Es ist schon schwierig den Überblick zu behalten: 2024 hatte Frankreich drei verschiedene Premierminister. 2025 bisher zwar nur zwei, aber das auch nur, weil der von September bis Oktober amtierende Premierminister Sébastien Lecornu nach seinem Rücktritt erneut zum Premierminister ernannt wurde.
Diese Erosion des politischen Systems geht mit einer steigenden Staatsverschuldung einher und lässt die Renditen für französische Staatsanleihen steigen.
Kein Wunder, dass französische Aktien – vor allem wenn sie auch einen großen Inlandsanteil haben – in diesem Umfeld ihre Schwierigkeiten haben. Umso erstaunter bin ich bei jeder Regierungskrise, wie schnell sich der Aktienkurs meines französischen Infrastrukturtitels jedes Mal erholt.
Offenbar erschrecken sich die Investoren nur kurz und gehen dann zur Tagesordnung über. Und die sieht für die Aktie weiterhin gut aus. Und das ist das, was am Ende einfach zählt.
Wie ich die Perspektiven nun einschätze, erfährst Du in diesem Beitrag.
Seit 2016 – und damit bereits vor dem Start des Divantis-Blogs – befindet sich das französische Infrastrukturunternehmen VINCI in meinem Depot. Die Aktie habe ich hier ausführlich vorgestellt und auch halbjährlich über die Entwicklung und meine Nachkäufe 2017, 2019, 2022 und 2024 berichtet.
Mit 150 Aktien und einem Depotanteil von 3,4% habe ich meine Depotposition „voll“.
Das Chartbild zeigt insgesamt eine klare Tendenz von links unten nach rechts oben. Allerdings gab es immer wieder auch Phasen, in denen die Aktie an Boden verlor. Im Jahr 2025 liegt sie nun gut 20% im Plus:

Dividende
VINCI zahlt jetzt eine Zwischendividende von 1,05 € je Aktie. Das ist identisch mit den in den letzten beiden Jahren gezahlten Zwischendividenden. Erhöhungen fanden jeweils zur Schlussdividende im April statt. Für die 150 Aktien in meinem Depot bedeutet das eine Brutto-Dividende von 157,50 €.
Ich habe in 2025 bisher leider nicht von der Möglichkeit der Vorabbefreiung der französischen Quellensteuer Gebrauch gemacht. Deshalb ist meine Nettodividende dieses Jahr niedriger als noch 2024. Aber im nächsten Jahr will ich das wieder angehen.
Die Quellensteuerreduzierung ist für 3 Kalenderjahre gültig. Mit einem Antrag im Januar 2026 wären also die Jahre bis einschließlich 2028 abgedeckt. Hat man den Antrag eingereicht, werden nur 12,8% Quellensteuer abgezogen und dann voll auf die deutsche Kapitalertragsteuer angerechnet. Nach verschiedenen Berichten berechnet Trade Republic übrigens auch ohne Antrag nur die 12,8% Quellensteuer mit voller Anrechnung. Ich will das selbst bei einem Neukauf von französischen Aktien ausprobieren. Einen Depotübertrag der VINCI-Aktien zu Trade Republic plane ich allerdings nicht – dafür ist mir dort der Kundenservice zu schlecht.
Ich erhalte nun jedenfalls von der 1822direkt eine Netto-Dividende von 97,85 €. Sie wurde mit Wertstellung 16.10.2025 überwiesen.

Nachdem im April bereits 3,70 € Dividende bezahlt wurden (hier mein Beitrag dazu), sind damit in diesem Jahr 4,85 € ausgeschüttet worden. Bei einem Aktienkurs am Dividendenzahltag von 121,80 € entspricht das einer Dividendenrendite von 4,0%. Aufgrund der Dividendenerhöhungen in der Vergangenheit spricht viel dafür, dass die tatsächliche Dividendenrendite bei einem heutigen Kauf dann auch noch etwas höher liegt.
Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) liegt übrigens bei 5,9% (4,85 € x 150 Aktien = 727,50 € bei einem Einstand von 12.268,60 €).
Die Historie der Dividendenzahlungen seit 2017 sieht nun so aus:
| 2017 | 2,16 € |
| 2018 | 2,51 € |
| 2019 | 2,71 € |
| 2020 | 1,25 € |
| 2021 | 2,69 € |
| 2022 | 3,25 € |
| 2023 | 4,05 € |
| 2024 | 4,50 € |
| 2025 | 4,85 € |
Perspektiven
Der Aktienkurs von VINCI zeigt es ja schon: die Geschäfte laufen – unabhängig von der französischen Regierung. Trotzdem ist es nicht ganz unwichtig, wer denn nun Premierminister ist und welche Maßnahmen die jeweilige Regierung ergreift. Denn zuletzt sorgten Sondersteuern für große französische Konzerne für Mehrbelastungen bei VINCI. Das muss man grundsätzlich im Auge behalten, ist aber auch kein Grund zur Panik.
Gerade in diesen Tagen berichtete VINCI über seine Ergebnisse zum 3. Quartal 2025. Der Umsatz legte im 3. Quartal um 4,7% gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Nach den ersten 9 Monaten kann VINCI damit über ein Umsatzplus von 3,7% berichten. Das organische Wachstum beträgt nach 9 Monaten ordentliche 2,0%. Ordentlich deshalb, weil wir hier nicht über ein stark wachsendes Techunternehmen, sondern einen langweiligen Infrastrukturwert sprechen.
VINCI wächst weiterhin außerhalb Frankreichs stärker als im Inland und dementsprechend wird das Unternehmen immer internationaler. Der Frankreich-Anteil liegt jetzt noch bei 42% und wird wohl weiter sinken. Schließlich legte Frankreich im Umsatz „nur“ 1,6% zu, während im Rest der Welt ein Wachstum von 5,3% verzeichnet werden konnte.
Das Wachstum außerhalb Frankreichs wird weiterhin durch Akquisitionen gestärkt. Zuletzt wurden z.B. Zukäufe in Großbritannien (vor allem der Asphaltproduzent FM Conway Limited und eine Mehrheitsbeteiligung am Flughafen Edinburgh) getätigt.
Wachstumstreiber sind weiterhin der Konzessionen- (+5%) und der Energie-Bereich (+7%), während der Baubereich (+1%) eher stagniert.
VINCI verwaltet weltweit 72 Flughäfen und konnte dort den Umsatz um 6,6% steigern – dank rund 6% gestiegener Passagierzahlen. Die Liste der Flughäfen ist für mich ein wichtiger Aspekt meines Investments: allein in der Quartalsmeldung wird positiv über die Flughäfen in Osaka (Japan), in Mexiko, Schottland und Ungarn berichtet. Unter Druck waren hingegen die Passagierzahlen in London Gatwick und in der Dominikanischen Republik.
Mit der VINCI-Aktie bin ich an all diesen Flughäfen beteiligt. Ich könnte natürlich auch den Flughafen Zürich oder die Fraport AG ins Depot nehmen. Auch sie verfügen über verschiedene internationale Beteiligungen. Mir gefällt aber, dass ich bei VINCI eben auch noch das Mautgeschäft mit Straßen und Autobahnen abdecke.
Unterschätzt ist auch das Energiegeschäft, das einen rund doppelt so großen Umsatzanteil wie das Konzessionsgeschäft bei VINCI abdeckt. Dazu gehört Energieinfrastruktur (z. B. Stromnetze, Umspannwerke, erneuerbare Energien), aber auch Lösungen für Elektrifizierung, Automatisierung, Gebäudeautomation, Cloud Services, Cybersecurity, Robotik und CO₂-arme Energiekonzepte. Und selbst im Bereich Data Center, der für AI so wichtig ist, mischt VINCI mit.
Das Investment in VINCI deckt diese Bereiche ab. Auf der einen Seite ist es natürlich ein gewisser Gemischtwarenladen. Aber es lässt sich unter den Oberbegriff der Infrastruktur fassen und ist insofern aus meiner Sicht stimmig.
Und selbst der Baubereich hat – obwohl er wachstums- und margenschwach ist – seine Berechtigung. Denn die großen Konjunkturpakte in Europa setzen auf eine Modernisierung der Infrastruktur. Und VINCI ist einer der wenigen Player, die entsprechende Großprojekte überhaupt stemmen können. Beispielhaft sei hier der Ausbau von Zugstrecken in Toronto, Chicago und Paris genannt. Sie befinden sich schon im Auftragsbestand von VINCI, sorgen aber erst in den kommenden Jahren für Umsätze und Erträge.
Traditionell meldet VINCI unterjährig nur Umsätze, keine Gewinne. Bestätigt wurde jedoch die Prognose, die ein Umsatz- und Gewinnwachstum für 2025 vorsieht. Das Gewinnwachstum wird jedoch vor der Sondersteuer von 400 Mio. € prognostiziert, die VINCI zum Jahresende 2025 zahlen muss.
VINCI ist bilanziell weiterhin solide aufgestellt. Die Nettoverschuldung ging zum 30.09.2025 um 0,8 Mrd. € auf 21,4 Mrd. € zurück. Das Kreditrating von S&P liegt weiterhin bei A- mit einem stabilen Ausblick.
VINCI ist in meinem Depot völlig unbestritten. Ich decke damit wichtige Bereiche ab und das Infrastrukturgeschäft ist gut berechenbar. Die Dividende steigt und VINCI expandiert vernünftig. Zuletzt gab es einige Zukäufe in Europa und auch das werte ich als positiv, da ich ansonsten einen sehr großen US-Anteil im Depot habe.
Generell bin ich völlig entspannt bei der Aktie und im aktuellen Kursbereich lasse ich sie einfach laufen. Da ist meine Depotposition tatsächlich groß genug. Wenn es aber noch mal zu einer größeren Krise kommt, die nicht unternehmensbezogen ist und den Aktienkurs in den Bereich um 100 € drückt, kann ich mir erneut einen Nachkauf wie schon im letzten Jahr vorstellen.
Ich erwarte das zwar nicht, aber die Börse hat bekanntlich ihre eigenen Gesetze. Und dann ist es wichtig, rational zu handeln. Und dazu gehört dann für mich auch, mir einen Qualitätswert günstig einzukaufen. Ob es dazu noch mal kommt? Ich weiß es nicht – aber im Falle des Falles stünde ich bereit.
Auf einen Blick:
| Unternehmen: | VINCI |
| ISIN: | FR0000125486 |
| Im Divantis-Depot seit: | 25.08.2016 |
| Letzter Nachkauf am: | 11.06.2024 |
| Stückzahl im Divantis-Depot: | 150 |
| Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 81,79 € |
| Gesamtkaufpreis: | 12.268,60 € |
| Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 2.469,75 € |
| Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
| für diesen Beitrag verwendete Quellen: |
| Quarterly Information at 30 September 2025 |


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