Aufwärtstrend gestoppt oder nur unterbrochen?

Ein Bild, das einen Netzwerkausrüster und IT-Security-Anbieter symbolisiert, mit einem steigenden Aktienkurs im Hintergrund.
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Es war beeindruckend: fast 50% stieg die Aktie von August letzten Jahres bis Februar diesen Jahres. Doch dann kam Trump mit seinen täglichen neuen Zoll-Ankündigungen und die Aktie legte wieder den Rückwärtsgang ein.

Die Frage, die ich mir nun stelle, liegt auf der Hand: ist es einfach nur das allgemeine Börsenklima für Tech-Werte, das jetzt belastet? Oder ist es ein nachhaltiger Abwärtstrend, der auch dann noch abhält. wenn sich die Märkte wieder beruhigt haben sollten?

Die definitive Antwort werden wir natürlich erst in der Zukunft erhalten. Aber es lohnt sich, einen Blick auf das Unternehmen selbst zu werfen und daraus eigene Schlüsse zu ziehen. Denn die Qualität des Geschäftsmodells sollte sich in nur 2 Monaten nicht wesentlich verändert haben.

Zudem gibt es nun die jährliche Dividendenerhöhung, die den schwächeren US-Dollar zumindest ein wenig abfedert.

Warum meine Hoffnungen trotzdem nicht erfüllt wurden und wie ich die Perspektiven nun sehe, erfährst Du in diesem Beitrag.

Im Corona-Crash-Jahr 2020 hatte ich die Aktie von Cisco Systems nach 11% Tagesverlust erstmals gekauft. Und dann über die letzten Jahre insgesamt fünfmal nachgekauft, um auf eine gerade Stückzahl von 100 Aktien in meinem Depot zu kommen. Hier habe ich die Aktie vorgestellt.

Der 10-Jahres-Chart zeigt deutlich, dass im Februar 2025 die Spitze von Anfang 2022 erreicht wurde. Bei gut 65 US$ hat der Kurs dann allerdings gedreht und wir sind nun wieder gute 10 US$ tiefer. Das Allzeithoch der Aktie lag übrigens im März 2000 bei 80 US$:

10-Jahres-Chart Cisco Systems in US-Dollar
10-Jahres-Chart Cisco Systems in US-Dollar

Dividendenzahlung

Cisco zahlt erstmals eine Quartalsdividende von 0,41 US$ je Aktie (zuvor: 0,40 US$). Das ist eine Erhöhung um 2,5%. Für die 100 Aktien in meinem Dividendendepot ergibt das eine Brutto-Dividende von 41 US$. Sie wurde von flatex mit dem EZB-Referenzkurs des Vortages von 1,1476 in Euro umgerechnet. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Netto-Dividende von 26,61 €. Sie wurde mit Wertstellung 23.04.2025 überwiesen.

Dividendengutschrift Cisco Systems im April 2025

Annualisiere ich die Quartalsdividende, werden in einem Jahr 1,64 US$ Dividende gezahlt. Bei einem Aktienkurs von 56,71 US$ (Schlusskurs vom 25.04.2025) entspricht das einer Dividendenrendite von 2,9%. Die nächste Dividendenerhöhung dürfte auch wieder im April 2026 erfolgen, so dass die tatsächliche Jahresdividende bei einem heutigen Kauf etwas höher liegen sollte.

Meine persönliche Dividendenrendite (Yield on Cost) berechnet sich auf den addierten Einstand meiner verschiedenen Käufe. Insgesamt habe ich für die 100 Aktien 4.165,16 € bezahlt. Nehme ich an, dass der Wechselkurs dieser Dividendenzahlung für jede Quartalsdividende genommen wird (was natürlich nicht zutrifft!), dann erhalte ich eine Bruttodividende für ein Jahr von 142,91 €. Daraus errechnet sich dann ein YoC von 3,4%.

Perspektive

Schade, die Dividendenerhöhung war dann wieder so hoch wie in den Vorjahren. Genau 1 Cent mehr – seit 2020. Meine Hoffnung, dass es mal 2 Cent werden, hat sich also nicht erfüllt. Potenzial bei der Pay-Out-Ratio wäre genug vorhanden gewesen, aber ich will mich nicht wirklich beklagen. Damit fange ich erst an, wenn die Erhöhung irgendwann prozentual unter die 2%-Marke sinken würde. Das wäre aber – wenn es in diesem Tempo so weitergeht -erst in 10 Jahren der Fall.

Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter und ob Cisco dann noch in meinem Depot sein wird, kann ich nicht vorhersagen. Nach jetzigem Stand kann ich mir das gut vorstellen, aber das Unternehmen gehört nicht in die Kategorie der Aktien, die ich niemals mehr verkaufen will.

Das liegt nicht unbedingt an Cisco selbst, sondern mehr am Geschäftsmodell bzw. der Branche. In Cisco habe ich investiert, weil mich die Marktstellung überzeugt und ich auch erkenne, dass hier eine Transformation vom Hard- zum Softwareunternehmen stattfindet. Aber das Unternehmen gehört nicht zum Kern der Brot- und Buttergeschäfte, zu denen ich einen direkten Bezug habe und die ich deshalb für immer im Depot zu halten beabsichtige.

Cisco muss sich gewissermaßen seine Position regelmäßig neu erarbeiten und mich immer wieder überzeugen, dass es auf dem richtigen Weg ist. Das ist für mich z.B. bei einer Coca-Cola einfach anders. Da weiß ich um die globale Stellung und die einzigartige Marke. Und schaue einfach weniger auf die Zahlen und ihre kurzfristigen Ausschläge.

Die letzten Quartalszahlen (2. Quartal des Fiskaljahres 2025, in Wirklichkeit waren es die letzte Woche vom Oktober 2024, der komplette November und Dezember 2024 und der Januar 2025 außer der letzten Januarwoche) konnten die Prognosen übertreffen. Der Umsatz von 14,0 Mrd. US$ legte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9% zu. Der Gewinn je Aktie (Non-GAAP) legte um 8% auf 0,94 US$ zu.

Viel wichtiger für die Börse ist aber die Prognose für das komplette Geschäftsjahr. Sie war schon nach dem 1. Quartal angehoben worden und wurde nun erneut nach Oben justiert. Zum Start in das Geschäftsjahr war ein Umsatz von 55,0 bis 56,2 Mrd. US$ (nach 53,8 Mrd. US$ im Vorjahr) prognostiziert worden. Nach dem 1. Quartal wurde dann ein Umsatz von 55,3 bis 56,3 Mrd. US$ erwartet. Die neue Prognose sieht nun 56,0 bis 56,5 Mrd. US$ vor.

Von 53,8 Mrd. US$ steigt der Umsatz – wenn die Prognose nicht wieder gesenkt wird – also um mindestens 4,1%.

Beim Gewinn je Aktie (Non-GAAP) wurde zunächst ein Ergebnis zwischen 3,52 und 3,58 US$ prognostiziert (nach 3,73 US$ in 2024). Diese Prognose wurde nach dem 1. Quartal schon auf 3,60 bis 3,66 US$ angehoben. Nun jedoch sollen es sogar 3,68 bis 3,74 US$ werden. Und damit am oberen Prognoseende sogar ein Gewinnwachstum.

Und wenn ich mir die Entwicklung des US-Dollars anschaue, dann könnten wir auch noch weitere Prognoseanhebungen sehen. Denn jeder global erzielte Umsatz ist dann umgerechnet in die Bilanzwährung wertvoller. Der Einfluss ist allerdings nicht so groß wie bei anderen Unternehmen, da Cisco mit 58,6% einen Umsatzschwerpunkt in der Region „Americas“ (Nord- und Südamerika) hat. 27,6% entfallen auf EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) und 13,8% auf APJC (Asien-Pazifik-Japan-China).

Interessanterweise sind in der Prognose auch schon die erwarteten Zölle mit Mexiko, Kanada und China berücksichtigt. Wobei das ja ein Thema ist, das sich regelmäßig und auch kurzfristig immer wieder ändert und damit kaum einzuplanen ist.

Generell zeigt sich das Management mit der Entwicklung des Geschäfts sehr zufrieden und berichtet, dass die Splunk-Integration vor dem Zeitplan liege.

Insgesamt gehört Cisco zu den Gewinnern des Ausbaus der AI-Infrastruktur. Wer seine Kapazitäten ausbaut, muss seine Netzwerke mit Hardware bestücken und mit Sicherheitssoftware schützen. Und hier ist Cisco als ein führender Anbieter gut aufgestellt.

Für mich ist deshalb klar, dass Cisco zumindest auf absehbare Zeit auch ein fester Bestandteil meines Depots bleibt. Wenn man die Aktie noch nicht hat, muss man sie aber auch nicht zwingend zu jedem Preis ins Depot nehmen.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis am oberen Ende der Prognose von 15 wirkt die Aktie aktuell zwar nicht überteuert. Aber man sollte den Gesamtmarkt nicht aus dem Auge verlieren. Er ist derzeit sehr nervös und bietet deshalb auch bei anderen Unternehmen niedrigere Bewertungen als noch vor einigen Monaten.

Und ein nachhaltiger Trend nach Oben ist eben weder bei den Gewinnen noch beim Aktienkurs erkennbar. Hinzu kommt, dass der schwächere US-Dollar für uns Euroanleger eben auch die Nettodividenden reduziert und den Aktienkurs drückt.

Für mich ist Cisco deshalb – unabhängig von meiner eigenen Depotposition – derzeit eher eine Halteposition. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Aktie in Euro in diesem Jahr noch mal ein gutes Stück günstiger zu haben sein wird. Sicher ist das natürlich nicht und deshalb würde ich sie auch nicht verkaufen.

Ich selbst lasse sie einfach im Depot liegen, freue mich über die 100 Stück, die derzeit ein Depotgewicht von knapp 1% auf die Waage bringen und werde mir in drei Monaten wieder die Quartalsergebnisse anschauen. Dann womöglich mit einer erneut geschärften Prognose und noch mehr Klarheit zu den Auswirkungen der Zölle.

Auf einen Blick:

Unternehmen:Cisco Systems
ISIN:US17275R1023
Im Divantis-Depot seit:14.08.2020
Letzter Nachkauf am:16.11.2023
Stückzahl im Divantis-Depot:100
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:41,65 €
Gesamtkaufpreis:4.165,16 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:355,79 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

für diesen Beitrag verwendete Quellen:
Cisco Reports Second Quarter Earnings

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2 Gedanken zu „Aufwärtstrend gestoppt oder nur unterbrochen?“

  1. Ich habe im Sept 2020 die ersten 11 Aktien von Cisco in mein Depot gelegt und seid September 2021 einen Sparplan laufen, der bei Kursen über ca 50,00€ auch mal pausiert. 56 Trade sind da seit 4,5 Jahren zusammen gekommen und mein Einstiegspreis liegt bei 41,73€ und erhielt 181,36€, bis her sind 51,7 Aktien im Depot. Damit liegen unsere Einstiegekurs fast gleich auf, auch wenn wir beide einen anderen Ansatz beim Erwerb verfolgt haben.
    „Halten“ ist eine Option, die auch ich verfolge.

    Ich bin mir nicht sicher ob mal den Gewinnprognosen so trauen kann, wenn sich in den USA Dinge schneller ändern, als wir Sie mitlesen können. Von daher warten wir ab.

  2. Ja, Cisco die letzte Techaktie, die ich zur Zeit halte. Auch meine älteste.
    Cisco ist aktientechnisch so erotisch wie ein Löffel im Besteckkasten, der schon Flecken vom Geschirrspüler hat.
    Was soll`s. Sie sind nicht schlecht, aber auch nicht so dolle.
    Man läßt sie liegen, nachkaufen aber auch keine Lust dazu.
    ING hat die Dividenden von Cisco wieder übers WE einbehalten und wird wohl erst Montag oder Dienstag zahlen.
    Trotzdem sind Netzwerknotenpunkte (Cisco) das Butter und Brotgeschäft der Zukunft.

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