Hardwarehersteller gelten als unsexy. Sie verkaufen ihre Geräte und haben dann erst mal keine Umsätze mehr mit diesem Kunden. Bis er dann (hoffentlich) irgendwann ein neues Gerät kauft.
Deshalb haben es alle Unternehmen darauf abgesehen, die Kunden durch Serviceverträge an sich zu binden und so kontinuierliche Umsätze zu generieren. So ist es z.B. bei den Aufzugherstellern, bei denen die Wartungsverträge in der Unternehmensbewertung eine wichtigere Rolle als die Verkäufe der Aufzüge spielen.
In meinem Dividendendepot befindet sich ein Technologietitel, der noch einen Schritt weitergeht. Ursprünglich war er ein klassischer Hardwarehersteller, der dann auch dazu passende Software anbot. Und mittlerweile liegt der Wachstumsfokus auf Software, die mit der Hardware nichts mehr zu tun hat.
Gelingt die Transformation zu einem Softwarehersteller, dann wird die Börse das Unternehmen deutlich höher bewerten. Denn Software wird ja nicht mehr verkauft, sondern im Abonnement zur Nutzung überlassen. Und diese wiederkehrenden Umsätze liebt der Markt.
Nun wurde wieder ein Geschäftsjahr abgeschlossen und zudem eine größere Akquisition bekannt gegeben. Der Aktienkurs hat sich zuletzt aber kaum bewegt.
Dass sich hier womöglich eine spannende langfristige Chance ergibt, liegt für mich auf der Hand. Worauf sich meine Annahmen stützen und wie die Zahlen konkret ausgefallen sind, erfährst Du in diesem Beitrag.
Im Corona-Crash-Jahr 2020 hatte ich die Aktie von Cisco Systems nach 11% Tagesverlust erstmals gekauft. Und dann in den letzten beiden Jahren insgesamt viermal nachgekauft. Hier habe ich die Aktie vorgestellt. Für dieses Jahr habe ich einen Nachkauf weiterhin ins Auge gefasst.
Ich hatte ihn bisher nicht vollzogen, da die Aktie deutlich gestiegen war. Derzeit liegt das Plus aber „nur noch“ bei 13,0% und ist zu einem guten Teil auch dem starken US-Dollar zu verdanken:
Dividendenzahlung
Cisco zahlt erneut eine Quartalsdividende von 0,39 US$ je Aktie. Für die 75 Aktien in meinem Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 29,25 US$. Sie wurde von flatex mit dem EZB-Referenzkurs von 1,0576 in Euro umgerechnet. Nach Abzug der Steuern (nur die Quellensteuer, da ich aus dem Kauf von Anleihen noch einen gefüllten allgemeinen Verlusttopf habe und deshalb keine Kapitalertragsteuer anfällt) verbleibt eine Netto-Dividende von 23,51 €. Sie wurde mit Wertstellung 25.10.2023 überwiesen.
Annualisiere ich die Quartalsdividende, werden in einem Jahr 1,56 US$ Dividende gezahlt. Bei einem Aktienkurs von 51,56 US$ entspricht das einer Dividendenrendite von 3,0%. Die nächste Dividendenerhöhung sollte jedoch wieder im nächsten April erfolgen, so dass die tatsächliche Jahresdividende bei einem heutigen Kauf etwas höher liegen dürfte.
Perspektive
Springen wir direkt in die Zahlen hinein, denn Cisco hat sein abweichendes Geschäftsjahr bereits mit dem Juli abgeschlossen und darüber berichtet. Das Ergebnis zeigt den Fortschritt bei der Transformation zu einem Softwareunternehmen gut:
Erzielt wurde ein Umsatz von 57 Mrd. US$, ein Zuwachs um 11%. Der annualisierte wiederkehrende Umsatz betrug dabei schon 24,3 Mrd. US$. Und der Softwareumsatz legte 17%, der Softwareaboumsatz sogar um 20% zu.
Das sind Zahlen, die sich aus meiner Sicht sehr gut lesen und das Potenzial zeigen. Der Softwareanteil wächst deutlich schneller und die wiederkehrenden Umsätze überschreiten in diesem Jahr schon die 40%-Marke.
Und auch beim Gewinn je Aktie konnte Cisco überzeugen und die schon mehrfach angehobene Prognose übertreffen. Nach US-GAAP erreichte der Gewinn je Aktie 3,07 US$ (+9% gegenüber Vorjahr) und nach anderer Bilanzierung sogar 3,89 US$ (+16% gegenüber Vorjahr).
Die Prognose für das neue Geschäftsjahr sieht bei einem nur leicht wachsenden Umsatz (57-58,2 Mrd. US$) einen steigenden Gewinn je Aktie auf GAAP: 3,19 bis 3,32 US$ (US-GAAP) bzw. 4,01 bis 4,08 US$ (Non-US-GAAP) vor.
Bei einem Aktienkurs von 51,56 US$ entspricht das in der Prognosemitte einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,7 (Non-US-GAAP ) bzw. 15,8 (US-GAAP). Und das wohlgemerkt zu Beginn des Geschäftjahres. Denn im letzten Jahr wurde die Prognose ja auch noch angepasst und letztlich sogar übertroffen.
Für mich ist das weiterhin eine günstige Bewertung. Noch keine positive Relevanz für das laufende Geschäftsjahr wird die im September angekündigte Übernahme von Splunk haben. Aber für die Folgejahr erwartet der Vorstand daraus einen weiteren Wachstumsschub. Splunk ist führend im Bereich Cybersicherheit und Überwachung und bietet zudem eine Cloud-Plattform an, die künstliche Intelligenz integriert.
Die Übernahme lässt sich Cisco 28 Mrd. US$ in Cash kosten. Sie soll bereits im ersten Jahr nach Vollzug der Übernahme Cash-Flow-positiv sein und im zweiten Jahr gewinnerhöhend. Der annualisierte wiederkehrende Umsatz soll sich um 4 Mrd. US$ erhöhen.
Aktienrückkäufe oder Dividenden werden durch die Transaktion nicht beeinträchtigt. Gleichzeitig bekannte sich das Management weiterhin zu kontinuierlichen Dividendenerhöhungen.
Im Ergebnis sollen sich die Angebote von Cisco und Splunk wie Puzzlestücke ergänzen und es entsteht nach der Übernahme eines der weltweit größten Softwareunternehmen.
Es wird erwartet, dass der Deal Ende des 3. Quartals 2024 abgeschlossen werden kann.
Ich sehe die Übernahme durchaus positiv. Zwar scheitert eine Großzahl von Akquisitionen aufgrund unterschiedlicher Unternehmenskulturen. Und die Cisco-Mitarbeiter werden sich gegenüber den Splunk-Mitarbeitern vermutlich auch als Sieger fühlen. Aber es liegt am Management, die Integration positiv zu begleiten. Und Cisco hat hier seit vielen Jahren eine große Erfahrung. Es ist zwar eine große Summe, die Cisco hier auf den Tisch blättern wird. Aber dahinter stehen „nur“ 7.500 Mitarbeiter, die auf die neue Unternehmenskultur eingeschworen werden müssen. Cisco selbst hat 83.300 Mitarbeiter und fügt also weniger als 10% hinzu.
Die strategischen Vorteile der Übernahme überzeugen mich. Die Wandlung von Cisco in ein Softwarehaus mit angeschlossenem Hardwarebereich bekommt dadurch noch größeren Schwung.
Und Themen wie IT-Security, unterstützt durch KI, treffen auf einen hohen Bedarf. Cisco ist da meiner Meinung nach richtig unterwegs.
Die Aktie steht deshalb weiter auf meiner Nachkaufliste und ich plane auch, noch in diesem Jahr meine Position aufzustocken. Aktuell warte ich noch etwas die Kosnolidierungsphase an der Nasdaq ab und hoffe auch auf einen etwas schwächeren US-Dollar. Aber meinem Ziel von 100 Cisco-Aktien möchte ich gerne noch näher kommen.
Und dann bin ich gespannt, wie Cisco in sein neues Geschäftsjahr gestartet ist. Die Zahlen zum 1. Quartal sollen bereits am 15. November veröffentlicht werden.
Auf einen Blick:
Unternehmen: | Cisco Systems |
ISIN: | US17275R1023 |
Im Divantis-Depot seit: | 14.08.2020 |
Letzter Nachkauf am: | 16.11.2023 |
Stückzahl im Divantis-Depot: | 100 |
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 41,65 € |
Gesamtkaufpreis: | 4.165,16 € |
Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 300,43 € |
Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
Lieber Ben,
vielen Dank für den informativen Artikel. Deine Einschätzung teile ich und beobachte Cisco ebenfalls für weitere Nachkäufe.
Die Aktie habe ich erst seit 2019 im Depot und inzwischen viermal (2019, 2020, 2023) nachgekauft, Durchschnittskaufkurs ist ebenfalls etwa 41,00 €.
Ich bin auf das Unternehmen gestoßen, als ich festgestellt habe, dass mein Arbeitgeber ausschließlich auf diese Technik setzt und die Nachfrage die lieferbare Ware bei weitem übersteigt mit der Folge extremer Lieferfristen.
Viele Grüße
Andreas P.
Cisco zur Zeit mit 5,93% Depotanteil bei mir die größte Position. Im Prinzip full Position und wird im Moment auch nicht weiter ausgebaut, aber klar on Hold.
Noch zu Anleiherenditen. Im Tenor mehrerer relevanter Medien ist zwar ein weiterer Anstieg der Anleiherenditen zwar kurzfristig nicht auszuschließen, aber Dauer für alle Marktteilnehmer Bondseitig und Aktienseitig kaum auszuhalten und für die Staatsverschuldung hüben wie drüben kaum zu finanzieren, verschuldete Unternehmen wissen nicht mehr woher sie das Geld dafür zusammenkratzen sollen.
Mohamed A. El-Erian( Allianz/Pimco) meint, ab 6% beginnt die Zerstörung.
Die Fed wird das aber nicht zulassen auch unter Berücksichtigung der global angespannten Lage.
Man kann/könnte im Prinzip vom Ende der Zinserhöhungen ausgehen. Wenn extreme Nachfrageschwächen bei Auktionen von Treasuries auftreten sollten, weil der Markt überfordert ist vom Hunger der US Regierung wird die FED aktiv werden müssen (glaub ich).
Bei einer Umkehr der Renditen werden schlagartig höherverzinste Anleihen nachgefragt und steigen im Kurs.
Man könnte als Privatanleger , wenn man auf die Umkehr setzt
mit dem WisdomTree US Treasuries 10Y 3x Daily Leveraged IE00BKT09032 setzen.
Wenn man der Meinung ist, das der Anstieg der Renditen weitergeht, könnte man den
WisdomTree US Treasuries 10Y 3x Daily Short IE00BKS8QT65 nehmen.
u.U. effektiver als sich direkt in Anleihen zu probieren.
(KEINE EMPFEHLUNG) nur allgemeine Reflektion.
Bin selber noch unschlüssig. Irgendjemand eine Meinung?
Hi Thomas,
auch wenn wir uns bei PV vielleicht nicht so einig sind, bei Cisco sind wir es. Auch bei mir die größte Position geworden. Wenn man auf riskantere Anlagen schaut, sollte man einen stabilen Anker haben.
Die Idee mit den US Treasuries finde ich ebenfalls interessant.
Gruß,
Chrischaan
Crischaan, Orstedt heute -18% usw usf
Dividendenwachstum sehr mau!
Dann besser Microsoft, oder Broadcom!
An weitere Zinsanstiege im Bereich > 0,5% glaube ich nicht so recht, umgekehrt aber auch nicht an signifikant sinkende ( > 0,5%) Zinsen
Hi Ben
toller Beitrag wie immer. :-) Du hattest zuletzt den YoC für Microsoft in den Kommentaren erwähnt. Wäre das nicht auch in deinen Artikeln generell interessant, neben oder anstatt der aktuellen Dividendenrendite? Das hilft ja ungemein beim Durchhalten, speziell in rauheren Phasen.
Danke und viele Grüße,
Chrischaan