Da berichtet das Management bei der Vorlage seiner Jahresergebnisse davon, das obere Ende der eigenen Prognoserange erreicht zu haben. Und was passiert? Kaum jemand freut sich, sondern eigentlich herrscht eher Enttäuschung.
Was man einem Nichtbörsianer kaum vermitteln kann, hat tatsächlich mit dem Erwartungsmanagement zu tun. Die Prognose ist nun mal das, was gemeinhin in einer Aktie eingepreist wird. Und für messbare Reaktionen sorgen nur Überraschungen. Wenn die Prognose nicht erreicht wird, kommt es zum Kursrutsch. Und wenn die Prognose übertroffen wird, steigt die Nachfrage nach der Aktie und damit der Kurs.
Genau so ist es schon unzählige Male vorgekommen. Und auch die heute besprochene Aktie kann ein Lied davon singen. Ich selbst habe sie ursprünglich durch eine Prognosesenkung und einen zweistelligen Tagesverlust erst ins Depot gekauft.
Als Langfristinvestor bin ich jedoch mit dem Jahresergebnis sehr zufrieden. Ich freue mich über das Wachstum und schätze die Verlässlichkeit der eigenen Prognose.
Warum mich eine solche Einstellung entspannter mit meinen Depotwerten umgehen lässt und wir die Prognose für das neue Geschäftsjahr des Netzwerkausrüsters aussieht, erfährst Du in diesem Beitrag.
Cisco Systems wird immer wieder als Musterbeispiel der Dotcom-Blase angeführt. Und tatsächlich notierte die Aktie im März 2000 bei 80 US$ und hat diesen Kurs seit nun mehr als 25 Jahren nicht mehr gesehen. Ich selbst allerdings erst vor 5 Jahren zum halben Preis (bezogen auf das Allzeithoch) eingestiegen. Nach verschiedenen Zukäufen habe ich seit 2023 die gerade Stückzahl von 100 Cisco-Aktien in meinem Depot. Hier habe ich die Aktie vorgestellt.
Der 10-Jahres-Chart zeigt deutlich, dass die Aktie auch in den letzten 10 Jahren immer wieder von Kursrückschlägen eingeholt wurde. Selbst das ingesamt erfreuliche Jahr 2025 war davor nicht gefeit:

Dividendenzahlung
Cisco zahlt erneut eine Quartalsdividende von 0,41 US$ je Aktie. Es ist die Quartalsdividende mit diesem Betrag. Für die 100 Aktien in meinem Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 41 US$. Sie wurde von flatex mit dem EZB-Referenzkurs des Vortages von 1,1607 in Euro umgerechnet. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Netto-Dividende von 26,30 €. Sie wurde mit Wertstellung 22.10.2025 überwiesen. Durch den leicht besseren Wechselkurs ist die Nettodividende 0,20 € höher als noch im Juli.

Annualisiere ich die Quartalsdividende, werden in einem Jahr 1,64 US$ Dividende gezahlt. Bei einem Aktienkurs von 70,66 US$ (Schlusskurs am Dividendenzahltag) entspricht das einer Dividendenrendite von 2,3%. Die nächste Dividendenerhöhung dürfte wieder im April 2026 erfolgen, so dass die tatsächliche Jahresdividende bei einem heutigen Kauf etwas höher liegen sollte.
Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) berechnet sich auf den addierten Einstand meiner verschiedenen Käufe. Insgesamt habe ich für die 100 Aktien 4.165,16 € bezahlt. Nehme ich an, dass der Wechselkurs dieser Dividendenzahlung für jede Quartalsdividende genommen wird (was natürlich nicht zutrifft!), dann erhalte ich eine Bruttodividende für ein Jahr von 141,29 €. Daraus errechnet sich dann ein YoC von 3,4%.
Perspektive
Cisco hat ein abweichendes Geschäftsjahr, das am 26. Juli 2025 geendet hat. Dabei nutzt Cisco traditionell einen „versetzten“ Geschäftsjahreskalender, der in der Regel am letzten Samstag im Juli abgeschlossen wird. Der Vorteil dieses buchhalterischen Kniffs liegt darin, dass so Abschlussarbeiten und die Einhaltung von Reporting-Fristen administrativ erleichtert werden, da die Enddaten so auf ein Wochenende fallen und nicht auf einen Werktag. Im Ergebnis bleibt so mehr Zeit für interne Prozesse wie die Finalisierung von Bestellungen, Rabattaktionen zum Geschäftsjahresende und Abwicklungen mit Distributoren.
Für uns bedeutet das, dass wir schön über das Jahr verteilt die Jahresergebnisse unserer verschiedenen Depotwerte erhalten. Und Cisco hatte tatsächlich Positives zu bieten: Der Umsatz legte im Geschäftsjahr 2025 gegenüber dem Geschäftsjahr 2024 um 5% auf 56,7 Mrd. US$ zu. Das Schlussquartal steuerte sogar ein Wachstum von 8% bei. Der Nettogewinn legte allerdings nur 1% zu, während der Gewinn je Aktie (Non-GAAP) – dank stetiger Aktienrückkäufe – um 2% auf 3,81 US$ zulegte.
Auf den ersten Blick klingt das nicht wirklich spektakulär. Allerdings ist die Rückschau wichtig. Denn 12 Monate zuvor hatte Cisco eine Prognose für das Geschäftsjahr 2025 herausgegeben, die ein Ergebnis zwischen 3,52 und 3,58 US$ vorsah. Mit nun erreichten 3,81 US$ ist diese ursprüngliche Prognose pulverisiert worden.
Nur war das eben keine Nachricht mehr, da die Prognose zuvor dreimal bei den jeweiligen Quartalsergebnissen angehoben worden war! Die letzte Prognose sah dann eben auch schon einen Gewinn zwischen 3,77 und 3,79 US$ vor. Und mit 2 Cent darüber lieferte Cisco eben ungefähr das, was auch erwartet worden war.
Aber gegenüber der ursprünglichen Prognosemitte von 3,55 US$ ist der Gewinn nun 7,3% höher ausgefallen. Und das ist etwas, was es aus meiner Sicht wirklich zu würdigen gilt.
Und das Gewinnwachstum wird sich fortsetzen. Die neue Prognose sieht ein Ergebnis zwischen 4,00 und 4,06 US$ vor. Das ist ein Gewinnanstieg zwischen 5,0% und 6,5%. Und natürlich ist es nicht ausgeschlossen, dass die Prognose auch noch mal erhöht wird.
Und auch der Umsatz soll weiter wachsen. Erwartet wird für das Geschäftsjahr 2026 ein Wert zwischen 59,0 und 60,0 Mrd. US$. Ein Plus zwischen 4% und 5,8%.
Cisco profitiert dabei von den aktuellen Trendthemen: AI und Cyber Security. Cisco ist dabei einerseits als Netzwerkausrüster ein wichtiger Baustein der AI Infrastruktur. Und verzeichnete im letzten Geschäftsjahr mehr als 2 Mrd. US$ Umsatz von Webscale Kunden, die ihre Infrastruktur für E-Commerce-Plattformen hochskalierten. Erwartet war gerade einmal die Hälfte dieses Umsatzes.
Mit inzwischen 14,3% Umsatzanteil wird der Security-Bereich immer bedeutender. Er wuchs – auch akquisitionsbedingt – im Jahresvergleich um 59%. Bezogen auf den Produktumsatz (also ohne Serviceumsätze) liegt der Anteil inzwischen sogar bei 19,5%.
Insgesamt bin ich für die Geschäftsentwicklung von Cisco positiv eingestellt und sehe für das neue Geschäftsjahr auch durchaus das Potenzial, dass sich die Aktie weiter gut entwickelt. Und wenn die Prognose womöglich noch mal erhöht wird, sollte es dann auch gelingen, das Allzeithoch aus dem Jahr 2000 endlich zu knacken.
Trotzdem ist nicht alles rosig bei Cisco. In der Bilanz ist weiterhin der sehr hohe Goodwill auffällig. Er entsteht bei Übernahmen und weist den Überhang des Kaufpreises gegenüber den Buchwerten aus. Als immaterieller Vermögensgegenstand muss der Goodwill in Krisensituationen womöglich wertberichtigt werden (z.B. durch ein sogenanntes Impairment). Die Folge sind dann plötzliche, hohe bilanzielle Verluste. Cisco weist bei einem Eigenkapital von 47,1 Mrd. US$ einen Goodwill von 59,1 Mrd. US$ aus. Dieses Verhältnis zeigt nachdrücklich, dass Cisco durch teure Übernahmen gewachsen ist.
Der Goodwill war im Geschäftsjahr 2024 um rund 20 Mrd. US$ angestiegen – vor allem aufgrund der teuren Übernahme von Splunk. So lang das Wachstum im Security-Bereich (dazu gehört Splunk) stark bleibt, dürfte es insofern keinen Abschreibebedarf geben. Um so wichtiger ist es, diesen Sektor im Auge zu behalten.
Für mich gehört Cisco trotzdem zu den Langweilern im Depot. Das Unternehmen hat eine gute Marktpositionierung in seinen Kernbereichen und treue Kunden. Dazu profitiert es von Zukunftsthemen.
Mit einem Depotgewicht von 1,1% ist es bei mir allerdings weiterhin ein kleinerer Titel. Dazu ist ist die Wachstumsdynamik zumindest bisher zu durchwachsen gewesen und die teuren Übernahmen müssen erst einmal dauerhaft integriert werden. Mit dieser Position kann ich ganz entspannt umgehen und freue mich jedes Quartal über eine Dividende, die zudem jährlich moderat gesteigert wird.
In meinem Depot ist Cisco ein Titel, den ich liegen lasse und der einen gewissen Beitrag zum Depoterfolg liefert. Aber die Aktie stellt für mich kein Kerninvestment dar und mein Herz würde auch nicht bluten, wenn ich mich irgendwann einmal von ihr trennen müsste oder wollte. Aktuell gibt es dafür aber sowieso auch keinerlei Anlass.
Auf einen Blick:
| Unternehmen: | Cisco Systems |
| ISIN: | US17275R1023 |
| Im Divantis-Depot seit: | 14.08.2020 |
| Letzter Nachkauf am: | 16.11.2023 |
| Stückzahl im Divantis-Depot: | 100 |
| Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 41,65 € |
| Gesamtkaufpreis: | 4.165,16 € |
| Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 408,19 € |
| Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
| für diesen Beitrag verwendete Quellen: |
| Cisco Reports Fourth Quarter Earnings And Fiscal Year 2025 Earnings |


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