Man kann es nicht anders als „langweilig“ bezeichnen. Die Aktie schwankt wenig, das Geschäft ist absolut stabil und die Dividende steigt. Und ehrlicherweise beschäftige ich mich nur einmal im Jahr näher mit ihr. Nämlich dann, wenn die Dividende kommt und ich einen Beitrag dazu schreibe.
In den restlichen 364 Tagen weiß ich, dass sie in meinem Depot ist. Aber dort fällt sie nicht weiter auf. Sie gehört quasi nie zu den Tagesgewinnern oder -verlierern. Und auch in den Jahresrankings bewegt sie sich eher im Mittelfeld.
Das mag nicht sexy klingen. Und ist auch nicht für reißerische Überschriften oder heiße Empfehlungen geeignet. Und genau deshalb gehört die Aktie zu den Titeln in meinem Depot, die zu den Basiswerten zählen.
Weil sie einfach liefert und das Geschäftsmodell über jeden Zweifel erhaben ist. Und ich einfach gut mit ihr schlafen kann. Für die Extraportion Rendite sind andere Aktien zuständig. Diese hier sorgt einfach für Stabilität und stetige Ausschüttungen.
Trotzdem hat das Unternehmen eigentlich das Potenzial, viel größere Aufmerksamkeit zu erhalten. Denn die Perspektiven sind weiterhin aussichtsreich und ich bin von den Zukunftsaussichten überzeugt. Worauf ich meine Meinung stütze, erfährst Du in diesem Beitrag.
Einer der Langweiler in meinem Depot ist Veolia Environnement. Veolia ist ein weltweit tätiger Umweltdienstleister mit den drei zentralen Geschäftsfeldern Abfallentsorgung, Wasser/Abwasser und Energieversorgung. Das französische Unternehmen bietet Lösungen für Kommunen, Industrie, Gewerbe und Privatkunden und ist allein in Deutschland an rund 250 Standorten mit etwa 12.500 Beschäftigten aktiv. Ausführlich vorgestellt habe ich das Unternehmen hier.
2022 litt der Aktienkurs unter den steigenden Zinsen, da die Verschuldung im Infrastrukturbereich stets ein Thema ist. Das Jahr war alles andere als langweilig. Aber seit 2023 geht es nun gemächlich seitwärts und leicht aufwärts. In diesem Jahr wurde kurz vor der Dividendenzahlung der bisherige Höchststand vom Jahreswechsel 2021/22 erstmals wieder erreicht:

Dividendenzahlung
Veolia zahlt in diesem Jahr eine Dividende von 1,40 € pro Aktie. Gegenüber dem Vorjahr (1,25 €) ist das eine Erhöhung um 12,0%. Für die 240 Veolia-Aktien in meinem Depot bedeutet das eine Brutto-Dividende von 336 €.
Da ich – bei der Dividende von VINCI hatte ich das bereits beschrieben – noch keinen neuen Antrag auf Quellensteuervorabbefreiung eingereicht habe, wurden von der 1822direkt 25% Quellensteuer einbehalten.
Hätte ich jedoch – wie letztes Jahr beim DKB-Broker – für meine Aktien einen Antrag auf Vorabbefreiung von der Quellensteuer gestellt, dann wären mir nur 12,8% Quellensteuer abgezogen und diese dann vollständig auf die deutsche Kapitalertragsteuer angerechnet worden. Wie das funktioniert, habe ich hier ausführlich dargestellt.
Nach dem Steuerabzug verbleibt eine Netto-Dividende von 208,76 €. Sie wurde mit Wertstellung 14.05.2025 überwiesen.

Die Dividendenrendite von Veolia liegt bei einer Dividende von 1,40 € und einem Aktienkurs von 30,00 € (Kurs am Dividendenzahltag) bei 4,7%.
Meine persönliche Rendite auf meinen Einstand (Yield on Cost) bezieht sich auf meinen Kaufpreis für die 240 Aktien von insgesamt 5.080,47 €. Bei 336 € Brutto-Dividende ergibt das einen YoC von 6,6%.
Perspektiven
Veolia sorgt für sauberes Wasser, behandelt Abwasser, entsorgt und recycelt Abfälle und liefert Energie. Allein schon diese Bereiche sorgen dafür, dass die Aktie bzw. das Unternehmen nicht im Scheinwerferlicht steht.
Denn diese Grundbefürfnisse der Menschheit müssen gemanagt werden und bieten auf den ersten Blick wenig Potenzial für Digitalisierung oder Künstliche Intelligenz.
Dass sich damit trotzdem richtig gutes Geld verdienen lässt, beweist Veolia Jahr für Jahr. Auch 2024 erreichte oder übertraf Veolia die Ziele. So stieg der bereinigte Umsatz um 5,0% auf 44,7 Mrd. €. Das EBITDA legte dabei organisch um 5,8% auf 6,8 Mrd. € zu. Der Nettogewinn stieg um 14,6% auf 1,5 Mrd. €.
Wachstumstreiber waren Wasser (+5,6%) und Abfall (+6,4%). Interessant ist aber nun die Bereinigung des Umsatzes: Denn offiziell legte selbst der Energiebereich noch 1,9% zu. Allerdings ist diese Kennzahl um die Energiepreise bereinigt und war real deutlich rückläufig (-10,7%). Was ja auch angesichts der gegenüber 2023 sich beruhigenden Preise nicht verwunderlich ist.
Ohne diese Bereinigung stieg der Umsatz deshalb „nur“ um 1,5%. Und das wiederum ist eine ordentliche Leistung, die aus meiner Sicht auch deutlicher herausgestellt werden könnte.
Der Gewinn je Aktie stieg von 1,89 € auf 2,13 €. Bei einem Aktienkurs von 30,00 € entspricht das einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14. Ein Wert, den ich nicht als zu hoch empfinde. Dafür erhält man einen wachsenden Großkonzern, der auch für 2025 eine steigende Dividende erwarten lässt.
Denn die Dividende soll weiterhin ungefähr in Höhe des Gewinnwachstums je Aktie gesteigert werden. Und die Prognose sieht ein organisches EBITDA-Wachstum von 5 bis 6% und ein Wachstum des Nettogewinns von ca. 9% vor.
Ein wichtiges Thema bei Infrastrukturunternehmen ist immer die Verschuldung. Sie konnte 2024 auf einen Grad (Net Debt vs. EBITDA) von 2,63 gesenkt werden (2023: 2,74) und soll auch 2025 unter 3 bleiben. Damit ist Veolia weiterhin im komfortablen Bereich unterwegs.
Was man aus meiner Sicht mittelfristig beobachten muss, sind die Auswirkungen des Klimawandels auf das Geschäft von Veolia. Wenn die Winter in Zentral- und Ost-Europa milder werden, hat das Umsatzrückgänge für die Energiesparte von Veolia zur Folge. Weil weniger geheizt werden muss. Der mildere Winter 2023/2024 sorgte deshalb für eine Gewinnbelastung von 20 Mio. €. Das ist im Gesamtkontext natürlich nicht viel (0,3% des Gesamtgewinns). Aber so ein Effekt kann sich über die Jahre auch verstärken.
Vermutlich wird das aber gegenläufig mit dem Wasserverbrauch gestalten, der dann bei einem heißeren Sommer auch noch weiter ansteigen wird.
Bis 2027 will Veolia weiter jährlich um rund 10% im Gewinn je Aktie und dann auch in der Dividende zulegen. Im 1. Quartal 2025 konnte die Prognose bestätigt werden. Der Umsatz stieg um 3,9% und das EBITDA legte organisch um 5,5% zu.
Und Veolia ist weiterhin im M&A-Sektor tätig: Für rund 1,5 Mrd. € wurde ein Anteil von 30% am eigenen Wassergeschäftsteil erworben. Er wurde bisher vom kanadischen Investment-Unternehmen CDPQ gehalten. Damit hat Veolia nun die alleinige Eigentümerschaft über das Wassergeschäft und erlaubt die volle operative Integration. Veolia erwartet dadurch ab dem Jahr 2027 jährliche Einsparungen von 90 Mio. €. Die Akquisition soll zur Jahresmitte 2025 abgeschlossen sein.
Historisch gesehen hatte Veolia stets 100% seines Wassergeschäfts im Eigentum. Anders war es bei Suez, die 2022 von Veolia übernommen wurden. Suez hatte seinen Wasserbereich im Jahr 2017 als Joint Venture (70% Suez, 30% CDPQ) gegründet.
Der Schritt von Veolia überzeugt deshalb, weil er die Strukturen vereinfacht und Veolia die volle Kontrolle über sein Geschäft ermöglicht. Der gezahlte Kaufpreis ermöglicht durch die Kosteneinsparungen zwar nur eine Anfangsrendite von 6%. Aber durch das zu erwartende Wachstum des Wasserbereichs sollte sich der Kauf mittelfristig als gutes Geschäft herausstellen.
Veolia bleibt für mich ein fester Bestandteil meines Dividendendepots. Durch die globale Aufstellung und das schwankungsarme Geschäftsmodell sorgt die Aktie für Stabilität und gleichzeitig attraktive Erträge. Mit einer Dividendenrendite auf meinen Einstand von 6,6% bin ich zudem sehr zufrieden. Und sie wird weiter steigen.
Eigentlich müsste ich die 240 Aktien durch einen Nachkauf zumindest auf 300 Aktien bringen. Fundamental spricht nichts dagegen. Aber genau die langweilige Entwicklung hält mich dann immer wieder davon ab, eine Kauforder aufzugeben. Psychologisch ist es viel einfacher, eine Aktie zu halten als sie neu zu kaufen, wenn man nicht mit kurzfristigen Kurssteigerungen rechnet.
Deshalb vermute ich, dass ich auch in einem Jahr wieder über die nächste Dividendenerhöhung und ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2025 schreiben werde. Aber immer noch bei 240 Aktien stehe. Aber es gibt wahrlich Schlimmeres!
Auf einen Blick:
Unternehmen: | Veolia Environnement S.A. |
ISIN: | FR0000124141 |
Im Divantis-Depot seit: | 14.08.2019 |
Letzter Nachkauf am: | 08.10.2021 |
Stückzahl im Divantis-Depot: | 240 |
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren: | 21,17 € |
Gesamtkaufpreis: | 5.080,47 € |
Bisher erhaltene Netto-Dividenden: | 988,34 € |
Aktuelle Strategie: | Halten und Dividende kassieren |
Freu mich immer, wenn ich ich Kommunalfahrzeuge von Veolia sehe.
Hab auch ein paar Stücke( Aktien, nicht Fahrzeuge🤣)
Haben hier auch gute Marktstellung. Wenig andere, die die Arbeit machen wollen.
Allein in D mehrere Marken.
Kann man machen. Auf spektakuläre Tiefpreise braucht man nicht zu warten.
Einfach halten.
Vlt. Sparplanaufbau am günstigsten.
In meiner französischen Raupensammlung fehlen nur Schneider Electric, aber wenn bei Jahreszahlern der heurige Dividende Termin durch ist, erlahmt das Interesse.
Sehe Veolia genau wie Ben. Kein Unterschied in der Sichtweise.
Sieht recht interessant aus, ist mir beim derzeitigen Kurs nahe am ATH aber leider etwas zu teuer. Ist zwar immer noch ein YOC von rund 4,6%, aber Dividende wird auch nur 1x im Jahr bezahlt. Da sind mir Aktien die jedes Quartal Dividende zahlen lieber…
Ich hab mir trotzdem mal einen Preisalarm bei 25 € gesetzt, mal schauen wann der läutet :-)
Wie löst du das mit der französischen Quellensteuer oder kümmerst dich da gar nicht drum?
Hallo Torsten Maue,
unter „Fragen -> Quellensteuer“ steht die Antwort. Es gibt wenige Depotanbieter, die eine Vorabbefreiung anbieten.
Die Quellensteuer in F nachträglich einzufordern kostet mehr Zeit und ist sehr teuer (>70 €). Liegt aber nicht an der Bank sondern an Clearstream, die das Geld einsacken.
Veolia ist bei mir seit Jahren unter dem Radar. Ich weiß leider nicht was 2001 und Ende 2007 dieses Kursmassaker ausgelöst hat. Ich sehe nur den Chart und das hat mich seither abgehalten sich mit Veolia zu beschäftigen. Hauptsächlich war das die Quellensteuer was mich von eienr weietren und näheren Betrachtung abgehalten hat. Ich habe bereits Air Liquide und Sanofi seit nahezu 20 Jahren im Depot. Die Air Liquide hat sich seit 2006 als ich die Aktie kaufte prächtig entwickelt, allerdings ärgert mich da jedes Jahr die Quellensteuer.
Veolia hat seit 2011/2012 einen soliden Kursverlauf. Aber da gibt es andere Aktien die sehen nicht schlechter aus und haben das Problem mit der Quellensteuer nicht. Und nochmals ein Depot bei einer Bank, welche die Vorabbefreiung für franz. Quellensteuer anbietet, habe ich keine Lust und bin zu faul.
Ansonsten wäre die Veolia auch für mich nicht verkehrt. Ich mag Aktien von nicht spektakulären Geschäftsmodellen.
Schade, dass es die EU bis heute nicht geschafft hat, das Problem mit der Quellensteuer für Bürger anderer EU-Staaten zu lösen.