Weiterhin hoch bewertet, aber über jeden Zweifel erhaben

Procter & Gamble business model symbolized without text
4.8
(62)

Machmal ist es gar nicht so einfach, alle drei Monate etwas über ein Unternehmen zu schreiben, das schon 12 Jahr ein meinem Depot ist und es auch nie mehr verlassen soll. Klar, der Aktienkurs ist mal etwas höher, mal etwas niedriger. Aber im Ergebnis bleibt die Aktie in etwa auf ihrem hohen Niveau.

Ob das dann auch einer hohen Bewertung entspricht, analysiere ich anhand der Quartalsergebnisse. Und die zeigen – eigentlich auch wie immer – ein stetiges Wachstum im mittleren einstelligen Bereich.

Und damit wäre meine quartalsweise Prüfung normalerweise auch schon abgeschlossen. Aber – wie Du es gewohnt bist- schreibe ich natürlich auch etwas zu meiner persönlichen langfristigen Einschätzung. Und ich wage eine Prognose für die anstehende Dividendenerhöhung.

Es gibt also doch wieder genug Stoff für einen ausführlichen Beitrag.

Procter & Gamble (PG) ist die weltweite Nr. 2 unter den größten Konsumgüterherstellern. Hier habe ich die Aktie ausführlich vorgestellt.

Meine ersten Aktien von PG habe ich am 14. Mai 2013 gekauft und damals 79,27 US$ dafür bezahlt. Und auch die weiteren Käufe bis 2015 erfolgten alle unter 90 US$. Seitdem habe ich die Aktien nur gehalten und nicht mehr nachgekauft. Ich musste lange warten, bis ich endlich ins Plus kam: ab Ende 2018 ging es mit der Aktie aufwärts. In 2024 wurde schließlich ein neues Allzeithoch bei fast 180 US$ erreicht, aktuell notiert die Aktie bei 165 US$:

12-Jahres-Chart der PG-Aktie in USD
12-Jahres-Chart der PG-Aktie in USD

Dividendenzahlung

Procter & Gamble zahlt erneut eine Quartalsdividende von 1,0065 US$ je Aktie. Für die 100 Aktien in meinem Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 100,65 US$. Sie wurde von flatex zum Kurs von 1,0473 in Euro umgerechnet. Das ist zugleich der EZB-Referenzkurs für den Vortag des Dividendenzahltages. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Netto-Dividende von 71,55 €. Die Überweisung erfolgte mit Wertstellung 18.02.2025.

Dividende Procter & Gamble im Februar 2025

Annualisiere ich die Quartalsdividende, dann entspricht dies einer Jahresdividende von 4,026 US$. Bei einem Aktienkurs von 165,43 US$ (Schlusskurs Dividendenzahltag) ergibt das eine Dividendenrendite von 2,4%. Bei einem heutigen Kauf dürfte die Jahresdividende jedoch noch etwas höher sein, da PG als Dividendenaristokrat seine Dividende jährlich zur Mai-Zahlung erhöht.

Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) ist mehr als doppelt so hoch wie die aktuelle Dividendenrendite. Sie schwankt mit dem Dollarkurs, da mein Einstand ja in Euro war und die Dividenden in Dollar bezahlt werden. Rechne ich die aktuelle Jahresdividende mit dem Dollarkurs der jetzigen Dividendenzahlung um, dann erhalte ich für die 100 Aktien in einem Jahr 384,42 € brutto. Für die Aktien habe ich insgesamt 6.877,66 € bezahlt. Daraus ergibt sich eine persönliche Dividendenrendite von 5,6%.

Bemerkenswert ist auch, dass ich bereits 32,4% meines Investments als Nettodividenden zurückerhalten habe. Ziehe ich die erhaltenen Nettodividenden von meinem Einstand ab, dann habe ich netto 4.647,87 € in Procter & Gamble investiert. Die Brutto-Dividende darauf gerechnet ergibt dann sogar eine Rendite von 8,3%.

Perspektiven

Procter & Gamble gehört in meinem Depot zu den Aktien, die schon immer hoch bewertet sind und bei denen keine wesentlichen Rückschläge zu verzeichnen sind. Nachkaufgelegenheiten? Fehlanzeige.

Jedenfalls seit 2018 ist das so. Zuvor gab es diese lange Seitwärtsphase, in der ich auch meinen Bestand aufgebaut habe. Klar, es gibt immer mal wieder Konsolidierungsphasen, aber wirklich günstig wird PG dann auch nicht.

Viele Investoren haben sie einfach in ihrem Depot und kassieren die Dividende. Sie denken nicht im Traum daran, sich von den Stücken zu trennen. Und so kommt auch kein Verkaufsdruck auf. Das geht so weit, dass PG dazu sogar in der offiziellen Dividendenankündigung schreibt, dass es eine Verpflichtung sei, Barmittel an die Aktionäre zurückzugeben, von denen sich viele auf das stetige, zuverlässige Einkommen verlassen, das sie mit ihrer Investition in P&G erzielen.

Nicht umsonst zahlt PG seit der Gründung vor 134 Jahren ununterbrochen eine Dividende und hat diese inzwischen 68 Jahre in Folge erhöht. Und die nächste Erhöhung steht bereits vor der Tür, da nun 4 Mal in Folge die aktuelle Quartalsdividende bezahlt wurde.

Die aktuelle Geschäftssituation ist dabei solide positiv, so wie sich das für ein Schwergewicht im Konsumgüterbereich gehört. Zuletzt wurden die Ergebnisse für das 2. Quartal des Geschäftsjahres (tatsächlich das 4. Quartal 2024) veröffentlicht. Sie zeigten ein organisches Umsatzwachstum von 3% gegenüber dem Vorjahresquartal. Darin sind allerdings auch die Währungseinflüsse neutralisiert.

Der operative Cash-Flow lag bei 4,8 Mrd. US$ im Quartal. Mit Dividenden von 2,4 Mrd. US$ und Aktienrückkäufen von 2,5 Mrd. US$ wurden mehr als 100% davon an die Aktionäre gegeben. Das zeigt gleichzeitig, dass PG genug Luft für die nächste Dividendenerhöhung hat. Denn die Aktienrückkäufe lassen sich ja relativ leicht reduzieren.

Im letzten Jahr hatte PG die Dividende um glatte 7% erhöht. Ich kann mir vorstellen, dass es in diesem Jahr etwas weniger wird, aber 5% sollten aus meiner Sicht schon möglich sein.

Bei den Ergebnissen ist mir positiv aufgefallen, dass das organische Wachstum durch einen Volumenanstieg von 2% und eine günstige geografische Mischung (+1%) angetrieben wurde. Preisänderungen hatten keinen Einfluss auf das Wachstum. Die Bruttomarge sank jedoch um 30 Basispunkte aufgrund ungünstiger Kostenmischungen und höherer Rohstoffpreise.

Für das gesamte Geschäftsjahr (es endet zur Mitte 2025) erwartet das Management weiterhin einen Umsatzanstieg von 2-4% gegenüber dem Vorjahr. Dabei soll das organische Wachstum bei 3-5% liegen.

Der Gewinn je Aktie soll um 10-12% gegenüber dem Vorjahr wachsen. Bereinigt soll das Ergebnis 6,98 US$ (mit einer Range von 6,91 bis 7,05 US$) erreichen.

Bei einem Aktienkurs von 165,43 US$ entspricht das einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23,7. Das empfinde ich weiterhin als hoch, wenngleich für PG in der Regel solch hohe Bewertungen bezahlt werden.

Für mich ist klar, dass ich auf diesem Niveau bei meinen 100 Aktien im Bestand bleibe. Weder verkaufe ich, noch kaufe ich nach. Mit einem Depotanteil von 3% habe ich aber auch keinen Druck, die Position noch zu erhöhen.

Interessant wird es allerdings, wenn der Aktienkurs sich noch weiter vom Allzeithoch entfernen sollte. 15 US$ hat er bereits „geschafft“. Etwa 40 US$ würde ich mir noch wünschen, um dann bei einem Kurs von 125 US$ zu sein. Dort läge das KGV dann bei 18 und das empfände ich dann als attraktiv.

Ob es so weit kommt? Nach aktuellem Stand eher nicht. Dafür ist das Geschäft zu solide. Aber manchmal neigt die Börse auch zu Übertreibungen oder irrationalen Entscheidungen. Und dann stehe ich hinsichtlich eines Nachkauf bereit!

Auf einen Blick:

Unternehmen:Procter & Gamble
ISIN:US7427181091
Im Divantis-Depot seit:14.05.2013
Letzter Nachkauf am:23.03.2015
Stückzahl im Divantis-Depot:100
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:68,78 €
Gesamtkaufpreis:6.877,66 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:2.229,79 €
Aktuelle Strategie:Bei Kursschwäche nachkaufen

für diesen Beitrag verwendete Quellen:
P&G Announces Fiscal Year 2025 Second Quarter Results
P&G Declares Quarterly Dividend

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37 Gedanken zu „Weiterhin hoch bewertet, aber über jeden Zweifel erhaben“

  1. Nachdem Siemens und P&G dieses Jahr am selben Tag Zahltag hatten,
    war es fast klar, das Ben nach Siemens jetzt zu P&G postet :-)

    Angenehm übrigens auch die Tatsache der Auszahlung in den schwächeren Monaten 02/05/08/11

    Man sollte keine Lieblingsaktien haben, aber ich glaube, das P&G unumstritten zu den 5 besten Aktien gehört und auch im ernst zu nehmenden Teil der Finanzblogcommunity gehört sie einfach unstrittig überall dazu.
    Die kann man immer, am besten im Dip mal kaufen oder Sparplan mit Cost average Effekt.
    Sie ist für mich das Sinnbild des good old america, wie Coke, Walmart, PM usw.
    Auch an diesem späten Freitag abend, als die Börse in einem satten Abendrot verschwand, waren
    genau die Haushaltswaren, Pharma und Getränke, übrigens auch Food und Energieversorger wieder stark und tiefgrün.
    vielleicht seit einem halben Jahr oder dreiviertel Jahr trommele ich für Value
    und ich weiß vom Gefühl her nicht, was noch an der Börse kommt, wenn Trump den Bogen vlt überspannt,
    Musk und Doge wollen sich auch die FED anschauen, weiß nicht, ob er/sie das nicht lieber lassen sollten,
    beeinflussen können wirs eh nicht,

    aber Procter werde ich wohl vom Gefühl her noch beim nächsten und übernächsten US Präsidenten noch halten…
    Übrigens habe ich sie dank Ben.

    Auch in Puncto Sektorrotation brauch man die gar nicht zu beobachten.
    Man beschäftigt sich viel zu viel mit anderen Aktien an der Börse und denkt über P&G gar nicht nach,
    wenn man mal Geld übrig hat, denke ich manchmal tagelang nach, was ich damit machen könnte,
    aber die einfachste und fast sicherste Lösung ist entweder Sparplan zu P&G oder P&G aufstocken.

    Depotanteil nur 2,38%
    könnte erhöht werden…

    Bei mir zusammen im Doppelpack mit Unilever.

    Übrigens Ranking nach Marketcap:

    P&G 399 MRD USD
    Unilever 140 MRD
    danach Colgate 70 MRD und alle anderen einfach nur kleiner

    Sie sind einfach nur die Könige im Geschäft

    auch mal interessant,
    sie sind im US TV die Nr1 der Werbe-advertisers

    https://www.visualcapitalist.com/top-tv-advertising-spenders/

  2. Ich mag die Consumer Staples natürlich auch. Man muss die einfach kaufen und dann vergisst man am Besten, dass man sie gekauft hat und irgendwann kommt das nächste ATH, und wenn es 10 Jahre dauert. In der Zwischenzeit steigen zumindest im Mittel Cashflow und Dividenden.

    Davon habe ich einige und bekanntermaßen habe ich in letzter Zeit meine japanischen etwas akkumuliert, also Kao und immer wieder in kleineren Tranchen Unicharm (die letzte Freitag unter 7 Euro).

    Ein weiterer japanischer Consumer Staple mit steigendem Divi-Track, der neben Japan und Asien ex Japan besonders Thailand abdeckt ist Lion Corp. Eher ein etwas kleinerer Vertreter mit einer Topline von rund 2,7 Mrd. Euro und Bottom Line von rund 135 Mio. Euro (Erwartet für 2025). Allerdings sind das bereits Umsatzdimensionen, von denen ich ausgehe, dass sie bereits für eine gewisse Resilienz des Unternehmens einstehen und andererseits noch Raum für Wachstum geben. Lion Corp. ist mit dem 1fachen EV/Umsatz bewertet, P&G mit knapp dem 5fachen. Ich überlege, hier mal was anzufangen, wobei ich die KGV Bewertung angesichts des eher moderaten Wachstums fast immer noch zu knackig finde.

    Unten im Link finden sie u.a. Erwähnung (die dort ebenfalls genannten Kikkoman habe ich auch und finde die zum Nachkaufen auch gerade sehr interessant):

    https://drwealth.com/10-top-japanese-brands-that-have-increased-dividends-in-the-past-5-years/

    1. Hallo Tobs,
      sehr Interessanter Kommentar. Ich verfolge die Asien-Dividenden Strategie schon länger mit, auch neulich als Sie das starke Diviwachstum der HK Aktien dargestellt haben. Ich selber bin auch auf der Suche nach gut aufgestellten HK Aktien als Wette für China, auch wenn das Handelsverbot für manche China Aktien ein Hürde darstellt. Wie stehen sie zu Kweichow Moutai verstehe nicht warum diese Dividendenaktie so unbekannt ist, aus meiner Sicht sehr solide Zahlen und gutes Wachstum in einem eher defensiven Konsumbereich.

      Grüße
      Max

      1. Hallo Max,
        ich finde tatsächlich Asien-Aktien zur Einbindung in eine Dividenden-Strategie sehr wertvoll.

        China: Ich war gerade erst was mit meinem Studium zu Ende, da las ich das Buch von Jim Rogers „Die Abenteuer eines Kapitalisten“, als er von seiner (zweiten) China Reise mit dem umgebauten Mercedes SLR berichtete. Hinten nannte er dann ein paar Aktien, die damals wohl niemand kannte. Habe dieses Originalbuch natürlich immer noch und kann sehen, wie vor knapp 20 Jahren eifrig mit Kugelschreiber Unternehmensnamen wie Ping An unterstrich – nur leider: Damals war ich noch ein hundsarmer Kerl ohne überschüssiges Kapital zum Investieren… :-)

        In welchem Ausmaß, und wiederum in welchen konkreten Jurisdiktionen man Asien-Strategien realisieren mag, hängt von Geschmäckern und Risikobewusstsein ab. Wo ich gerade auf das Thema Risiko komme, so unterscheide ich persönlich in Bezug auf dessen Bewertung zwischen (1) allgemeine Risiken wie zum Beispiel Scum, also Betrug, (2) länderspezifischen Risiken wie zum Beispiel Rechtssicherheit und Eigentumssituation und (3) Aktienrisiken wie überall, also zum Beispiel Volatilität, was dann zumindest ein Risiko darstellt, wenn man realisiert oder Volatilität schlicht nicht erträgt.

        Meines Erachtens werden die Risiken oft in einen Topf geworfen und nicht gut verstanden. Wenn man also einfach mal die von mir oben vorgenommene Segmentierung unterstellen und der Reihenfolge nach durchgehen wollte:

        Fallen meines Erachtens die allermeisten Aktien aus Asien, soweit wie sie den Schwellenländern zuzuordnen sind (im Prinzip alles außer Japan und vllcht noch Australien) insbesondere in den Bereich der Kategorie (3), also Aktienrisiken wie überall. Aus meiner Sicht unterscheiden diese sich also von z.B. europäischen oder nordamerikanischen Aktien in Wahrheit wenig. Wenig…Mit Ausnahme, wie oben angedeutet, dass die Volatilität eine viel höhere ist (Stichwörter: Nicht ganz so tiefer Kapitalmarkt, höhere Währungsabhängigkeiten besonders vom USD, weniger ausgeprägte Sozialsicherungs-Systeme, so dass allgemeiner Stress viel schneller auf das Konsumentenverhalten durchschlägt usw. usw….). Und wie Star eben in anderem Zusammenhang in einem wirklich epischen Post (!) deutlich gemacht hat, ist das zumindest dann ein Risiko, wenn man bei einem drawdown von 50 Prozent plus die Reißlinie zieht, weil man das nicht mehr aushält.

        Die Kategorie (1) Scum ist immer ein Thema in China gewesen. Wir alle wissen, wie wendig und windig ein chinesischer Händler in Post-Kommunismus-Zeiten sein kann. Dividenden-Titel waren hier schon immer ein guter Schutzriegel, weil tatsächliche Kapitalflüsse nicht so gut durch buchhalterische Tricks (Beispielsweise: Ausstehende Forderungen usw.) verschleiert werden können. Aber auch hier Obacht: Es gibt den einen oder anderen Pick, bei dem hinter dem Unternehmen eine enge Familien-Bande steht. Was in unseren Breitengraden eher als positiv goutiert wird (Solidität, Skin in the Game, Beständigkeit, Alignment of Interests usw.) kann nach chinesischer Interpretation ins Gegenteil verschlagen. Während bei uns trotz Familieninvolvierung eine hohe Governance besteht (Stichwort Untreue, selbst als Inhaber darf ich nicht einfach mal so in die Kasse des Unternehmens greifen), sehen chinesische Familien ihre börsennotierten Unternehmen gerne als ihre eigene Tasche. Es ist hier immer schon mal zu Unstimmigkeiten gekommen, wobei die Corporate Governance die letzten Jahre durch die Erziehungsmaßnahmen des Kapitalmarkts durch die Bank besser wurde. Als kleines Beispiel von einigen, die ich bilden könnte: Ich habe eine unvernünftig große Position an dem Fast-Food-Multi-Brand-Betreiber Jiumaojiu aufgebaut, obwohl ich weiß, dass es hier immer zu Corporate Governance Themen gekommen war (der Eigentümer hat sich einmal ein Darlehen gezogen, ein anderes Mal versuchte er – völlig abseits von der Unternehmensstrategie – sich an einem Shopping-Mall zu beteiligen, mit dem vorgeblichen Argument, da würde er seinen Unternehmenssitz reinlegen – in Wahrheit hatte er vermutlich Druck vom damals geldklammen Government und er sollte bei der Refinanzierung behilflich sein – aber: Als der Aktienkurs auf diese Meldung hin einbrach hat er es sein lasse! Es gibt dutzende solcher Beispiele, wie sich die Corporate Governance durch die Bank verbessert. Was ich aber anraten würde, wenn ich in HK etwa in Privatunternehmen investiere (also keine SOE, dazu unten gleich mehr): Besser man nimmt sich die Top Brands mit einer internationalen, gut gemixten Eigentümerstruktur, wo der Druck auf die Corporate Governance international at arm‘s lenght ist (völlig willkürliche Beispiele aus meiner Speisekarte: Anta Sports, Li Ning, Yum China usw.).

        Und vielleicht noch kurz zu den länderspezifischen Risiken, speziell China und wieder speziell HK – Stocks. Ich meine hier häufig Überdehnungen in der Analogie anzutreffen mit anderen Ländern wie Rußland, die nicht passen. Persönlich würde ich auch keine Aktien kaufen wollen in der ADR Struktur oder über VIE über die Cayman Island verbrieften Rechte. Da stecken sicherlich eigene Risiken drin. Es gibt aber genug Notierungen von tollen Unternehmen in HK selbst, die ich als Privatanleger uneingeschränkt kaufen kann (H-Shares), anders als die festlandnotierten Shares. Ich finde es übrigens auch nicht so schlimm nicht auf die festnaldnnotierten Shares zugreifen zu können, da diese Unternehmen in der Regel weder über Alter noch über Corporate Governance wie die in HK notierten Unternehmen verfügen, für mich also eine völlig andere Asset Klasse bilden. HK war ja stets der für China vorgeschobene Kapitalisten-Versuchs-Hub, weswegen die Unternehmen von dort China und andere asiatische Märkte teils schon Dekaden bedienen, aber eben unter dem Einfluss von UK-Governance geführt wurden (kein Zufall: Wie in UK keine Quellensteuer, wie in UK schütten die meisten Unternehmen zwei Mal im Jahr aus usw.). Was ist denn das Risiko, wenn ich eine Aktie in HK erwerbe? Es wird immer wieder in den Raum geworfen, man könne enteignet werden. Das ist in China nach meinem Kenntnisstand noch nie passiert, genauso wenig wie ein von China begonner Krieg gegen andere Staaten in den letzten 50 Jahren plus. 2021 und 2022 wurde viel lamentiert wegen der regulatorischen Eingriffe…Willkommen im regulierten Kapitalmarkt oder schaut mal vorbei in Europa, was extrem reguliert ist. Aus meiner Sicht hat der chinesische Staat den chinesischen Kapitalmarkt damit überhaupt nachhaltig investibel gemacht, weil er überwiegend Kartell- und Wettbewerbsrecht durchgesetzt hat. Das war überfällig, nur anders als bei uns in Europa, wird das nicht in zivilen Instanzen vordiskutiert, sondern das kommt dann ziemlich abrupt und das mag der Markt natürlich nicht.

        Wenn Du in HK unterwegs bist (Singapur und andere asiatische Länder lassen wir mal alle außen vor an dieser Stelle), dann musst Du auch unterscheiden zwischen eher privaten Unternehmen oder SOE (State Owned Enterprises). Die SOE waren die letzten zwei, drei Jahre recht stark en vogue, weil viele am Markt sich pragmatisch gesagt hatten, in der vermeintlich wieder anziehenden sozialistischen Agenda des Staats hätten diese Unternehmen bessere Chancen. Das ist aber Quatsch und letztlich sind diese Unternehmen natürlich nie so innovativ, diszipliniert in der Kapitalallokation (Stichwort: Soziale Aufgaben – ich habe niemals eine China Mobil angefasst, weil ich mal las, wie der Staat sie zwang, im letzten Zipfel des Landes 3G auszurollen, damit halt der letzte Reisbauer auch ins Internet kann, obwohl damals schon 3G völlig veraltet war) und auch nicht kapitalrenditestark. Andererseits produzieren sie häufig sichere Cash-Flows. Darum vergleiche ich die SOE ganz gerne mit Infrastruktur-Aktien; Du profitierst bis zu einem gewissen Grad von einer Interessenkongruenz mit dem Staat, bist aber stark limitiert in der Entwicklung. Beispiel Pharma: Ich habe eine CSPC Pharmaceutical (privat), die extrem starke KPI hat und ich habe aber auch eine Sinopharm (SOE). Die Sinopharm hat bei mir eine extrem attraktive Ausschüttungsentwicklung – aber wenn man auf die Net-Margin versus der CSPC schaut, schaut man auch lieber ganz schnell wieder weg.

        Puh, das war jetzt etwas monologisierend, sry. Vllcht noch mal kurz. Japan und Singapure sind für mich tolle asiatische Dividenden-Möglichkeiten mit kaum direkten Schwellenlandrisiko. Bei China sehe ich die größten Chancen in HK (versus NASDAQ im Tech-Bereich, das ist nicht meine Welt aus verschiedenen Gründen). Hier muss man ein bisschen differenzieren ob privat oder SOE. SOE kann gut sein, aber ich würde mehr in privaten Unternehmen machen. Und dann würde ich auch nur Dividenden-Titel nehmen, und am besten wirkliche internationale Brands.

        Und ganz kurz zu Kweichow Moutai: Ich hatte beruflich mal eine Phase, da musste ich mich schon mal das eine oder andere Mal mit deren Spitzenprodukt (Flasche ein paar Hundert Dollar) auseinandersetzen, kenne sie also. :-) Das Unternehmen ist speziell. Es ist ein SOE und im Grunde genommen machen sie nur Schnaps. Das wird immer mal als Risiko adressiert, weil bei reinen Alk-Aktien nie so klar ist, ob und in welchem Umfang die neue Generation sich die Hucke vollballert. Ich kaufe mir die Aktie daher eher nicht (ich habe aus diesem Grund nicht eine einzige Alk-Aktie in meinem Depot – mit ESG hat das also bei mir nichts zu tun, es ist nur die Sorge vor der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells).

        1. Hallo Tobs,

          langsam baut sich hier ein Blog auf, der seines Gleichen sucht. Grandios!

          Da ich eigentlich auch etwas über die China-Aktien-Phobie schreiben wollte, aber so detailliert und verständlich wie Tobs es mir nicht gelingen würde, nur noch eine minimale Ergänzung.

          Man mache einmal das Gedankenspiel, was wäre, wenn plötzlich China von den Kurszettel verschwindet aufgrund Krieg. Ich käme zum Ergebnis, dass man zwar sehr lange dabei schmerzvoll die Aktie nicht mehr sieht, dennoch diese im Gegensatz zu russischen Werten nicht gänzlich abschreiben müsste. Wäre dann so etwas wie Zitronen-Depot 😊China ist wirtschaftlich ein Gorilla, Russland gerade mal ein Schimpanse. Risiko ist immer und überall.

          Gruß Frank

          1. Hallo Frank,

            Danke für die Blumen.

            Du hast recht bzw. arrondierst einen relevanten Punkt: Kapitalverkehrskontrollen. Also die Situation, dass man hier als deutsche Anleger in einem „West-Block“ mit gehangen mit gefangen ist, weil dieser beschließt, keinen Handel von asiatischen/chinesischen Aktien zuzulassen (analog Russland).

            Das wurde ja recht stark vom Markt gespielt, als die Taiwan-Spannungen zunahmen, interessanterweise: Obwohl sich an dem Grundrisiko Taiwan nichts verändert hat, wird diesem Risiko im Moment nirgendwo auch nur eine Spalte gewidmet. Du liesst nichts mehr darüber und viel mehr dominieren in den Schlagzeilen wieder nur die Chancen dieser Asset Klasse. Willkommen am Aktienmarkt, wo in Wirklichkeit oft nicht viel passiert, aber umso mehr geredet wird.

            Dieses Risiko darf man aber trotzdem nicht negieren, es gibt stets die Möglichkeit und die Frage der Wahrscheinlichkeit ist nicht zu beantworten. Für mich kann ich damit umgehen, weil meine Glaubenssätze (!) basieren auf: China wird nie wie Russland als Paria agieren. Konkret zu Taiwan denke ich, dass sie sich das Land anders einverleiben werden (und die USA – wie immer, wenn sie wirtschaftlich das Interesse verlieren, weil sie in 10 Jahren zB chipautark sind – ihren Verbündeten einfach lossagen). Der globale Süden wird immer größer in Bezug auf Anteil Welthandel und politischem Mitspracherecht. Wir kommen mehr und mehr in eine Welt des Multilateralismus, also sinkt die Gefahr, dass man als deutscher Anleger in einem West-Block alle möglichen Sanktionen mit durchlaufen müsste, nur weil es vielleicht eine im Bündnis dominante Hegemonialmacht wie die USA einfordern. Die USA wenden sich von uns ab, dafür werden sie aber nicht mehr unsere Handelsbeziehungen dominieren. Wir werden in Zukunft immer mehr Schlüsseltechnologie (Auto, Reaktoren, Medizin) aus China beziehen und dadurch unsere Verbindungen stärken.

            Aber hey – der Punkt ist natürlich fair enough und sollte von jedem selbst bedacht werden. Ich könnte auch falsch liegen. Allerdings hätte ich umgekehrt nie gedacht, dass ich in dem Land der vermeintlichen Rechtssicherheit und Solidität der Schweiz von Credit Suisse enteignet werde. :-)

            1. Die vernünftigste Reaktion auf all die Risiken ist eben auch Länderdiversifikation.
              man hat Europa, man hat etwas D, man hat Schweiz, man hat USA, man hat Asien ex China und man hat etwas China.
              von jedem etwas.
              wenn es in einem Winkel/Land der globalen Wirtschaft klemmt, geht es dafür in den anderen Winkeln dafür aufwärts.

              Ein Naturgesetz ist doch, wenn eine Regierung ihre Bevölkerung nicht sattkriegt,
              ist sie die längste Zeit am Ruder gewesen. Die beste Wirtschaftsform ist erwiesenermaßen die freie Marktwirtschaft, eventuell sozial flankiert.

              Wenn man im Hauptcluster der AktienDepots/Holdings der HNIs und UHNis, die sich ja tracken und verfolgen lassen drin oder dranbleibt, dann ist man trotz aller Risiken weitgehend safe. Wenn eine Region nicht kapitalfreundlich/ wirtschaftsfreundlich agiert, sehen es all sofort am Markt und das Kapital wendet sich ab.
              Diese Region trocknet am Kapitalmarkt aus und wird isoliert.

              In Bezug auf China geht/ging es dem Mittelstand inzwischen schon zu gut,
              der technische Fortschritt /Laptop/Handy/ digital Equipment / Autos /Immobilien etc. hat sich auch in China durchgesetzt.
              nordkoreanische Verhältnisse wollen die da auch nicht, und russische Verhältnisse auch nicht.

              Dahinter kann die Xi Jin Ping Dynastie auch nicht mehr zurück. Also müssen sie auf Gedeih und Verderb die Wirtschaft laufen lassen, solange sich die Wirtschaft innenpolitisch gefügsam zeigt.
              Die müssen nur die verflixte Schuldenkrise bei sinkenden Immopreisen in Griff und das Überangebot wie Investruinen abbauen und der Bevölkerung finanziell Luft zum Atmen lassen,
              dann erholt sich die Wirtschaft auch schnell. Leichter gesagt als getan. Im Politbüro sitzen nur Leute, die Funktionäre sind.

              Jedes Risiko hat seinen Preis. Darum sind China/HK zur Zeit auch so billig.
              mich reizt es schon, hier und da zu niedrigen Preisen hohe Dividenden einzusammeln.

              Aber China darf eben nicht mehr als beispielsweise 5% von Depot gesamt ausmachen.

              Risikominimierung und Steuerung über die Einstellung der Losgrößen. Dann macht man schon viel richtig.

  3. Und das schöne ist doch, als Aktionär wird man vlt nicht märchenhaft reich,
    aber man ist auch niemals richtig arm.
    Geld hat man iwie immer, mal mehr mal etwas weniger, aber es immer welches da…
    wenn man nicht auf Kredit zockt.

  4. aus Aktionärssicht finde ich am Ausgang der BTWahl am bemerkenswertesten
    den Umstand, das in der nächsten Legislatur keine Zweidrittelmehrheit für Verfassungsänderungen mehr zu bekommen ist, zumindest auf „normalem Weg“
    und dieser Umstand angesichts leerer Kassen zu hektischer Betriebsamkeit führt.
    Es droht ein Kassenschluß/Geldengpass.
    Mit der Absicht, mit dem alten Bundestag schnell noch die Schuldenbremse auszuhebeln und irgendwie Finanzmittel vordergründig für die Bundeswehr, aber vielleicht noch für andere drängende Geldsorgen zu organisieren, zeigt sich wiedermal , das Staaten immer gleich funktionieren. Schulden sozialisieren, Zurückzahlen nicht vorgesehen.
    Zur Not Geld drucken…

    Sachwerte schlagen Geldwerte.

  5. Hallo Frank,

    da wir es gerade so mit HK Aktien haben.

    Ich schraube gerade auch weiter an meiner Position AIA Group, da ich befürchte, dass sie eher bald wieder deutlich teurer wird.

    Für mich eine der attraktivsten Versicherer-Aktien, die es gibt! AIA ist über 100 Jahre alt, hat eine wechselvolle Geschichte gehabt, landete im AIG Konzern und wurde nach der Finanz-Krise im Jahr 2010 an der HK-Exchange als Spin Off rausgelegt.

    Was macht sie so interessant? Sie sind extrem konservativ und ein Insurance pure play, damit vereinen sie genau die Attribute, die mir bei Ping An Insurance abgehen, weswegen ich Ping An nicht kaufe. AIA ist nicht ohne Grund immer doppelt so hoch bewertet gewesen. Bei Ping An hast Du neben Versicherungsgeschäft eben auch noch riskantes (Investment!-) Banking und zig andere nicht gut transparente Aktivitäten plus als wesentlichen Absatzmarkt nur China. Bei Ping An las ich zudem immer wieder, dass es von Analysten zumindest gewisse Verständnisschwierigkeiten gab, wie das konsolidierte Ergebnis auf Unternehmensebene zu Stande kam in den letzten Jahren, wenn man weiß in welchen Bereichen Ping An mit Töchtern unterwegs war (Stichwort: Real Estate auch!) und Vermutungen anstellt, wie schlecht es denen eigentlich ergangen gewesen sein muss. Dazu kommen bei Ping gewisse Themen in der Eigentümerstruktur, wo es gerüchteweise zu Machproblemen wegen widerstreitender Interessen mit den derzeitigen Regierungsverantwortlichen gekommen ist. Das konnte ich aber ie ganz erhellen, worin hier wirklich das Problem liegt. Trozdem kurzum: Ping An wird zwar gerne in unseren deutschen Käse-Aktienblättchen als die Quasi-Allianz von China gedroppt, ich stehe aber überhaupt nicht auf sie.

    Ganz anders mit AIA. :-) AIA bedient 18 asiatisch-pazifische Staaten mit Lebensversicherungen und Gesundheitsversicherungen, dürfte also von zunehmender Alterung und steigendem Wohlstand ziemlich profitieren. Ihr Geschäft ist also eher pan-asiatisch aus HK heraus, wobei sie gerade vorhaben, den bislang schon bearbeiteten chinesischen Absatzmarkt noch stärker in Angriff zu nehmen. Es ist also viel Potential immer noch vorhanden. In einigen relevanten asiatischen Märkten ist AIA auch relevanter Marktführer. AIA yieldet derzeit „nur“ so um 3 Prozent, wobei die Dividende immer noch schnell steigt (von 2014-24 sogar von 0,45 HKD auf 1,6357 HKD!). Ein Group-CEO von Ping An hatte neulich zu AIA „rübergemacht“. :-)

    Aus meiner Sicht sind solche Aktien echte Wohlstands-Steigerungs-Proxys, mit denen, wenn Du sie einfach doof wie altes Brot 20 Jahre durchhältst, eigentlich ziemlich gut abschneiden solltest. Risikoarm, Geschäftsmodell nah an den Grundbedürfnissen der Menschen (Absicherung und Gesundheit) und wenig interessenkonfliktet unter den Eigentümern.

    So, jetzt höre ich aber mit meinem asiatisch-exotischen Sonderlichkeiten hier auf. Ich möchte hier aus Ben’s Blog keine Noodle Bar machen.

    1. Hallo Tobs
      Keine Asien Aktie, aber ein Versicherer mit hoher Ausschüttung aus den Niederlanden, hast du die NN Group auf deiner Watchlist?

      1. Hallo Claudio,

        NN kenne ich und habe sie mir auch mal hin und wieder angeschaut.
        Das soll überhaupt nichts zur Qualität der Aktie aussagen, nur ist es nicht ganz so mein Gusto (!), weil sie als Unternehmen ihre Umsätze ganz überwiegend in den NL machen. Ich mag das aus grundsätzlichen Erwägungen weniger, wenn solche Unternehmen eher von einem kleineren Markt abhängig sind. Wie gesagt, das ist lediglich mein eigenwilliger Investment Style und hat nichts mit der Qualität von NN zu tun!

        Das beherzige ich auch bei UK Investments, wonach ich eigentlich nur Aktien kaufen, wenn das Unternehmen auch wesentlich ex-UK Umsätze macht. Einmal nicht dran gehalten, ging es ein paar Wochen nach dem Kauf auch gleich in die Hose bei mir mit Direct Line, weil die sehr abhängig waren von den von den schlechten Kostenentwicklungen in UK (Kosteninflation war dort besonders stark ausgeprägt und dann gab es koinzident auch noch einen sehr frühen Wintereinbruch – beides führte zu gestiegenen und nicht gut von Prämien reflektierten Kosten) abtauchen. Ende gut alles gut, bin mit Gewinn nach dem Übernahmeangebot wieder gan grün rausgekommen; es schien mir aber trotzdem eine für mich wieder mal notwendige Lektion gewesen zu sein.

        1. Ok danke, interessante Sichtweise. Mir gefällt sie recht gut die NN, seit drei Jahren im Depot und tut was sie soll, jährlich steigende Dividenden (Rendite 7-8%)ausschütten.Dazu kaufen Sie auch noch regelmäßig Aktien zurück und die Zahlen stimmen auch, zumindest für mich.Große Kurszuwächse kann man da nicht erwarten, ist mir aber auch nicht so wichtig. Als kleine Beimischung sehr angenehm. VG

  6. Ich muss ebenfalls sagen, dass sich Bens Blog und die Kommentare stark entwickeln! Da lese ich gern alles mit! Bin ja im Vergleich zu den meisten hier auch noch Neuling mit meinen 6 Jahren an der Börse. Und die ersten 3-4 Jahre waren auch noch ganz schön hin und her.

    Danke in die Runde!!

    @Tobs: Wieder ein spannendes Unternehmen. Weißt du woher die starken Umsatzrückgänge in den letzten Jahren kamen? Wurde da was abgespalten?

    1. Hi Chrischaan, sie sind wirklich sehr spannend. Sie haben auch ein JV mit TATA in Indien und wachsen dort wie irre.

      Umsatz: Bin hier selber noch dran, mir die Daten so zu besorgen, dass sie erstens konsistent und zweitens gut aussagefähig sind. Die „Einbrüche“ in der Topline werden in den verschiedenen Portalen auch überall in anderen Jahresscheiben gezeigt, bei dem einen Portal in 2020, bei dem anderen 2022, usw.

      Was da vermutlich dahinter steckt: Letztlich wurden von den Portalen – meine Annahme, ist zu validieren (!) – die Premium Incomes mit dem Umsatz gleichgestellt. 2020 wurden als Beispiel in vielen asiatischen Ländern (China allen voran) strikte Lockdowns durchgesetzt. Das hatte allein in 2020 zu einem Einbruch des NEU(!) Geschäfts von 33 Prozent geführt. Nach der Logik dieser Datenportale geht damit dann das Premium Income und damit der Umsatz zurück.

      Allerdings: Muss der Versicherer dann auch weniger Leistungen erbringen. In der Folge: Wirf mal bitte einen Blick auf die operativen Ergebnisse, die mit Ausnahme eines Jahres, nur gewachsen sind. Und auch die Dividenden wurden weiter erhöht. Schau Dir gerne auch mal die letzten Quartalsberichte an. Das Neugeschäft hat gerade wieder ein enormes Momentum bekommen.

      1. @Tobs,

        finde ich sehr interessant, dass eine Versicherung mit Tata (Automobilhersteller) ein Joint Venture eingeht.
        Das Problem dürfte sein, die Hintergründe zu eruieren.
        Gibt es hier noch Informationen?

        1. Hallo Börsenhai,

          Tata Sons ist ein riesiger Krake, sprich ein Multi-Mischkonzern mit mehr als einer Millionen Beschäftige – die sind überall drin, Öl, Industrie, Stahl, allerlei anderes und tatsächlich auch in Motors mit Tata Motors. Tata Motors ist aber eben nur eine Beteiligung von Unzähligen.

          Tata AIA ist in Indien der drittgrößte Anbieter von Lebensversicherungen und der größte Anbieter von Gebäudeschutzversicherungen, vgl. S. 5 und 58 des Jahresabschlusses 2023. Die im Ergebnis von AIA konsolidierten Finanzdaten kenne ich nicht. Bislang scheint Indien noch keinen signifikanten Anteil am Geschäft von AIA auszumachen, aber sehr schnell zu wachsen.

          https://www.aia.com/content/dam/group-wise/en/docs/investor-relations/2024/2024041200326%201.pdf

          1. Hallo Tobs, Hallo Claudio,

            zu eurem Thema Health Insurance Aktien finde ich die NIB Holding aus Australien von den Kennzahlen im peer Vergleich zu AIA und NN auch sehr interessant. Sie ist zwar mit Abstand die kleinste aber vom Umsatz und von der Dividendenrendite schön am wachsen. Klar der Markt Australien / Neuseeland und Travel Insurance für die ganzen Backpacker ist natürlich nicht ganz so potent wie Indien/China aber dennoch solide mit 5% Divi eine solide langweilige Australien Ozeanien Beimischung.

            Grüße
            Max

          2. Hallo Tobs,

            ich finde die Investor-Relation der AIA Group ziemlich dürftig. Neben der von Dir gelinkten Dokumentation findet sich über deren Web-Seite auch noch die hiesige:

            https://www.aia.com/content/dam/group-wise/en/docs/investor-relations/2024/2023%20Annual%20Results%20-%20TDA%20at%20AIA%20Update%20Presentation%20Final.pdf

            Aber für einen echten Bilanzierer nicht wirklich aussagekräftig. Erinnert einen eben an asiatische Selbstdarstellung – alles so nett hier, no doubt ;-) Ich fürchte die Doku am 14.03. für 2024 wird da nicht wesentlich aussagekräftiger, vielmehr weil nix über deren Zukunft prognostiziert wird …

            DENNOCH! Es gibt ein Argument, dass für mich immer relevanter wird – ein zukünftiger Crash. Und da sollte dann die AIA Group really to big to fall sein ;-) Selbst im Corona-Crash hat der Wert gerade mal so im Mittel 10% Federn gelassen. Wenn die Dividenden-Zahlung über die Jahre auch nicht stetig nach oben geht und häufig auch mal stark reduziert wird, so zahlen sie immerhin Jahr um Jahr.

            Doch, kann man schon in den eigenen Depotstollen versenken.

            Dank von Frank

            1. Hallo Frank,

              was hat Dir in den Jahresberichten gefehlt?

              Man muss übrigens sehen, dass sie wegen des Corona Crashs nicht lediglich gelitten haben, weil Bewertungen allgemein runtergingen, sondern auch das „echte“ Geschäft wegen der strikten Lockdowns in Asien schlapp wurde.

              Und trotzdem wachsen sie wieder weiter sehr stark. Und da es in den asiatischen Ländern ex Japan keine Sozialsystem gibt wie bei uns, läuft dort viel über Lebensversicherungen und Gesundheitsversicherungen. Bei den Lebensversicherungen kommt dazu, dass in einigen Ländern für breite Teile der Bevölkerung historisch auch eher kein guter Zugang zu direkten Vermögensanlagen bestanden hatte, also eine Lebensversicherung zentrales Anlagevehikel war.

              AIA ist eine Krake und profitiert bestimmt von Netzwerkeffekten. Und nicht zu unterschätzen ist ihr digitaler Edge, von dem sie nun beim Thema AI sehr profitieren sollten, vgl. verlinktes Research von DBS.

              https://www.dbs.com.sg/treasures/aics/templatedata/article/recentdevelopment/data/en/DBSV/022025/1299_HK_02262025.xml

              Jedenfalls kaufe ich sie gerade. Auch wenn Börsenhai zu Recht mahnt, dass man sich hier auf diesem Block nicht zu heiß für neue Titel reden sollte, so merke ich noch an, dass ich nach Lektüre eines Research Berichts zu Link REIT plane (auch HK), meinen ersten REIT zu kaufen und danach auszubauen.

              P.S.: Wo wir gerade hier die asiatischen Wochen haben: Habt Ihr das IPO gestern Nacht in HK von Mixue mitbekommen? Eiscreme und Bubble Tea für unter einen Dollar, mehr Stores als MCD und kaum bekannt in unseren hiesigen Gefilden. Am ersten Handelstag plus 40 Prozent. Ist mir zu heiß und ich müsste mich auch mal eingehender beschäftigen. Es zeigt aber, dass gerade die IPOs in HK wieder anziehen und der Kapitalmarkt dort wieder grundsätzlich absorptionsfähiger wird. Sowas könnten Indikatoren sein, dass dort in der breite das Sentiment wieder heller wird und dann auch die Kurse in der Breite steigen werden. Darum möchte ich in den nächsten Wochen nochmal mir alles in HK kaufen, was mir gut gefällt. Dann hab ich’s im Depot gebunkert. :-)

  7. gerade eben die erste Tranche City of London Investments Trust WKN 907637
    geholt, (Idee von Tobs)
    keine Empfehlung zum Nachmachen.
    Man ersteht hiermit tatsächlich einen seit 58 Jahren lupenreinen steigenden Dividendentrack, das Who is Who der britischen Topaktien
    Top Ten :
    HSBC/Shell/RELX (ehemals Reed Elsevier)/Unilever/BAT/BAE Systems/Imperial Brands/Natwest Group/Tesco/AstraZeneca

    wobei ich bis auf Relx/ Imperial und Tesco eigentlich schon alles andere direkt halte.

    Es ist ganz klar Diversifikation nach GB, aber alles internationale Multis.
    Dividendenrendite des Trusts 4,80% zahlbar quartalsweise

    empfehle auch heute mal einen Blick auf Finviz
    https://finviz.com/map.ashx?t=sec

    grob bis auf die Ausnahme Apple ist der Tagesblick der gleiche wie der Wochen- und der Monatsblick.
    Tech fällt und Value(Pharma, Consumer Defensive,Utilities) steigt.

    Der Monat geht auch langsam zu Ende und wenn kein überraschendes Ereignis bis Monatsende kommt, sieht es diesen Monat auch nach einem guten Monat (knapp 4% plus)
    im Depot aus.

    übrigens Unilever wegen unerwartetem CEO Wechsel heute im Angebot, wollte aber den Trust erstmals.

    1. Hi Thomas, der City ist ein Brick in vielen Altersruhestand-Portfolien in England.

      Und wenn man überlegt, dass der City es Dir für eine TER von rd. 0,3% macht, ist das kaum zu glauben, aber wahr! Leider habe ich gar nicht so viele Anteile davon, weil ich mein Geld überwiegend für Einzelaktien-Lose raushaue. Ich denke, wer in den zurückliegenden Jahren, als UK stark angeschlagen war, gekauft hat, konnte tolle Rendite „einloggen“.

      Man muss eines zum englischen Aktienmarkt generell sagen: Er ist sehr kompetitiv. Der Staat reguliert weniger, Unternehmen werden weniger supportet und sind daher dem nackten Wettbewerb ausgesetzt. Daraus folgt, dass sich gewisse Gewichtungen (im Moment natürlich auch die Rohstoff- und Öl-Multis) wieder neu verteilen, wenn sich Industrien deswegen unterschiedlich stark entwickeln.

      Man kann das im übertragenen Sinne mit dem Immobilienmarkt in London ausdrücken: Unternehmen und kleine Geschäfte verschwinden dort viel schneller, was vorschnell als hart empfunden wird, gleichzeitig aber gerecht ist, weil das Weichen alter Geschäfte die Voraussetzung ist, dass neue junge innovative Geschäfte und Ideen nachrücken können. Darum ist London auch immer so spannend, wenn man sich das dort vor Ort anschaut.

      Und zurück zu den Unternehmen: Dort funktioniert es ähnlich – der Markt steuert hier viel stärker als in Kontinentaleuropa mit seinen lenkungssozialistischen Ausprägungserscheinungen. Darum kann man sich mit einem City auch ganz gut wohlfühlen, zumal viele vom City gehaltenen Unternehmen ihre Umsätze global reinholen. Und nicht zu vergessen, keine Quellensteuer und kaum ein anderes Land in der Welt, in der Eigentumsschutz eine solche zentrale Rolle spielt wie dort.

    2. Hi Thomas,
      darf ich fragen, über welche Börse du geordert hast? Mir gefällt der City of London Investment Trust sehr gut (danke an Tobs für die Anregung), allerdings stört mich noch der hohe Spread ( um die 2% zu Börsenzeiten über deutsche Börsen, während der Spread in London nur 1 Cent beträgt). Die ING bietet einen Handel in London leider nicht an…

      Wer viel Wert auf Income und wenig auf Wachstum legt, für den könnte der „Far EastIncome Limited“ ISIN JE00B1GXH751 ein Blick Wert sein. Aktuell über 10% Ausschüttung, seit 2007 jährlich steigend.

      1. @Karl, der Handelsplatz war München. Stuttgart oder Düsseldorf wäre im Prinzip dasselbe gewesen
        und der Spread war auch relativ saftig. Aber ich wollte hier bei ING handeln.
        bei Trade Republic läuft jetzt ein Sparplan.

  8. Hallo Thomas, hallo Tobs,

    im ersten Augenblick war ich auch von den Trusts angetan, habe mich dann aber nach Sichtung derer Web-Seiten wieder von einer Investition abgewendet. Man sollte sich nicht irren in der Aussage, dass old auch immer gut bleiben wird. Für mich sind es im Grunde Wald-und-Wiesen-Fonds. Als Inspiationsquelle dennoch sehr gut. Bin dabei z.B. über die Oversea China Bank gestolpert. Leider derzeit zu teuer :-(

    Leider habe ich mir zwei Dinge von den Trusts erhofft:

    Aufgrund eben uralter Bindungen zu Hongkong verstärktes Investment in HK-Aktien (siehe Kommentar von Tobs). Nach dem Motto: besser als die Trusts kennt sich in Europa keiner mit Hongkong aus. Allerdings Fehlanzeige :-(
    Nun denn, ich bin auf der Suche nach einer börsennotierten Investmentgesellschaft, die erfolgreich(!) Privat Equity verwaltet. Tja, wäre super gewesen wenn die Trusts da ebenso auf dem Hongkonger Markt aktiv wären – leider Fehlanzeige :-(

    Gruß Frank

    1. Hallo Frank,

      es gibt auch einige Trusts aus UK, die ihren Anlageschwerpunkt in Asien haben.

      Du könntest mal als Beispiel das Shares Magazin abonnieren (könntest Du auch monatsweise und direkt wieder kündigen) und dort in das gesamte Archiv aller Magazins reinschauen. Es gibt auch immer mal Ausgaben, die sich schwerpunktmäßig mit Trusts beschäftigen.

      Ohne etwas zu Qualität/Nutzen und dergleichen auszusagen: In meiner „Datenbank“ habe ich mir als ausschüttungsorientierte Asia-Trusts den Henderson Far East Income sowie den Abrdn Asia Income Fund notiert. Die haben eine TER von so rund 1,00%. Der von Abrdn hatte ein vergleichsweise konzentriertes Portfolio und war nicht ganz so stark in China gewichtet. Ein Klassiker ist auch der Scottish Oriental Smaller Companies Trust (hätte auch noch Indien etwas stärker einbezogen), der aber nicht unbedingt ausschüttungsorientiert ist. Eine derer Top Positionen ist Uni-President China, die ich schon lange habe und immer mal bei Dips nachkaufe. Es gibt auch noch eine Menge anderer Trusts, die ich regelmäßig bei mir einpflege und kenne, die hier aber nicht einfach so droppen mag, weil das niemanden weiterbringen würde. Teilweise pflege ich sie in meine „Datenbank“ laufend ein, nicht weil ich sie ständig kaufen würde, sondern damit ich die frei verfügbare Intelligence bekomme, also regelmäßig Newsletter und Factsheets mit Allokation usw.

      1. Zum Shares-Magazin ein Tipp von mir: Es ist im Readly-Abo enthalten. Und das Abo gibt es sogar einen Monat zum Testen kostenlos. Ich selbst bin seit vielen Jahren zufriedener Abonnent von Readly und nutze tatsächlich auch öfter mal die Suchfunktion dort für Aktien. Dann gebe ich z.B. „Henderson Far East“ ein und erhalte Fundstellen in der Shares seit 2017 dazu. Außerdem findet sich 2 mal etwas in der MoneyWeek.

      2. Ergänzung: Die heutige neue Ausgabe von Shares Magazin ist sehr aufschlussreich in Sachen Trusts (Allgemein, nicht spezifisch-asiatisch)! Die Trusts werden nach Historie Total return sowie Ausschüttungssteigerungen in Folge vorgestellt einschließlich ihrer zu Grunde liegender Strategie. Wer sich damit beschäftigen mag, dem sei also die heutige Ausgabe ans Herz gelegt.

          1. Wie Ben schrieb, auch auf Readly erhältlich – ich überzahle also eigentlich…Wer nicht auf Readly ist und kein Abo kaufen mag: Ich glaube, man kann dann im Archiv alle Ausgaben bis 6 Monate alt kostenfrei runterladen und lesen!

  9. Noch günstiger geht es zumeist über den Genios-Dienst, welchen man als Bibliotheksnutzer lesen kann. Allerdings sollte man dabei eine etwas größere Bibliothek aufsuchen, weil die Leseinhalte von Bibliothek zu Bibliothek unterschiedlich mit Genios ausgehandelt werden. Auch beschränkt sich das Angebot meines Wissens nur auf deutschsprachige Medien. Reichte mir bisher:-)

    Gruß Frank

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