrift im Februar 2022

Perspektiven

Für die Aktien aus der Kapitalerhöhung ergibt das übrigens eine Dividendenrendite von 5,7%. Das ist eine Ansage!

Und vermutlich auch nicht so beabsichtigt gewesen. Die Deutsche Beteiligungs AG berechnet ihren Portfoliowert für die nicht börsennotierten Beteiligungen aber im Rahmen des Vergleichsverfahrens anhand der Aktienkurse vergleichbarer Unternehmen.

Das ist aus meiner Sicht aber nicht ziel führend, da es ja gerade der Vorteil von Private Equity ist, nicht den Schwankungen einer Börsennotierung unterworfen zu sein.

Und so steigt das Ergebnis der Deutsche Beteiligungs AG erheblich, wenn die Aktienmärkte steigen. Und es sinkt, wenn die Kurse zurückgehen. Und das alles, obwohl sich bei den Portfoliounternehmen überhaupt nichts verändert hat!

Ich hatte schon vor einem Jahr geschrieben, dass aufgrund des abweichenden Geschäftsjahres der Börsenaufschwung des 4. Quartals 2020 an den Unternehmensbewertungen innerhalb des Portfolios komplett vorbei gegangen war. Und ähnlich war es dann auch mit der Kapitalerhöhung.

Zwar hatte die Deutsche Beteiligungs AG kurz zuvor ihre Prognose noch deutlich angehoben. Statt der vorher erwarteten 40-45 Mio. € Jahresergebnis sollten es 70-80 Mio. € werden. Der Nettovermögenswert der Private-Equity-Investments sollte sich statt auf 415-460 Mio. € auf 450-505 Mio. € belaufen.

Und was ist das tatsächliche Ergebnis ein halbes Jahr später geworden? 185 Mio. € Jahresergebnis und ein Nettovermögenswert der Private-Equity-Investments von 678 Mio. €.

Das muss man sich mal klarmachen: der Vorstand geht mit einer Prognose von soliden 42 Mio. € Ergebnis in ein Geschäftsjahr, erhöht dann auf 75 Mio. € und platziert sodann eine Kapitalerhöhung mit einem Kursabschlag von 30%. Und ein halbes Jahr später ist das Jahresergebnis dann mehr als viermal so hoch wie ursprünglich prognostiziert!

Ganz ehrlich: Da hätte ich mich nicht nur vom CFO, sondern vom kompletten Vorstand getrennt! Da aber zwei Vorstände erst im März 2021 an Bord kamen, betraf diese Frage dann wohl nur den Vorstandsvorsitzenden. Und er konnte sich vermutlich aufgrund seines in der Private Equity-Branche so wichtigen Netzwerks auf seinem Platz halten. Die Meldung über das Ausscheiden der CFO Susanne Zeidler lässt jedoch wenig Raum für Spekulationen.

Aktuell sehe ich keinen Grund, weitere Aktien der Deutsche Beteiligungs AG zu kaufen. Perspektivisch dürften die anstehenden Zinserhöhungen der Zentralbanken die Private-Equity-Branche belasten. Denn so werden einerseits die Fremdkapitalanteile teurer und für institutionelle Anleger steigen Alternativen wieder in ihrer Attraktivität.

Wenn ich den Private Equity-Sektor trotzdem weiter ausbaue, dann werde ich beispielsweise meine Position in der Partners Group erhöhen. Außerdem habe ich im Optionsdepot eine erste kleine Position in der britischen Private-Equity-Gesellschaft HarbourVest Global Private Equity aufgebaut. Die Aktie notiert deutlich unter ihrem Net Asset Value und investiert sowohl in Private-Equity-Fonds als auch in Direktbeteiligungen.

Wichtig ist bei all diesen Unternehmen ein langer Atem, da die Beteiligungen erst nach einigen Jahren einen Mehrwert abliefern und der große Gewinnhebel dann beim Verkauf (Exit) liegt. Deshalb sind das für mich keine Trading-Positionen, sondern Aktien, die ich einfach liegen lasse und mich über Jahre dann an einer hoffentlich positiven Kursentwicklung erfreue.

Auf einen Blick:

Unternehmen:Deutsche Beteiligungs AG
ISIN:DE000A1TNUT7
Im Divantis-Depot seit:02.02.2016
Letzter Nachkauf am:10.11.2022
Stückzahl im Divantis-Depot:100
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:26,92 €
Gesamtkaufpreis:2.691,71 €
Durch Teilverkauf am 22.05.2023 realisierter Gewinn (Kurs & Dividenden):953,37 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:717,62 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

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