Zum richtigen Zeitpunkt Gewinne mitgenommen

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Vor drei Monaten musste ich mir einiges an Kritik anhören: Wie konnte ich nur einen Teil meiner Aktien dieses Qualitätstitels verkaufen?

Und ich hatte ja selber geschrieben, dass mich das ein wenig schmerzte, ich aber das Geld für andere Aktien, insbesondere mein Zitronen-Depot, brauchte.

Nun – mit etwas Abstand – hat sich zumindest das Timing als goldrichtig herausgestellt. Den Teilverkauf nahm ich zu einem guten Zeitpunkt vor. Zwar nicht zum absoluten Höchststand, aber zwischenzeitlich hätte ich die Aktien günstiger zurückkaufen können.

Und mit meinen Alternativinvestments habe ich in der Zeit kein Geld verloren. In Zeiten des Bärenmarkts ist das ja auch eine Nachricht wert.

Wie geht es aber nun mit dem Titel weiter? Er ist seit Jahresbeginn immer noch gut 20% im Plus und weiterhin eine wichtige Position in meinem Depot.

Meine Einschätzung und die letzte Dividendenabrechnung erfährst Du in diesem Beitrag.

Bereits seit 2007 befindet sich Coca-Cola in meinem Depot. Hier habe ich das Unternehmen ausführlich vorgestellt.

Im Chartbild ist mein Teilverkauf gut erkennbar und die zwischenzeitliche Entwicklung:

Coca-Cola 5-Jahres-Chart in US-Dollar
Coca-Cola 5-Jahres-Chart in US-Dollar

In Euro umgerechnet verkaufte ich die Aktien für 55,71 € pro Stück.

Dividendenzahlung

Coca-Cola zahlt erneut eine Quartalsdividende von 0,44 US$ je Aktie. Sie war ja erst im Vorquartal um 4,8% erhöht worden. Für die nun „nur noch“ 100 Aktien in meinem Dividendendepot erhielt ich eine Brutto-Dividende von 44 US$. Die Consorsbank rechnete die Dividende zum Kurs von 1,033 in Euro um.Nach Abzug der Steuern erhielt ich eine Netto-Dividende von 31,72 €. Sie wurde rückwirkend mit Wertstellung 01.07.2022 überwiesen.

Dividendengutschrift Coca-Cola im Juli 2022

Perspektiven

Die Aktie von Coca-Cola kann sich natürlich dem Bärenmarkt auch nicht entziehen. Da können die Geschäftsergebnisse noch so gut sein und das Unternehmen noch so widerstandsfähig hinsichtlich der Inflation sein.

Als konkretes Beispiel musste Coca-Cola jüngst seine Pläne, die afrikanische Abfülleinheit separat an die Börse zu bringen, mindestens auf nächstes Jahr verschieben. Das Börsenumfeld ist dafür aktuell einfach zu unbeständig. Eine Begründung, die ich gut nachvollziehen kann. Ob 2023 allerdings besser wird, da bin ich mir nicht sicher.

Richtig gut waren (noch?) die Ergebnisse für das 1. Quartal 2022. Coca-Cola meldete einen weltweiten Volumenzuwachs von 8%. Daraus resultierte ein organisches Umsatzwachstum von 18%. Die operative Marge verbesserte sich zugleich von 30,2% auf 32,5% und heraus kam ein operatives Ergebnis, das um 25% über dem Vergleichsquartal lag.

Der Gewinn je Aktie wuchs mit 23% in ähnlicher Größenordnung auf 0,64 US$ je Aktie.

Das Umsatzwachstum ging dabei mit 7%-Punkten auf eine Erhöhung der Preise zurück. Das zeigt deutlich: Coca-Cola kann seine herausragenden Marken nutzen und Preissteigerungen an seine Kunden weitergeben.

Das optisch hohe Wachstum ist immer noch auf die vergleichsweise niedrige Basis zurückzuführen. Erinnern wir uns: im 1. Quartal 2021 befanden sich viele Länder im Corona-Lockdown und insbesondere in der Gastronomie wurden weniger Getränke verkauft als in diesem Jahr.

Ein zweistelliges Wachstum erzielten Kaffee (+27%), Sport Getränke (+22%) und Coca-Cola Zero Sugar (+14%). Bei Kaffee ist vor allem der Corona-Effekt spürbar, da im Vorjahr die Costa Shops in Großbritannien weitgehend geschlossen waren.

Ich kann mir gut vorstellen, dass das Wachstum alleine wegen dieser Effekte noch eine Zeit lang so weitergeht. Denn die volle Kraft hat Coca-Cola noch nicht ausgerollt: im 1. Quartal 2022 befanden sich wichtige Teile Chinas im Lockdown. Die Region Asien-Pazifik wuchs deshalb nur um 4% und hat noch einiges an Aufholpotenzial.

Vergleichsweise wenig Einfluss auf das Jahresergebnis wird der Rückzug vom russischen Markt haben. Er stand für 1-2% des Umsatzes und 1% der weltweiten Verkäufe. Rund 4 Cent Gewinn je Aktie fehlen dadurch in 2022.

Trotzdem konnte Coca-Cola die Prognose für 2022 bestätigen. Erwartet wird weiterhin ein organischer Umsatzanstieg um 7-8%. Der vergleichbare Gewinn je Aktie soll um 5-6% wachsen. Das würde einem Ergebnis von 2,44 US$ entsprechen.

Bei einem Aktienkurs von 63 US$ wird Coca-Cola damit immer noch mit dem 26-fachen des Jahresgewinns bewertet.

Auf der einen Seite kommt da die starke weltweite Positionierung zum Ausdruck. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche günstiger bewertete Aktien zu kaufen.

Für mich ist Coca-Cola deshalb derzeit – unabhängig von meiner individuellen Liquidität – kein Kauf. Die Aktie kann im Inflationsumfeld sicherlich ihre Stellung behaupten. Aber mehr als halten würde ich sie derzeit nicht.

Auf einen Blick:

Unternehmen:The Coca-Cola Company
ISIN:US1912161007
Im Divantis-Depot seit:17.07.2007
Letzter Nachkauf am:31.07.2008
Stückzahl im Divantis-Depot:100
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:18,87 €
Gesamtkaufpreis:1.886,76 €
erzielter Gesamtgewinn aus verkaufter weiterer Position:324,19 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:1.335,54 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

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5 Gedanken zu „Zum richtigen Zeitpunkt Gewinne mitgenommen“

  1. Du hast für 55€ verkauft, jetzt steht sie bei 63€.
    Und dass nennst du „Zum richtigen Moment Gewinne mitgenommen“?

    Naja immerhin sind die Aktien die du stattdessen gekauft hast nicht im Minus 😏

  2. @Roland

    Was soll uns so ein vorwurfsvoller retrograder Kommentar sagen? Andere klein machen – um selber größer zu wirken?

    Mein Depot ist auch „voll“ von Käufen/Nachkäufen – die im nachhinein betrachtet zu früh waren… und nun?

    Ben hat in dieser Investition Gewinne realisiert. Punkt.

    1. Hallo Basti,

      ein toller, weil treffender Beitrag!
      Mein Depot ist ziemlich rot, ich habe anscheinend
      auch zum falschen Zeitpunkt nachgekauft.
      Na und? Die Kurse werden sich irgendwann wieder erholen.

      Gruß Sebastian I

  3. …man kann eben nur vorwärts handeln und rückwärts Bilanz ziehen…

    Ich investiere wie die meisten staffelweise in einen Wert – von daher habe ich keine „Probleme“ mit günstigeren Nachkäufen. Die Überzeugungsarbeit bzw. Entscheidung für das jeweilige Investment wurde ja bereits (von mir) getroffen…

    Die Illusion des günstigsten Preises mache ich mir nicht… und bei langfristiger Haltedauer (wie in meinem Fall) sind diese Zeiten jetzt soooo schlecht auch nicht.

    Also nicht verzagen… sich eine Liste mit Wunschkanditaten machen, Limits festlegen und kaufen. Nachkäufe dann bei -10%, -20% oder in welchen Schritten auch immer. Fertig.

    Wenn ich von dem Unternehmen überzeugt bin, habe ich auch keine Zweifel in meiner Kaufentscheidung.

    1. P.S. Heute haben bei mir 2 Limits für Erstkäufe gegriffen: Partners Group und Fortescue Metals, Dank an Ben für die Vorstellung/Inspiration !

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