Für mich eine faustdicke Überraschung

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Ich investiere in Unternehmen mit überzeugender Dividendenhistorie. Im besten Fall erhöhen sie jährlich ihre Dividende. Oder zahlen wenigstens in unveränderter Höhe aus.

Im Hinblick auf Corona kürzte diese Aktie im letzten Jahr ihre Dividende bereits um 34,9%, strich die Zwischendividende und markierte die diesjährige Dividende im Finanzkalender als „voraussichtlich“. Irgendwie logisch, dass ich von einer Dividendenstreichung oder zumindest weiteren Kürzung ausging.

Zumal das Geschäft des Unternehmens erheblich unter der Pandemie leidet. Das Infrastruktur-Portfolio enthält eine Vielzahl von Flughäfen und Mautstraßen. Wo sollte da auch der notwendige Gewinn für die Dividende herkommen?

Und dann kam die große Überraschung: Die Dividende wird so hoch wie 2019 sein! Und damit gegenüber 2020 wieder deutlich angehoben.

Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Und auch der Aktienkurs machte einen Satz nach Oben! Und obendrein gibt es noch eine spannende Übernahme zu verkünden.

Wie ich nun die Perspektiven der Aktie einschätze, beschreibe ich in diesem Beitrag.

Die große Überraschung ist dem französischen Unternehmen VINCI gelungen. Die Aktie habe ich hier ausführlich vorgestellt.

Dividende

VINCI zahlt eine Dividende von 2,04 € je Aktie. Im Vorjahr wurden nur 1,25 € gezahlt, so dass das eine Erhöhung um 63,2% ist. Das hört sich besser als es ist, ist damit doch nur das Niveau von 2019 wieder erreicht. Aber immerhin! Für die 130 Aktien in meinem Depot bedeutet das eine Brutto-Dividende von 265,20 €. Wie üblich zieht der DKB-Broker (anders als die anderen Banken!) nur 12,8% Quellensteuer ab und rechnet sie voll auf die deutsche Kapitalertragsteuer an. So erhalte ich eine Netto-Dividende von 197,13 €. Sie wurde mit Wertstellung 22.04.2021 überwiesen.

Dividendengutschrift VINCI im April 2021

Perspektiven

VINCI ist ein Musterbeispiel für die Erholung seit dem Corona-Crash. Und das, obwohl sich das Kerngeschäft noch nicht erholt hat. Die Börse nimmt hier nur die Zukunft vorweg. Das Tief im Corona-Crash lag am 18.03.2020 bei 57,00 €. Und da VINCI seine Erträge vor allem aus dem Konzessionsgeschäft mit Flughäfen und Mautstraßen zieht, war der Kursrückgang auch nachvollziehbar.

Mittlerweile notiert die Aktie wieder über 90 € und hat die Vorkrisenstände bei 106 € zumindest in Sichtweite. Davon kann bei den belastbaren Zahlen im Jahresergebnis aber noch keine Rede sein.

Der Umsatz ging zwar nur um 10% zurück, das operative Einkommen sank jedoch um 56% und der Gewinn je Aktie ging von 5,82 € auf 2,20 € zurück. Das ist sogar ein Minus von 62,2%.

Da der freie Cash Flow jedoch nur leicht (-5%) sank und die Verschuldung um 17% zurückgeführt werden konnte, kann sich VINCI die Dividende zumindest leisten.

Der Verkehr auf den in Konzession betriebenen Straßen ging im Gesamtjahr um 21,4% zurück, die Passagierzahl auf den Flughäfen sank sogar um 70%.

Und bei diesen beiden Bereichen ist auch noch keine Besserung in Sicht. Frankreich hangelt sich von Lockdown zu Lockdown, der weltweite Flugverkehr ist weiterhin stark rückläufig.

Hoffnung machen allerdings die weltweiten Infrastrukturprojekte zur Ankurbelung der Wirtschaft. Hier spielt VINCI in der 1. Liga mit und wird sicherlich das ein oder andere Projekt an Land ziehen können. Gerade aus den USA erhoffe ich mir da etwas Rückenwind.

Da diese Projekte aber nur langfristige Erträge bringen, werden sie für das Ergebnis 2021 keine wesentliche Rolle spielen können.

Folgerichtig gibt VINCI auch keine Prognose für das laufende Jahr ab. Lediglich die Erwartung, dass die Zahlen von 2019 noch nicht erreicht werden.

Das Management ist natürlich trotzdem nicht untätig und gab Anfang April eine interessante Übernahme bekannt: Bis Ende 2021 soll das Energie-Geschäft der spanischen ACS für 4,9 Mrd. € in bar übernommen werden. Die ACS ist die Mutter von Hochtief und aus der Übernahmeschlacht mit Atlantia um den Mautbetreiber Abertis gut bekannt. In dem Energie-Geschäft erwirtschaften rund 45.000 Mitarbeiter einen weltweiten Umsatz von 6 Mrd. € mit einer EBIT-Marge von 6%. Schwerpunkte der Tätigkeit liegen im Contracting und in der Projektentwicklung in Spanien, Mexiko, Brasilien, Peru und Chile. Bestandteil des Paketes ist auch die Plattform zur Entwicklung erneuerbarer Energieprojekte im Bereich Solar und On- und Offshore Wind.

VINCI will diesen Sektor als weiteren Schwerpunkt ausbauen und zusätzlich ein Joint-Venture mit ACS (unter VINCI-Mehrheit) zum Betrieb eigener Erneuerbarer Energien-Anlagen abschließen.

VINCI ist für mich aktuell nicht mehr als eine Halteposition. Die Erholung ging mir viel zu schnell. Die Aktie ist aktuell mit einem KGV von 40 bewertet. Da ist sehr, sehr viel Hoffnung eingepreist. Ich teile diese Hoffnung auf eine positive Zukunft zwar, aber sie ist eben noch nicht kurzfristig greifbar. An der angekündigten Übernahme sieht man aber, dass VINCI langfristig denkt und agiert. Und als Aktionär auch in den nächsten Jahren noch einige positive Nachrichten zu erwarten sind.

Ich bleibe mit meinen 130 Aktien an Bord und verkaufe nicht. Denn die Dividendenpolitik hat mir gezeigt, dass so viel Substanz in dem Unternehmen ist, dass auch noch eine weitere Schwächephase gut bewältigt werden kann. Und danach sollte es dann wieder stetig aufwärts gehen.

Auf einen Blick:

Unternehmen:VINCI
ISIN:FR0000125486
Im Divantis-Depot seit:25.08.2016
Letzter Nachkauf am:15.12.2022
Stückzahl im Divantis-Depot:140
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:80,19 €
Gesamtkaufpreis:11.226,01 €
Bisher erhaltene Netto-Dividenden:1.555,00 €
Aktuelle Strategie:Bei Kursschwäche nachkaufen

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