Sind US-Wahljahre wirklich gute Börsenjahre?

Symbolbild Wahlen zum Präsidenten der USA
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2024 wird das Super-Wahljahr in der Geschichte schlechthin sein. In mindestens 76 Staaten oder -gebilden werden Wahlen abgehalten. Nicht alle sind frei und demokratisch. Manchmal steht die Entscheidung faktisch schon vorher fest oder die mögliche Veränderung durch den Wahlausgang ist nicht wirklich groß. Mit Indien, der Europäischen Union und den USA finden in drei bedeutenden Wirtschaftsregionen Wahlen statt. Die größte Bedeutung hat dabei für die Märkte sicherlich der Ausgang der US-Präsidentenwahl im November.

Generell gelten Wahljahre meistens als gute Börsenjahre. Das ist auch durch Studien belegt. Für die USA ist das Barometer der S&P 500. Er legte in Jahren der Wahl des US-Präsidenten seit 1950 im Schnitt um fast 13% zu.

Das hört sich erst mal gut an. Aber wie so oft lohnt ein Blick hinter die Kulissen. Denn die Statistik könnte trügerisch sein. Ich habe ein wenig in der Geschichte recherchiert und versuche in diesem Beitrag, etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Und dabei geht es ausdrücklich nicht darum, den Wahlausgang zu prognostizieren. Und erst recht nicht darum, auf einen bestimmten Ausgang zu setzen. Sondern mehr darum, ob es jetzt sinnvoll, breit in den Markt zu investieren, um von einem positiven Börsenjahr zu profitieren.

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Die Crux mit der Statistik

Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe

Winston Churchill (angeblich!)

Die erstgenannten Statistik hört sich natürlich gut an. Aber warum wird als Startzeitpunkt 1950 genommen?

Schließlich gibt es auch gegenteilige Statistiken, die einen längeren Zeitraum betrachten. Bezogen auf die letzten 120 Jahre waren Wahljahre keine besonders guten Börsenjahre. Es liegt also – wie so oft bei Statistiken – im Auge des Betrachters und der Wahl der entsprechenden Parameter.

Gemein ist den Statistiken aber, dass die Wahrscheinlichkeit für ein positives Börsenjahr bei rund 66% liegt. Das schließt dann auch ein Plus von z.B. nur 2% ein, was eben historisch gesehen ein schwaches Börsenjahr wäre. Und dazu passt dann auch wieder eine andere Statistik, die den Dow Jones nach dem 2. Weltkrieg betrachtet. Danach sind die Wahljahre im Durchschnitt die schwächsten Börsenjahre.

Die Sorgen der Börse

Und das hat wiederum damit zu tun, dass die Wall Street Sorge vor einem Linksruck hat. Entweder weil die Präsidentschaft eines Republikaners endet oder die Demokraten einen vermeintlich linkeren Kandidaten als Nachfolger ihres Präsidenten aufgestellt haben.

Da denke ich z.B. an Al Gore, der beinahe auf Bill Clinton gefolgt wäre. Sein Thema war der Klimawandel und er war führend in allen Umfragen. Er erzielte auch die Mehrheit der Wählerstimmen, unterlag jedoch mit 537 Stimmen George W. Bush Jr. in Florida. Und damit hatte dieser die Mehrheit der Wahlmännerstimmen errungen. Bush war zuvor Gouvernor von Texas und der Ölindustrie eng verbunden. Das war übrigens im Jahr 2000 und der S&P500 verlor seinerzeit 10%. Ob das jetzt nur mit der Wahl zusammenhing, wage ich allerdings zu bezweifeln. Denn auch die Folgejahre waren mit -13% und -23% sehr schwach. Und in diese Zeit fallen das Platzen der Dotcom-Blase und die Terroranschläge von 9/11.

Nachvollziehbar ist für mich, dass politische Maßnahmen des amtierenden US-Präsidenten die Börse beeinflussen können. Schließlich will er die Chancen für seine Wiederwahl erhöhen und nutzt dafür seinen Amtsbonus. Gleichzeitig besteht üblicherweise eine hohe politische Unsicherheit rund um die Wahlen. Denn selbst wenn Umfragen eindeutig sind: abgerechnet wird erst am Wahltag. Und wir haben ja auch schon mehrfach erlebt, dass es teilweise mehrere Wochen dauerte, bis das Endergebnis feststand. 

Der Börsen- und der Präsidentschaftszyklus

Der Großteil der historisch positiven Performance erfolgt im zweiten Halbjahr. Die US-Wahlen finden immer im November statt. Und da kommen dann zwei Dinge zusammen: Einerseits die Klarheit über das Wahlergebnis und andererseits ist der November traditionell auch der stärkste Börsenmonat. Er erhält dann nur noch einen Boost.

Nach der Wahl ist dann irgendwie auch schon wieder vor der Wahl. Denn der Präsidentschaftszyklus ist klar umrissen:

2024: Das Wahljahr

2025: Das Nach-Wahljahr (erstes Jahr einer neuen Administration)

2026: Das Zwischenwahljahr (hier finden die Midterm-Wahlen für den US-Kongress statt)

2027: Das Vor-Wahljahr vor der nächsten Präsidentenwahl

2028: Das nächste Wahljahr

Die Jahre nach der Wahl (also 2025 und 2026) entwickeln sich in der Regel eher durchwachsen. Die Gewinnwahrscheinlichkeit liegt dann historisch betrachtet nur noch bei 52% bzw. 59% für Midterm-Jahre.

Abgesehen von diesen Statistiken ist aber klar, dass die Börsenentwicklung von vielen Faktoren abhängt. Und die Vergangenheit gibt auch keine Garantie für die Zukunft.

Die Wahlen im Jahr 2024

Schauen wir uns jetzt aber konkret die nächsten Wahlen an. Zum 60. Mal wird ein US-Präsident gewählt und zwar am 5. November.

Im Januar wird Amtsinhaber Joe Biden seine Wiederwahlkampagne mit den Vorwahlen in Iowa beginnen. In der Demokratischen Partei ist auch weit und breit keine Alternative zu erkennen. Die Vizepräsidentin Kamala Harris konnte in ihrer Amtszeit überraschend nicht an Profil gewinnen. Und in der Regel wird ja auch dem amtierenden Präsidenten von seiner eigenen Partei die Gelegenheit zur Wiederwahl gegeben.

Bei den Republikanern starten ebenfalls im Januar die Vorwahlen in Iowa und New Hampshire. Dort konkurrieren diverse Kandidaten miteinander. Top-Favorit für die Nominierung ist Donald Trump. 

Damit käme es erstmals seit 1956 zu einer Wahlwiederholung. Damals gewann Dwight D. Eisenhower zwei Wahlen hintereinander gegen den gleichen Herausforderer. Die jetzige Konstellation, dass der abgewählte US-Präsident gegen seinen Nachfolger antritt, wäre aber etwas Besonderes.

Interessanterweise sind die Amtsperioden von Demokraten durchschnittlich bessere Börsenphasen als die von Republikanern. Und auch vor der Wahl von Donald Trump im Jahr 2016 hatten die Märkte große Sorgen. Das scheint nun zumindest kalkulierbarer. Einfach weil man schon weiß, wie er sich als Präsident verhalten hat.

Spannend könnte es höchstens werden, wenn sich im Laufe des Jahres auf einmal ein Unabhängiger als Kandidat aufstellen lässt. Wenn dann nicht mehr nur der 81-jährige Biden und der 78-jährige Trump zur Wahl stehen, sondern eine Person, die eher für Aufbruch und Veränderung steht.

Es ist unwahrscheinlich, dass eine solche Person dann tatsächlich auch die Wahl gewinnen könnte. Aber – je nach Ausrichtung – kann sie einem der beiden großen Kandidaten entscheidende Stimmen kosten. Und damit den Wahlausgang entscheiden. Ich denke da an 1992 zurück, als Ross Perot 19% der Stimmen holte und damit dem jungen Bill Clinton den Weg zur Präsidentschaft ebnete. Damals endete die Präsidentschaft von George W. Bush (dem Vater) nach nur einer Amtszeit. Die USA befanden sich damals allerdings auch in einer tiefen Rezession. Das Börsenjahr 1992 gehörte mit +4% im S&P 500 zu den positiven Jahren. Aber es war eben auch unterdurchschnittlich. Es folgten dann übrigens mit +7% und -1,5% zwei ebenfalls schwächere Jahre unter Clinton. Bis dann von 1995 bis 1999 fünf Börsenjahre mit jeweils zweistelligen Zuwächsen folgten.

Auch 2024 hat meines Erachtens die Situation der Wirtschaft und vor allem die Zinspolitik der Fed einen großen Einfluss auf die Börsenentwicklung. Und die Fed ist von der Politik unabhängig und nimmt auf die Wahlen keine Rücksicht. Jedenfalls in der Theorie. Denn vor den letzten Wahlen 2019 gab es einigen Druck von Donald Trump, der vehement Zinssenkungen einforderte. Und siehe da: die Fed lieferte und senkte dreimal die Zinsen. Genützt hat das Trump am Ende zwar auch nichts. Aber es wird interessant zu erleben, ob sich Ähnliches nun in diesem Jahr wiederholt. Denn die Erwartungen an Zinssenkungen sind immens und schon kleinere Enttäuschungen könnten die Aktienmärkte auf Talfahrt schicken.

Generell werden in der allgemeinen Betrachtung Präsidentschaften oft mit Bullen- oder Bärenmärkten in Verbindung gebracht. Da heißt es dann, dass in den Siebzigern während Nixon und Ford Präsidenten waren, die Aktienmärkte zurückgingen. Oder George W. Bush das Platzen der Dotcom-Blase zugeschrieben wird. Dabei sollte man aber immer die jeweilige Zeit betrachten. Denn gerade beim letzten Beispiel wird deutlich, dass die Bewertungen an den Aktienmärkten schon vor der Präsidentschaft in völlig übertriebene Dimensionen gestiegen waren. Und die Blase wäre mit Sicherheit bei jedem anderen Präsidenten genauso geplatzt.

Jetzt haben wir zwar keine überbordende Euphorie, aber befinden uns auf einem Zinshoch, kämpfen gegen die Inflation und die Wirtschaft in den USA ist formal in einer Rezession. Der Nachfolger von Joe Biden oder er selbst in seiner zweiten Amtszeit übernehmen diese Situation. Und profitieren womöglich automatisch von den Zinssenkungen, die sicherlich auch in 2025 ein Thema sein werden. Und im Nachhinein ist es dann leicht, dieser Präsidentschaft eine entsprechende Börsenentwicklung zuzuschreiben.

Fazit

Mein Fazit aus all diesen Statistiken und Rückblicken lautet, dass es für die Aktienmärkte weitgehend egal ist, ob ein Demokrat oder ein Republikaner US-Präsident ist. Es kommt viel mehr auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die langfristige Entwicklung des Börsenzyklus an. Sind die Bewertungen niedrig, werden sie wieder steigen. Sind sie zu hoch, werden sie wieder auf ein Normalmaß zurückkommen. Natürlich können Präsidenten Impulse für die wirtschaftliche Entwicklung setzen. Aber sie wirken langfristig und sicherlich nicht sofort. 

Deshalb bleibe ich auch im Super-Wahljahr 2024 entspannt in meinen Aktienengagements und konzentriere mich lieber auf langfristige Trends. Gut aufgestellte Unternehmen mit sauberer Bilanz und starken Cash-Flows sind für mich die beste Versicherung, dass ich unabhängig von Wahlergebnissen ein positives Ergebnis erziele.

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20 Gedanken zu „Sind US-Wahljahre wirklich gute Börsenjahre?“

  1. Hallo,
    es mag sein, dass man mit zunehmenden Alter einfach ängstlicher wird, aber ich kann mich nicht erinnern, dass mir die Zukunft jemals vorher so unsicher erschien – und ich gehe immerhin auf die 60 zu and habe schon das eine oder andere erlebt. Aber so viele Krisen, so viel Streit, Ärger und Hass, wohin man schaut – krass! Mein Sparplan auf den MSCI ACWI läuft weiter, aber ansonsten ist mir zur Zeit eher nach Aufbau von Cash, um für den Crash gerüstet zu sein. Hoffentlich kommt alles anders.
    BG, Matthias66

    1. Ja Matthias66, das ist meiner Erfahrung stark vom individuellen Erleben abhängig.
      Im Chinesischen steht ja das Wort „Krise“ auch für „Chancen“.

      2023 gab es diverse Kandidaten, die tolle Neu- oder Nachkäufe ermöglicht haben (bei mir gelungen, da aktueller Kurs über Einkaufskurs liegt: Ares Capital, Blackrock, Cisco, Digital Realty, Paychex, Prologis, S&P global, Snap-On).
      In einer deutschen Großstadt lebend, nehme ich tatsächlich täglich viel Ignoranz, Desinteresse, Unhöflichkeit, Respektlosigkeit wahr. Hinzu kommen ein großer Krieg im europäischen Raum, einer im Nahosten, Inflation und eine insgesamt sehr negativ berichtende Medienlandschaft.

      Es fällt schwer, positiv zu bleiben. Das ist jedoch ein Wesenszug jeden Aktionärs. Hätte er nicht einen Funken Hoffnung für die Zukunft, würde er nicht in ein Unternehmen investieren, das eine gute Zukunft vor sich hat.
      Ich werde stur monatlich ETFs weiter besparen und habe mir zu Beginn 2024 eine Nachkaufliste erstellt, die ich konsequent abhaken möchte. Einen möglichen Neukaufkandidat habe ich ins Auge gefasst (Moderna), ich bin nur unsicher, ob der Kurs ggf. nochmal unter 100 EUR sinkt. Es wäre eine Nicht-Dividendenaktie mit Potenzial auf Fünf- oder Zehn-Bagger.

      Ein S&P500 mit +20% (und mein Depot mit +12%) sprechen für das letzte Jahr Bände. Ich sehe diverse Effekte (nachlassende Inflation / Überhitzung von Tech-Aktien vorerst eingedämmt / Lieferkettenprobleme besser im Griff als 2022 / wachsendes Interesse an Aktien oder ETFs im Allgemeinen), die eher ein günstiges Jahr versprechen. Vielleicht nicht eine +20% sondern eine +5 bis +15% für den S&P500 ;-)

    2. Hallo Matthias,

      mein Vater, der vor kurzem 60 geworden ist, sagt mir immer, im Alter kommt die Gelassenheit. Ich denke jedoch, dass Gelassenheit nicht unbedingt mit dem Alter, sondern vielmehr mit dem – und ich mag das Wort eigentlich nicht – richtigen „Mindset“ einhergeht.

      Ich habe für mich selbst immer wieder reflektiert, wie ich über die Zukunft und die aktuelle Situation denke. Auch in Bezug auf Investments. Dabei bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen, das wahrscheinlich auch auf viele andere zutrifft: Je mehr Medien, Nachrichten und Meinungen ich im Internet konsumiere, desto schlechter wird mein Weltbild für die Zukunft. Bis Mitte letzten Jahres habe ich noch allen gängigen Nachrichtenplattformen wie der Tagesschau, dem Handelsblatt und der WirtschaftsWoche gefolgt. Ich habe auch regelmäßig einen Blick in die Kommentare vieler Tagesbeiträge, beispielsweise bei der Tagesschau, geworfen, um mir ein Bild davon zu machen, wie die Leute in Deutschland auf verschiedene Themen reagieren.

      Obwohl die Menschen, die dort ihre Meinungen kundtun, wahrscheinlich kein repräsentativer Faktor für das Gesamtbild sind – genauso wie ich mit diesem Kommentar hier – kann man leider festhalten, dass viele Menschen generell eher negativ gestimmt sind. Im August habe ich daher die Entscheidung getroffen, nur noch gezielt Nachrichten zu verfolgen und regelmäßig nach „guten Nachrichten“ zu suchen. Ich musste für mich feststellen, dass dies erheblichen Einfluss sowohl auf meine Stimmung als auch auf meine Zukunftsaussichten hat. Ich weiß auch ohne die tägliche Nachrichtenflut, dass nicht alles rosig ist, und es läuft sicherlich noch an vielen Stellen viel falsch. Aber ich möchte auch nicht mehr wissen, wie es in der Ukraine läuft oder wie schlecht es um den sozialen Wohnungsbau bestellt ist. Das mag natürlich etwas egoistisch klingen, aber wenn ich mich dadurch langfristig besser fühle, ist es halt so.

      Um nochmal zum Thema Aktien zurückzukommen: Langfristig wird schon alles irgendwie laufen, und wenn nicht, wird es eben etwas anderes geben. Wenn die Geschäftsmodelle zukunftstauglich sind, die Geschäftsberichte in Ordnung sind und die Dividenden bezahlt werden können, bin ich positiv für die Zukunft gestimmt. Kriege, Pandemien oder Krisen, die die Welt aus den Angeln heben, sind aus meiner Sicht nur kurzfristige Störungen an der Börse. Vielleicht ist meine Herangehensweise und Denkweise naiv, aber welche Alternativen habe ich, wenn nicht Aktien und Immobilien?

      Ich kann jedem nur die Bücher „Factfulness“ oder „Im Grunde gut“ sowie die App „Good News“ empfehlen. Dadurch wurde ich nochmal daran erinnert, dass nicht alles schlecht läuft und dass auch vieles gut läuft!

      Beste Grüße

      Nico

    3. Hallo Matthias66,

      habe auch schon einige Lebens- und Börsenjahre zurückgelegt. Ich musste in meinen anfänglichen Lehrjahren an der Börse die persönlich finanziell verlustreiche Erfahrung machen, dass man sich erstens als „echter“ Investor in Unternehmen (im Gegensatz zum Trader) an den langfristig – d.h. 20 bis 30 Jahre – immer positiven Entwicklungen der (Welt-)Wirtschaftsleistungen orientieren sollte. Stattdessen habe ich Aktien-hopping betrieben, heißen Aktientipps aus Börsenmagazinen hinterhergejagt und nach bestimmten Chartsignalen gekauft. Aus heutiger Sicht einfach gruselig.

      Zweitens sollte man auf den investierten Betrag über den v.g. Zeitraum nicht angewiesen sein.

      Eigentlich sind das zwei Binsenweisheiten. Mir persönlich helfen sie ganz enorm. Im Bekanntenkreis sehe ich allerdings immer wieder Beispiele, die sich daran (noch) nicht orientieren.

      Viele Grüße

      Andreas P.

      1. Hallo Andreas P.,
        gebe Dir prinzipiell völlig Recht.
        Ich habe auch nicht vor, Aktien zu verkaufen, allein mir ist die Kauflust zur Zeit etwas abhanden gekommen. Die Bewertungen sind recht hoch, ich gehe davon aus, dass viele Marktteilnehmer schon stark investiert sind und aufgrund der ganzen Krisen rechne ich einfach damit, dass wir bald wesentlich niedrigere Kurse sehen könnten. Mal eine Weile nichts zu kaufen, erfordert auch Disziplin – ob es dann die richtige Entscheidung war, weiß man erst hinterher (ich kenne natürlich auch die vielzitierte Börseweisheit „time in the market“ schlägt „timing the market“).
        BG, Matthias66

        1. Hallo Matthias66,

          Deine Skepsis teile ich. Schon 2023 hatte ich eigentlich mit sinkenden Kursen gerechnet. Habe daraufhin mehr Tagesgeld vorgehalten. Das hat meine Depotperformance natürlich gedrückt.

          Für 2024 könnten – nach dem „Ei des Kostolany“ – die vsl. sinkenden Zinsen den Aktienbörsen positive Impulse geben.

          Trotzdem investiere derzeit nur noch eingehende Dividenden in Aktien. Zusätzlich verfügbares Kapital geht in Tagesgeld oder Anleihen. Dies sollte im Falle eines kräftigen Kursrückgangs an der Börse das Depot zumindest ein wenig stabilisieren. Abgesehen davon geht es mir damit mental am Besten.

          Viele Grüße

          Andreas P.

          1. Hallo Andreas P.
            Mir geht es ganz ähnlich wie dir.
            Im Moment setze ich eher auf breit streuende ETF
            (FTSE All World und US-Dividendenaristokraten) als komplett auf Einzelaktien. Das ist ein reines Bauchgefühl und ich bin auch nicht unglücklich, wenn mir am Jahresende 18,66 € (oder so) an Dividenden „fehlen“. Ich muss nicht die Erträge bis auf die dritte Nachkommastelle optimieren.
            Allen ein gesundes Jahr 2024 wünscht
            Sebastian I

    4. Hallo Matthias
      Bin knapp über die 60, kann deine Ängste aber auch sehr gut nachvollziehen. Was mir persönlich auch etwas Sorge macht ist der politische Zustand unseres Landes durch eine katastrophale Ampel(Energiepolitik, Migration,etc.). Es formieren sich zunehmend Parteien wie die AFD oder neuestens die Werte Union, die stark rechtsradikal orientiert scheinen. Oder will man uns das nur weis machen und wir brauchen tatsächlich eine politische Neuausrichtung 2025, ich weiß es langsam nicht mehr.Aktuell weiß ich nicht mehr was man noch guten Gewissens wählen kann! Ich weiß nur ich mache mir auch Sorgen, um das Land und seine Menschen, wie z.B. meine Kinder und Enkelkinder.

      1. Claudio,
        AFD oder WerteUnion, sind die an der Regierung?
        Was Du wählen kannst? Solide Aktien!

        By the way: wenn Deine Kinder Natur erleben sollen(wollen), ich hätte da gerade 2 ha Wiese in Wald transformieren. Ganz ohne Öl, nur Handarbeit. Und viel Wissen über Natur. Geld gibt es nix! Aber Spaß am: Ich weiß jetzt wieso hier ein Regenwurm ist.

        Dies ist ein Aktienblog, kein Politikerblog!!! (sorry für die harsche Antwort)

        1. Hallo Börsenhai.
          Kein Problem, ich bin immer für offene Worte zu haben, und ich bin eben der Meinung dass sich Politik und Wirtschaft nicht komplett trennen lassen, daher habe ich mal meine Bedenken für die nächsten zwei Jahre in aller Kürze hier angeschnitten, und werde und will das hier auch nicht vertiefen! Um die Aktienmärkte mache ich mir langfristig keine Sorgen. Viel Spaß mit deinen Ländereien.

          1. Hallo Claudio,

            kein Problem, wo bleibt der Filius zum Pflanzen? ;)

            Ich möchte nur nicht, dass dieser sehr wertvolle Blog Bens in Politik abdriftet bzw. politische Diskussionen.

    5. Mit bald 60 würde ich eher darüber nachdenken, wie ich mein Geld nutzen und welche offenen Träume und Ziele ich mir noch erfüllen möchte bevor sich die Tore schließen und es zu spät ist.

      Ü60 beschleunigt sich der Alterungsprozess spürbar und die Leistungsfähigkeit lässt weiter exponentiell nach.

      Soll kein Aufruf sein, sein Geld zum Fenster rauszuwerfen aber ich würde nahe der 60 kein Geld mehr bunkern um es ins Depot zu schieben. Irgendwann muss und will man die Früchte der Jahrzehnte Arbeit ja auch ernten.

      1. @ Stock Picker
        bin selbst 58 und sehe das natürlich auch.
        Aber was ich im Laufe des Lebens gelernt habe oder lernen mußte,
        ist das man mit seinen Einnahmen immer über seinen Ausgaben sein sollte. Grundsätzlich.
        Wer hier aufhört, diszipliniert zu sein, verliert gegen die Inflation.
        Was weiß denn ich, wie teuer der Einbau einer neuer Heizung in 10 Jahren ist.
        Oder wie teuer der Platz im betreuten Wohnen in 20 Jahre ist.

        ein Beispiel:

        Wenn mein Vermögen angenommen 300K€ beträgt, dann hat es nach 10 Jahren noch eine Kaufkraft von etwa 200K€ bei einer angenommenen Inflationsrate von 4%.

        Jetzt kommt aber der DOPPELTE Effekt, den viele vielleicht nicht auf dem Schirm haben.

        Heute würde bei mir der Einbau einer neuen Heizung im EFH beispielsweise 20K€ kosten

        das sind 6,6% Prozent meines Vermögens.

        in 10 Jahren würde der Einbau einer neuen Heizung bei 4% Inflation dann aber etwa 30K€ kosten.
        Wenn ich heute aufhöre, mein Vermögen weiter aufzubauen, dann hätte ich aber in 10 Jahren keine 300K€ mehr, weil mir die steigenden Kosten allgemein schon vom Vermögen etwas abgefressen hätten.
        wenn ich dann nur noch beispielsweise 250K€ nominal besitze und der Einbau einer neuen Heizung kostet 30K€

        dann sind es bereits 12% Prozent von meinem Vermögen.

        Das ist das doppelte von 6,6% zu heute.

        Damit die 30K€ für eine neue Heizung in 10 Jahren weiter nur maximal 6,6% von meinem Vermögen kostet , benötige ich schon ein Vermögen von etwa 450K€ !!

        Das ist ne ordentliche Hausnummer.

        und was ist, wenn dann noch das Dach neu gedeckt werden muß etc.?

        In der Seemannsprache würde man sagen, man muß immer vor dem Wind segeln.
        Also niemals aufhören, weiter Vermögen aufzubauen.

        Ich hoffe, es war nachzuvollziehen.
        Auch hier gilt, wer rastet, der rostet.
        Ich genieße es, sparsam zu leben und zu wissen, das ich mir sehr vieles kaufen könnte, wenn ich es wollte.
        Früher habe ich von einer Rolex geträumt. Heute könnte ich mir zig davon kaufen, aber jetzt will ich sie nicht mehr.
        Von der Welt habe ich viel und ausreichend gesehen und große Reisen finde ich jetzt inzwischen eher anstrengend.
        Ein fettes Auto würde mich nicht glücklich machen und so reicht mir mein Skoda.
        Ich arbeite fast nur noch halbtags und bin sehr zufrieden damit, wie es jetzt ist.
        Und wenn ich mal umfalle, dann sollen es meine Kinder und Enkel eben erben.

      2. Hallo Stock Picker,

        die (Rest)Lebenserwartung im Alter von 60 beträgt – laut aktueller Sterbetafel 2020/2022 des Statistischen Bundesamtes – noch 21,46 Jahre (Männer) und 25,18 Jahre (Frauen).

        Beobachtungen in meinem Bekanntenkreis sagen mir, dass 60 heute das neue 48 ist ;-). Viele putzmuntere Ruheständler, geistig wie körperlich.

        Daher gibt es aus meiner Sicht keinen Grund, ab einem Alter von 60 in den finanziellen Verbrauchsmodus umzuschalten. Im Gegenteil – man weiß nie wie sich die gesellschaftliche und wirtschaftliche Lage entwickelt und welche neuen Wege die Politik einschlägt, die einen finanziell belasten.

        Am Ende ist es das lebenserhaltende aber sündhaft teure Medikament als rettender Strohhalm, dass sich noch in der klinischen Erprobungsphase befindet und daher leider nicht oder nicht vollständig von der Krankenversicherung bezahlt wird. Dann ist guter Rat im wahrsten Sinne des Wortes teuer.

        Viele Grüße und weiterhin happy investing.

        Andreas P.

  2. Hab noch so viele John Deere Traktoren an einem Tag gesehen wie heute.
    Schön , das ich ein paar Aktien davon habe :-)

  3. Medien und Wahrnehmung.

    Was MÜSSEN Medien ?

    Richtig. Verkaufen.Verkaufen.Verkaufen.

    Was verkauft sich am besten? Katastrophen.

    Alles was rücksichtslos und hemmungslos triggert und Aufmerksamkeit erregt, wird in die Blätter reingeballert, bis es nicht mehr geht. Dieser Prozess wird auch mit KI noch zusätzlich optimiert und maximiert.

    Früher gab es die Monatsschrift.
    Dann gabs das Wochenblatt.
    Dann gabs die Tageszeitung. Die hat man gelesen und dann waren die Nachrichten für den Tag durch.
    Heute checkt man 20 mal am Tag das Handy, liest 20 verschiedene Nachrichtenseiten und feeds, auf Deutsch und vlt auf englisch,
    hört Radio und sieht Fern. Und sitzt am Laptop.

    Wenn man unsere begrenzte menschliche Wahrnehmungskapazität mit einem weissen, leeren DIN A4 Blatt vergleicht, dann versucht
    die Medienlandschaft aus VERKAUFSZWÄNGEN, uns etwa 80% von diesem weissen Blatt A4 mit Schund und Katastrophen zuzuballern und zu verkleben und zu verkleistern.

    Nun liegt es an uns selbst, wie wir damit umgehen.
    Ich empfehle Grundoptimismus und Gelassenheit. Wo es Verlierer gibt, gibt es auch Gewinner.

    Kritischen Medienkonsum.

    Wer Angst vorm totalen Blackout hat, kann sich ja physisches Gold in kleiner Stückelung kaufen.
    Aber dann auch die 100 Büchsen Dosenfleisch, lange haltbar und Trockennahrung nicht vergessen.
    Trinkwasser für ein 1/4 Jahr vorhalten etc. etc. Siehe Prepperhandbücher.
    Scherz.
    Also ich glaube da nicht daran.

    Zur Börse.

    im Chart vom Dow Jones oder S&P500 oder DAX oder whatever
    sind endlose und ungezählte Katastrophen und Krisen und halbe Weltuntergänge eingepreist. Die haben wir alle überlebt und die Börsen sind gestiegen.

    Heute hab ich auch wieder bissel Geld nebenbei verdient, die Jahrestrinkgeldkasse wurde aufs Personal verteilt und da kauf ich mir wieder paar Aktien. Weiß noch nicht genau was.

    Grüße

    1. Also den 80 Prozent Schund und Katastrophen würde ich vehement widersprechen. Es kommt natürlich sehr auf das Medium an, das man konsumiert. Aber blättere mal den Spiegel, den Focus, die ZEIT, die FAZ etc. durch und versuche auf 80 Prozent Schund und Katastrophen zu kommen. Auch auf den Internetseiten, wenn man alle Rubriken und Artikel zusammen nimmt, nehmen Katastrophen natürlich mal mehr Raum ein, wenn ein Krieg läuft, Hochwasser, Erdbeben etc. Aber in der Summe sieht das Verhältnis anders aus. Und am Ende ist es der Verbraucher, was mehrheitlich gelesen wird, wird natürlich publiziert.
      Ein großer Teil der Menschen ist überhaupt nicht mehr bereit differenzierten Journalismus zu lesen, längere Artikel oder Reportagen, die sich mit Themen intensiv und ausgewogen beschäftigen. Oft zählen die Überschriften und ersten Sätze oder eben kurze Artikel, Bilder, Videos.
      Kritischer Medienkonsum ist natürlich unabdingbar, dafür gibt es abseits der Qualitätsmedien und teilweise gut gemachter YouTube-Channel tatsächlich viel Schund, der aber dann nichts mit Journalismus zu tun hat. Ein Problem: immer mehr Menschen nutzen nur Soziale Netzwerke als Nachrichtenquelle, ohne zu wissen, woher das kommt, wer dahinter steckt, wie das recherchiert ist etc.

  4. Aus meiner Sicht sind Nachrichten für das eigene Bewusstsein das fieseste was wir uns so antun können. Ich kann verstehen, das wir auch hier FOMO haben und auf dem aktuellen Stand sein wollen.
    Doch letztendlich steht es schon im Wort selbst. Es ist alles vergangen – nach – und was sollen wir damit – richten. Damit zeigt sich schon was passieren soll.
    Ich für meinen Teil lese keine Zeitung und versuche auch kein Radio oder sonstige Nachrichten zu erhalten. Und trotzdem bekomme ich noch mehr mit als mir lieb ist. Dem können wir wohl nicht entkommen.
    Nicht zu wissen was abgeht tut gut und ist absolut nicht schädlich für einen. Was einen wirklich betrifft kommt sowieso über Freunde und andere Quellen an einen ran.

    Wir waren vor ein paar Jahren mal in Nord-America unterwegs und haben auch dort in den Hotels und Unterkünften TV geschaut.
    Super spannend fand ich wie dort News gezeigt werden und wir krass unterschiedlich die sind.
    Gefühlt reden die Sprecher alle n ticken schneller als bei uns, überall läuft noch etwas mit oder bewegt sich zum Thema oder andere Themen, unten, oben, links, rechts… Gewaltige Bilder die alles verdeutlichen, schnell, schnell, viel… und die Sprecher selber sind super angespannt und reden, als ob gleich etwas passiert. müsst ihr mal drauf achten wenn ihr die Chance habt.

    Lange rede kurzer sinn. Auch wenn alles noch so miste erscheint überlege ich mir mit meinen Mitte 30 wohin es gehen soll für mich und meine Familie. Was soll ich denn meinem Kind mit 3 mitgeben… Auch das will noch auf dieser Welt lange weilen und Sachen machen.

    Soll das jetzt alles untergehen? Ich hoffe nicht.. oder richtig mies werden? Ich hoffe nicht… So ne
    BASF gibts seit über 100 Jahren und der Börsengang an sich war irgendwo in den 1800 Jahren. Cokes IPO war so um 1919 hab ich glaub hier vor kurzem mal n Link gepostet.
    Was ist denn in der Zeit alles passiert… 2 Weltkriege und unzählige andere Kriege überall auf der Welt, Atombomben, Dikatoren, Viruse,….
    ich danke allen hier für die immer tollen kommentare und anregungen. ich hoffe das bleibt so :)

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