In letzter Zeit ärgere ich mich immer häufiger über nur marginale Dividendenerhöhungen von Dividendenaristokraten. Na klar, sie erhöhen seit Jahrzehnten jährlich ihre Dividenden. Aber was nützt mir das, wenn es sich dabei in den letzten Jahren nur noch um symbolische Erhöhungen handelt? Was will ich mit 1 Cent mehr Dividende bei einem dreistelligen Aktienkurs?
Es geht ja auch anders! Das heute besprochene Unternehmen zahlt seit 134 Jahren ununterbrochen Dividende. Und erhöht sie nun das 68. Jahr in Folge. Allein das sind schon beeindruckende Daten. Und die Erhöhung ist auch spürbar. Sie übertrifft selbst die aktuell immer noch hohe Inflationsrate in den USA und führt damit auch zu einer realen Erhöhung für die Aktionäre.
Warum sich das Unternehmen das leisten kann und wie die Perspektiven für die nächste Zeit aussehen, erfährst Du in diesem Beitrag. Und auch, ob ich immer noch auf sinkende Aktienkurse für einen Nachkauf warte.
Procter & Gamble ist die weltweite Nr. 2 unter den größten Konsumgüterherstellern. Hier habe ich die Aktie ausführlich vorgestellt.
Inzwischen bin ich mehr als 11 Jahre Aktionär des Unternehmens. Mein erster Kauf fand am 14. Mai 2013 statt. 79,27 US$ habe ich damals für die PG-Aktie bezahlt. Und auch die weiteren Käufe bis 2015 erfolgten alle unter 90 US$. In der Anfangszeit war ich jedoch im Minus mit der Aktie: Ich musste bis Ende 2018 warten, um mit dem Investment nachhaltig über die 80 US$-Marke zu kommen. Aber dann ging es steil nach oben. Und nach einer Seitwärtsbewegung hat die Aktie jüngst auch wieder ihr Allzeithoch angegriffen:
Dividendenzahlung
Procter & Gamble zahlt erstmals eine Quartalsdividende von 1,0065 US$ je Aktie (zuvor: 0,9407 US$). Das ist eine Erhöhung um 7,0%. Für die 100 Aktien in meinem Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 100,65 US$. Sie wurde von flatex zum Kurs von 1,0796 in Euro umgerechnet. Das ist zugleich der EZB-Referenzkurs für den Dividendenzahltag. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Netto-Dividende von 69,41 €. Die Überweisung erfolgte mit Wertstellung 15.05.2024.
Annualisiere ich die Quartalsdividende, dann entspricht dies einer Jahresdividende von 4,026 US$. Bei einem Aktienkurs von 166,51 US$ (Dividendenzahltag) ergibt das eine Dividendenrendite von 2,4%. Bei einem heutigen Kauf dürfte die Jahresdividende jedoch noch etwas höher sein, da PG als Dividendenaristokrat seine Dividende jährlich zur Mai-Zahlung erhöht.
Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) ist ungefähr doppelt so hoch wie die aktuelle Dividendenrendite. Sie schwankt mit dem Dollarkurs, da mein Einstand ja in Euro war und die Dividenden in Dollar bezahlt werden. Rechne ich die aktuelle Jahresdividende mit dem Dollarkurs der jetzigen Dividendenzahlung um, dann erhalte ich für die 100 Aktien in einem Jahr 372,92 € brutto. Für die Aktien habe ich insgesamt 6.877,66 € bezahlt. Daraus ergibt sich eine persönliche Dividendenrendite von 5,4%.
Noch spannender finde ich allerdings, dass ich bereits 29,4% meines Investments als Nettodividenden zurückerhalten habe. Und dieser Wert steigt mit jedem Quartal weiter an.
Perspektiven
Man muss sich diese Kontinuität einfach mal bewusst machen: 68 Jahre in Folge die Dividende erhöht – das ist seit 1956. Also kurz nach dem „Wunder von Bern“ und dem ersten deutschen WM-Titel. Und ununterbrochen Dividende zahlt PG seit 1890, dem Jahr der Unternehmensgründung. Da war Deutschland noch ein Kaiserreich.
Wenn ich mir das bewusst mache, dann ist Procter & Gamble wirklich eine Aktie für die Ewigkeit. Und so hatte ich selbst in der Anfangsphase meines Investments als ich damit noch unter Wasser war, keine Gedanken daran, mich von der Aktie wieder zu trennen. Stattdessen habe ich damals insgesamt viermal nachgekauft und seit 2015 nun meine 100 Aktien im Depot.
Für weitere Nachkäufe war mir der Wert dann immer zu teuer bzw. andere Titel attraktiver. Und so habe ich mich inzwischen auch damit abgefunden, dass es wohl bei der Position so bleiben wird.
Denn inzwischen stellen sich meine Einstandskurse ja als sehr günstig dar. Und ein Nachkauf auf dem heutigen Kursniveau würde mich wieder in die Situation bringen, dass ich über Kursrückgänge negativ denken würde. Nach dem Motto: warum habe ich nicht noch etwas gewartet und erst jetzt nachgekauft?
Also lasse ich die Aktien einfach liegen und freue mich über die jährlichen Dividendenerhöhungen. Mit 7% in diesem Jahr sticht die Aktie dann auch heraus. Jedenfalls unter den Dividendenaristokraten ist so eine Erhöhung eine Seltenheit.
Zuletzt hat PG seine Zahlen zum 3. Quartal des abweichenden Geschäftsjahrs bekannt gegeben. Sie waren aus meiner Sicht eher unspektakulär: Organisch stieg der Umsatz um 3%, netto jedoch nur um 1%. Die Steigerung kam nur durch Preiserhöhungen bei unverändertem Volumen zustande. Der Gewinn je Aktie legte um 11% zu.
Positiv zu werten war allerdings, dass die Prognose für das Gesamtjahr hinsichtlich des Gewinnwachstums angehoben wurde.
Nun wird nicht mehr ein leichtes Schrumpfen zwischen -1% und 0% erwartet, sondern wieder ein Wachstum zwischen 1% und 2%. Und bereinigt um einmalige Restrukturierungsaufwendungen und Abschreibungen auf den Firmenwert von Gilette wird nun statt eines Wachstums um 8-9% sogar ein Wachstum von 10-11% erwartet.
Und dieses Wachstum ist auch die Rechtfertigung für die doch relativ große Dividendenerhöhung.
Auch wenn ich für mich selbst keinen Anlass für einen Nachkauf sehe, halte ich die Aktie weiterhin für ein gutes Investment für Neueinsteiger. Allerdings ist ein wirklich langer Atem erforderlich. Denn das Kursniveau ist hoch und die Dividendenrendite niedrig. Aber über die nächsten Jahre – und da meine ich eher 10+ Jahre – werden die weiteren Dividendensteigerungen für eine attraktive Rendite sorgen. Aber selbst ich komme erst jetzt auf einen Yield on Cost von 5,4%. Und ich weiß nicht, ob ich noch mal die Geduld aufbringen würde, so lang zu warten.
Wer das aber schafft, legt sich eine Aktie ins Depot, die dort wachsen und gedeihen wird. Und sicherlich auch noch die Erben erfreuen wird. Denn eins steht für mich auch fest: PG existiert seit 134 Jahren und damit länger als wir alle. Und das Unternehmen wird uns auch alle überleben. Dafür sind die Produkte einfach zu stark und decken den täglichen Bedarf vieler Menschen.
Procter & Gamble hat in meinem Dividendendepot einen Anteil von 3,0%. Das halte ich für angemessen und eine gute Basis für eine solche Ewigkeitsposition. Groß genug, um ordentliche Dividende zu kassieren. Und schlank genug, um bei den regelmäßigen Seitwärtsbewegungen die Depotperformance nicht übermäßig zu belasten.
Auf einen Blick:
Unternehmen: | Procter & Gamble |
ISIN: | US7427181091 |
Im Divantis-Depot seit: | 14.05.2013 |
Letzter Nachkauf am: | 23.03.2015 |
Stückzahl im Divantis-Depot: | 100 |
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 68,78 € |
Gesamtkaufpreis: | 6.877,66 € |
Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 2.087,09 € |
Aktuelle Strategie: | Bei Kursschwäche nachkaufen |
für diesen Beitrag verwendete Quellen: |
P&G Announces Fiscal Year 2024 Third Quarter Results |
P&G Declares Dividend Increase |
Man braucht sich nur die Liste der Marken von P&G anzusehen und dann weiß man schon in etwa Bescheid.
Aber man darf auch mal Statista bemühen, um die meist verkauften Haushalthaltartikel in den USA sich anzuschauen und stolpert auf den ersten Plätzen immer wieder über P&G. Wir deutschen Leser kaufen ja selber „selten“ in den USA ein, aber immer wieder interessant, sich das mal anzusehen.
Auch die Art, diese Marken eigenständig zu führen und führen zu lassen, macht P&G vorbildlich.
Schon länger ist zu beobachten, daß die großen Supermarktketten mit harten Bandagen Eigenmarken installieren
und kleinere Produzenten entweder mitmachen oder rausfliegen. P&G scheint hier eine Ausnahmestellung zu besitzen, da mir hier noch nicht aufgefallen ist, das Marken länger fehlen oder gar nicht mehr angeboten werden.
P&G scheint immer Premium Präsenz zu haben. Irgendjemand hier im Blog hat mal geschrieben, das P&G auch Weißware produziert und verkauft, habe hier aber auf die Schnelle nichts gefunden. Hab wenig Zeit zur Zeit.
Jedenfalls hat P&G ebenfalls einen festen Stammplatz in meinem Depot auf den vorderen Plätzen.
Man sieht kurz drüber, denkt sich : „läuft“, grüner Haken dran und weiter.
Das sind mir die liebsten Positionen.
Unilever habe ich auch schon ziemlich lange, und kümmere mich da gar nicht drum.
was ich auch mal kurz in den Vordergrund stellen möchte, sind die wesentlich kleineren Church&Dwight,
die aber einen mindestens genauso guten Job machen wie P&G mit einem kleinen Schönheitsfehler, das sie 2016 ihre Dividende halbieren mußten, seitdem gehts aber auch kontinuierlich Aufwärts. Sie vertreiben mit Arm&Hammer das drittmeiste Waschmittel in den USA.
Wobei wir schon wieder schmunzelnd feststellen müssen, das das erstplatzierte Waschmittel „Tide“ und zweitplatzierte Waschmittel „Gain“ in den USA von Procter&Gamble stammt.
P&G ist global sowieso, aber anscheinend vor allem im Heimatmarkt USA mit Abstand der absolute Riese im Consumer Defensive Bereich und mit Abstand der größte Anbieter. Die nächste Konkurrenz ist dann höchstens ein Viertel oder ein Fünftel von der Größe von P&G.
werde mir trotzdem bissi was von Church&Dwight holen,
sommerliche Grüße
Hallo Thomas,
da bist Du auf falsche Informationen reingefallen. Church & Dwight steigert die Dividenden jedes Jahr und das nicht zu knapp . Allerdings bei ca. 1% Dividende … Ende 2016 war übrigens ein Aktiensplit 2:1, das könnte der Auslöser für den „Dividendenrückgang“ sein ;)
Gewinnmarge: 20%, Gewinnwachstum durchgängig auf hohem Niveau.
Das Unternehmen stellte Backsoda her und kaufte in Ihrer Geschichte immer wieder andere Unternehmen auf. Interessanterweise war bisher jeder Zukauf für das Unternehmen ein Gewinn, keine übermäßigen Schulden dafür gemacht und Marge/Gewinn auch stabil. Das zeigt, Sie verstehen Ihr Geschäft und die strategische Ausrichtung des Unternehmens.
Waschmittel von Ihnen mit P&G zu vergleichen wäre wie Ihre Healthsparte mit Marktführern zu vergleichen.
Ein bisher grundsolides Unternehmen das unter „Double-Double“ (Kurs-DivWachstum).
Nichts für Dividendenjäger aber eine gute Ergänzung zu z.B. die von Dir genannten P&G, Unilever, etc., wenn man es braucht. Ich brauchte sie! ;)
Danke Börsenhai,
für den Hinweis mit dem Split, da ist die Info der Börsenzeitung zumindest richtig, aber die Hälfte der Info zum Gesamtbild fehlte mir eben, Du hast mir den Arxxx gerettet…
:-)
Hallo Thomas,
das habe ich nicht: „Deinen A**** gerettet“, sondern den der Börsenzeitung. Dennoch gerne geschehen ;)
Ich weiß nicht woher die Zahlen der Börsenzeitung kommen. Aber Splits führen oftmals zu kuriosen Konstellationen. Deswegen schaue ich bei historischen Dividendenkürzungen automatisch nach Splits in der Vergangenheit.
Wie auch Ben zu Recht und notwendig hinwies, schaut genau hin.
Das betrifft sowohl Kennzahlen als auch Dividendenzahlungen und deren Steigerungen. Da stehen manchmal hanebüchene Sachen in den Portalen. Auch renommierte Portale können Fehler enthalten (z.B. NASDAQ).
Bei meinen Dividendenbetrachtungen über die Zeit führt ein Splitt immer zur Pflege der alten Dividenden.
Warum verbreitest du Fake News? CHD ist Dividendenaristokrat und steigert seit 28 Jahren die Dividende. Da wurde nichts in 2016 halbiert!
Hallo Jessica,
wir pflegen hier einen freundlichen Umgang miteinander. Fake News sind definitiv etwas Anderes als einem Fehler aufgesessen zu sein. Und tatsächlich sehe ich auch keine Dividendenhalbierung in 2016 (https://investor.churchdwight.com/Investors/stock-info/dividend-history/default.aspx). Deshalb ist es wichtig, nie irgendwelchen Angaben von Stock Screenern blind zu vertrauen, sondern immer auch auf der Original-IR-Seite zu schauen. Danke für Deinen Hinweis!
Viele Grüße Ben
Richtig Ben,
der Ton macht die Musik.
Und gerade der differenzierte und eher höflich-zurückhaltende Ton in diesem Forum zeichnen dieses aus.
Das ist für einige Leser*innen vielleicht noch ungewohnt. Umso schöner, dass der Moderator hierauf hinweist. Vielen Dank!
Meine Quelle, wo ich so etwas nachsehe, ist meistens die von mir als akkurat gesehene Börsenzeitung www Börsen-Zeitung.de wenn es nicht stimmen sollte,
dann war es keine Absicht.
Für alles was hier steht, gibt es keine Garantie…
Achso ich sehe selbst noch mal anderer Stelle nach, sollte es stimmen, ein Argument mehr um Church und Dwight zu kaufen.
CHD habe ich natürlich ebenfalls auf meiner WL. Aber autsch, mir ist zwar auch schon klar, dass Dividenden-Aristokraten eine kleine Prämie von uns armen Divi-Aristrokraten-Jüngern abverlangen. Aber bei einem organischen Umsatzwachstum von <5% für die zurückliegenden Jahre einen Gewinn-Vervielfacher von knapp 32 (Trailing forward) aufzurufen – nee, da ist mir zu wenig Risikopuffer drin. Meine Zahlen kommen übrigens von Marketscreener (habe die auch kostenpflichtig und mag das Tool wirklich sehr), und deren Zahlen sind üblicherweise akkurat, wobei meines Erachtens die reinste Lehre bei den Marktdatenanbietern Reuters oder Bloomberg zu beziehen ist (Bloomberg habe ich den Nachrichtendienst kostenpflichtig, aber natürlich nicht das Terminal :-)), wobei wiederum speziell Dividenden, wie Du sagst, von der Börsenzeitung stets richtig wiedergegeben zu sein scheinen.
Gerade schaue ich mir auch etwas genauer Lancaster Colony an, aber eher investigativ für meine WL, noch weniger mit direkten Kaufabsichten. 61 Jahre Divi-Erhöhungen haben sie auf dem Buckel. https://s21.q4cdn.com/151907755/files/doc_news/2024/05/16/4q24-dividend-release-5_16_24.pdf Interessant bei diesem Divi-Aristokrat finde ich, dass die Bottom Line ab 2025 wieder stark ansteigen soll nach dem Marktkonsenus (2022 war recht schlecht). Wenn das aufgeht, dann kauft man einen Aristokraten bezogen auf das KGV 2025/26 von knapp unter 25. Allerdings wächst hier die Topline noch langsamer als bei CHD und mit <2 Mrd. USD Jahresumsatz verfügen sie auch nicht über die Resilienz eines Unternehmens mit einer vielfach großen Topline – das ist natürlich im Kurs entsprechend reflektiert. Wobei ich als Investor auf das Zeugs, was sie verkaufen, total abfahre. Sie sind in vielen Nischen wie Salatsößchen usw. führend, da kann man sich gut einnisten und Margen vergleichsweise gut aufrecht erhalten, weil das so die kleinen Dinge sind, die sich die Leute gönnen und insgesamt nicht so viel von deren Budget abzapfen. Es sind also vergleichsweise kleine Teilmärkte mit nicht so hohem Umsatz auf die jeweilige Marke, aber dafür auch weniger wettbewerbsintensiv.
Kurzum: Am besten finde ich diese Unternehmen zum Einkaufen, wenn der operative Gewinn und damit auch das EPS wegen externer Faktoren leiden („Kostenschock“ ab 2022 war eine solche Gelegenheit), vor allen Dingen so lange der Umsatz zumindest noch graduell wächst, weil man dann eine gute Down side protection hat und recht verlässlich (wenn man an ein Morgen glaubt) wieder von steigenden Ergebnissen ausgehen kann. Da wären wir wieder beim Thema Antizyklik. MDC und andere Fastfood-Riesen hatten zwischen 2000-2003 >50 Prozent Kurs eingebüßt, damals hieß es, die Menschen orientieren sich weg. Keiner hatte auf dem Schirm, dass MCD sein gesamtes Sortiment weiter entwickeln würde. Es ist natürlich ein Primitiv-Ansatz, aber es scheint zumindest bei Consumer Staples/Fast Food und solchen Sachen nicht die schlechteste Strategie zu sein einzukaufen, wenn die anderen nicht mehr wollen. Umgekehrt geht man für mindestens einen Zyklus das Risiko ein, unter den Einkaufspreisen für einen längeren Zeitraum zu verharren.