Wie mache ich mein Depot urlaubsfit?

Urlaubscocktails
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Es ist Mitte Juni und der Sommer steht vor der Tür. Und mit ihm beginnt die große Urlaubszeit. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Was tun mit dem Depot? Am einfachsten wäre es natürlich, einfach nicht in Urlaub zu fahren. Aber das soll ja nicht der Sinn von Geldanlage sein. Ebenso soll es nicht Sinn der Sache sein, den Urlaubsort so auszuwählen, dass es dort WLAN gibt, um dann die ganze Zeit die Börse zu verfolgen. Was kommt noch in Frage?

Mir fallen eigentlich nur drei Möglichkeiten ein:

  1. Alles verkaufen
  2. Das Depot durch Optionen absichern
  3. Entspannt in Urlaub fahren und die Depotwerte laufen lassen

Befassen wir uns zunächst damit, einfach alles zu verkaufen. Das macht aus meiner Sicht nur dann Sinn, wenn dieser Schritt ohnehin geplant war. Wenn also das Depot aufgelöst werden soll, um davon z.B. ein Haus zu kaufen.

Einfach alles verkaufen und nach dem Urlaub zurück kaufen, kann zwar die Nerven schonen. Es kann aber auch verdammt teuer werden. Denn zuerst einmal stehen die Transaktionskosten (Brokergebühren, Spread beim Aktienkurs) an, die gleich zweimal gezahlt werden müssen. Nehmen wir an, im Depot befinden sich 30 Positionen. Mit 10 € Brokergebühren ist man durchschnittlich ja dabei. Dann würde allein der Verkauf und Zurückkauf schon 600 € kosten. Mindestens, weil ja noch der Spread (Unterschied zwischen An- und Verkaufskurs) hinzukommt. Immer unterstellt, die Börse würde nach dem Urlaub auf dem gleichen Niveau sein wie vor dem Urlaub. Dividenden würde es während des Urlaubs dann natürlich auch keine geben. Hat das Depot schon eine ordentliche Kursentwicklung in den Büchern, dann werden zusätzlich Kapitalertragsteuern und Solidaritätszuschlag fällig. Abgesehen davon, dass es teuer ist, schont diese Vorgehensweise auch nicht wirklich die Nerven. Denn wer ist so entspannt im Urlaub, dass es ihn nicht interessiert, wie sich die Börse entwickelt? Schließlich steht das gesamte bisherige Depotvolumen zur Wiederanlage an. Da kann es schon mal einen Unterschied machen, ob die Lieblingsaktie(n) gerade fallen oder steigen. Für mich kommt diese Möglichkeit deshalb nicht in Frage.

Das Depot durch Optionen abzusichern, kostet zunächst auch Geld. Denn die Optionen müssen ja bezahlt werden. Kommt es zu einem Kursrückgang, dann gewinnen die Optionen. Gleichzeitig verliert das Depot an Wert. Die Optionsprämie ist also wie eine Versicherung: Das Depot läuft weiter, im schlimmsten Fall kommt es aber nicht so schlimm. Und wie viel abgesichert werden soll, bestimmt jeder selbst. Das ganze Depot abzusichern, ist – je nach Depotgröße – sehr teuer. Dafür ist dann das Risiko minimiert. Fährt man z.B. nur zwei Wochen in Urlaub, dann kann man sich nach kurzlaufenden Optionsscheinen umsehen. Die also aus dem Geld sind und nur noch drei bis vier Wochen bis zur Fälligkeit haben. Sie sind dann nicht so teuer und eine Absicherung einzelner Aktien oder gesamter Indizes ist denkbar. Natürlich sollte das Depot dann auch repräsentativ sein und mit einem Index vergleichbar sein. Da hätte ich schon mit dem Divantis-Depot Schwierigkeiten. Aber ich würde vermutlich 20 Prozent auf den DAX30, 30 Prozent auf den EuroStoxx50 und 50 Prozent auf den S&P500 absichern. Klar muss einem sein, dass die Versicherungsprämie dann aber im Falle des Ausbleibens eines größeren Kursrückganges weg ist. Es sind also Kosten, die die Urlaubskosten erhöhen. Das muss einem bewusst sein, damit man nicht jeden Tag im Urlaub mit der Entscheidung hadert und überlegst, die Optionsscheine doch wieder zu verkaufen. Stagniert die Börse oder steigt sie sogar, dann verlieren die Optionsscheine an jedem Urlaubstag etwas an Wert. Bei Urlaubsrückkehr sind sie dann nahezu wertlos.

Entspannt in Urlaub fahren und die Werte einfach laufen lassen, ist die von mir verfolgte Methode. Ich gebe zu, ich habe viele Jahre dafür gebraucht. Aber ich habe es schon mehrmals so gehandhabt und werde es auch dieses Jahr wieder so machen! Das funktioniert nur, wenn man fundamental von all seinen Depotwerten überzeugt ist. Wenn keine Spekulationen auf irgendwas den Kaufimpuls ausgelöst haben. Wenn kein Wert unter Beobachtung steht und bei passender Gelegenheit verkauft werden soll. Wenn man sowieso vor hat, alle Aktien ewig zu halten.

Und das ist mein Konzept! Ich verfolge die Dividendenstrategie und habe nur Aktien im Depot, die eine Dividende ausschütten. Und die fundamental in der Lage sind, diese Dividende dauerhaft zu steigern. Und wenn es zu Kursrückschlägen kommt, dann denke ich nicht an Verkauf, sondern an Nachkauf. Und während meines Urlaubs verzichte ich auf die Wahrnehmung solcher etwaiger Chancen. Da schaue ich nicht auf die Aktienkurse und kann so auch nicht nachkaufen. Was aber auch nicht schlimm ist. Denn Markettiming funktioniert doch sowieso nicht. Wer schafft es schon, zum niedrigsten Kurs zu kaufen? Bei jedem einzelnen Kauf denke ich immer, dass das jetzt ein günstiger Kurs ist. Denn sonst wäre es ja besser noch etwas zu warten. Und oftmals sinkt der Kurs noch mal. Ich finde das dann immer schade, aber ärgere mich schon lange nicht mehr darüber. Weil es einfach nichts bringt.

Und das Divantis-Depot schwankt ja auch, wenn ich nicht in Urlaub bin. Und ich werde dann auch nicht nervös. Warum sollte ich es dann im Urlaub werden? So lasse ich mich einfach überraschen, wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme und aktualisiere dann meine Depotstände. Sollte es im Urlaub einen Crash gegeben haben, dann haben sich die Kurse bis zur Rückkehr bereits entweder wieder erholt. Oder ich kann noch Nachkäufe tätigen. Natürlich bedarf es für diese Einstellung genügender Liquidität, damit ich nicht gezwungen werde, in Niedrigphasen zwangsweise zu verkaufen. Aber die sollte ohnehin gegeben sein. Auch um den Urlaub zu genießen. Und beim breit aufgestellten Divantis-Depot kommen ja auch noch Dividendenerträge während des Urlaubs hinzu. Die Liquidität ist also nach dem Urlaub im besten Fall höher als davor.

Ich will gar nicht sagen, dass meine Strategie die Beste ist. Jeder sollte das machen, was zu ihm passt. Ich für mich bin sehr froh, dass ich inzwischen zur entspannten Version gefunden habe. Die anderen Möglichkeiten habe ich auch schon alle hinter mir. Inklusive der mit dem ständig verfügbaren WLAN. Meine Urlaubserholung hat darunter gelitten, das könnt Ihr mir glauben!

Mich interessieren Eure Erfahrungen mit Urlaub und Eurem Depot! Wie handhabt Ihr es? Schreibt doch mal einen Kommentar unter diesen Beitrag. Und vor allem: Genießt den Sommer!

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7 Gedanken zu „Wie mache ich mein Depot urlaubsfit?“

  1. Hallo, kannst Du mir bitte einmal verraten, wie Du Deine Aktien verwaltest? Kannst Du eine Software empfehlen?

    Beste Grüße Miguel

    1. Miguel, ich habe gute Erfahrungen mit PortfolioPerformance gemacht, eine open-source-Software.
      Von Excel oder ähnlichem würde ich abraten, da die Kursschwankungen tagesgenau mitgenommen werden sollten.

      1. Hallo Matthias, von „Portfolio Performance“ habe ich mich bisher immer ferngehalten. Mir erscheint das Programm zu komplex zu sein. Ich dachte tatsächlich eher an Excel oder etwas anderes kostenpflichtiges.

          1. Hallo Lodovico, für mich kommt nur etwas infrage, dass ich auf meinem Rechner haben kann und zu einmaligen Kosten erhältlich ist!

        1. Hallo Miguel,

          Portfolio Performance sieht auf den ersten Blick kompliziert aus.
          Was man beachten muss, erst Papier anlegen, dann „Kauf“ oder „Einlieferung“ mit dem Papier.
          Beim Ersteintrag einer Aktie ziehe ich die ISIN den firmennamen vor, da ansonsten teils hunderte Papiere angezeigt werden.
          Ich nutze aber auch keine „Steuern, Steuerrückerstattung etc. pp, sondern trage immer den Nettoerlös der Dividende ein. Ich nutze nur Kauf, Verkauf und Dividende, sowie das „Editieren“ für die Aktienklassifizierung.
          Konten führe ich z.B. auch gar nicht …
          Probiere es einfach mal aus und lies die Dokumentation vorher. ;)
          Ein Hinderniss könnte sein: Du legst ein Wertpapier an und siehst es nicht. rechts oben ist ein Filter. Steht der auf „Anzahl /= 0! dann setze diesen auf „Anzahl = 0“. Voila. (Ich bin jedenfalls darüber gestolpert).

          Ich führe allerdings nebenbei ein selbsterstelltes Excel.
          Grund: die Dividendenhistorie ist einfacher nachzuvollziehen. Heisst allerdings auch: Dividende zweimal zu erfassen. ;)

          1. Mir gefällt an PP die Auswertungsmöglichkeit (nach Regionen, Branchen etc.), ich pflege PP ähnlich schlank wie der BörseHai, es ist gar nicht so viel Aufwand, finde ich.
            Gut auch: Mittlerweile gibt es eine Schnittstelle zu divvydiary.com, eine weitere Software, die ich gerne nutze. Für dividendenorientierte Anleger eine tolle Anwendung. Ich bin da „Aristokrat“ (für circa 50 EUR per anno) und verfüge damit über viele Auswertungsfunktionen. Divvydiary ist in Teilen schon gleichwertig mit PP, für meinen Geschmack.

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