Sie gilt als die wohl langweiligste Aktie im Halbleitersektor. Wer in sie investiert, setzt damit eigentlich nicht auf ein Kurswachstum wie bei Nvidia, sondern auf steigende Dividendenerträge. So habe auch ich zu der Aktie gefunden.
Vor drei Monaten habe ich ausführlich über die Aktie berichtet und stellte trübe Aussichten für die nahe Zukunft fest. Das ist bei den zwischenzeitlichen Quartalsergebnissen auch so eingetreten.
Aber das ist Börse: der Aktienkurs hat trotzdem den Turbo gezündet. Aus meiner Sicht völlig unverhofft. Innerhalb von diesen drei Monaten legte die Aktie einfach mal 25% zu und kratzt jetzt an ihrem Allzeithoch.
Grund genug, wieder genauer hinzuschauen und zu hinterfragen, welche Erwartungen hier denn eigentlich gerade eingepreist worden sind.
Wie ich die Perspektiven für mein Investment nun einschätze, erfährst Du in diesem Beitrag.
Nach dem Erstkauf im Juli 2020 habe ich Texas Instruments inzwischen schon fünfmal nachgekauft und so insgesamt 30 Aktien im Dividendendepot liegen. Meine Nachkäufe fanden in 2021, 2022 und zuletzt im November 2023 statt.
Das Unternehmen habe ich hier ausführlich vorgestellt. Die Kursentwicklung war bis Ende 2021 beachtlich. Danach kam es zu deutlichen Schwächephasen, die aktuell aber Vergangenheit zu sein scheinen:

Zumindest auf kürzere Sicht habe ich für meinen letzten Nachkauf einen richtig guten Zeitpunkt erwischt.
Dividendenzahlung
Texas Instruments zahlt erneut eine Quartalsdividende von 1,30 US$ je Aktie. Für die 30 Aktien in meinem Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 39 US$. Sie wurde von flatex zum Kurs von 1,0861 in Euro umgerechnet. Das entspricht dem EZB-Referenzkurs am Tag vor dem Zahltag. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Netto-Dividende von 26,82 €. Sie wurde mit Wertstellung 21.05.2024 überwiesen.

Annualisiere ich die Quartalsdividende, dann werden innerhalb eines Jahres 5,20 US$ Dividende bezahlt. Bei einem Aktienkurs von 199 US$ ergibt das eine Dividendenrendite von 2,6%. Vor drei Monaten lag sie übrigens noch bei 3,3%! Da die Dividende aber vermutlich erneut zur nächsten November-Dividende erhöht wird (zumindest wenn Texas Instruments am Erhöhungsrhythmus festhält), wäre die Dividendenrendite bei einem heutigen Kauf vermutlich wieder etwas höher.
Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) unterscheidet sich – vor allem durch den Nachkauf im letzten November – durch den Kursanstieg derzeit etwas deutlicher von der aktuellen Dividendenrendite. Mein Einstand für die 30 Aktien liegt insgesamt bei 4.483,50 €. Vervierfache ich die aktuelle Bruttodividende mit dem aktuellen Wechselkurs, dann erhalte ich 143,63 € Dividende im Jahr. Das entspricht einem YoC von 3,2%.
Perspektiven
Der Kurssprung ist schon Wahnsinn. Und er zeigt, wie „gefährlich“ es sein kann, auf einen Einstiegskurs zu warten, aber nicht investiert zu sein. Denn wenn eine solche Entwicklung zu einer fundamentalen Neubewertung der Aktie führt, dann wird der vorher festgelegte Einstiegskurs wohl nicht mehr erreicht.
Genau aus diesem Grund steige ich gerne gestaffelt in Unternehmen ein. Bei Texas Instruments war das auch so. 6 einzelne Käufe haben mich zu den 30 Aktien gebracht. Und das ist ja immer noch keine so große Position. In meinem Depot entspricht sie jetzt, nah am Allzeithoch, auch erst 1,1%.
Aber ich bin dabei. Ich kann mich über die 25% Plus in drei Monaten freuen und muss mich nicht ärgern. Ich hatte sowieso nicht vor, kurzfristig nachzukaufen. Sondern will die Position erst einmal einfach laufen lassen.
Die letzten Quartalszahlen (1. Quartal 2024) gaben aus meiner Sicht auch keinen Anlass für die Kursexplosion. Der Umsatz ging um 16% gegenüber dem Vorjahresquartal und 10% gegenüber dem Vorquartal zurück. Absolut erreichte er 3,66 Mrd. US$. Die Prognose für das 2. Quartal sieht allerdings schon wieder besser aus. Und das feiert die Börse entsprechend! Erwartet wird ein Umsatz zwischen 3,65 Mrd. US$ und 3,95 Mrd. US$. Niemand geht davon aus, dass Texas Instruments am unteren Ende berichten wird. Und damit wird es dann auch wieder zu einem Umsatzanstieg gegenüber dem Vorquartal kommen. Gegenüber dem Vorjahresquartal wird es gleichwohl ein deutlicher Rückgang sein, denn dort wurde ein Umsatz von 4,53 Mrd. US$ erzielt.
Je nach Betrachtungswinkel geht es also aufwärts oder abwärts. Die Börse hat sich für die positive Sicht entschieden und kauft die Aktie entsprechend.
Das sorgt nun für eine aktuell hohe Bewertung, die nur gerechtfertigt ist, wenn der Gewinn bald wieder ansteigt. Denn im 1. Quartal ging er um 35% zurück. Je Aktie sank er von 1,85 US$ auf 1,20 US$. Damit liegt er sogar unter der Quartalsdividende. Und der Free Cash Flow, der ja für die Dividende viel wichtiger ist, war mit 231 Mio. US$ sogar negativ.
Entsprechend wurden auch nur noch für 3 Mio. US$ Aktien zurückgekauft. Für die Dividendenzahlung wurden gleichwohl 1,18 Mrd. US$ aufgewandt. Finanziert wurde das über Kredite. Die Zinsen dafür stiegen – sicherlich auch wegen des allgemeinen Zinsanstiegs – von 68 Mio. US$ auf 116 Mio. US$.
Insgesamt ist die Anzahl der ausstehenden Aktien sogar angestiegen. Das gab es bei Texas Instruments lange nicht. Regelmäßig geben die großen US-Konzerne Aktien aus, um damit Mitarbeiterbeteiligungsprogramme zu bedienen. Aber üblicherweise werden sie durch Aktienrückkaufprogramms überkompensiert. So auch jahrelang bei Texas Instruments. Dort hat sich die Anzahl der Aktien in den letzten 20 Jahren mit -47% fast halbiert. Aber aktuell ist dieser Lauf gestoppt.
Ich kann die Euphorie der Börse deshalb nicht wirklich nachvollziehen. Sicherlich kommen darin die Aussichten auf eine konjunkturelle Verbesserung und langfristig auch wieder sinkende Zinsen zum Ausdruck. Und für Texas Instruments ist die Automotive-Industrie ein ganz wichtiger Abnehmer. Verbessern sich dort die Aussichten, dann profitiert auch Texas Instruments.
Ich habe mir deshalb auf der Frühjahrskonferenz des Equity Forums Mitte Mai 2024 den Automobilzulieferer Paragon angeschaut. Dort berichtete der CFO Dr. Martin Esser dann auch tatsächlich darüber, dass sich der Markt für Microchips im Automotive-Sektor deutlich entspannt habe. Aus seiner Sicht war das positiv, als TI-Aktionär konnte ich mich nicht darüber freuen. Er berichtete weiter, dass es bis vor kurzem so gewesen sei, dass man sich als Besteller verpflichten musste, in den nächsten 18 Monaten feste Stückzahlen abzunehmen. Das Risiko, diese Chips nicht zu benötigen, lag also beim Besteller. Diese Verpflichtung werde nun allerdings nicht mehr gefordert, nun werde die Nachfrage wieder problemlos befriedigt.
Das Beispiel zeigt gut die Zyklik der Automotive-Branche und eben auch, in welchem Rahmen sich Texas Instruments bewegt. Für mich ist die Aktie aktuell deutlich überbewertet. 2023 wurden noch 7,07 US$ je Aktie verdient. Das wird mit Sicherheit in 2024 nicht mehr erreicht. Aber selbst beim Vorjahresgewinn entspricht ein Aktienkurs von 199 US$ einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 28. Wie gesagt: durch den Gewinnrückgang dürfte er deutlich im 30er Bereich sein.
Wirkliche Phantasie erkenne ich da nicht. Als jemand, der bei Überbewertungen auch mal Aktien verkauft, würde ich stattdessen nun über einen Verkauf nachdenken. Ich selbst zähle mich nicht zu dieser Art von Investor, sondern sehe mich als langfristig orientierter Teilhaber. Und da ist mir eine zwischenzeitliche Überbewertung nicht so wichtig.
Ich mache sie mir trotzdem bewusst, um dann von Kursrückgängen nicht enttäuscht zu werden. Und mir eben auch deutlich zu machen, dass ich auf diesem Niveau nicht über Nachkäufe nachdenken muss.
Lasse ich den Aktienkurs außen vor, dann hat sich meine Einstellung innerhalb der letzten drei Monate auch nicht verändert. Das wirtschaftliche Umfeld für Texas Instruments halte ich immer noch für trüb. Die Stimmung in der Wirtschaft ist weiterhin verhalten. Klar, die Börse handelt die Zukunft. Aber ich sehe die Dynamik noch nicht, die ein solches Kursfeuerwerk rechtfertigen würde.
Texas Instruments bleibt für mich ein defensiver Technologietitel mit zyklischem Einschlag, den ich einfach laufen lasse. Nur ist er aktuell nicht mehr so defensiv wie noch zuvor. Das sollte jedem bewusst sein, der aktuell über einen Einstieg nachdenkt.
Auf einen Blick:
Unternehmen: | Texas Instruments Inc. |
ISIN: | US8825081040 |
Im Divantis-Depot seit: | 07.07.2020 |
Letzter Nachkauf am: | 13.11.2023 |
Stückzahl im Divantis-Depot: | 30 |
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 149,45 € |
Gesamtkaufpreis: | 4.483,50 € |
Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 328,02 € |
Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
für diesen Beitrag verwendete Quellen: |
TI reports first quarter 2024 financial results and shareholder returns |
TI reports second quarter 2023 financial results and shareholder returns |
Hi Ben, freut mich wirklich echt für Dich, zu mal Texas Instruments sich bisher ja eher verhalten entwickelt hat.
Aufgefallen ist mir , das Analog Devices, die ja im ähnlichen Produktsegment unterwegs sind, auch plötzlich den gleichen starken Zug nach oben haben, wobei Analog Devices einen Mini-Tick besser läuft, aber sie verlaufen fast parallel…
Man müßte jetzt mal nachschauen, was hier im Produktangebot jetzt plötzlich so gut nachgefragt wird.
Habe wegen Außenarbeiten etwas weniger Zeit z.Zt.
@Tobs Danke,
habe die nächsten 2 Wochen trotzdem vor, einiges neu zu investieren und weiß noch nicht genau was ich mache, bevor ich einen Schnellschuss mache, schiebe ich lieber ein zwei Tage. Keine Aktie läuft weg …
Bei Nvidia überrascht die Stärke immer wieder aufs neue, aber die Sprünge werden wie beim Kurvenverlauf einer ballistischen Kurve (Kanonenkugel) nach oben hin etwas kleiner (mein Gefühl), aber bis zum nächsten Earning in einem 1/4 Jahr ist wieder alles paletti,
Der Markt allgemein kriegt von Zeit zu Zeit Ein bis Zwei Tage schlechte Laune, wenn die Inflationsdaten und Fed Beamten etwas sagen was der Markt nicht hören will, und danach geht es trotzdem weiter aufwärts.
Grüße
Hallo Thomas,
Du bist ja nicht ganz unbeschlagen. :)
Es ist sicherlich nicht nur ein Produkt, das nachgefragt ist. Kurs = Idee/Vertrauen/etc.
TI ist Old School. Alle drängen auf den AI Markt. Ich denke es ist schlicht eine Absicherung, die Institutionelle dazu bringen zu investieren.
TI ist für mich die Diversifikation zu den „neuen AI Märkten“ im Bereich IT. Sie lieferten bisher seit Jahren.
Warum die Aktie allerdings so gesteigen ist? Keine Ahnung! Der Kurs kann aber genauso wieder fallen.
Texas Instruments hat doch sehr gute Zahlen geliefert?
„Als renommierter Hersteller von Spezialchips, die unter anderem in industriellen Maschinenanwendungen Einsatz finden, spürte Texas Instruments zuletzt den Gegenwind aus verschiedenen Richtungen. Insbesondere der Rückgang im Autosegment drückte auf das Geschäftsergebnis und trug zu den festgestellten Einbußen bei. Trotz dieser Herausforderungen zeigt sich das Unternehmen widerstandsfähig gegenüber den Markterwartungen.“
https://www.investmentweek.com/texas-instruments-ubertrifft-wall-street-prognosen-trotz-umsatzeinbruch/