Was Dich hier erwartet:
Diese Neuemission war schon einige Zeit angekündigt und ich hatte sie in meinen Investitionsplan für 2021 mit aufgenommen. Wenn die Rahmenbedingungen passen, wollte ich Vantage Towers in mein Dividendendepot nehmen.
Jetzt sind die Emissionsdaten der Vodafone-Tochtergesellschaft veröffentlicht worden und ich stehe konkret vor der Frage, ob ich eine Zeichnung für die Mobilfunkmasten abgebe oder erst mal die Börseneinführung und die weitere Entwicklung abwarte.
In diesem Beitrag beschreibe ich die Vor- und Nachteile der Neuemission und versuche für mich eine Antwort zu finden, ob sich eine Zeichnung lohnt.
Was macht Vantage Towers?
Als Mobilfunkbetreiber hat Vodafone über die letzten 30 Jahre eine Unmenge von Mobilfunkmasten errichtet und mit Antennen ausgerüstet. Sie wurden 2020 in die Tochtergesellschaft Vantage Towers (Sitz: Düsseldorf) ausgegliedert, die Antennen gemietet und das gesamte Business soll nun an der Börse notiert werden.
Vantage Towers ist mit derzeit rund 82.000 Sendeanlagen in zehn europäischen Märkten der zweitgrößte Funkturmbetreiber in Europa.
Was verspricht sich Vodafone davon?
Zunächst einmal will Vodafone Kasse machen und damit seine eigenen Schulden abbauen. Der Emissionserlös fließt nämlich vollständig an Vodafone. Vantage Towers hat nichts davon und kann auch keine neue Investitionen davon tätigen. Das unterscheidet diese Neuemission von vielen anderen, bei denen wenigstens ein gewisser Teil als Kapitalerhöhung der Gesellschaft zufließt.
Vodafone wird auch in Zukunft die Mehrheit an Vantage Towers halten. Durch die Eigenständigkeit der Gesellschaft und die Börsennotiz sollen aber andere Mobilfunkunternehmen weniger Hemmungen haben, ebenfalls Antennenkapazitäten an den Mobilfunkmasten zu mieten.
Was macht das Geschäftsmodell so interessant?
Der Mobilfunk wird weltweit ausgebaut und es sind dafür weitere Kapazitäten notwendig. Der nächste Standard 5G benötigt noch deutlich mehr Mobilfunkmasten, da die einzelnen Funkzellen kleiner werden und die Geschwindigkeit dadurch erheblich steigt. Die Standorte für Masten sind aber begrenzt und so ist es für alle Mobilfunkunternehmen notwendig, Kapazitäten bei schon bestehenden Masten anzumieten. Die Mieteinnahmen und der Cash-Flow sind dann beständig und gut zu kalkulieren.
Und bisher ist Vantage Towers ein Nachzügler in der Vermietung an andere Mobilfunkanbieter außer Vodafone. Die Mietquote liegt derzeit bei 1,38 Mietern pro Standort. US-Anbieter wie American Towers oder Crown Castle haben im Schnitt 2,0 bis 2,5 Mieter pro Standort. Es besteht insoweit also noch ein erhebliches Wachstumspotenzial für Vantage Towers.
Wann kann ich Vantage Towers zeichnen?
Die Zeichnungsphase läuft vom 9. März bis voraussichtlich zum 17. März 2021 mittags. Es ist aber ein vorzeitiges Ende möglich, wenn sich eine deutliche Überzeichnung andeutet.
Der erste Handelstag im regulierten Markt der Frankfurter Börse wird der 18. März 2021 sein.
Wo ist eine Zeichnung möglich?
Die Neuemission lässt sich bei den manchen Banken unter der Wertpapierkennnummer A3H3LL (ISIN: DE000A3H3LL2) zeichnen. Wenn sie aber nicht im Emissionskonsortium oder reine Trading-Broker sind (wie z.B. Trade Republic) musst Du auf die Börseneinführung warten, um die Aktie handeln zu können.
Wo finde ich den Wertpapierprospekt zur Emission?
Informationen zur Neuemission findest Du auf der Seite von Vantage Towers, dort findest Du auch ein PDF mit der Bookbuildingspanne und den englischsprachigen Wertpapierprospekt mit einer deutschen Zusammenfassung.
Wie ist die Bewertung der Aktie?
Vantage Towers wird mit einer Bookbuildingspanne von 22,50 € bis 29,00 € je Aktie zur Zeichnung angeboten. Das bedeutet eine Marktkapitalisierung von 11,4 Mrd. bis 14,7 Mrd. €. Zur Zeichnung angeboten werden maximal (unter Berücksichtigung der Mehrzuteilungsoptionen) 24,6% des Stammkapitals von Vantage Towers.
Vantage Towers blickt noch auf keine lange Historie zurück, da die Gesellschaft erst im letzten Jahr gegründet wurde. Laut Wertpapierprospekt ergab sich zum 31. März 2020 bei einem Pro-Forma-Jahresumsatz von 945 Mio. € ein operativer Gewinn von 448 Mio. €. Für die folgenden 9 Monate bis zum 31. Dezember 2020 lag der Umsatz bei 725 Mio. €, der operative Gewinn betrug 363 Mio. €.
Am oberen Ende der Bookbuildingspanne wäre die Aktie damit in der Region eines Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 30 bewertet. Das ist auf den ersten Blick nicht günstig. Von Analysten wird jedoch in den nächsten Jahren ein weiteres Umsatzwachstum erwartet, bis 2025 soll er um fast 50% steigen.
Welche Dividende ist zu erwarten?
Die zur Zeichnung stehenden Aktien sind für das laufende Geschäftsjahr (1. April 2020 bis 31. März 2021) voll dividendenberechtigt. Es sollen zukünftig 60% des Cash-Flows als Dividende ausgeschüttet werden.
Die erste Dividendenzahlung ist bereits für Juli 2021 beabsichtigt. Sie soll insgesamt 280 Mio. € betragen. Umgerechnet auf die 505.782.265 Aktien entspricht das einer Dividende von 0,55 € je Aktie (eigene Berechnung, im Wertpapierprospekt sind nur die 280 Mio. € genannt). Bei einem angenommenen Zuteilungskurs von 29,00 € entspricht das einer anfänglichen Dividendenrendite von 1,9%.
Das ist jetzt nicht spektakulär hoch, andererseits fließt die Zahlung schon nach nur vier Monaten Haltedauer.
Pro und Contra Zeichnung
Mich stören an der Emission mehrere Negativ-Punkte:
- die hohe Bewertung, die beim oberen Ende der Bookbuildingspanne keinen Platz für Emissionsgewinne lässt
- der auch zukünftig beherrschende Mehrheitseigentümer Vodafone
- dass keinerlei Emissionserlös dem Unternehmen selbst zufließt
Positiv sehe ich hingegen:
- planbare und inflationsgesicherte Erträge im Geschäftsmodell
- klares Dividendenbekenntnis mit konkreter erster Dividendenankündigung
- Wachstumspotenzial durch Steigerung des Mieteranteils
Oder einfach beim Wettbewerb umschauen?
Es gibt bereits einige interessante Mobilfunkmastbetreiber an der Börse. American Tower und Crown Castle habe ich bereits erwähnt. In Europa ist auch noch Cellnex zu nennen. Sie habe ich mir in der Vergangenheit angeschaut, aufgrund der hohen Bewertung aber nicht gekauft.
Diese Peer-Group ist natürlich für die Preisfindung der Vantage Towers-Aktien wesentlich. Und dadurch relativiert sich die hohe Bewertung etwas. Absolut gesehen bleibt sie trotzdem hoch und es besteht ein potentielles Risiko, dass die Börse irgendwann der gesamten Branche eine defensivere Bewertung verpasst.
Meine Entscheidung
Ich bin kein Freund limitierter Zeichnungsaufträge. Eigentlich müsste ich ja sagen, dass ich die Aktie mit einem Limit in der Mitte der Bookbuildingspanne zeichne. Mein Einfluss auf die Emission ist aber nicht gegeben, die Kurse werden am Ende von institutionellen Anlegern gemacht. Und für Versicherungen oder Pensionskassen ist die Emission hochattraktiv. Sie legen sich die Aktie ins Depot und kalkulieren mit steigenden Dividenden.
Für mich als Kleinanleger heißt es deshalb nur: Dabei sein oder eben nicht. Die Neuemission verspricht jetzt keine spektakulären Zeichnungsgewinne. Im Handel per Erscheinen wird sie aktuell bei Lang & Schwarz zu 30 € gehandelt.
Da ich das Geschäftsmodell insgesamt qualitativ spannend finde, werde ich eine unlimitierte Zeichnung über 100 Stück abgeben. Ich mache das aber nur bei einer Bank und nicht exzessiv bei mehreren Banken. Und ich lasse mich dann überraschen, wie hoch die Zuteilung ausfällt. Meine Zeichnung gebe ich entweder bei maxblue oder bei der Consorsbank auf, da sich die Deutsche Bank und die BNP Paribas im Konsortium befinden und die Chance auf Zuteilung dort höher ist. Da insgesamt (vergleichsweise geringe) 2,8 Mrd. € eingenommen werden sollen, kann ich mir eine Überzeichnung gut vorstellen.
Ausgabepreis und Zuteilung der gezeichneten Aktien
(18.03.2021) Der Ausgabepreis wurde auf 24,00 € festgelegt. Die Marktkapitalisierung von Vantage Towers beträgt damit zur Emission 12,1 Mrd. €. Vodafone hat 18,9% des Grundkapitals abgegeben.
Ich selbst habe mich gestern von den Berichten über eine Emission im unteren Bereich der Bookbuildingspanne beeinflussen lassen und doch mehr gezeichnet als ursprünglich geplant. Ich habe die folgenden Orders abgegeben:
Consorsbank: 100 Stück – 25 Aktien zugeteilt – Kaufpreis: 611,90 €
Consorsbank: 100 Stück – 25 Aktien zugeteilt – Kaufpreis: 611,90 €
Smartbroker: 100 Stück – 25 Aktien zugeteilt – Kaufpreis: 605,60 €
maxblue: 100 Stück – 25 Aktien zugeteilt – Kaufpreis: 608,90 €
maxblue: 500 Stück – 125 Aktien zugeteilt – Kaufpreis: 3.008,90 €
Damit habe ich insgesamt 225 Aktien zum Gesamtpreis von 5.447,20 € in mein Dividendendepot gekauft. Nachdem die ersten Börsenkurse leicht im Plus waren, habe ich die 25 zugeteilten Aktien beim Smartbroker direkt zum Kurs von 25,075 € verkauft. Die Order platzierte ich gebührenfrei über gettex und erhielt nach Abzug der Steuern 621,27 €. Unterm Strich ein kleiner Gewinn von 15,67 €, prozentual aber immerhin 2,59%.
Viel wichtiger ist mir aber, dass ich damit nun 200 Aktien von Vantage Towers im Depot habe und diese Stückzahl auch langfristig halten möchte.


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