Was war das gestern für ein Tag? Erst gewinnt Donald Trump die Wahlen in den USA und mit ihm verteidigen die Republikaner die Mehrheit im Repräsentantenhaus. Und dann zerbricht wenige Stunden später die Ampel-Koalition in Deutschland.
Und die Börsen erleben eine Berg- und Talfahrt. In den USA gibt es massive Tagesgewinne, bei uns hingegen drehten die Indizes nach einem starken Start ins Minus.
Wie das nun alles weitergeht, weiß natürlich niemand. Trotzdem ist es wichtig, kühlen Kopf zu bewahren und sich auf das Wesentliche zu fokussieren.
Meine spontanen Gedanken dazu, bringe ich hier in Worte.
Dienstag Abend war ich noch entspannt schlafen gegangen. Vertrauensvolle Analysten hatten in den letzten Tagen einen Sieg von Kamala Harris in den Swing States für wahrscheinlich gehalten. Trump hatte sich dort wohl kaum noch blicken lassen und seinen Fokus mehr auf die Reaktionen nach einer Wahlniederlage gerichtet. Und gegen Handelsschluss verlor die Aktie von Trump Media auf einmal rapide im Kurs. Die Börse preiste also eine Niederlage ein. Anders übrigens als die Wettmärkte.
Ich bin nachts gegen 4.15 Uhr wach geworden (meine Tochter hatte gehustet) und während ich mich sonst einfach wieder umdrehe, schaute ich diesmal aufs Handy. Und fühlte mich an die Wahlen vor 8 Jahren und den Brexit erinnert. Auch da kam die Überraschung über Nacht. Diesmal war ich eigentlich nur enttäuscht.
Am Morgen stand es dann endgültig fest, dass Trump haushoch gewonnen hatte. Meine Enttäuschung wich einer gewissen Wut. Wut darüber, dass sich Europa auf diese Situation in den letzten Jahren nicht vorbereitet hatte.
Denn für die Börse und meine Geldanlagen ist es mehr oder weniger irrelevant, wer der US-Präsident ist. Mein Depot ist so aufgestellt, dass davon keine Abhängigkeit besteht. Aber für unsere Sicherheit mit einem russischen Aggressor als Nachbarn ist es ein Unterschied, ob wir einen verlässlichen Partner haben, für den das transatlantische Bündnis einen Wert und eine Verpflichtung darstellt.
Am Abend dann die nächste Ernüchterung! Ich bin wahrlich kein Freund der Ampel-Koalition gewesen. Und die Bundesregierung hat in den letzten Jahren weder überzeugt noch nachhaltig Positives bewirkt. Und trotzdem ist gerade in so einer Situation wie am Tag des Wahlsiegs von Donald Trump Stabilität wichtig. Ich erwarte einfach, dass sich die deutsche Bundesregierung wenigstens dann mit ihren europäischen Partnern zusammensetzt und Sofortmaßnahmen für unsere Sicherheit beschließt. Wir müssen davon ausgehen, dass wir weitgehend auf uns alleine gestellt sind. Auf den „großen Bruder“ USA ist kein Verlass mehr.
Und wollen wir wirklich zulassen, dass die Ukraine russisch wird und als nächstes das Baltikum bedroht wird?
In so einer Situation die Koalition aufzulösen, ist verantwortungslos. Von allen Beteiligten. Da ist es mir völlig egal, ob Christian Lindner das mit seinem Papier provoziert hat oder Olaf Scholz es schon vorbereitet hatte. Es ist die Disqualifikation für Staatsämter, wenn man an so einem Tag so handelt.
Deutschland hat nun einen Bundeskanzler auf Abruf. Ohne Mehrheit im Parlament. Er kann Ankündigungen machen, sie aber nicht umsetzen. Niemand nimmt ihn mehr ernst. Nicht im Inland und erst recht nicht im Ausland. Das ist die größte Enttäuschung.
Und angekündigte oder in der Umsetzung befindliche Gesetzesvorhaben können wir auch vergessen. Das Altersvorsorgedepot, die Aktienrente oder auch die Wiedereinführung von Spruchverfahren bei Delistings. All das wird nicht kommen. Dafür sorgt schon der Grundsatz der Diskontinuität. Mit den absehbaren Neuwahlen tritt ein neuer Bundestag zusammen, alle alten Gesetzesinitiativen sind dann erledigt.
Welche Schlüsse ich daraus ziehe?
Ich habe schon in den letzten Jahren Schritt für Schritt bezüglich meines eigenen Wohlstands und meiner Altersvorsorge jegliches Vertrauen in die Politik verloren. Ich setze auf die komplette Eigenverantwortung und investiere langfristig, um im Alter davon leben zu können.
Aber bisher hatte ich wenigstens das Vertrauen in unsere Sicherheit. Egal wer die Regierung bildete, um ein Leben in Frieden und Freiheit machte ich mir keine Sorgen. Das ist seit dem russischen Angriff auf die Ukraine anders. Und das ist auch der Punkt, der mich wirklich beunruhigt. Die ausgerufene Zeitenwende war nur ein Placebo. Um unsere Verteidigungsfähigkeit steht es nicht gut und wenn jetzt auch noch die USA zum Wackelkandidaten werden, dann wachsen meine Sorgen.
Für Kurzschlussreaktionen besteht allerdings auch kein Grund. Wo sollte man auch hin, um es dort besser zu haben? Aber ich mache mir schon Gedanken, ob es sinnvoll ist, z.B. weiterhin Immobilien zu besitzen. Etwas Unflexibleres gibt es ja kaum. Und wenn sich die Rahmenbedingungen wirklich verschlechtern, dann werden sie auch im Wert sinken. Und im worst case kann ich sie auch nicht mitnehmen.
Aber ich möchte jetzt auch nicht zu düster werden. Deshalb noch einmal ein Blick auf die Börsen: Politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine. Weder die Euphorie in den USA noch die Niedergeschlagenheit in Deutschland wird von langer Dauer sein. Schon bald wird der Blick wieder auf die Wirtschaftsleistung gehen. Wo ist das Wachstum und welche Unternehmen profitieren davon? Und dann ist es sinnvoll, an diesen Unternehmen beteiligt zu sein.
Und da gilt für mich ganz klar: „Never bet against America.“ Mit 40% Depotanteil bleiben die USA in meinem Depot übergewichtet. Und meine deutschen Titel (33% Anteil) sind zum überwiegenden Teil international tätig. Sie haben zwar ihren Sitz in Deutschland und bedienen auch den hiesigen Markt. Aber sie wissen genau, dass sie ihr Wachstum vor allem global erreichen.
Und so bleibt für mich bei aller Enttäuschung über den 6. November 2024 klar, dass ich weiterhin auf Aktien setze. Sie bieten als Sachwert die größte Sicherheit, das Vermögen zu erhalten und es langfristig auszubauen. Gerade in Zeiten von Unsicherheit führt kein Weg an ihnen vorbei.
Vermeintliche Krisenwährungen wie Gold oder Bitcoin sind aus meiner Sicht tatsächlich nur Versicherungen für den schlimmsten aller Fälle. Aber zum Vermögensaufbau halte ich sie nicht. Auch wenn sie in der letzten Zeit eine große Preissteigerung zu verzeichnen hatten. Sie produzieren nichts und haben damit an sich auch keinen inneren Wert.
Mal schauen, was die kommenden Tagen noch an Überraschungen bringen!


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