Dividende halbiert, Hälfte meiner Aktien verkauft!

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So einfach lässt es sich auf einen Nenner bringen: Das Unternehmen halbiert die Dividende und ich halbiere meine Aktienposition!

Ich traute meinen Augen kaum beim Studium des Halbjahresberichts. Eigentlich alles im grünen Bereich und es wird sogar von einer Dividendenerhöhung berichtet. Als ich dann nach dem genauen Betrag schaue und ihn mit der Vorjahreszahlung vergleiche, stelle ich jedoch eine Kürzung um 50,4% fest.

Und da ich mich hier wirklich auf den Arm genommen fühle, habe ich direkt eine Verkaufsorder aufgegeben. So nicht, liebes Management!

Warum ich mich aber nicht von der gesamten Position verabschiedet habe und was die Begründung für die Dividendenkürzung ist, erfährst Du in diesem Beitrag.

Bei der letzten Dividendenzahlung im September der Pennon Group hatte ich schon geschrieben, dass es am 24. November spannend würde. Die Pennon Group, ein britisches Wasserunternehmen (hier vorgestellt!), hatte ihre Müllsparte Viridor verkauft. Und angekündigt, dass bei den Halbjahreszahlen etwas zur Verwendung des milliardenschweren Verkaufserlöses gesagt würde.

Pustekuchen! Das Management weiß immer noch nicht genau, was mit den Milliarden in der Kasse passieren soll. Klar wird aus dem Bericht allerdings, dass ein Zukauf eines anderen Wasserunternehmens favorisiert wird. Nur wenn das nicht gelingt, dann würde die Aktionäre eine Sonderausschüttung erhalten. Allerdings gibt es keinen Zeitplan, bis wann ein solcher Zukauf erfolgt sein soll.

Klar, das würde auch jeden Verkaufsprozess verkomplizieren. Denn wenn öffentlich bekannt wäre, dass die Pennon Group bis zu einem bestimmten Termin zukaufen will, hätte der Verkäufer ein tolles Druckmittel. Andererseits stellt sich das Management jetzt einfach einen Freifahrtschein aus. Die Mittel bleiben auf dem Konto bis sie es sich anders überlegen oder einen Zukauf tätigen. Der Aktionär schaut erstmal in die Röhre!

Fairer wäre es gewesen, einen Teilbetrag auszuschütten und den Rest ganz offiziell als Kriegskasse vorzuhalten. Dann hätte jeder etwas davon gehabt.

Aber so hat das Management einfach die Dividende (zur Zahlung im April 2021 mit exDividende 29.01.2021) von 0,1366 GBP auf 0,0677 GBP reduziert. Und verpackt das in die schönsten Worte, in denen die Kürzung nicht benannt wird.

Stattdessen schreiben sie von der Wichtigkeit für viele Investoren, die ihr Einkommen aus Dividendenzahlungen bestreiten und unterstreichen ihre Politik einer nachhaltig steigenden Dividende. Der Satz „Sector leading dividend growth with dividend per share up 2.7% to 6.77p“ ist lediglich mit einer Fußnote versehen, in der dann aufgeklärt wird, dass die Gewinnanteile aus dem Viridor-Verkauf herausgerechnet wurden. Dazu muss man allerdings wissen, dass der Verkauf erst zum 8. Juli wirksam wurde und das Halbjahr bei der Pennon Group zum 30. September endete. Es wäre also ein Leichtes gewesen, hier argumentativ zu einer wirklichen Dividendenkontinuität zu kommen.

Der Aktienverkauf

Ich verkaufte am 24.11.2020 300 Aktien der Pennon Group zum Kurs von 11,31 € im Direkthandel über Lang & Schwarz. Die Aktien liegen in meinem Depot bei der onvista bank, für den Verkauf wurde mir eine Provision von 7 € berechnet. Nach Abzug der Steuern verbleibt ein Nettoerlös von 3.267,90 €.

Aktienverkauf Pennon Group im November 2020

Rendite der verkauften Aktien

Meine bisherigen 600 Aktien habe ich in folgenden Tranchen gekauft:

04.05.2017: 200 Stück für 2.032,62 € (10,16 €/Aktie)
21.09.2017: 200 Stück für 1.811,24 € (9,06 €/Aktie)
02.02.2018: 200 Stück für 1.629,95 € (8,15 €/Aktie)

Mit dem Verkauf habe ich also einen schönen Gewinn realisiert. Steuerlich gilt das FIFO-Prinzip (First In, First Out). Deshalb sind hier die 200 Aktien aus dem Kauf vom 04.05.2017 und 100 Aktien aus dem Kauf vom 21.09.2017 steuerlich verkauft worden.

Mein steuerlicher Einstandswert der 300 verkauften Aktien lag also bei 2.938,24 €. Dem steht ein Brutto-Verkaufserlös von 3.386 € gegenüber. Auf den Gewinn von 447,76 € sind also Kapitalertragsteuern zu entrichten. Die Steuer beträgt 111,94 €. Der Solidaritätszuschlag darauf 6,16 €. So verbleibt ein Netto-Erlös von 3.267,90 €. Der Netto-Gewinn aus dem Aktienkurs beträgt also 329,66 €. Zusätzlich habe ich über die Investitionszeit aber auch noch netto 345,21 € Dividenden für die nun verkauften Aktien erhalten.

Die Gesamtrendite der verkauften Aktien steigt damit auf 674,87 €. Damit habe ich den etwas mehr als 3 Jahren Anlagedauer einen Gesamtgewinn von 23% gemacht. Damit bin ich durchaus zufrieden. Vor allem, weil die steuerliche FIFO-Methode für die vergleichsweise hohen Einstandswerte sorgt. Hätte ich die Gesamtposition verkauft, dann wäre ich auf eine zweistellige Jahresrendite gekommen.

Der steuerliche Einstandswert der im Depot verbliebenen 300 Aktien liegt nur bei 2.535,57 €.

Weitere Strategie

Die Position der Pennon Group war mit 600 Aktien vergleichsweise groß geworden, da ich sie in einem Abwärtstrend aufgebaut hatte. Ich kaufte in insgesamt drei Tranchen bei fallenden Kursen. Im Nachhinein hat sich das als gelungen herausgestellt. Die Rendite ist für ein Investment von etwas mehr als 3 Jahren zufriedenstellend.

Mit nun 300 Aktien fühle ich mich aber wieder wohler. Denn auf der einen Seite glaube ich immer noch an den britischen Wassermarkt und dass dort kontinuierlich kaum schwankende Umsätze möglich sind. Das Management der Pennon Group scheint die vollen Kassen aber offenbar nicht für die Aktionäre zu verwenden, sondern will einen Zukauf tätigen.

Und bei Zukäufen werden gerne auch mal überteuerte Preise bezahlt. Schließlich konkurriert die Pennon Group mit Private Equity-Investoren, die ebenfalls ein Auge auf den Wassermarkt und Infrastrukturunternehmen geworfen haben. Und bei einem überteuerten Zukauf kann der Aktienkurs der Pennon Group ganz schnell wieder gen Süden drehen.

Die nun noch 300 Aktien in meinem Depot sollen langfristig an Bord bleiben. Es ist nun wieder eine kleinere Position (Depotanteil von 1,7% auf 0,8% gesunken), die sich der Größe nach zu Veolia Environnement und der Spark Infrastructure Group gesellt. So sind die drei Infrastrukturunternehmen nun ungefähr gleich gewichtet und das passt für mich besser.

Da ich in diesem Jahr bereits deutlich mehr investiert habe als eigentlich geplant, nehme ich den Verkaufserlös zunächst einmal zur Erhöhung meines Cashbestandes. Eine zwingende Kaufalternative sehe ich nämlich derzeit nicht. Die Aktien, die ich gerne zukaufen würde, bewegen sich allesamt schon auf einem hohen Kursniveau.

Auf einen Blick:

Unternehmen:Pennon Group
ISIN:GB00BNNTLN49
Im Divantis-Depot seit:21.09.2017
Letzter Nachkauf am:02.02.2018
Stückzahl im Divantis-Depot:200
Durchschnittskaufkurs inkl. Gebühren:12,68 €
Gesamtkaufpreis:2.535,57 €
insgesamt erhaltene Netto-Dividenden:1.347,09 €
verkauft am:05.07.2023
Durchschnittsverkaufserlös abzgl. Gebühren und Steuern:8,00 €
Gesamtverkaufserlös:1.600,00 €
Gewinn/Verlust:411,52 €
Gewinn in Prozent:16,23%

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6 Gedanken zu „Dividende halbiert, Hälfte meiner Aktien verkauft!“

  1. Hi,

    Hast du dir schonmal United Utilities angeschaut? Haben heute auch die Zahlen bekannt gegeben und die Dividende zumindest ein bisschen erhöht.

    Lg
    Andreas

  2. Hallo Ben, wie siehst du zurzeit Taylor Wimpley? Ich habe Taylor Wimpley verkauft. Einen kleinen Gewinn mit genommen und raus. Da stehe ich zurzeit lieber auf der Seitenlinie und baue Cash auf.

    1. Hmmmmm,
      In
      Eigentlich hab ich mit sowas gerechnet (allerdings nicht in so eine Ver**schung verpackt. Eine sonderdividende fand ich eh schon deshalb fehl am Platz, weil es sich mit einem Zukauf schlecht vereinbaren lässt. Ich finde es besser, das geld für einen Zukauf zu verwenden. Mein Verdacht : sie haben das sonderdividenden-„Gerücht“ nur in die Welt gesetzt, damit der Kurs nicht einknickt. (Und dabei waren sie offensichtlich sehr erfolgreich !) Ehrlich gesagt rechne ich eher mit einer weiteren Kapitalerhöhung ,gegebenenfalls als finanzierungsbeitrag zum Zukauf. Und das lässt sich bei höheren Kursen halt besser bewerkstelligen.

      Die Dividende allerdings stimmt mich etwas seltsam : die viridor hat etwa die Hälfte zum ehemaligen Umsatz beigetragen, aber nur etwa ein Drittel des Gewinns. Dass sie dann jetzt weniger Dividende zahlen, ist eigentlich logisch, und auch ok, aber die nur Hälfte ist etwas zu wenig. Vor einigen Monaten sagten sie mal die dividendensteigerungen würden sich jetzt an den Inflationszahlen richten. (die sind momentan Recht Mini). Und die Regulierungsbehörden setzen momentan in England sehr stark die Daumenschrauben an.
      Das rundet das Gesamtbild sehr passend ab.

      Die penniongroup wurde zuletzt sehr stark geshortet. Auch das passt ! Deshalb konnte ich bisher sehr gut der Versuchung widerstehen, was zu kaufen. Die Zahlen haben irgendwie noch nicht zusammengepasst. Ich nahm mir vor, eine erste Portion bei 950. Zu kaufen. Hätten wir jetzt. Aber das Management scheint irgendwie nicht so ganz transparent und ehrlich zu sein. Die verschweigen noch was. Eine Kapitalerhöhung jedenfalls würde Sinn machen. Ich warte jetzt auch erst mal ab, wie die penniongroup den Zukauf managed. Und die Reaktion der shorties darauf. Das KGV ist mir bei all diesem Gegenwind auch etwas zu hoch.

      Da lob ich mir doch meine China Water affairs . alles wächst, und wächst, und wächst, keine direkte Staatsbeteiligung, und der Chairman selbst besitzt 30% der Firma.

      1. Hallo Manfred,

        ja, Du hattest ja schon ein Auge auf Pennon Group geworfen. Und die Shorties lagen wohl gar nicht so verkehrt. Mal sehen, in welche Richtung sich das alles entwickelt. Jetzt habe ich das Risiko erst mal reduziert und kann entspannt die Zukunft verfolgen.

        Viele Grüße Ben

    2. Hallo Caffeine,

      ich habe auch über einen Verkauf nachgedacht. Die Kurserholung in den letzten Tagen ist verlockend. Ich käme sogar mit einem kleinen Plus aus der Sache raus. Ich habe mich aber dagegen entschieden, da die Nachrichten von Taylor Wimpey aktuell positiv sind und nächstes Jahr fest mit der Wiederaufnahme der Dividendenzahlung gerechnet werden kann. Und wenn der Impfstoff dann flächendeckend da ist und die Konjunktur – auch in GB und Spanien – anzieht, hat Taylor Wimpey gute Chancen zu den Kursgewinnern zu zählen. Und dann würde ich mich ärgern, wenn ich heute verkauft hätte. Auch wenn die Kurserholung aktuell zu schnell ging.

      Viele Grüße Ben

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