An der Börse ist Flexibilität gefragt

Paul Hartmann- Sterillium Hände-Desinfektionsmittel von Bode Chemie Hamburg
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Bei der Aktualisierung meiner Excel-Tabelle zu den Dividendenankündigungen habe ich auch nach einer Aktie geschaut, die ich immer mal im Depot hatte und mir eigentlich wünsche, dass ich sie dort auch wieder aufnehme.

Ich stellte allerdings fest, dass die Dividende unverändert bleibt, jedoch der Aktienkurs deutlich zurückgekommen ist.

Und das ist für mich ein wunderbares Beispiel, anhand dieser konkreten Aktie, über Flexibilität an der Börse und bei Investmententscheidungen zu sprechen.

Denn aus meiner Sicht bringt es nichts, stur an einem Investment festzuhalten, wenn die Überzeugung in das Management und die Rahmenbedingungen abhanden gekommen sind.

In diesem Beitrag zeige ich konkret anhand einer Aktie, warum ich sie seinerzeit verkauft habe und wie sich der Aktienkurs seitdem entwickelt hat. Und welche Schlüsse ich daraus für mein Anlageverhalten ziehe.

Rahmenbedingungen

Die Paul Hartmann AG war eine der kleinsten Positionen in meinem Dividendendepot. Ich war mit 3 Aktien gestartet und wollte ursprünglich später nachkaufen. Stattdessen habe ich dann irgendwann die Reißleine gezogen:

27.09.2016: Kauf zu 396 €

07.12.2021: Verkauf zu 337 €

aktueller Aktienkurs: 222 €

Das Geschäftsmodell habe ich hier ausführlich vorgestellt, es überzeugt mich weiterhin. Über das Management habe ich mich allerdings fortwährend geärgert, da es immer nur tief stapelt und die Chancen auf eine positive Entwicklung des Aktienkurses durch seine Zurückhaltung verschlechtert.

Dividendenhistorie

Wäre es allerdings nur um die Dividende gegangen, dann gäbe es kaum etwas zu meckern. Denn das Unternehmen ist bekannt dafür, die Dividende hin und wieder zu erhöhen, aber sie nicht zu senken. Und damit ist es für seine Dividendenkontinuität in gewisser Weise attraktiv. Die Historie seit meinem Einstieg sieht damit so aus:

2016: 6,70 €

2017: 7 €

2018: 7 €

2019: 7 €

2020: 7 €

2021: 8 €

2022: 8 €

2023: 8 €

Wenn es rein um die Dividende geht, dann hätte es also kein Signal gegeben, die Aktie zu verkaufen. Trotzdem habe ich mich 2021 – nach einer Dividendenerhöhung um 14,3% – von dem Engagement verabschiedet.

Kurschart

10-Jahres-Kurschart der Paul Hartmann AG
10-Jahres-Kurschart der Paul Hartmann AG

Für mich ist dieser Kurschart ein Musterbeispiel dafür, dass Börse eben nicht immer einfach ist. Die Aktie ist bis 2016 schulbuchmäßig von links Unten nach rechts Oben gelaufen. In einer kurzen Konsolidierungsphase bin ich dann eingestiegen und die Aktie hat im Anschluss bis Mitte 2017 wieder zugelegt und am All-Time-High gekratzt.

Dann ging es allerdings 3 Jahre lang abwärts! Bis Corona kam und der Aktie neuen Schwung verlieh. Schließlich waren Desinfektionsmittel zunächst sehr gefragt, um der Pandemie Einhalt zu gebieten.

Allerdings reichte die Pandemie nicht, um das alte Hoch wieder anzugreifen. Rund 10% davor drehte die Aktie ab Anfang 2021 wieder gen Süden. Ende 2021 verkaufte ich dann und seitdem hat die Aktie weiter an Boden verloren. Von ihrem Hoch aus dem Jahr 2016 hat sie sich mittlerweile halbiert.

Oder in anderen Worten ausgedrückt: Investoren von damals müssen heute auf eine Kursverdoppelung setzen. Nur um ihren Einsatz wieder herauszubekommen! Sie haben dann – abgesehen von den nicht besonders hohen Dividenden – noch keinerlei Gewinn erzielt.

Learnings

Es muss nicht immer einen konkreten Anlass geben, eine Aktie zu verkaufen. Bei Paul Hartmann gab es kein Verkaufssignal. Keine schockierende Unternehmensmeldung, keine Dividendenkürzung, nichts dergleichen.

Stattdessen hat das Unternehmen weiterhin eine hohe Substanz, ist niedrig bewertet, zahlt eine kontinuierliche Dividende und ist in einem aussichtsreichen Markt tätig.

Es gäbe also bis heute genug Gründe, die Aktie einfach zu halten. Und trotzdem bin ich der Überzeugung, dass es richtig war, mich von ihr zu trennen.

Bei meinem Verkauf war der Aktienkurs 14,9% niedriger als bei meinem Kauf. Auch das ist ja an sich noch kein Verkaufsargument. Und ich wusste natürlich nicht, dass ich – wenn ich nicht verkauft hätte – heute bei einem Minus von 43,9% läge.

Was ich aber wusste war, dass ich vom Management mehr als enttäuscht war und durch den Mehrheitsaktionär keine Übernahmefantasie bestand. Und darüberhinaus die Ausschüttungsquote bewusst niedrig gehalten wurde, um nur ja nicht den Aktienkurs zu hoch werden zu lassen. Hinzu kamen eine lustlose Investor Relations-Arbeit und nur spärliche Informationen auf der Webseite.

Und – das ist auch ein Vorteil meines Blogs als Investmenttagebuch – ich war Jahr für Jahr unzufrieden. Die Überschriften meiner Berichte über die Dividendenzahlungen sprechen das klar aus:

2018: Stabile Dividendenzahlung von Paul Hartmann – schade!

2019: Wieder keine Dividendenerhöhung – warum mich das total nervt!

2020: Wenn immer nur tief gestapelt wird, verliere ich die Lust

Aufgrund der negativen Stimmung hatte ich schon lange davon Abstand genommen, die Depotposition zu erhöhen. Sie hatte damit keinen Sinn mehr in meinem Depot außer durch ihre sichere Dividende zu meinen stabilen Dividendenerträgen beizutragen.

Aber auch das macht irgendwann keinen Sinn mehr, wenn jegliche Fantasie für den Aktienkurs fehlt. Und dann ist es eben wichtig, eine Konsequenz zu ziehen. Für mich ist das Prinzip „Ich lege mich schlafen und schaue nie wieder auf den Aktienkurs“ kein sinnvolles Anlagekriterium. Denn natürlich hat der aktuelle Aktienkurs eine Relevanz. Nur durch ihn kann ich entscheiden, ob ich womöglich noch mehr in das Unternehmen investiere. Und wenn ich bei dieser Entscheidungsfindung merke, dass der Aktienkurs eben keine Aussichten auf eine Steigerung hat, dann hinterfrage ich mein gesamtes Engagement.

Denn am Ende des Tages geht es darum, dass ein Engagement eine Rendite bringt, die die Risiken des Aktienmarktes abdeckt, und einen positiven Beitrag zu einer positiven Realrendite leistet.

Und wenn für mich die Überzeugung fehlt, dass die Aktie das leisten kann, dann verkaufe ich sie. Denn schließlich habe ich genug andere Aktien in meinem Dividendendepot, bei denen ich diese Zuversicht habe. Und dort kann ich mein Geld dann besser anlegen.

Nicht immer geht das Kalkül auf, das ist auch klar. Aber darum geht es mir nicht. Ich investiere in Einzelunternehmen und nicht mittels ETFs in den breiten Markt. Und dann muss ich auch hinter jedem einzelnen Unternehmen und dessen Perspektiven stehen. Und bei den meisten Unternehmen ist das ja auch dauerhaft der Fall. Der Paul Hartmann AG hatte ich 5 Jahre Zeit gegeben, dann war meine Geduld aufgebraucht. Und selbst heute – nach diesem weiteren deutlichen Kursrückgang – sehe ich keinen Anlass, dort wieder einzusteigen.

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14 Gedanken zu „An der Börse ist Flexibilität gefragt“

  1. Hallo Ben,

    deinen Gedankengang zur Paul Hartmann AG kann ich verstehen. Da ich mir die GF-Statements nicht derart detailliert zu Gemüte führe, hätte ich in Bezug auf mein persönliches Anlageverhalten mehr mit Zahlen argumentiert, die da wären: Rückläufige Umsätze sowie rückläufiges EPS, d.h. es findet kein/kaum Wachstum mehr statt und auch die Gewinne schmelzen dahin. Ich weiß, das sind sehr profane Aussagen, welche jedoch die wesentlichen Stützen für meine Kaufentscheidungen darstellen.
    Ich selbst hatte einen ganz ähnlich gelagerten Fall mit Unilever: Chartbild und Fundamentaldaten sahen bis etwa 2000 recht gut aus. Ab diesem Zeitpunkt stagnierten dann die Gewinne. Ich habe dann ebenfalls mit einem (noch) akzeptablen Verlust verkauft, bin aber heute froh über den Sell-Off.

  2. Kann der Argumentation von Ben am Beispiel
    Paul Hartmann durchaus folgen.
    gestern bin ich über das Thema CVS über meine eigenen Walgreens gestolpert und die sehen ja wirklich trostlos aus. ( -29%)
    Verizon sehen auch trostlos aus. Bin gespannt, was Ben mit Verizon und BCE macht. Aber… ich verkaufe äußerst ungern.
    Hatte mal eine eigene Statistik über meine Verkäufe gemacht.Verblüffend genau die Hälfte aller Verkäufe sind nach meinem Austieg weiter gefallen und die andere Hälfte ist danach wieder gestiegen.
    Da kann ich es auch lassen, dachte ich, sparst Du Dir die Handelskosten.
    Aber ob Walgreens den Verlust je wieder aufholt.
    Zumindest der Querschnitt über alles passt und wenn die Zeiten wieder besser werden, hebt die Flut eben auch alle Boote mehr oder weniger. Grüsse
    btw wie ich ganz langfristig von immer weiter steigendem Gold ausgehe, denke ich das auch Qualitätsaktien langfristig im Schnitt vs Papiergeld steigen werden/müssen

  3. https://www.divantis.de/depot/

    Du hast aktuell 49 Positionen im Dividendendepot.
    26 Positionen verkauft.

    Die Ratio wäre mir zu hoch.

    Klar Du musst Bewegung im Blog haben um die Leser bei Laune zu halten.

    Deine Aktienanalyen sind lesenswert.
    Deine Kauf- und Verkaufsaktionen für mich häufig zu kleinteilig und kurzfristig gedacht.

    No Offense
    :)

  4. Tue mich schwer, den Mehrwert anhand einer willkürlichen rausgegriffenen Aktie darzustellen (zu der hier konkret ich auch keine Meinung hätte).

    Es ist ja nicht nur nicht signifikant, es müsste ja in der Folge auch bewertet werden, in welche anderen Anlagen das Geld geflossen ist, und wie sich diese entwickelt haben.

    Ich bleibe dabei, insbesondere bei klassischen Compoundern: Du kannst das erst seriös nach frühestens 10 Jahren beurteilen. Beispiel P&G: Einen vergleichbaren Artikel, wie Deinem hier, hättest Du aich 2018 schreiben können. Dort hatte sich der Kurs von etwa 2012 nicht bewegt, es wurde in der „Fachpresse“ über das Markenportfolio gemäkelt. Es hätte genug Narrative gegeben, den Kursverlauf einzuordnen, und zu verkaufen. Tja, und dann geht‘s plötzlich ab. Man würde sich wohl heute sehr ärgern, wenn man P&G entnervt verkauft hätte.

    Das hier soll keine Werbesendung für B&H sein. Aber tatsächlich sind Alternativen eher in der Theorie idealtypisch.

  5. Hallo, mein Freund Ben !

    Was mir auffaelt, ist, dass du dein Anlageverhalten geaendert hast ,seitdem du bei deiner Bank gekuendigt hattest. Ich will jetzt nicht auf einzelheiten eingehen sondern eher allgemein feststellen : du bist ungeduldiger geworden. Vielleicht auch etwas nervoeser. Das „Urvertrauen“ hat etwas gelitten.

    An der Boerse braucht man geduld. Viel geduld, noch mehr geduld. Wie sagt Charly Munger : an der Boerse wird der Geduldige belohnt. Soll nicht heissen, dass man nicht verkaufen soll, aber sowas sollte sich dann an strukturellen fundamentalen gesichtspunkten orientieren, und nicht an den launen von mr. market.

    Leider befuerchte ich dass man in den naechsten jahren sehr viel geduld braucht . Dem markt wird jetzt geld entzogen. Auf zig verschiedene Arten. Und das spricht dann nicht gerade fuer steigende Tendenzen.

    Nichts fuer ungut, Ben ich schaetze duch sehr.

    Gruss, Manfred

    1. Hallo Manfred,

      man kann auch sagen, bedingt durch Corona und Ukraine-Krieg überprüft Ben, was in den letzten Zeit gut gelaufen und was schlecht gelaufen ist. Er führt eine Anpassung durch.

      Ich kann Dir auch noch andere Weisheiten erzählen: Warren Buffet wurde gefragt, wieviel Aktien sollte man im Depot haben, die Antwort, aus jedem Sektor nur die Beste! Fazit, Ben hat noch viel zu tun.

      An den Satz von André Kostolany, kaufen und liegen lassen, erinnert sich jeder, aber die Einschränkungen wenn und aber, die er immer genannt hat, betrachten die wenigsten. Ich habe in den 90igern diverse Talkshows mit ihm gesehen, alle waren sehr unterhaltsam.

      Viele Grüße

      Peter

    2. Ein trauriger Tag für uns Investoren: mit 99 Jahren ist Charlie Munger von uns gegangen.

      Ich zitiere aus einem SZ-Artikel:
      „..Buffett sagte später, dass Munger seinen Ansatz als Investor verändert habe. Ursprünglich sei er nur auf der Suche nach Schnäppchen gewesen – „ordentlichen Unternehmen zum wunderbaren Preis“, wie Buffett es formulierte. Munger habe ihn überzeugt, dass wunderbare Unternehmen zum fairen Preis ein viel besseres Geschäft seien. Die neue Sichtweise habe ihn viel reicher gemacht als er es als Schnäppchenjäger je geworden wäre, betonte Buffett…“

      Und ebenso beeindruckend:
      „…Eine Investition von 1000 Dollar in Berkshire Hathaway Mitte der 60er Jahre ist heute mehr als 10 Millionen Dollar wert…“
      (Ich hielt mal BRK als Einzelaktie, fühle mich mittlerweile – bis auf Alphabet – jedoch mit ausschüttenden Aktien besser.)

  6. Hallo Ben,
    danke für das Teilen dieser Erfahrung.
    Gerade die Entscheidungsfindung aus einer Aktie auszusteigen, ob in guten oder in schlechten Zeiten finde ich immer sehr spannend und bereitet mir selbst einiges Kopfzerbrechen. Wie lange hält man eine gewisse Unzufriedenheit durch? Ob es richtig war weiß man halt immer erst später. Mir hat dein Rückblick wieder ein paar Denkanstöße geliefert.
    Vg

  7. Jeder hat wohl seine Strategie entwickelt oder wohl besser gesagt entwickelt sie stetig weiter, und jeder Unternehmensbeteiligung kommt dabei möglicherweise eine andere Rolle zu.
    So ist es zumindest bei mir. Da gibt es Aktien wie eine KO, die möglicherweise über die Jahre nicht die Gesamtmarktperformance liefert, die man aber mit einer geringen Gewichtung doch im Depot haben möchte.
    Verkäufe schließe ich nicht aus, auch wieder aus verschiedenen Gründen, z.B. im Rahmen von split offs oder eben anhaltend schlechter Unternehmensentwicklung. Da sollte man dann auch entschlossen sein.
    Besonders beeindruckt hatte mich allerdings ein Blick in einen früheren Depotbestand aus der Anfangszeit, weitergeführt als Musterdepot. Da hatte ich Amazon verkauft, und Nemetschek, und damit wäre ich jeweils mehrere 1000% im Plus. Seitdem verkaufe ich nur noch selten, siehe oben. Diese Einstellung hilft auch bei sehr volatilen Werten. Ich bin auch sehr gut damit gefahren, in für mich zweifelhaften Fällen nicht zu verkaufen, sondern einfach nicht aufzustocken, so dass die Gewichtung mit der Zeit gering wird (z.B. bei MB, die sich übrigens wieder sehr gut entwickelt haben mit Ole).
    Ich könnte noch stärker Schwächephasen ausnutzen. In vielen Fällen in den letzten 2-3 Jahren erscheint das Risiko doch sehr gering, aber ich investiere doch nur wie üblich weiter.

    VG
    1Steven1

    1. Habe heute von 7 Companys Dividenden erhalten. Das ist es , was mich motiviert.
      Bei etwas über 70 verschiedenen Titeln komm ich gar nicht mehr mit Erfassen der jeweiligen relevanten Ereignisse hinterher.
      Aber unter dem Strich stimmt die Richtung.
      Ben ist auf Twitter gut vernetzt, hat einen hohen Infoinput , verfügt über excellentes Wissen/ Analysefähigkeit und verzichtet trotzdem auf Rendite. Sein Branding ist Nachhaltigkeit und so verzichtet er auf Möglichkeiten, die BP, Shell, Exxon usw bieten. Bei Makrotrends ( Corona, BioNtech) Rüstung, fährt er auch nicht mit. Rohstoffe limitiert. Also verzichtet er bewusst. Das ist zu respektieren.
      Civitas Social Housing meine ich früher bei Prof. Goldgraf gelesen zu haben, der jetzt Patreon Mitgliedschaften verkauft.
      Jeder wird von seiner Umgebung, die er sich selber aussucht , beeinflusst. Das ist zwangsläufig so. Jeder liest andere Channels. Bei Bens Dividendendepotübersicht, die mich Anfang stark beeindruckt hat ( Danke noch mal dafür) sehen jetzt Hornbach, Symrise und SAP mit je 1 Rest wirklich etwas verloren aus. Aber wir sind alle selber nicht besser und haben jeder so seinen eigenen Problemzonenrandbereich, wenn wir ehrlich sind.
      Dafür ist der Blog (mit Lesern) wirklich eine Bereicherung und im Prinzip einer besten im deutschen Bereich, den ich finden konnte.
      Danke.

      1. Eins noch, von Sir John Templeton wird kolportiert, das er sich bewusst mit dem Umzug von der Hektik New York,s auf die Bahamas gegen einen zu hohen Infoinput entschieden hat. Das Wallstreetjournal traf dort in Nassau immer einen Tag später ein und war also schon hoffnungslos veraltet. Das hat ihn vor übereilten Entscheidungen geschützt und offensichtlich auch nicht geschadet.
        Will meinen, wenn man 10 Kanäle liest, und man ist mit seiner Rendite nicht zufrieden, hilft es auch nicht, wenn man 11 Kanäle liest.

  8. Paul Hartmann würde ich auch nicht kaufen auf diesem Kursniveau. 2022 wurden 10 EUR pro Aktie verdient, 8 EUR ausgeschüttet. 2021 war das Unternehmen noch schuldenfrei, 2022 160 Mill. € Schulden. 151 Mill. € wurden in die bestehenden Produktionsstätten investiert. Das ist löblich. Es soll noch weiter investiert werden. Für 2023 prognostiziert Hartmann einen um 20% niedrigen Gewinn.
    Die coronabedingte Nachfrage nach Desinfektionsmitteln ist abgeflaut. Insgesamt herrscht im Markt für medizinische Hilfsmittel ein hoher Wettbewerb. Nach Warren Buffet gibt es hier kein Alleinstellungsmerkmal. Im Prinzip wird die Dividende auf Pump bezahlt und ist nicht sicher.

  9. Manche Aktien sollte man überhaupt nicht kaufen, wenn die Vergangenheit des Unternehmens sich nicht mit den eigenen Zukunftsperpektiven deckt. Paul Hartmann gehört wohl auch dazu. Was hat sich bei Paul Hartmann bezügl. Kurs, EPS und Dividende geändert? Eigentlich nichts. Man hatte in der Vergangenheit schwankende Gewinne, eine relativ geringe Ausschüttungsqute welche seit 2009 kaum über 40% ging und man hatte dadurch eine relativ stabile Dividende. Hat sich da jetzt etwas geändert? Nein.
    Ja der Kurs schwankt um diese Parameter herum. Mal eilt er voraus, mal hinkt er hinterher. Wir sind halt 2009 aus einer extrem niedrigen Bewertung gestartet. Der Kurs war im Tief am 06.04.2009 bei EUR 110,-. Im Jahr 2009 erziele man ein EPS von 15,48, das war dann ein KGV von 7 und bei einer Dividendenausschüttung von EUR 4,90 eine Dividendenrendite von 4,45%.

    Dann ging es aufwärts bis 2016 auf EUR 459,85. Das waren so 320% Kursplus. Das EPS war EUR 23,91. Das hatte sich also nicht einmal verdoppelt im Gegensatz zum Kurs seit 2009. Dividende gab es EUR 7,- Das KGV war somit bei 19 und die Dividendenrendite bei 1,522%.

    Und jetzt wundert man sich, dass es nicht weiter bergauf ging und das Management würde schlecht kommunizieren. Grundsätzlich wäre das möglich gewesen, dass der Kurs weiter steigt. Entweder noch mehr Übertreibung, ja oder ein Übernahmeangebot, oder dauerhafte exorbitante Gewinnsteigerungen. Da kann das Mangement auch noch so schlecht kommunizieren wie es möchte, wenn der Gewinn jedes Jahr um 50% steigt, dann steigt auch irgendwann die Aktie. Aber all das ist ausgeblieben und das Unternehmen Paul Hartmann hat da weitergemacht, was es die letzten 36 Jahre gemacht hat (weiter reichen meine Daten nicht zurück). Es hat eine langsame aber zufriedene Geschäftsentwicklung und dümpelt so langsam vor sich hin. Ich rechne auch in der Zukunft nicht mit exorbitanten Gewinnsteigerungen. Das Unternehmen wird weiterhin stabil auf Kurs bleiben, mehr aber vermutlich nicht. Was der Kurs macht, das weiss natürlich niemand, der kann steigen oder fallen, aber letztendlich wird er sich immer wieder der tatsächliche Geschäftsentwicklung anpassen.

    Hinterher etwas zu analysieren ist natürlich einfach und hinterher sind wir alle schlauer. Aber deshalb schaue ich mir immer Langfristcharts an und dann dazu die Geschätsentwicklung. Und wenn es in der Vergangenheit Bleienten waren, warum soll das jetzt plötzlich vorbei sein. Selbstverständlich dann, wenn auch der Kurs der Bleiente, bei einem langsam wachsenden Unternehmen weit zurück hängt, dann wird auch die Bleiente mal beschleunigen. Aber das endet meistens in Übertreibung und findet irgendwann einmal sein Ende und für manche, welche zu spät eingestiegen sind, mit Verlusten.

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