Jetzt scheint das Risiko vom Tisch zu sein – Neustart für die Aktie?

Allianz Schriftzug hinter Blättern in Bozen
4.7
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Dass ich BASF als Verkaufskandidat eingestuft habe und das mit dem für mich nicht kalkulierbaren Risiko begründet habe, dass die Gasversorgung hierzulande unterbrochen wird, sehen viele Leser anders. Das ist ganz natürlich, denn die Börse lebt ja von gegensätzlichen Einschätzungen.

Bei einer anderen Aktie, die ebenfalls zu den Lieblingen der deutschen Anleger gehört, sah der Kapitalmarkt seit einiger Zeit ebenfalls ein größeres Risiko. Das schätzte ich allerdings ganz anders ein.

Und habe nicht einen Gedanken daran verschwendet, eine meiner größten Depotpositionen zu reduzieren. Jetzt scheint das Risiko vom Tisch zu sein und der Blick nach Vorn eröffnet.

Über die zweithöchste Dividendenzahlung des Jahres und die Perspektiven der Aktie erfährst Du alles in diesem Beitrag.

Jedes Jahr liefern sich 2 Versicherer ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der höchsten Dividende. Von beiden Titeln habe ich jeweils 125 Aktien im Dividendendepot.

Nachdem die Munich Re schon 11 € ausgeschüttet hat, ist jetzt die Allianz dran. Sie habe ich hier ausführlich vorgestellt.

Dividendenzahlung

Die Allianz zahlt erstmals eine Dividende von 10,80 € pro Aktie. Das ist gegenüber dem Vorjahr (9,60 €) eine Erhöhung um 12,5%. In meinem Depot sind weiterhin 125 Aktien der Allianz. Das ergibt eine Brutto-Dividende von 1.350 €. Nach Abzug der Steuern verbleibt eine Netto-Dividende von 993,94 €. Sie wurde von der comdirect mit Wertstellung 09.05.2022 überwiesen.

Dividendengutschrift Allianz im Mai 2022
Dividendengutschrift Allianz im Mai 2022 Steuerabrechnung

Perspektiven

Mit dieser Dividendenerhöhung hat der Allianz-Vorstand seine Ankündigung umgesetzt, dass die Dividende in den nächsten Jahren um rund 5% pro Jahr steigen soll. Ich hoffe jetzt nur nicht, dass diese Erhöhung jetzt gleich für zwei Jahre zählen soll. Denn zu gerne hätte ich im nächsten Jahr auch von der Allianz eine vierstellige Ausschüttung nach Steuern.

Die Geschäftsergebnisse für 2021 und das erste Quartal 2022 zeigen, dass die Allianz weiterhin gut unterwegs ist.

Im Geschäftsjahr 2021 ist das operative Ergebnis der Allianz um 24,6% auf 13,4 Mrd. € angestiegen. Die Prognose lag bei 12 Mrd. € mit einer Schwankungsbreite von +/- 1 Mrd. €.

Allerdings kommt das in der Aktie selbst nur unzureichend zum Ausdruck. Der Chart sieht nämlich gerade in diesem Jahr nicht so prickelnd aus:

Allianz-Aktie 10-Jahres-Chart
Allianz-Aktie im 10-Jahres-Chart

Hintergrund sind vor allem Rechtsrisiken in den USA. Dort hat die Allianz einen Hedgefonds (Structured Alpha Fonds) am Tief geschlossen und damit Investoren nachhaltig gegen sich aufgebracht. Im Raum steht eine Schadensersatzforderung in Milliardenhöhe. Die Börsenaufsicht ermittelt zudem.

Die Allianz hatte schon mitgeteilt, das sie in Kürze den Abschluss von Vergleichen mit großen Investoren in diesen Fonds erwarten würde und hat dafür eine Rückstellung in Höhe von 3,7 Mrd. € für das Geschäftsjahr 2021 gebildet. Die Rückstellung belastete den Jahresüberschuss nach Steuern mit 2,8 Mrd. €.

Der Jahresüberschuss nach Steuern sank dadurch um 2,9% auf 6,6 Mrd. €. Die Solvency-II-Kapitalisierungsquote betrug 209%.

Jetzt kommt das Aber: Niemand weiß, ob das genug ist. Die Vergleiche sind noch nicht geschlossen und wahrscheinlich wird nicht jeder Investor auf eine Klage verzichten.

Die Allianz selbst rechnet mit zusätzlichen Belastungen, um alle Verfahren endgültig abschließen zu können. Nur lassen sich diese Risiken bisher nicht beziffern. Im 1. Quartal 2022 hat die Allianz nun weitere 1,9 Mrd. € zurückzustellen.

Damit wird auch das Jahresergebnis 2022 erheblich belastet. Offiziell ist der Vorstand nun der Ansicht, dass diese Rückstellung ausreichend ist. Die Vergleiche sind aber noch nicht unter Dach und Fach und insoweit bleibt aus meiner Sicht ein Restrisiko bestehen.

Aber offenbar ist das Risiko von der Allianz einigermaßen zu managen. Mit den beiden Rückstellungen wurde nun zumindest der Großteil schon verarbeitet. Und mit den Regulatoren wurde eine Einigung erzielt, die ein Schuldanerkenntnis und eine Strafzahlung vorsieht.

Operativ ist die Allianz allerdings gut ins Jahr gestartet. Das operative Ergebnis der Allianz Gruppe beträgt im 1. Quartal 2022 3,2 Mrd. € und die Solvency-II-Kapitalisierungsquote beträgt 199%. Zudem wurde das Dividendenerhöhungsziel bekräftigt und mitgeteilt, dass die Rückstellung darauf keine Auswirkungen haben soll.

Ich erwarte für das Jahresergebnis 2022 insgesamt keine großen Sprünge, aber auch keine unüberwindbaren Belastungen.

Für mich ist die Allianz weiterhin ein klares Basisinvestment für mein Dividendendepot. Auf die Dividendenzahlung ist Verlass, selbst in der Krise ist nicht mit einem Totalausfall zu rechnen.

Mit den 125 Aktien der Allianz fühle ich mich im Dividendendepot sehr wohl. Da der Versicherungssektor schon eine hohe Gewichtung hat, habe ich eine Aufstockung jedoch nicht vorgesehen. Wenn ich in dem Sektor zukaufe, dann eher in Norwegen bei Protector Forsikring. Einfach, um die Risiken und Chancen breiter zu streuen.

Auf einen Blick:

Unternehmen:Allianz SE
ISIN:DE0008404005
Im Divantis-Depot seit:24.03.2014
Letzter Nachkauf am:12.03.2020
Stückzahl im Divantis-Depot:125
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:153,91 €
Gesamtkaufpreis:19.239,03 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:6.991,59 €
Aktuelle Strategie:Halten und Dividende kassieren

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3 Gedanken zu „Jetzt scheint das Risiko vom Tisch zu sein – Neustart für die Aktie?“

  1. Hallo Ben,

    heute liest es sich, als ob Du den Artikel vor geraumer Zeit vorgeschrieben hattest. 😊
    Die Dividende wurde längst gezahlt, und auf die Entscheidung vom Dienstag gehst Du nicht ein, wenn ich es nicht überlesen habe.
    Generell kann ich nur zustimmen, die Allianz macht sich sehr gut im Depot.

    VG
    1Steven1

    1. Hallo 1Steven1,

      doch, dazu steht was im Text. Allerdings verstehe ich die Entspannung noch nicht ganz. Denn es wurde ja nur die Einigung mit den Regulatoren verkündet. Die ganzen Klagen der Investoren sind ja noch nicht vom Tisch. Dafür sollen die Rückstellungen dienen – bin gespannt, ob sie reichen.

      Viele Grüße Ben

      1. Guten Morgen Ben,

        ich hatte es so verstanden, dass Vergleiche mit Großanlegern beinhaltet sind und somit finanziell keine weiteren größeren Schadenersatzzahlungen zu erwarten sind. (?)

        https://www.cash.ch/news/boersenticker-firmen/allianz-schliesst-nach-agi-fonds-debakel-milliardenvergleich-usa-1961404

        Ein Problem ist sicher der Image-Verlust, der durch die offensichtlich mangelhafte Kontrolle durch das obere Management eingetreten ist und sich zukünftig bemerkbar machen kann. D.h. hier muss die Allianz zeitgemäß agieren – offen, transparent, Änderungen ggf. zügig einführen und umsetzen – und nicht abtauchen.

        VG
        1 Steven1

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