Was ich vom Porsche-Börsengang halte

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Es soll die größte Neuemission in Deutschland werden und sogar die Telekom übertreffen: Porsche geht an die Börse!

Ich war in der Vergangenheit immer sehr zurückhaltend mit der Zeichnung von Neuemissionen. Zu sehr profitieren oft die Altaktionäre und die Aussichten sind nicht überzeugend.

Seit Bestehen des Divantis-Blogs habe ich genau zweimal bei einem IPO mitgemacht: bei Siemens Healthineers und bei Vantage Towers.

Und beide Unternehmen befinden sich seit ihrem jeweiligen Börsengang ununterbrochen im Dividendendepot und haben eine ordentliche Performance hingelegt.

Angesichts der schieren Größe der anstehenden Neuemission und der Fragen dazu, die mich über alle Kanäle erreichten, veröffentliche ich nun meine Einschätzung zum Porsche-Börsengang.

Porsche – eine Ikone des Automobilbaus

Wer hat nicht als Kind von einem Porsche geträumt? Die Zahl 911 elektrisiert, keine Frage. Er ist der Sportwagen für die Straße und seine Formen sind sogar als dreidimensionale Marke geschützt.

Ist Porsche nicht schon an der Börse?

Es gibt bereits die Porsche Automobil Holding SE als börsennotierte Aktiengesellschaft. Sie ist jedoch „lediglich“ eine Gesellschaft ohne operatives Geschäft, mehrheitlich in der Hand der Familien Porsche und Piëch. In ihr lagert die Aktienmehrheit an der Volkswagen AG: Die Porsche Automobil Holding SE ist mit einem Anteil von 53,3% an den Stammaktien und 31,9% am gezeichneten Kapital der Volkswagen AG der größte Einzelaktionär des Wolfsburger Konzerns. 

Der Porsche-Automobilbau wiederum ist bisher Teil des Volkswagen-Konzerns. Das hat seinen Ursprung im seinerzeit missglückten Übernahmeversuch, als Porsche zwar die Mehrheit an VW erreichte, aber dadurch in eine finanzielle Schieflage geriet. Damals hat die heutige Porsche Automobil Holding SE den Porsche-Automobilbau in eine eigene Gesellschaft namens „Dr. Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft“ ausgegliedert und an Volkswagen verkauft.

Was kommt nun an die Börse?

Genau diese damals ausgegliederte Gesellschaft mit dem Porsche-Automobil „Dr. Ing. h.c. F. Porsche Aktiengesellschaft“ kommt nun an die Börse.

So wie es bei der Volkswagen AG selbst aber Stamm- und Vorzugsaktien gibt, wird es das auch bei Porsche geben. Und an die Börse wird nun ausschließlich ein Teil der Vorzugsaktien gebracht.

Porsche "How to invest"
Eine Marke elektrisiert – Porsche erklärt die Zeichnung der Aktien.

Was geschieht mit dem Emissionserlös?

Ein wichtiges Kriterium ist üblicherweise, ob dem Unternehmen selbst frische Mittel zufließen oder die Aktionäre Kasse machen. Hier findet ein Zwischending statt: Die Volkswagen AG hat angekündigt, den Emissionserlös zur Ausschüttung einer Sonderdividende an seine Aktionäre zu nutzen. Die Porsche Automobil Holding SE erhält damit – als VW-Großaktionär – einen großen Cash-Zufluss. Und davon darf sie dann wiederum 25% (+1 Aktie) der Stammaktien der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG zu einem Vorzugspreis kaufen. Der Vorzugspreis liegt beim Emissionspreis der Vorzugsaktien zzgl. 7,5% Aufschlag.

Was ich davon halte!

Als aufmerksamer Leser des Divantis-Blogs weißt Du, dass ich ein Freund sauberer Corporate Governance bin und großen Wert darauf lege, dass ich als Aktionär die vollen Aktionärsrechte habe. Und bei einem Großaktionär immer genau hinschaue, welchen Einfluss er auf die Aktiengesellschaft nimmt.

Deshalb scheiden für mich Kommanditgesellschaften auf Aktien aus dem Anlageuniversum aus. Und auch um Vorzugsaktien (die ja ohne Stimmrecht sind) mache ich einen Bogen.

Ich könnte nun viel über Porsche analysieren. Ob die Bewertung angemessen ist, als Vergleich wirklich Ferrari herangezogen werden kann und wie sich die schlechten Zukunftsperspektiven des Vergasers womöglich auf das Kerngeschäft von Porsche auswirken. Aber das ist für mich gar nicht nötig.

Denn in einem Konstrukt, in dem ich als Aktionär nichts zu sagen habe, sondern lediglich zur Finanzierung des teilweisen Rückerwerbs des Porsche-Kerngeschäfts durch die Familien Porsche und Piëch diene, mache ich nicht mit.

Selbst wenn es – aufgrund der Knappheit des Angebots und der Strahlkraft der Marke – einen Emissionsgewinn geben sollte, dann verzichte ich darauf. Denn ich investiere langfristig in Unternehmen und nicht spekulativ in einzelne Aktien.

Und was ist mit den Alternativen?

In zahlreichen Publikationen, seien es nun Börsenzeitschriften oder andere Finanzblogs, wird als „heißer Tipp“ entweder die Volkswagen-Aktie oder die Aktie der Porsche Automobil Holding SE empfohlen. Denn beide Unternehmen profitieren von einem erfolgreichen IPO.

Volkswagen macht den Wert einer Tochtergesellschaft deutlich, schließlich wird eine Börsenbewertung der Porsche-Neuemission von rund 75 Mrd. € erwartet. Volkswagen gilt für mich aber als Musterbeispiel für fehlende Corporate Governance. Es ist völlig undurchsichtig, wer dort wirklich das Sagen hat. Da ist das Land Niedersachsen mit einer gesetzlich verankerten Sperrminorität, da sind die Familien Porsche und Piëch und neuerdings ein Vorstandsvorsitzender, der gleichzeitig auch Porsche-Chef ist. Vom mächtigen Betriebsrat ganz zu schweigen.

Und auch die Porsche Automobil Holding SE wird nicht in mein Dividendendepot kommen. Denn von ihr sind ebenfalls nur die Vorzugsaktien börsennotiert – ohne Stimmrecht. Da kann die Bewertung noch so niedrig sein, das ist auch kein Investment für mich.

Fazit

Im Ergebnis werde ich den Porsche-Börsengang mit Interesse verfolgen, aber keine Zeichnung abgeben. Und auch bei den Profiteuren einer erfolgreichen Neuemission nicht investieren.

Für den Börsenstandort Deutschland ist es trotzdem positiv, wenn das IPO gelingt. Auch wenn in Sachen Corporate Governance noch sehr viel nachzuholen ist.

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11 Gedanken zu „Was ich vom Porsche-Börsengang halte“

  1. Ein schöner qualifizierter Beitrag.
    Hatte VW noch nie. War jetzt mal auf der Suche nach einem Fahrzeug für meine Frau und bin am ID.3 vorbeigekommen, den mal all in für über 500,00 Euro leasen konnte. Wahnsinn. viel zu teuer. Ich hab dann eine andere Marke für unter 250 pM geleast. War auch kein Elektrofahrzeug.
    Elektromobilität , was VW ja massiv vorrantreibt, ist zumindest wirtschaftlich bei Energieknappheit auch ein heisses Eisen, um es mal so zu formulieren.
    Weihnachtsbeleuchtung sollen wir sparen.
    Nun ja…

    1. Was hat jetzt dein Kommentar mit dem Porsche Börsengang zu tun? Und VW ist glaub nicht der einzige Hersteller der E-Mobilität vorantreibt, das machen alle!!!
      Ich habe Einblicke in die Porsche AG. Was da in den nächsten Jahren in der Pipeline ist, werden sich einige wundern. Porsche ist eine Topfirma, und der Börsengang wird dem Unternehmen sicher nicht schaden. Am Ende wird aber sicher die Bewertung entscheiden, ob ich die Aktie dann kaufe, das Unternehmen selbst ist aber erste Sahne!

  2. Sehr guter Beitrag; das Wohl der Kleinaktionäre interessiert die Familien Porsche und Piëch sicherlich nicht im Geringsten. Gerade VW hatte auch keinerlei Bedenken die eigenen Kunden zu betrügen.

  3. Guter Beitrag.
    Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich mir einige Aktien der Porsche Holding zugelegt hatte.
    Gekauft habe ich diese in einem separaten Depot, ich halte es mir noch offen, ob ich den Gewinn mitnehme oder die Aktien dann ins Buy and Hold – Depot überführe. Vermutlich bleiben sie im Bestand. VZ hin oder her 😉

    VG
    1Steven1

  4. Hallo Zusammen,
    Die Ausführungen von Ben sind interessant und wohl auch richtig.
    Ich kann es zwar verstehen das stimmrechtslose Aktien nicht so gefragt sind.
    ABER hier sehe ich folgendes.
    Ja die Familien Porsche und Piech wollen hier „nur“ wieder die Machtverhältnisse vor der gescheiterten VW Übernahme durch Porsche herstellen. Dies wird, unter Inanspruchnahme von jeder Menge Fremdkapital, sicher funktionieren. Die familien halten nach dem Börsengang eine Sperrminorität von 25% +1Aktie, so sind die „Mitsprachemöglichkeiten“ für „Normalos“ eh recht eingeschränkt.
    Es sind allerdings bereits große Posten der Aktien an große institutionelle Anleger versprochen. Diese erwarten definitiv eine sehr gute Rendite, auch bei diesem, sich im Wandel befindlichen Automarkt.
    Da aber Porsche eben kein profaner Autohersteller ist, sondern Luxus verkauft, sehe ich auch in Zukunft, egal wie der „normale“ Automobilmarkt sich entwickeln wird, hier großes Potential für eine positive Entwicklung der Margen und Gewinne. Somit auch potentiell eine „schöne“ Dividende.
    Daher habe ich 500 gezeichnet, ich bin gespannt wie viele tatsächlich in meinem Depot landen.

    Gruß Andy

  5. Name Gattung Kurs % ISIN
    Porsche Automobil Holding SE
    Aktie 60,480 -10,93 DE000PAH0038
    Dr.Ing. H.C.F. Porsche Vz
    Aktie 82,500 -1,79 DE000PAG9113
    Porsche Automobil Holding SE
    Aktie 5,850 -13,97 US73328P1066
    Name Gattung Kurs % ISIN
    Volkswagen AG
    Aktie 174,700 -9,15 DE0007664005

    1. Hallo Thomas,

      der erste Börsentag war für die neuen Aktionäre sich eine Enttäuschung. Und auch die Alternativen haben enttäuscht. Ich fühle mich insoweit bestätigt, dass es ohne eine saubere Corporate Governance einfach nicht funktioniert.

      Allerdings ist es trotzdem ein Erfolg, in diesem Börsenumfeld solch eine Neuemission platziert zu haben. Und die gestrigen Kursrückgänge sind eine Momentaufnahme. Das kann bald auch wieder ganz anders aussehen. Ich bleibe jedenfalls interessierter Beobachter aus den im Beitrag genannten Gründen. Ich verpasse da nichts!

      Viele Grüße Ben

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