Gespannt auf die Dividendenerhöhung – gibt es eine Überraschung?

Texas Instruments Symbolbild
4.6
(55)

Dividendenerhöhungen sind das Salz in der Suppe meines Investments. Denn wo gibt es das sonst: Du machst nichts, bleibst einfach nur als Aktionär investiert und erhältst regelmäßig mehr Geld! Bevor ich mich mit Dividendenaktien beschäftigt hatte, konnte ich mir diese Konstellation nicht vorstellen.

Seit vielen Jahren gehört es aber nun zu meinen leibgewonnenen Ritualen, die jährlichen Dividendenerhöhungen zu erfassen und mich entsprechend auch auf sie zu freuen. Die Ungewissheit ist dann nicht mehr, ob die Dividende erhöht wird, sondern wie hoch die neue Dividende sein wird.

Genauso ist es bei der heute besprochenen Aktie. Sie hat einen imposanten Track-Record vorzuweisen: in den letzten 20 Jahren ist die Dividende im Durchschnitt um 24% angehoben worden.

Da ist es eigentlich auch kein Wunder, dass die Aktie am Allzeithoch notiert. Wobei – die Geschäftsergebnisse stehen aktuell gehörig unter Druck und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Erhöhungsdurchschnitt gehalten werden kann.

Wie ich dennoch die Perspektiven des Halbleiterherstellers einschätze und welche Strategie ich mit der Aktie verfolge, erfährst Du in diesem Beitrag.

Nach dem Erstkauf im Juli 2020 habe ich Texas Instruments inzwischen schon fünfmal nachgekauft und so insgesamt 30 Aktien im Dividendendepot liegen. Meine Nachkäufe fanden in 2021, 2022 und zuletzt im November 2023 statt. In diesem Jahr habe ich bisher noch nichts gemacht.

Das Unternehmen habe ich hier ausführlich vorgestellt. Die Kursentwicklung war bis Ende 2021 beachtlich. Danach kam es zu deutlichen Schwächephasen, die die Aktie von 200 US$ bis auf 140 US$ absacken ließen. Mittlerweile hat sich der Aktienkurs aber wieder erholt und notiert nahe dem Allzeithoch:

Texas Instruments-Aktie: 10-Jahres-Chart in US-Dollar
Texas Instruments-Aktie: 10-Jahres-Chart in US-Dollar

Dividendenzahlung

Texas Instruments zahlt erneut eine Quartalsdividende von 1,30 US$ je Aktie. Für die 30 Aktien in meinem Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 39 US$. Sie wurde von flatex zum Kurs von 1,0925 in Euro umgerechnet. Das entspricht dem EZB-Referenzkurs am Tag vor dem Zahltag. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Netto-Dividende von 26,58 €. Sie wurde mit Wertstellung 13.08.2024 überwiesen.

Dividendengutschrift Texas Instruments im August 2024

Annualisiere ich die Quartalsdividende, dann werden innerhalb eines Jahres 5,20 US$ Dividende bezahlt. Bei einem Aktienkurs von 195,45 US$ ergibt das eine Dividendenrendite von 2,7%. Da die Dividende vermutlich erneut zur nächsten November-Dividende erhöht wird (zumindest wenn Texas Instruments am Erhöhungsrhythmus festhält), wäre die Dividendenrendite bei einem heutigen Kauf voraussichtlich wieder etwas höher.

Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) ist leicht höher als die aktuelle Dividendenrendite, der Vorsprung ist aber noch nicht nennenswert. Mein Einstand für die 30 Aktien liegt insgesamt bei 4.483,50 €. Vervierfache ich die aktuelle Bruttodividende mit dem aktuellen Wechselkurs, dann erhalte ich 142,79 € Dividende im Jahr. Das entspricht einem YoC von 3,2%.

Perspektiven

Vor drei Monaten hatte ich über den Kurssprung der Texas Instruments-Aktie berichtet. Innerhalb kürzester Zeit war sie um 25% gestiegen und hatte damit das Niveau um 200 US$ zurückerobert. Nun gab es in den letzten Wochen bekanntlich einige Turbulenzen, gerade bei Tech-Werten.

Texas Instruments blieb davon völlig unbeeindruckt. Ich bin selbst immer noch verwundert, dass die Aktie so hoch gestiegen ist und sich in diesen Sphären nun auch hält.

Denn die Geschäftsergebnisse sind weiterhin schwach. Darin kommt die Zyklik der Automotive-Branche deutlich zum Ausdruck – das ist schließlich die wichtigste Branche, an die Texas Instruments liefert.

Zuletzt berichtete Texas Instruments über das 2. Quartal 2024. Und gegenüber dem Vorjahresquartal gab es deutliche Rückgänge: der Umsatz nahm um 16% auf 3,82 Mrd. US$ ab, das operative Ergebnis um 37% und Nettogewinn und Gewinn je Aktie um jeweils 35%.

Wenn man etwas Positives finden möchte – und je nach Marktstimmung sucht man auch danach – dann lässt sich immerhin feststellen, dass der Umsatz gegenüber dem 1. Quartal 2024 um 4% gestiegen ist. Das ist dann aber auch schon alles, was an den Zahlen positiv ist.

Der Free Cash Flow ist beispielsweise um 53% zurückgegangen. Er beträgt jetzt nur noch 9,3% des Umsatzes, vor einem Jahr waren es noch 16,9%.

Und der Free Cash Flow ist üblicherweise auch die Maßgröße für Dividendenzahlungen. Deshalb wäre ich in diesem Jahr schon zufrieden, wenn wir wieder eine Dividendenerhöhung wie im letzten Jahr sehen. Da waren es 6 Cent bzw. 4,8% Erhöhung.

Und selbst wenn es von 1,30 US$ „nur“ auf 1,35 US$ hoch gehen sollte, wäre das aus meiner Sicht für die aktuelle Entwicklung schon mehr als man eigentlich erwarten könnte.

Die Prognose für das 3. Quartal zeigt eine weitere Konsolidierung. Erwartet wird ein Umsatz zwischen 3,94 Mrd. US$ und 4,26 Mrd. US$. Und damit wird es dann auch wieder zu einem Umsatzanstieg gegenüber dem Vorquartal kommen. Insofern besteht zumindest Hoffnung, dass die Schwächephase dazu führt, dass 2025 wieder ordentliche Steigerungsraten berichtet werden können.

Bei Gewinn je Aktie sieht die Prognose eine Range von 1,24 bis 1,48 US$ für das 3. Quartal vor. Gegenüber den 1,22 US$ des 2. Quartals ist auch das eine sequentielle Steigerung.

Insgesamt bleibt Texas Instruments aber weiter sehr hoch bewertet. Aktuell bewegen wir uns bei einer Bewertung mit mehr als dem 30-fachen Jahresgewinn. Das halte ich dann für gerechtfertigt, wenn Texas Instruments deutlich wächst. Aber nicht, wenn die Ergebnisse schrumpfen.

Offenbar lebt die Aktie derzeit vom Prinzip Hoffnung nach dem Motto: Demnächst wird es schon wieder besser werden.

Beim derzeitigen Aktienkurs werde ich in diesem Jahr keinen Nachkauf mehr tätigen. Wenn ich kaufe, will ich auch die Chance auf Kursgewinne haben. Die sehe ich auf diesem Niveau nicht.

Texas Instruments bleibt für mich ein defensiver Technologietitel mit zyklischem Einschlag, den ich einfach laufen lasse. Der Aktienkurs ist derzeit jedoch nicht defensiv, sondern eher als offensiv einzuschätzen. Insofern sehe ich keinen Handlungsbedarf.

Wenn ich das so schreibe, dann habe ich natürlich trotzdem die Hoffnung, dass ich mit meiner Einschätzung falsch liege. Und der Aktienkurs aufgrund positiver Meldungen in den nächsten Monaten wieder steigt. Denn das ist ja die Crux: ich bewerte nur die vorliegenden Ergebnisse und die eigene Prognose. Wird sie deutlich übertroffen und dazu die Dividende womöglich doch stärker erhöht, dann wäre es eine Kaufgelegenheit gewesen. Nur sind mir das zu viele Wenns.

Auf einen Blick:

Unternehmen:Texas Instruments Inc.
ISIN:US8825081040
Im Divantis-Depot seit:07.07.2020
Letzter Nachkauf am:13.11.2023
Stückzahl im Divantis-Depot:30
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:149,45 €
Gesamtkaufpreis:4.483,50 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:298,58 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

für diesen Beitrag verwendete Quellen:
TI reports second quarter 2024 financial results and shareholder returns

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?

Dann bewerte ihn mit einem Klick!

Durchschnittliche Bewertung: 4.6 / 5. Anzahl der Stimmen: 55

Gib die erste Bewertung für diesen Beitrag ab!

Schade, dass Dir der Beitrag nicht gefallen hat!

Unterstütze die Qualitätsverbesserung!

Möchtest Du mir einen Hinweis geben, was ich besser machen kann?

13 Gedanken zu „Gespannt auf die Dividendenerhöhung – gibt es eine Überraschung?“

  1. zumindest Cisco heute knapp 9,5% im Plus… Robbins wedelt auch ein bisschen mit AI ;-)
    an die +20% von Tobs Starbucks kommen wir damit noch nicht ganz ran… ;-) Auch bei 3M war ich überrascht…
    Jetzt fehlt bloß noch, das Pat Gelsinger geht und Intel 20% anspringt, dann fress ich `nen Besen.
    Jedenfalls intraday gute Entwicklung und mein Depot auf absolutem Alltimehigh, da darf man auch mal gute Laune haben ….

  2. gehört auch zum globalen Vermögensbild dazu. Gold heute abend spielend die Marke von $/oz. 2.500,00
    erreicht. Seit dem ich hier im Blog ab und an einen Kommentar schreibe, bin ich Gold long. (physisch und Newmont Mining)
    Weiß nicht mehr wann, hatte aber vor kurzem geschrieben, das der Weg von $2000 zu $3000 schnell gehen könnte. Im Januar neues ATH bei knapp über 2000 erreicht und die Hälfte zu 3000 sind schon im Sommer erreicht.
    Nicht nur geopolitische Überlegungen führen dazu , sondern es ist vor allem ein Zeichen wachsenden Misstrauens (oder eigentlich ewigen Misstrauens) gegenüber der weltweiten Geld- und Schuldenpolitik.
    Auch Aktien könnten nicht in dem Masse steigen, wenn es eine rigidere Geldpolitik geben würde.
    Das ganze geschieht parallel zu steigenden Aktienkursen.

    1. Vielen Dank Chrischaan, Thomas, Ben, star und Co.
      für Eure Diskussion zu Cisco.
      Hat mich auch nochmal ins Nachdenken gebracht.
      Meine 100 Anteile CSCO habe ich jedoch nicht verkauft.
      Ja Cisco ist etwas old school, aber – vermute ich – noch einiges entfernt vom Waterloo INTEL.
      Eure Diskussion hat mich jedoch veranlasst, den erst kürzlich gekauften iShares Select Dividend ETF wieder abzustoßen. Die erwartbare Kursrendite ist einfach zu schwach,
      den Erlös habe ich in Hercules Capital und Vale gesteckt ;-)
      Keine Anlageberatung…

      1. Hi Matthias,

        natürlich trifft man Entscheidungen stets für sich selbst – deswegen wirklich nur rein interessenhalber: Murray International Trust, der ein High Conviction Portfolio hält,

        https://www.murray-intl.co.uk/en-gb/prices-and-performance (man kann über ein Excel auch jede Position zum Ultimo des jeweiligen Vormonats einsehen)

        und eher weniger auf die „spannenden Techs“ setzt

        https://www.thearmchairtrader.com/investment-trusts/murray-international-mega-cap-technology-dividend-investing/

        ist in Cisco investiert (und somit ich auch ein ganz klein wenig). Ich finde Murray als Investor eine interessante Referenz, weil sie sehr atypisch investieren (weltweit, aber – und das finde ich das Gute an denen – mit deutlicher Abweichung vom MSCI World), da sie durchaus auch in Schwellenländer stärker gehen, aber immer auf eine Sicherheitsmarge aus sind (klassisch Value).

        Ich haben neben meinem Vang. FTSE All World High Divi drei britische Trusts (City of London of Investment Trust, Bankers Investment Trust und eben den Murray International Trust, alle sehr uralt, ja kultig muss man schon sagen, Fondsstrukturen mit günstigster !! TER und lange lange Dividenden-Steigerungen-Track record). Übrigens kann man beim City und Banker ebenfalls auf der HP jede einzelne Position zum letzten Monatsultimo in einem Excel sehen.

        Cisco ist bestimmt etwas old school und langweilig, dafür kauft man aber nicht eine so hohe Marktbewertung, die auf Annahmen aufsetzt, die jederzeit auch erschüttert werden könnten, was ja einem Wachstumswert durchaus widerfahren kann.

        Das ist ja auch etwas und im Bereich Tech damit zumindest eine (vergleichsweise) sicherere Bank.

      2. @MvM
        Du suchst Dir einen ETF aus, kaufst ihn und verkaufst ihn wieder weil hier irgendwas in den Antworten geschrieben wird.
        Dein Ernst?

        1. Haha, lieber Gary, genau, mein vollkommener Ernst!
          Zwei Dinge schwingen hier mit:
          a) Auch ich bin mitunter unsicher in meiner Anlagestrategie und lasse mich anstecken bzw. von anderen beeinflussen.
          b) Ich schätze mittlerweile das Forum hier sehr. Hier sind viele Mitforisten neben Ben, die großen Sachverstand haben und über viele Entscheidungen bewiesen haben, dass sie erfolgreich anlegen und investieren. Die jüngste Diskussion zu Cisco fand ich interessant, habe sie passiv mitverfolgt und meine letzten eigenen Entscheidungen überdacht. Resultat war das von mir oben geschriebene.

          In diesem Fall würde der Engländer sagen „no big harm done“. Ich verkaufe einen niedrig angesparten ETF wieder und passe meine Strategie an. Für diesen ETF sprechen einige Dinge, andere dagegen. Ich folge nun den Kontra-Argumenten und nutze Investmittel in der Zwischenzeit für andere lohnende Wertpapiere.

          Welcher Investor ist der erfolgreichere?
          Jener, der eine Strategie entwickelt und stur bei dieser bleibt?
          Oder jener, der regelmäßig auf Änderungen der Umwelt flexibel reagiert?
          Ich vermute, es ist gut über beides zu verfügen: Einen Plan für langfristigen Invest-Erfolg und die Offenheit auch mal zugeben zu können, sich geirrt zu haben bzw. etwas am ursprünglichen Plan anzupassen.
          Über beides verfüge ich mittlerweile. ;-)

          PS: Lieber Gary, inspiriere uns doch mal ergänzend zu deinem Two-Liner-Provokations-Kommentar durch etwas mehr Input. Was ist deine Anlage-Strategie? Und wie gehst du mit Umweltänderungen um, die deinem ursprünglichem Anlageplan widersprechen?
          Das wäre spannend für uns zu lesen.

          1. Hallo Matthias und andere,
            spannende Frage : “ Welcher Investor ist der erfolgreichere?“

            Da gibt es mehrere Antworten dazu,
            Ich versuche mal meine Sicht der Dinge

            wie alles auf der Welt setzen sich auch die Voraussetzungen für diesen Erfolg (angenommener Gesamt-Skill Wert ist 100%)
            aus mehreren unterschiedlichen Skills zu unterschiedlichen Prozentanteilen zusammen.

            1.) es ist der Investor, der das meiste Glück hat.
            Ich weiß nicht, wieviele Millionen Investoren es weltweit gibt, scheinbar scheint es aber was gutes zu sein, sonst würden es nicht soviele ununterbrochen tun. Bei konservativer Annahme, das 5% der Weltbevölkerung Aktionäre sind, wären es immerhin 400 Mio Aktionäre, wenn man annimmt, das nur 1% der Weltbevölkerung Aktien besitzt, sind es immerhin noch 80 Millionen Menschen.
            Die aller – allermeisten mit mäßigem Erfolg, der aber immerhin so gut ist, das sie es weiter und weiter tun, weil sie erkennen, das es nicht besseres gibt, keine Alternative dazu und die mäßige Rendite über die Zeit wesentlich besser ist als ein Sparbuch.
            wer mäßigen Erfolg hat, wird von Medien/Social Media nicht nach oben gespült. Das sind die allermeisten.
            Man liest und hört nur von denen, die auch das meiste Glück hatten.
            Glück kann man auch als Abwesenheit von Pech oder mit dem Vermeiden von großen und kleinen Dummheiten interpretieren.

            2.) die Kapitalhöhe ist ebenfalls entscheidend. ich habe immer den Gedanken, das Geld wie in der Physik der Masse/Menge eine eigene Gravitationskraft besitzt. Eine Große Geldmenge hat eine höhere Anziehungskraft (Ertrag ist höher plus höhere Reinvestitionskraft plus schnellerer Aufbau weiterer Gravitation/Anziehung) als bei einer kleineren
            Geldmenge)
            bei uns auf dem Dorf sagt man immer, Geld scheißt immer auf den größten Haufen oder die dümmsten Bauern haben immer die größten Kartoffeln…

            3.) Zeit und Zeithorizont
            man kann mit Zeit aus einer kleinen Geld-Menge eine große machen, hat aber den Zeitnachteil.

            4.) menschliche Skills wie Ausdauer, Geduld, Gelassenheit, Entscheidungskraft, Informationswille plus
            Informationseffizienz pro Zeiteinheit (Bilanzcracks etc.)

            5.) ein Zitat von Nassim Taleb “ „Wenn man von der Prämisse ausgeht, dass wir in einer unsicheren Welt leben, ist Anpassungsfähigkeit die einzige Möglichkeit, langfristig besser abzuschneiden als der Durchschnitt.“

            Ich schätze also die Zusammensetzung für Erfolg so ein 30% Glück, 30% Kapital, 20% Zeit, und nur 20% menschliche
            Skills. Es kann der, der keine Ahnung von Bilanzen hat, aber mehr Glück und mehr Kapital, erfolgreicher sein als der Bilanzcrack, der schlechte Nerven hat, ungeduldig ist, wenig Geld und auch noch Pech hat.
            Entscheidend sind dann die Dominanz der Mischformen der Skills.

            ich lerne daraus für mich
            Chilly Vanilly, Geduld, und Zeit und immer weiter reinvestieren. Und natürlich anpassungsfähig zu sein.
            Mein kleiner Erfolg gibt mir dabei recht

            zwei bemerkenswerte/lesenwerte Links der letzten Zeit
            https://www.intelligent-investieren.net/2024/08/kissigs-borsentheater-nassim-taleb.html

            und zur möglichen Notwendigkeit, in den USA Unternehmens-Steuern anzuheben sowie plausible Erklärungen, warum Buffet seine Apple`s verkauft hat, nämlich aus steuerlichen Gründen.

            https://www.intelligent-investieren.net/2024/08/kissigs-aktien-report-apple-vor-dem-aus.html

            Grüße

          2. Ja, Matthias, beides zu haben ist ideal. Das mentale Grundgerüst bzw. eine fundamentale Ausrichtung beim Investieren bringt mehr RUhe und Sicherheit. Dennoch muss man immer wieder dazulernen und bereit vermeintlich falsche Entscheidungen zu revidieren. Und zar dann wenn man zum Schluss kommt, dass sie wahrscheinlich falsch waren. Egal ob das nach 1 Monat, 1 Jahr oder noch später passiert.

            Ich habe zum Beispiel die Entscheidung eine kleine Position in Amadeus Fire aufzubauen ebenfalls bereut und rückgängig gemacht. Das Unternehmen an sich finde ich nach wie vor gut. Allein das Deutschlandrisiko habe ich zu leichtfertig genommen.

          3. Lieber Matthias,

            ich möchte auch gern auf Deine Frage eingehen, wer der erfolgreichere Investor ist. Bei der Antwort würde ich unterscheiden, in welcher Phase sich der Investor befindet.

            Ein junger, unerfahrener Anleger ist meiner Ansicht nach gut beraten, wenn er nach der Formel 50% Zeit und 50% Ausdauer handelt. Er sollte die Vorstellungskraft haben, 25 Jahre an der Börse zu investieren. Dies sollte er konsequent durchhalten. Hier ist Starrsinn ausnahmsweise mal eine positive Eigenschaft. Zeit und Ausdauer erscheinen mir hier gleichermaßen die beiden entscheidenden Erfolgsfaktoren zu sein.

            Der gereifte Börsianer kann zwar bei seinem inzwischen (hoffentlich) angewachsenen Kapitalvermögen schon auf einen spürbaren Zinseszinseffekt bauen. Aber auch er sollte m.E. trotzdem weiter auf die zeitliche Komponente und sein Beharrungsvermögen setzen. Bei ihm kommt zwar auch ein über die Jahre gewachsenes Verständnis für Zusammenhänge und Wirkungen (u.a. Politik, Wirtschaft, Börse) hinzu. Aber er hat verinnerlicht, dass er eigentlich nichts weiß, was hundertprozentig verlässlich ist.

            Der Faktor „Glück“ kann aus meiner Sicht in einem Depot auch eine ziemlich zerstörerische Variable darstellen. Er sollte daher bei einem Vermögensaufbau an der Börse so klein wie möglich gehalten werden.

            Investieren (nicht: Spekulieren) an der Börse ist m.E. keine Nuklearwissenschaft. Die Erfolgsformel lautet aus meiner Sicht: Kaufe starke Unternehmen und bleibe investiert – durch dick und dünn.

            Viele Grüße

            Andreas P.

          4. Vielleicht hierzu auch eine philosophische Randbemerkung:

            Ich halte es für die meisten für einen großen Nachteil, dass in der liquiden Anlage im Grunde genommen alles Benchmark-fähig ist. Denn das ist meine Anti-These zu der in Deiner Frage versteckten These: Sich ständig vergleichen wollen mit Dritten birgt meines Risiken mehr als Chancen, auch wenn es gerne quasi-professionell mit der Fähigkeit der eigenen Verobjektivierung gleichgestellt wird. Das klingt dann erstmal vernünftig bzw. rational, aber ich habe Zweifel, dass es – sehr langfristig gedacht – den meisten wirklich weiterhilft.

            Persönlich glaube ich, dass man, egal wie man investiert, die größten Chancen auf eine gute Rendite hat, wenn man sehr langfristig investiert. Das bedingt meines Erachtens, dass man irgendwann mit der Zeit seinen eigenen Investment-Style findet. Dieser gewährleistet am ehesten, dass man seinen Investments langfristig verbunden bleibt, weil man auf Grundlage eigener Glaubenssätze investiert und daher nicht bei externen Ereignissen (und sei es nur der Kursverlauf) ständig sein Investment hinterfragt. Thomas hatte in einem anderen Beitrag Walmart genannt, was für das, was ich meine, ein gutes Beispiel ist. Ich denke, man sollte erst gar nicht versuchen, aus seiner eigenen Haut zu kommen. „Schach oder Tennis“ fällt mir hierzu auf S. 65 aus dem Buch „Alles was Sie über Stock-Picking wissen müssen“ ein.

            Jeder kann daraus seine eigenen Ableitungen treffen. Für mich hat es mit der Zeit nach kritischer Reflexion bedeutet, dass ich zum Beispiel kaum mehr Wachstumsstories beimische, auch wenn ich immer wieder mal angefixt bin (einige ganz wenige habe ich noch, danach hört das aber auf :-). Auch habe ich mit der Zeit meine Sektorauswahl eingegrenzt. Anfänglich bin ich auch eher hingegangen, so wie Du, lieber Matthias, und versuchte im Sinne einer Optimalverteilung alle möglichen Sektoren irgendwie abzudecken. Aber warum eigentlich, mein Portfolio mit rd. 70 Einzelt-Titeln derzeit deckt ohnehin sehr breit zyklischen und nicht-zyklischen Konsum, Pharma und Health, Retail und Infra ab (daneben im geringeren Umfang noch ein ETF und ein paar Trusts). Das anfänglich eher breite ausrichten führte dazu, dass die Titelauswahl weniger auf Basis meines mir eigenen Investment-Styles selektiert wurden, ich stand dann teilweise gar nicht richtig zu ihnen und das erhöhte auch bei mir den turnover. Eigentlich musste ich mit der Zeit in meinem Aktien-Portfolio erst auf der Verhaltensseite erlernen, was ich bei meinem Immobilien-Portfolio bereits ganz natürlich angewendet hatte (dort habe ich stets 3-Zimmer-Stil-Altbau-Buden in Best-Best-Lage gekauft, ob schlau oder nicht, dort hatte ich immer den einen Investment-Style).

            Kurzum: Eigener Investment-Style + Kein Vergleich mit Dritten sind nicht hinreichend für Überrendite, aber meines Erachtens eine Grundvoraussetzung (bereits das Gedankenspiel, ob Dritte besser sein könnten, würde ich völlig aussparen – diese Möglichkeit muss man als gestandene Person schlicht hinnehmen). Denn wieso sollte es passieren, dass man beim ständigen Vergleichen mit Dritter und unweigerlichem wenig strategiekonsistenten Vorgehen eine höhere Rendite als die anderen Opportunisten erhält. :-) Ich weiß, damit stehe ich vermutlich recht allein. Es soll auch nur mal als Impuls gedacht sein.

            1. Hallo Tobs,

              Deinen Bemerkungen stimme ich zu. Es wird immer einen Anleger geben, der besser als man selbst ist. Meistens ist es immer ein anderer. Wollte man jedem folgen, hätte dies einen börsentechnischen Schlingerkurs zur Folge. Von Kontinuität keine Spur.

              Zu Deinen Ausführungen passt m.E. auch ganz gut die Weisheit:
              „Der Vergleich ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“

              Viele Grüße

              Andreas P.

              1. Lieber Tobs, Lieber Andreas P.

                das sind durchaus wahre Worte. Zuviel Vergleichen dürfte uns alle nicht glücklicher machen. Auch die ständige Verfügbarkeit des Benchmarks und der eigenen Buchgewinne/-verluste haben nur bedingt Mehrwert.

                Und der wohl glücklichste Mensch ist wohl der, der sich mit niemanden vergleicht / vergleichen muss. Und hier beginnt mein konträrer Gedanke: Ist dieser Mensch dann evtl. auch der Einsamste?

                Es stimmt natürlich theoretisch, dass ohne Vergleichen kaum Unglücklichsein aufkommen kann (was aber noch zu beweisen wäre). Allein wir leben in einer Welt, die uns jeden Tag zu unzähligen Vergleichen fast zwingt. Wir begegenen Menschen bei der Arbeit, im Privatleben. Wir betreiben evtl. eine Sportart in der Freizeit (Vergleich schlechthin). Andere Hobbys. Etc. pp. Und überall werden wir zu Vergleichen gezwungen. Deswegen glaube ich, dass es gut ist diese von Andreas P. zitierten Grundsätze zu wissen. Und dann einen Weg zu finden damit optimal umzugehen. Vergleiche haben nämlich nur dann diesen negativen Charakter, wenn ich selbst neidisch werde, nicht mehr zufrieden bin. Und wenn ich in so ein Gefühl reinrutsche muss ich mich entscheiden. Entweder ich sehe, dass ich irgendetwas falsch mache und dann kann ich es korrigieren. Oder ich lerne anderen auch Erfolge zu gönnen und bleibe aber bei meinem Vorgehen. Mit der Zeit wird man hoffentlich resilienter.

                Was Tobs mit „seinen Investment-Style finden“ beschrieben hat, ist ja ein Prozess, eine Iteration aus etwas tun und das mit irgendwas vergleichen. Einem Buch was ich lese oder einen Rat den ich bekomme. Und dann passe ich meinen Style an, wenn ich es für sinnvoll erachte. Wichtig ist nur, und das ist wahrscheinlich auch was ihr meint, dass die Ausschläge der Anpassungen abflachen oder aber seltener werden.

                Vergleiche können mich zwar relativ zum Vergleichsobjekt schlechter aussehen lassen, bergen aber auch die Chance mich absolut gesehen zu verbessern.

                Beste Grüße,
                Chrischaan

  3. Stichwort Vergleiche,
    Helmut Jonen, von ihm wird kolportiert, das sein Depot etwa 300k Dividenden p.a. einbringt,
    schreibt gelegentlich von sich selbst, das er zu den Ärmeren gehört …. :D
    Es ist natürlich klar, wenn er früher im Wealthbereich der UBS gearbeitet hat und immer noch gelegentlich Kontakte zu früheren Kunden, Kollegen und Insights zu FamilyOffices hat,
    dann kann man sich mit diesem Depot schon mal etwas ärmer fühlen …. ;-)
    Aber ich schätze seine bodenständige Kapitalmarktweisheit, die aus 40 oder mehr Jahren erfolgreicher Tätigkeit am Markt resultieren, die er fast täglich auf Insta kostenlos für alle interessierte teilt
    sehr.
    Vergleiche sind letzten Endes immer relativ. Wir brauchen sie aber zwingend und ständig, um uns in unserem Koordinatensystem oder verschiedenen Koordinatensystemen unseres täglichen Lebens zu orientieren.

Kommentar verfassen