Was Dich hier erwartet:
Die schrecklichen Bilder vom Einsturz der Autobahnbrücke in Genua bestimmen die Zeitungen in Italien und Deutschland. Es ist der Horror für jeden Autofahrer: auf einmal bricht die Straße weg und man fällt in die Tiefe. Die Zahl der Todesopfer klettert leider immer noch weiter, es werden wohl über 40 sein. Der Einsturz der Brücke hat auch zum Einsturz des Aktienkurses von Atlantia geführt.
Atlantia ist der Eigentümer der „Autostrade per l’Italia“, die 3.000 Kilometer Autobahnen in Italien betreibt. So auch den Streckenabschnitt der A 10 mit der eingestürzten Brücke in Genua.
Ich habe Atlantia seit einigen Jahren in meinem Dividendendepot und von attraktiven Dividenden und Kurssteigerungen profitiert. Mit 500 Aktien erreichte die Position vor dem Einsturz einen Depotanteil von 4,0% und wies rund 12.850 € Volumen auf (Kurs vor dem Unglück: 25,70 €).
Mit dem Kurssturz um rund 8 € pro Aktie habe ich ziemlich genau 4.000 € Buchverluste erlitten. Da stellt sich logischerweise die Frage: Reißlinie ziehen, nachkaufen oder weiter zuschauen?
Ich habe zunächst zugeschaut. Der Kurssturz zog sich ja über 3 Börsentage hin. In Italien war Feiertag und der Börsenhandel mit Atlantia zeitweise ausgesetzt.
Und die populistische Regierung wusste natürlich sofort einen Schuldigen für den Brückeneinsturz zu präsentieren: Der Betreiber, der zu wenig in die Instandhaltung investiert hätte. Und um dem Ganzen noch einen drauf zu setzen, wurde auch gleich der Entzug der Konzessionen für das gesamte Autobahnnetz angekündigt. Noch bevor irgendwelche Ermittlungen abgeschlossen sind! Derzeit werden ja noch Opfer geborgen. Das ist purer Populismus, dem Atlantia sich da ausgesetzt sieht!
Ruhe bewahren!
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so schlimm kommt. Und Atlantia selbst hat in einer Meldung mitgeteilt, dass die Konzessionsverträge bei einer vorzeitigen Beendigung Kompensationszahlungen vorsehen.
Ich habe mich nach einigem Überlegen entschlossen, ein Abstauberlimit in den Markt zu legen. Es wurde dann auch prompt ausgeführt. Ich kaufte 200 Aktien von Atlantia zum Kurs von 17,75 € über Tradegate. So günstig hatte ich noch keine Aktien von Atlantia in mein Depot nehmen können. Insgesamt zahlte ich mit Gebühren 3.567,38 € für diesen Nachkauf.

Ich investierte also ungefähr den Betrag, den meine bisherige Depotposition zuvor an Wert verloren hatte. Damit habe ich den prozentualen Depotanteil von Atlantia konstant gehalten, aber natürlich mein Investitionsvolumen deutlich erhöht. Der durchschnittliche Kaufkurs hat sich gesenkt, aber insgesamt bin ich mit der Position von nun 700 Aktien deutlich im Minus.
Perspektiven
Wie es mit Atlantia weiter geht, weiß man aktuell nicht. Wenn sie die Konzession behalten und dann mehr in Instandhaltung investieren müssen, dann kann das natürlich auf den Gewinn drücken. Genauso wahrscheinlich ist aber auch eine Erhöhung der Mautgebühren. Denn das ist ja das Instrument, das ein Monopolist in solchen Situationen wählen kann.
Unterstellt man eine konstante Dividende, dann beträgt die Dividendenrendite selbst unter Berücksichtigung der nicht anrechenbaren italienischen Quellensteuer bei meinem Nachkaufkurs 5,6%. Ich bin der Meinung, das damit die Risiken angemessen bepreist sind.
Im Nachhinein kann es sich auch um den Griff in das berühmte fallende Messer gehandelt haben. Ja, das weiß man erst später. Aber nur wer Mut hat, kann auch in solchen Situationen belohnt werden. Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass es nicht so schlimm für Atlantia kommen wird, wie derzeit gemutmaßt wird.
Ethik des Investments
Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich mich natürlich gefragt habe, ob Atlantia angesichts der vielen Todesopfer überhaupt noch zu meinen Anlagekriterien als nachhaltiges Unternehmen passt. Ich habe die Frage mit Ja beantwortet. Denn der Brückeneinsturz ist ein tragischer Unfall. Und kein Teil des Geschäftsmodells von Atlantia. Vielmehr hatte sich das Unternehmen um den Bau einer Entlastungsautobahn bemüht, wurde dabei aber von der Regierung ausgebremst.
Und mit meinem Nachkauf profitiere ich auch nicht von der Not der Opfer des Brückeneinsturzes. Ich habe „lediglich“ den bei mir erlittenen Buchverlust wieder neu investiert, um auf die alte Depotgröße zurückzufinden.
Auf einen Blick:
| Unternehmen: | Atlantia |
| ISIN: | IT0003506190 |
| Im Divantis-Depot seit: | 02.09.2015 |
| Letzter Nachkauf am: | 10.11.2016 |
| Stückzahl im Divantis-Depot: | 500 |
| Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 23,09 € |
| Gesamtkaufpreis: | 11.543,71 € |
| Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 1.135,16 € |
| Aktuelle Strategie: | Halten und Dividenden kassieren |


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