Als Langfristinvestor gibt es für mich bei den meisten Aktien jedes Jahr ein besonderes Ereignis. Es ist nicht etwa das Jahresergebnis, sondern die Ankündigung der Dividendenerhöhung.
Bei den deutschen Titeln ist das ja meistens der offizielle Dividendenvorschlag. Aber bei den US-Titeln verteilt sich das über das Jahr. Ich führe eine Excel-Tabelle, in der ich mir das Datum der letzten Dividendenerhöhung notiert habe. Und zwar der Ankündigung, nicht der Umsetzung.
Und da die meisten Unternehmen in dieser Hinsicht wie ein Uhrwerk funktionieren, weiß ich dann immer ziemlich genau, welche Dividendenerhöhungen in der nächsten Zeit anstehen.
Dass Texas Instruments in diesen Tagen seine Dividende erhöhen wird, ist deshalb für mich keine Überraschung. Schon in den letzten Jahren passierte das immer zur Monatsmitte im September.
Und der heutige Dividendenzahler wird aller Voraussicht nach um den 20. September herum seine Quartalsdividende erhöhen. Und da es eine meiner größten Depotpositionen ist, bin ich sehr gespannt auf die prozentuale Erhöhung.
In diesem Beitrag wage ich keine Prognose dazu, das wäre einfach vermessen. Aber ich ordne die letzten Quartalszahlen ein und beschäftige mich damit, welche Perspektiven die Aktie in den nächsten Monaten hat.
Die Microsoft-Aktie gehört seit 2017 zu den Topwerten in meinem Dividendendepot. Zwischenzeitlich war sie auch mal die größte Depotposition, hat den 1. Platz aber aktuell deutlich an die Munich Re verloren.
Hier hatte ich über den Kauf von Microsoft berichtet. Im 10-Jahres-Chart ist ein fulminanter Anstieg bis Ende 2021 gut zu erkennen. Dann folgte eine Konsolidierungsphase und in diesem Jahr nun der erneute Anstieg in Regionen über 300 US$ – zuletzt auf 330 US$:
Dividende
Microsoft zahlt erneut eine Quartalsdividende von 0,68 US$. Für die 110 Aktien in meinem Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 74,80 US$. Sie wurde von maxblue (100 Stück) zum Kurs von 1,0787 in Euro umgerechnet. Der Smartbroker (10 Stück) rechnete zum Kurs von 1,07846 in Euro um. Nach Abzug der Steuern verbleibt addiert eine Netto-Dividende von 52,30 €. Sie wurde mit Wertstellung 14.09.2023 (Smartbroker) bzw. 18.09.2023 (maxblue) überwiesen.
Annualisiere ich die Quartalsdividende, dann zahlt Microsoft eine Jahresdividende von 2,72 US$. Bei einem Aktienkurs von 330 US$ ergibt das eine Dividendenrendite von 0,8%. Bei einem heutigen Kauf dürfte es jedoch etwas mehr sein, da Microsoft traditionell seine Dividende zur Dezember-Zahlung erhöht. Schon die nächste Quartalsdividende dürfte damit höher sein.
Perspektiven
Meine Microsoft-Position ist ein wenig zweigeteilt: die 100 Stück, die ich bereits 2017 gekauft habe, sind so stark im Plus, dass ich einfach nur zähle, wie positiv sich die Position entwickelt hat. Aktuell steht da einschließlich der erhaltenen Dividenden ein Plus von 400%. Das entspricht einer Verfünffachung in etwas weniger als 6 Jahren! Diese Position will ich auch ultralangfristig (um nicht den Begriff „ewig“ zu verwenden) halten.
Die anderen 10 Aktien habe ich erst 2021 nachgekauft und sie sind nun gerade erst 13% im Plus. Und bei dieser Position, die ich getrennt von den anderen 100 Aktien im Depot beim Smartbroker führe, kann ich mir auch irgendwann einen Verkauf vorstellen. Nämlich dann, wenn ich das Geld für ein anderes Investment benötige oder es dort besser aufgehoben sehe.
Microsoft selbst ist für mich das Investment, mit dem ich den IT-Sektor breit abdecke. Egal an was ich da denke, es gibt eigentlich immer etwas, wo Microsoft seine Finger im Spiel hat. Und auch bei neuen Trends muss ich mich selbst nicht nach einem weiteren Investment umschauen. Microsoft erledigt das für mich. Jüngstes Beispiel ist die direkte Beteiligung an ChatGPT und die Vorreiterrolle bei KI.
Diese Ausnahmestellung zeigt sich dann auch regelmäßig in den Quartalsergebnissen. Wobei das Wachstum automatisch angesichts der schieren Größe abflacht. Es ist einfach nicht mehr zu erwarten, dass ein Konzern dieser Größe dauerhaft Wachstum von 30% oder mehr zeigt.
Im Schlussquartal des Geschäftsjahrs 2023 (gemeint ist das 2. Quartal 2023) stieg der Umsatz gleichwohl um 8% auf 56,2 Mrd. US$. Der Nettogewinn legte um 20% auf 20,1 Mrd. US$ zu. Und der Gewinn je Aktie sogar um 21% auf 2,69 US$.
Absolut gesehen ist das natürlich nicht so viel. Im gesamten Geschäftsjahr wurde ein Gewinn je Aktie von 9,68 US$ geschafft. Das liegt übrigens in der Region von 3M oder Johnson & Johnson. Die sind natürlich in ganz anderen Branchen und mit anderer Dynamik unterwegs. Aber es gibt mir trotzdem ein Gefühl für die eingepreisten Erwartungen bei Microsoft. Zum Vergleich: Die 3M-Aktie notiert bei weniger als einem Drittel, JNJ ungefähr bei der Hälfte von Microsoft.
Microsoft ist deshalb auch zum Wachstum „verdammt“. Ein besonderer Blick der Börse richtet sich da auf das Cloud-Geschäft mit seinen wiederkehrenden Umsätzen. Es legte im Schlussquartal um 21% auf 30,3 Mrd. US$ zu. Mehr als die Hälfte des Quartalsumsatzes entstammten also der Cloud.
Der Marktanteil von Microsoft am weltweiten Cloud-Markt ist trotzdem noch in einem Bereich, der weiteres Wachstum verspricht: Amazon (AWS) liegt bei rund 30%, gefolgt von Microsoft mit 26% und Google mit 9%. 35% des Kuchens verteilen sich auf sonstige Anbieter. Im Neugeschäft legen aber vor allem die großen Drei zu.
Im vollen Geschäftsjahr „knackte“ Microsoft jetzt erstmals die 200-Mrd.-Umsatzschwelle. Am Ende waren es 211,9 Mrd. US$ nach 198,3 Mrd. US$ im Vorjahr. Aufgrund höherer Steuern blieb der Nettogewinn jedoch konstant.
Positiv entwickelte sich jedoch der Cash-Bestand. Während der operative Cash-Flow leicht rückläufig war, wurde die Schuldentilgung reduziert und damit der Nettocashbestand um rund 20 Mrd. US$ erhöht.
Genug Geld für weitere Rückflüsse an die Aktionäre ist also vorhanden. Allein im letzten Quartal wurden 9,7 Mrd. US$ für Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen aufgewendet.
Ich habe an die Dividendenerhöhung, die in den nächsten Tagen verkündet wird, keine besonders hohen Erwartungen. Im letzten Jahr wurde die Quartalsdividende um 6 Cent (9,7%) erhöht. Gibt es wieder 6 Cent mehr, wären das nun 8,8% Erhöhung. Ein bißchen mehr könnte ich mir seitens des Managements schon vorstellen. Bei 7 Cent wäre die neue Quartalsdividende mit 75 Cent „rund“. Ohne eine Prognose zu wagen, wäre das meine Hoffnung.
Und mit dieser Spannung gehe ich nun in die neue Börsenwoche und bin gespannt, ob Microsoft sich an das Erhöhungsdatum hält und welcher Wert dann tatsächlich verkündet wird.
Auf einen Blick:
Unternehmen: | Microsoft |
ISIN: | US5949181045 |
Im Divantis-Depot seit: | 11.10.2017 |
Letzter Nachkauf am: | 13.12.2021 |
Stückzahl im Divantis-Depot: | 100 |
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 64,49 € |
Gesamtkaufpreis: | 6.448,56 € |
durch Teilverkauf am 19.7.2024 realisierter Gesamtgewinn (Kurs & Dividenden): | 1.219,21 € |
Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 1.062,55 € |
Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
Guten Morgen Ben,
es wird nicht so recht klar, worum es geht, TXN oder MSFT oder beide…
VG und einen schönen Sonntag
1Steven1
Wenn man den Beitrag liest, wird es schon recht deutlich. Ben spannt den Bogen von TXn zu MSFT, aber im Kern geht es um MSFT und die regelmäßigkeit der Dividendenerhöhungsankündigung (was ein Wort…)
Oh, peinlich, da hast Du Recht. Da habe ich den Artikel wohl zu schnell überflogen am frühen Morgen 😅
VG
1Steven1
Zitat: „Bei 7 Cent wäre die neue Quartalsdividende mit 75 Cent „rund“. Ohne eine Prognose zu wagen, wäre das meine Hoffnung.“
Gut geschätzt. :-D
Hallo Chrischaan,
ja, da lag ich richtig mit meinem Tipp. Damit erhöht sich meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) für die 100-Stück-Tranche, die ich 2017 gekauft habe, auf 4,4%. Das ist schon eine Hausnummer für einen solchen Wachstumswert!
Viele Grüße Ben
Diese Kombination ist wirklich nett. ;-) Vor allem zusammen mit der Größe der Position und dem Burggraben von Microsoft im Allgmeinen.
Um Warren Buffett ungefähr wiederzugeben: Man braucht nur wenige gute Ideen alle paar Jahre und dann muss man ordentlich zuschlagen… Gar nicht so einfach umzusetzen. Aber deine MSFT Position ist so ein Beispiel.
Ja, dieser Lochkarten-Ansatz hat was!
Für mich komme ich auch immer stärker dahin, dass ich bewusst seltener (ungleich weniger) kaufe. Ich möchte weniger mit Fokus lesen und nicht mehr so aktiv Anlage-Chancen suchen. Umgekehrt strebe ich an, eher abwartend zu sein, bis sich gute Anlagechance passiv auftischen lassen. Mittlerweile ist mein Depot als Watchlist und meine Watchlist genug angereichert, um hier einen breiteren Screen zu haben. Ich mag resiliente Geschäftsmodelle, die „nur“ wegen exogener Schwierigkeiten leiden. Das war für mich zum Beispiel jetzt in den letzten Monaten der Fall bei Konsumgüteraktien, teilweise Industrieaktien und auch Restaurantaktien. Wenn sich solche Chancen ergeben, handele ich, sonst mittlerweile eher selten.
Dazu ein anderes Bildnis von W.B.: (Sinngemäßes Zitat, im O-Ton habe ich es nicht drauf): „Wenn ein fetter Mann kaum durch den Türrahmen passt, muss man kein Experte sein, um zu erkennen, dass er wirklich fett ist“. Das ist der perfekte Lochkarten-Ansatz um auf die wirklichen easy games zu warten. Meines Erachtens ist das der Grund überhaupt, dass W.B. den Markt über Dekaden outperformen konnte.