Was Dich hier erwartet:
Im letzten Jahr veröffentlichte ich erstmals meine große Studie zur Frage, welche Bank die Dividenden von US-Unternehmen am fairsten umrechnet. Dabei traten deutliche Unterschiede in der Vorgehensweise zu Tage und es entstand ein durchaus messbares Endergebnis.
Nun folgt die Fortsetzung: Wieder habe ich die identische Aktie in den Depots meiner Banken gehalten und monatlich eine Dividende kassiert. Gegenüber dem Vorjahr sind noch mehr Banken hinzugekommen und die Datenbasis damit noch breiter.
Und angesichts des aktuell schwächeren US-Dollars ist das diesjährige Ergebnis womöglich auch ein Anlass, das eigene Depot zu optimieren, um netto noch ein wenig mehr in Euro herauszuholen.
Wer darf sich nun als fairster Broker bezeichnen? 20 Banken sind in die Auswertung gekommen und die Ergebnisse sind ganz frisch und umfassen den Zeitraum bis April 2025.
Die Vorjahressieger
Das ausführliche Ergebnis des ersten Studienjahres kannst Du Dir hier noch mal anschauen. Fairster Broker war Trade Republic mit einem knappen Vorsprung vor der onvista bank und flatex.
Leider kündigte die onvista bank kurz nach der damaligen Veröffentlichung an, ihren Geschäftsbetrieb einzustellen. Eine Neueröffnung von Depots war dann nicht mehr möglich. Trotzdem nimmt sie noch an der Auswertung teil, da ich mein Depot noch aufrecht erhalten konnte. Es wurde mir nun aber zu Ende April 2025 gekündigt, so dass die onvista bank zu diesem Zeitpunkt auch aus der Studie ausscheidet.
Die Methodik der Studie
Ich habe mittlerweile 200 Anteile von Realty Income erworben. Hier gibt es die Besonderheit, dass dieser REIT aus den USA monatlich eine Dividende in US-Dollar zahlt. Aufgeteilt habe ich die Position in jeweils 10 Anteile, die ich in 20 unterschiedlichen Depots halte.
So erhalte ich monatlich 20 Dividendenabrechnungen mit einem Wechselkurs von US-Dollar zu Euro, der dann in die Studie eingeht.
Gegenüber dem Vorjahr mit 17 Brokern sind nun auch die Postbank, tradegate.direct und Scalable Capital (zusätzlich zum von der Baader Bank betreuten Scalable Broker) hinzugekommen.
Und während ich im Jahr 2023 „nur“ 145 Dividendenzahlungen und deren Umrechnungskurse analysieren konnte, sind es 2024 sogar 213 Dividendenzahlungen geworden. Jede einzelne Buchung habe ich manuell ausgewertet und den Wechselkurs erfasst. Von Januar bis April 2025 sind dann noch mal 77 Abrechnungen hinzugekommen, sodass ich für das jetzige Studienergebnis insgesamt 290 neue Dividendenzahlungen ausgewertet habe.
Die untersuchten Broker
Ich habe versucht, alle für den deutschen Markt relevanten Banken und Broker zu berücksichtigen. Die 20 Teilnehmer des Jahres 2024 und bis April 2025 sind damit:
| Markenauftritt | Bank |
|---|---|
| 1822direkt | Frankfurter Sparkasse |
| comdirect | Commerzbank |
| Consorsbank | BNP Paribas |
| DKB | Deutsche Kreditbank |
| finanzen.net zero | Baader Bank |
| flatex | flatexDEGIRO Bank |
| ING | ING-DiBa |
| justTRADE | Sutor Bank |
| maxblue | Deutsche Bank |
| Merkur Privatbank | Merkur Privatbank |
| onvista bank | Commerzbank |
| Postbank | Deutsche Bank |
| S Broker | S Broker |
| Scalable Broker | Baader Bank |
| Scalable Capital | Scalable Capital |
| Smartbroker+ | Baader Bank |
| Targobank | Targobank |
| tradegate.direct | BNP Paribas |
| Trade Republic | Trade Republic Bank |
| Traders Place | Baader Bank |
Die Auswertung
Realty Income zahlt seine Dividende jeweils zur Monatsmitte. Fällt der 15. auf ein Wochenende oder einen Feiertag, dann ist der offizielle Zahltag der vorherige Bankarbeitstag. Benchmark ist daher der jeweilige EZB-Referenzkurs am Zahltag. Dieser Kurs wird von der Europäischen Zentralbank durch eine Abfrage bei den Geschäftsbanken als Durchschnittsumrechnungskurs gegen 14.00 Uhr ermittelt und um 16.00 Uhr veröffentlicht. Er gilt dann auch für die Finanzämter als der offizielle Wechselkurs des jeweiligen Tages.
Für die Studie gewertet wird die jeweilige Abweichung der Dividendenabrechnung vom EZB-Referenzkurs.
Die Gewinner
Fairster Broker für US-Dividenden des Jahres 2024 ist flatex. Im Vorjahr noch auf dem 3. Platz, verwies flatex nun den Vorjahressieger Trade Republic auf den 2. Platz. Im Durchschnitt lag der Aufschlag von flatex gegenüber dem EZB-Referenzkurs gerade einmal bei 0,014%. Trade Republic rechnete mit einem Aufschlag von 0,046% ab.
Flatex kommt hier zu Gute, dass die Umrechnung zum EZB-Referenzkurs erfolgt. Allerdings nimmt flatex den Kurs vom Vortag. Das ist insofern nachvollziehbar, da die Dividendenabrechnung am Zahltag erfolgt und in der Regel in der Mittagszeit ins Online-Postfach eingestellt wird. Der EZB-Referenzkurs wird aber erst danach ermittelt und dann um 16.00 Uhr veröffentlicht. Der marginale Aufschlag bei flatex ergibt sich deshalb aus den durchschnittlichen Wechselkursveränderungen über das Jahr zwischen dem Vortag und dem Dividendenzahltag. Dreimal kam die Dividendenabrechnung bei flatex etwas später, so dass dann auch der EZB-Referenzkurs des Zahltages – und damit der fairste Umrechnungskurs – genommen wurde.
Interessant war dabei zu sehen, dass Trade Republic seine Systematik offenbar im 2. Halbjahr 2024 umgestellt hat und sich seitdem ebenfalls am EZB-Referenzkurs orientiert.
Das führt dazu, dass flatex und Trade Republic in den ersten 4 Monaten des Jahres 2025 exakt gleich abgerechnet haben. Flatex profitiert damit noch von seinem Vorsprung aus dem 1. Halbjahr 2024.
Die onvista bank nahm im April 2025 letztmals an der Studie teil, da mir danach das Depot gekündigt wurde und ich die Aktien auf mein Depot bei der comdirect bank (beides sind ja ohnehin Marken der Commerzbank) übertragen habe. In dieser letzten Abrechnung verabschiedete sich die onvista bank mit einem Monatssieg. Und das ist dann irgendwie auch ein würdiger Abschied: Als fairster Broker des Monats sagt die onvista bank Adieu. Die Abrechnungen des Jahres 2024 und des 1. Quartals 2025 waren aber nicht konkurrenzfähig, so dass es ein verschmerzbares Ende ist.
Die Verlierer
Im Jahr 2023 belegte die Merkur Privatbank mit einem durchschnittlichen Aufschlag von 0,611% auf den EZB-Referenzkurs den letzten Platz im Ranking. Und sie schaffte es 2024 tatsächlich, diesen letzten Platz zu verteidigen! Das einzig Positive daran: der durchschnittliche Aufschlag hat sich auf 0,521% etwas verringert. „Erkämpft“ hat sich die Merkur Privatbank den letzten Platz als für Anleger nachteiligster Broker beim Umrechnungskurs durch Abweichungen im Februar und Dezember gegenüber der Sparkassen-Gruppe. In den 10 anderen Monaten 2024 war der Umrechnungskurs mit 1822direkt, DKB und S Broker identisch. Diese drei Broker aus dem Sparkassenlager agierten mit 0,514% Aufschlag. Im 1. Quartal 2025 war dann der Aufschlag der Merkur Privatbank in jedem Monat höher als im Sparkassenlager, im April 2025 dann wieder identisch.
Drittletzter wurde erneut maxblue, das Online-Angebot der Deutschen Bank, mit einem durchschnittlichen Aufschlag von 0,506%. Übrigens sind die Abrechnungen identisch mit denen der Postbank, die ja ebenfalls zur Deutschen Bank gehört. Dass sich die Postbank einen Platz vor maxblue platziert liegt daran, dass sie erst ab Mai 2024 Teil der Studie wurde und deshalb einen marginal besseren Durchschnitt aufweisen kann.
Das komplette Ranking
Im Jahr 2024 ergab sich aus den Dividendenabrechnungen das folgende Ranking:
| Platz | Broker | durchschnittlicher Aufschlag |
|---|---|---|
| 1. | flatex | 0,014% |
| 2. | Trade Republic | 0,046% |
| 3. | finanzen.net zero | 0,192% |
| 3. | Scalable Broker | 0,192% |
| 3. | Smartbroker+ | 0,192% |
| 3. | Traders Place | 0,192% |
| 7. | tradegate.direct | 0,270% |
| 8. | comdirect | 0,292% |
| 9. | ING | 0,349% |
| 10. | Targobank | 0,399% |
| 11. | Consorsbank | 0,402% |
| 12. | justTRADE | 0,494% |
| 13. | onvista bank | 0,495% |
| 14. | Postbank | 0,495% |
| 15. | maxblue | 0,506% |
| 16. | 1822direkt | 0,514% |
| 16. | DKB | 0,514% |
| 16. | S Broker | 0,514% |
| 19. | Merkur Privatbank | 0,521% |
tradegate.direct nahm aufgrund seines Markteintritts im Lauf des Jahres 2024 erstmals im Dezember mit einer Abrechnung teil. Scalable Capital nimmt seit April 2025 teil und ist deshalb erst im nachfolgenden Langfristvergleich gewertet worden.
Auf dieser Übersicht kannst Du alle ausgewerteten Abrechnungen und die jeweiligen Umrechnungskurse von 2024 bis April 2025 sehen. Es ist eine Zahlenwüste und nur für die Nerds gedacht, die sich alles exakt anschauen wollen:

Der Vergleich über mehr als 2 Jahre
Mit fortschreitender Zeit bietet die Studie auch die Möglichkeit, einen noch längeren Vergleichshorizont zu betrachten. Und so hat es mich natürlich interessiert, wie denn eine Gesamtübersicht der Jahre 2023 bis April 2025 aussehen würde. Insgesamt habe ich in den mehr als 2 Jahren 435 Dividendenzahlungen von Realty Income erhalten und ausgewertet.
Langzeitgewinner ist dabei Trade Republic, dicht gefolgt von flatex. Die beiden Broker schaffen es sogar, durchschnittlich günstiger als der EZB-Referenzkurs umzurechnen. Und die Merkur Privatbank landet auch in dieser Langzeitauswertung auf dem letzten Platz.
| Platz | Broker | durchschnittlicher Aufschlag |
|---|---|---|
| 1. | Trade Republic | -0,042% |
| 2. | flatex | -0,024% |
| 3. | finanzen.net zero | 0,217% |
| 3. | Scalable Broker | 0,217% |
| 5. | onvista bank | 0,230% |
| 6. | Traders Place | 0,244% |
| 7. | Smartbroker+ | 0,282% |
| 8. | comdirect | 0,343% |
| 9. | Targobank | 0,359% |
| 10. | Consorsbank | 0,401% |
| 11. | justTRADE | 0,415% |
| 12. | ING | 0,462% |
| 13. | tradegate.direct | 0,494% |
| 14. | S Broker | 0,506% |
| 15. | Scalable Capital | 0,510% |
| 16. | Postbank | 0,515% |
| 17. | 1822direkt | 0,529% |
| 18. | DKB | 0,530% |
| 19. | maxblue | 0,548% |
| 20. | Merkur Privatbank | 0,566% |
Und hier alle 435 Umrechnungskurse auf einen Blick:

Wertstellungsdatum
In meiner Analyse der Bankenmethoden hatte ich neben dem Umrechnungskurs auf das Wertstellungsdatum hingewiesen. Manche Banken verbuchen die Dividende auf dem Konto der Anleger nicht zum Zahltag, sondern 2 Bankarbeitstage später. Dadurch ziehen sie sich einen weiteren Vorteil. Denn der Anleger erhält entweder keine Zinsen für diese beiden Bankarbeitstage oder muss – bei Inanspruchnahme eines Wertpapierkredits – sogar selbst Sollzinsen bezahlen. Und 2 Bankarbeitstage können, wenn ein Wochenende oder die Weihnachtsfeiertage dazwischen liegen, auch schon mal bis zu 5 Tage sein.
Als Nebeneffekt meiner Studie habe ich den Beleg, wie die 20 Broker abrechnen. Und auch das ist eine Frage der Fairness. Es geht dabei nicht darum, wann die Dividendenabrechnung erfolgt. Sondern darum, mit welchem Datum sie gutgeschrieben wird. Der bei der Abrechnung langsamste Broker war bisher die ING. Jeden Monat kam die Dividende als Letztes, in der Regel einen Tag später als beim Vorletzten. Aber die Gutschrift erfolgte rückwirkend zum Zahltag. Für die Anleger war es also kein Nachteil.
Einen neuen Negativrekord stellte allerdings Scalable Capital auf. Sie sind jedoch erst seit April 2025 und damit bisher nur mit einer Abrechnung vertreten. Die wiederum hatte es in sich: nicht nur, dass die Abrechnung als späteste von allen Brokern erfolgte. Als Wertstellung wurde sie sogar erst am 22. April 2025 und damit 7 Tage nach dem offiziellen Zahltag verbucht. Ich werde beobachten, ob es sich dabei um einen Einzelfall handelt oder hier ein generelles inakzeptables Verhalten vorliegt. Sollte es Methode haben, dann spart sich das so emsig beworbene „neue“ Scalable hier Zinsen, die eigentlich dem Anleger zustehen.
Unfair, da mit 2 Tagen späterer Wertstellung, buchen: comdirect, maxblue und Postbank. Ebenfalls nicht fair, aber nur mit 1 Tag späterer Wertstellung, buchen: 1822direkt, DKB, Merkur Privatbank und S Broker.
Fair, nämlich mit Wertstellung am offiziellen Zahltag, buchen hingegen: Consorsbank, finanzen.net Zero, flatex, ING, justTRADE, onvista bank, Scalable Broker, Smartbroker+, Targobank, tradegate.direct, Trade Republic und Traders Place.
Auffällig ist insoweit, dass die 6 Broker auf den letzten Plätzen bei den Umrechnungskursen auch noch beim Wertstellungstag zum Nachteil der Anleger agieren. Und die ersten 7 Plätze werden ausschließlich von Brokern belegt, die auch bei der Wertstellung fair agieren.
Schlussfolgerung
Gegenüber 2023 ist die Spanne zwischen der jeweils günstigsten und teuersten Bank leicht geringer geworden. Während sie 2023 noch bei 0,621% lag, beträgt sie 2024 „lediglich“ 0,507%. In der vollen Auswertungszeit von 2023 bis April 2025 liegt sie bei 0,608%.
Bezogen auf die Umrechnungskurse haben Anleger bei den fairsten Brokern Trade Republic und flatex damit im Durchschnitt 0,6% höhere Dividendenerträge aus US-Aktien als beim Schlusslicht Merkur Privatbank.
Ist das jetzt relevant? Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Bei einer einzelnen Dividendenabrechnung sprechen wir hier über Cent-Beträge. Bei größeren Depots mit einem hohen US-Anteil kann sich das über ein volles Jahr allerdings dann schon bemerkbar machen.
Wer z.B. 20.000 € Dividenden aus dem Dollar-Raum im Jahr erhält, hat durch die Wahl eines faireren Brokers einen Vorteil von bis zu 120 € im Jahr.
Trotzdem sollte das nicht das einzige Kriterium zur Brokerwahl sein. Ich sehe es selbst nur als einen Punkt für meine persönliche Entscheidung, in welchem Depot ich welche Aktien halte. Den Großteil meiner US-Aktien habe ich aber tatsächlich nach und nach zu einem der Gewinner der Studie übertragen.
Für mich als klassischem Buy-and-Hold-and-Check-Anleger ist es so einfach ein gutes Gefühl, eine faire Umrechnung meiner Dividenden zu erhalten.
Bereits vor einem Jahr hatte ich geschlussfolgert, dass man leider nicht festhalten kann, dass Banken, die vergleichsweise hohe Provisionen für den Wertpapierhandel nehmen, generell auch faire Umrechnungskurse anbieten. Dieser Eindruck hat sich nun verfestigt: Es gibt durchaus Häuser, die überall zugreifen.
Am Ende bestimmen wir Anleger, ob wir uns das bieten lassen. Es gibt schließlich die freie Bankwahl und Depotüberträge sind gebührenfrei.
Selbstverständlich setze ich die Studie weiter fort und werde auch 2026 wieder den fairsten Broker für US-Dividenden küren. Wenn die anderen Banken nichts an ihren Modalitäten verändern, dann wird es allerdings ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trade Republic und flatex bleiben.


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